Geschichte der Färöer
Die Geschichte der Färöer ist ein Teil der Geschichte Skandinaviens. Oft weist sie Parallelen zur Geschichte Islands auf.
Sie beginnt um 625 mit der Entdeckung der Inselgruppe durch irische Mönche. Nach 800 findet die Landnahme durch Wikinger statt, deren Nachfahren zum Teil die heutige Bevölkerung der Färöer bilden. Um 1000 wurden die Färöer christianisiert und danach Teil von Norwegen. Mit der dänisch-norwegischen Personalunion wurden die Färöer faktisch ein Teil Dänemarks. Nach der Reformation 1536 verewigte sich die Vorherrschaft der dänischen Sprache. 1814 wurde Norwegen von Dänemark abgetrennt, die Färöer verblieben bei Dänemark. Das dänische Handelsmonopol wurde 1856 aufgehoben. Um diese Zeit entstand die neufäröische Schriftsprache. In der Folge entwickelten sich die Färöer von einer mittelalterlichen Agrargesellschaft zu einer modernen Fischereination, die seit 1948 weitgehende Autonomie besitzt.
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Irische Mönche
Zuerst wurden die Färöer um 625 von irischen Mönchen entdeckt und vom Ort Sumba ausgehend besiedelt. Archäologische Zeugnisse gibt es auch in der unmittelbaren Umgebung bei Akraberg, Víkarbyrgi und etwas weiter nördlich in Porkeri.
Unter anderem konnte anhand botanischer Untersuchungen nachgewiesen werden, dass der Hafer seit dieser Zeit dort kultiviert wird. Hierbei muss es sich aber um vergleichsweise kleine Einsiedler-Gruppen gehandelt haben. Ganz wenige Sprachzeugnisse auf den Färöern erinnern noch an diese Zeit.
Wikinger-Landnahme
Siehe Hauptartikel: Wikingerzeit auf den Färöern

Die Haupteinwanderung trat im 9. Jahrhundert durch die Wikinger ein, die von Norwegen aus gen Westen zogen. Gemäß der Färingersaga hieß der erste Siedler Grímur Kamban. Er soll in Funningur gewohnt haben. Seine Ankunft wird auf den Zeitraum um 825 geschätzt.
Etwa 885-890 fand die zweite Landnahmewelle statt, als viele Menschen aus Norwegen vor Harald Schönhaars Herrschsucht flohen, wie die Färingersaga berichtet. Es kamen aber auch Einwanderer aus Irland und Schottland, zumeist Wikinger, aber auch mit keltischen Frauen und Sklaven.
Es wird davon ausgegangen, dass sich das Althing auf Tinganes bereits um 900 etablierte. Es entstand dort die Hauptstadt Tórshavn. Sicher belegt ist es aber erst seit ca. 970. Zu dieser Zeit waren die Färöer eine Art Republik.
Christianisierung und norwegische Herrschaft
- Siehe Hauptartikel: Wikingerzeit auf den Färöern
- Siehe Hauptartikel: Christianisierung der Färöer
- Siehe Hauptartikel: Schafsbrief
Nachdem sich der norwegische König Olav Tryggvason 994 beim englischen König Aethelred taufen ließ und im Jahr darauf Norwegen missionierte, lud er den angesehenen färöischen Häuptling Sigmundur Brestisson zu sich ein, der dann bekehrt, 999 auf den Färöern für die Annahme des Christentums durch das färöische Althing, das heutige Løgting, sorgte. Der Widerstand der einheimischen Wikinger unter dem Häuptling Tróndur í Gøtu führt 1005 zur Ermordung von Sigmundur Brestisson. Sein Grabstein auf Skúvoy gehört zu den wichtigsten Denkmälern des Archipels. Der Nachfolger Olavs, Olav II. Haraldsson von Norwegen, konnte das Christentum in Norwegen und auch auf den Färöern und in Island endgültig durchsetzen. Dafür wird er von den Insulanern heute noch an seinem Todestag, der Ólavsøka, verehrt.
