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Musik im Tuileriengarten

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Musik im Tuileriengarten ist ein Gemälde des französischen Malers Édouard Manet. Das 1,18 x 0,76 Meter große Bild entstand 1862. Seit 1917 hängt es in der National Galery in London.

Hintergrund

„Diese Kunst ist nicht gesund.“

So lautete die Kritik anlässlich der Ausstellung des Bildes 1862 in der Galerie Martinet am Boulevard des Italiens. Das Publikum war mit dieser neuen und sehr unkonventionellen Maltechnik völlig überfordert. Der Schriftsteller Emile Zola erinnerte sich sogar an einen Besucher, der mit Gewalt gedroht hatte, sollte dieser Schandfleck nicht aus der Ausstellung verschwinden. Zola schreibt weiter:

„Stellen Sie sich unter den Bäumen der Tuilerien eine Menge vor, hundert Menschen vielleicht, die sich in der Sonne bewegen. Jede Person ist ein einfacher, kaum bestimmter Klecks, in dem die Details zu Strichen oder schwarzen Punkten werden.“

Zola empfiehlt dem Betrachter sich auf eine „respektvolle Distanz“ zum Bild zu begeben, dann werde er auch etwas erkennen können. Dem Publikum war aber an weder an respektvoller Distanz noch an Respekt überhaupt gelegen. Das Gemälde blieb 20 Jahre lang unverkäuflich.

Das Gemälde

Musik im Tuileriengarten

Zolas Tipp ist goldrichtig: Erst auf eine bestimmte Entfernung eröffnen sich die Details des Bildes. Es ist eine Szene aus dem berühmten Tuileriengarten in Paris, Manet hatte dort viele Sommernachmittage verbracht und unter den neugierigen Blicken der Spaziergänger an der Staffelei gesessen. Dieses Gemälde vollendete er allerdings in seinem Atelier. Die Stühle im Vordergrund des Bildes sind authentisch, im Sommer 1862 wurden nämlich alle Holzstühle des Gartens durch eben solche Eisenstühle ausgewechselt. Außerdem hat Manet in dem Bild einige bekannte Gesichter versteckt: Freunde, Bekannte, Kritiker und Meinungsmacher. Augenfällig ist der Mann in der Bildmitte mit der weißen Hose, der sich nach links wendet: Es ist Manets Bruder Eugène. Direkt hinter ihm vor dem Baum befindet sich eine Abbildung des Komponisten Jacques Offenbach, sie wirkt wie eine Karikatur. Sich selbst hat Manet im linken Bildteil neben seinem früheren Ateliergenossen, dem Maler Albert de Balleroy portraitiert. Wendet man den Blick von den zwei Malern etwas nach rechts, sind weitere Gesichter zu erkennen: Die sitzende Person ist der Journalist Zacharie Astruc, hinter ihm stehend der Mann mit dem Schneuzer sein Kollege Aurélien Scholl. Bei dem etwas weiter rechts stehenden Mann, der den Betrachter anzuschauen scheint, handelt es sich um den Maler Henri Fantin-Latour. Weitaus undeutlicher, aber von Kennern identifiziert, ist die Personengruppe, die sich direkt über den gelb gewandeten Damen befindet: Es soll sich um den Museumsbeamten Baron Tylor, Théophile Gauthier und Charles Baudelaire handeln.

Literatur

Rose-Marie und Rainer Hagen: „Meisterwerke im Detail“, Taschen Verlag Köln 2003