Ab 1035 gehörte der Archipel politisch zu Norwegen, konnte sich aber durch die Entfernung zur Zentralmacht ein hohes Maß an Eigenständigkeit erhalten. In der Folge etablierten sich die katholischen Bischöfe in Kirkjubøur, dem Sitz des Bistums Färöer, das um 1100 eingerichtet wurde. Der um 1300 angefangene Magnusdom blieb unvollendet. Es war die Zeit von Bischof Erlendur, dem berühmtesten Geistlichen der Färöer in der katholischen Ära.
1294 verbot Erik II. Magnusson der Hanse den Handel mit den Färöern, der ausschließlich über norwegische Kaufleute in Bergen abgewickelt werden sollte. 1298 erhielten die Färöer durch den Schafsbrief des norwegischen Königs ihr Grundgesetz, das in Teilen bis heute gültig ist. 1302 wurde das Handelsverbot für die Hanse erneuert, das erst 1361 aufgehoben wurde.
Der Schwarze Tod suchte die Färöer 1349/50 heim und führte zu einem Bevölkerungsverlust von über 30 %. Zum ersten Mal seit der Landnahme kam es so zu einer erneuten Einwanderungswelle.
Kalmarer Union
- Siehe auch: Kalmarer Union
1380 gelangten die Färöer im Zuge der Personalunion Dänemarks mit Norwegen unter die dänisch-norwegische Krone. Sie werden aber weiterhin als ein Teil Norwegens betrachtet, mit dem Løgting als eigener gesetzgebender Versammlung, das seit ca. 1400 diesen Namen trägt. Königin Margarethe I. schaffte es, ganz Skandinavien in ihrem Großreich zu einen.
1437 bekam der norwegische Bauernführer Amund Sigurdson Bolt die Färöer als Lehen. 1448 kam in Dänemark mit Christian I. das Haus Oldenburg an die Macht. Der Färö-Handel ging in der Folge von Bergen nach Hamburg und Bremen über. 1469 verpfändete Christian I. die Shetlandinseln und Orkneys als Mitgift an das verbündete Schottland. Die Färöer verblieben jedoch bei der dänischen Krone.
1490 erhielten die Kaufläute aus Holland die gleichen Privilegien im Färö-Handel wie die Hanse. Ab 1500 waren die Färöer immer wieder Piratenüberfällen aus Großbritannien, Irland und Frankreich ausgesetzt, sogar auch aus dem Osmanischen Reich. Militärisch konnten sich die Inseln nur schlecht verteidigen, lediglich mit der Festung Skansin in Tórshavn gab es ab 1580 einen gewissen Schutz.
Um 1520 setzte Christian II. den Hamburger Kaufmann Joachim Wullenwever als seinen Voigt auf den Färöern ein. Nachdem Christian II. aus Dänemark fliehen musste, bot er 1524 Heinrich VIII. von England die Färöer zum Tausch gegen einen dringend bnötigten Kredit an. Jener lehnte allerdings ab. Ansonsten wären die Färöer heute wahrscheinlich ein Teil Großbritanniens und die färöische Sprache ausgestorben, wie es mit dem Norn auf den Shetlandinseln und Orkneys passierte.
Reformation und Monopolhandel
- Siehe Hauptartikel: Reformation auf den Färöern
- Siehe Hauptartikel: Monopolhandel über die Färöer
1529 gab der dänische König Frederik I. die Färöer den Hamburgern Joachim Wullenwever und Thomas Koppen zum Lehen. Dies wird als Anfang des Handelsmonopols über die Färöer betrachtet. 1532 wurde mit Amund Olavsson der letzte katholische Bischof der Färöer geweiht.
1536 versuchte König Christian III. die Färöer für 100.000 Pfund an England zu verkaufen. Wieder lehnte Heinrich VIII. ab. Im selben Jahr führte Christian III. die Reformation in Dänemark durch. Der norwegische Reichsrat wurde ersatzlos abgeschafft, Norwegen kam damit direkt als Provinz zu Dänemark, und damit faktisch auch die Färöer.
1537 erreichte die Reformation Nidaros und 1538 schließlich die Färöer. Dadurch wurde die Vorherrschaft der dänischen Sprache verewigt, das nun Kirchensprache war. Der Grundbesitz der katholischen Kirche ging in die Hände der Krone über, und das Bistum Färöer wurde abgeschafft. Aus dem Bischofssitz von Kirkjubøur wurde so der berühmte Königsbauernhof der seitdem das größte Gut auf den Färöern ist und bis heute von der Familie Patursson bewirtschaftet wird.
1556 wurde der Färö-Handel direkt von der dänischen Krone übernommen, der sich vor Ort durch seinen Voigt vertreten ließ. Ab 1566 wurden die Färöer auf Weisung von König Frederik II. nicht mehr von Bergen, sondern von Kopenhagen aus verwaltet.
1590 wurden die Shetlandinseln und Orkneys endgültig von Dänemark an Schottland abgetreten.
1637 wurde der Schafsbrief von 1298 ins Dänische übersetzt und von König Christian IV. alle Passagen gestrichen, die nichts mit der Schafhaltung zu tun hatten. Seine umfangreiche dänische Gesetzessammlung trat 1643 auf den Färöern zusätzlich in Kraft. Ab 1655 wurde der Løgmaður nicht mehr vom Løgting gewählt, sondern vom König ernannt.
Im selben Jahr bekam der Kaufmann Christoffer von Gabel vom König (der ihm Geld schuldete) das Recht über den Färö-Handel. Ab 1662 hielt von Gabel dann das Handelsmonopol inne, das sein Sohn Friedrich von Gabel 1670 übernahm. Diese „Gabelzeit“ dauerte bis 1709. Danach war der Monopolhandel wieder in der Hand des dänischen Königs bis 1856. Die Gabelzeit wird als eine der verheerendsten Perioden in der Geschichte der Färöer angesehen. Korrupte Gefolgsleute der Gabels unterdrückten und betrogen die Färinger. Ein nationales Trauma entstand.
Bereits 1687 trat auf den Färöern das neue Norske Lov (Norwegisches Gesetz) in Kraft, das auf dem absolutistischen dänischen Grundgesetz von 1665 (Kongeloven - Königsgesetz) basierte. Von 1720 bis 1776 wurden die Färöer als Teil der dänischen Kolonie Island von Reykjavík aus verwaltet. Gleichzeitig wurde das Amt des Gouverneurs der Färöer (amtmaður) eingeführt. Von 1776 bis 1816 wurden die Färöer dann wieder als Teil von Seeland von Kopenhagen aus verwaltet.
Bereits 1814 nach dem Frieden von Kiel, in dessen Folge die dänisch-norwegische Personalunion aufgelöst wurde und Norwegen einer Personalunion mit Schweden beitreten musste, blieben die Färöer zusammen mit Island und Grönland bei Dänemark. 1816 wurde das Løgting aufgelöst und der Løgmaður abgeschafft. Der Amtmaður trat an seine Stelle und residierte von nun an in Tórshavn. Die Färöer waren somit bis 1948 ein eigenes dänisches Amt. Dieser Status galt offiziell am 1821 als Emilius Løbner endgültig zum Verwaltungschef der Inseln avancierte. Zu dieser Verwaltung gehörten die Ämter des Probstes, Richters, Steuereintreibers und bis 1856 auch des Chefs des Monopolhandels. Diese Leute waren nur mehr meist Dänen, während vorher viele dieser und vergleichbarer Posten von Färingern bekleidet wurden.
Nationale Erweckung
Ab 1846 entstand durch das Wirken des Sprachforschers V. U. Hammershaimb die neufäröische Schriftsprache auf etymologischer Grundlage. Bis dahin wurde das Färöische mündlich in den eigenen Balladen überliefert. Hammershaimb und seine Nachfolger begründeten die färöische Literatur und erschlossen alte Sprachdenkmäler.
Nachdem sich bereits Anfang des 19. Jahrhunderts der Nationalheld Nólsoyar Páll aufgelehnt hatte, wurde 1856 das königlich dänische Handelsmonopol über die Färöer aufgehoben. Auf dem Weihnachtstreffen der Färöer 1888 konstituierte sich die Nationalbewegung im Kampf um die eigene Sprache und nationale Unbahängigkeit. 1896 wurde mit dem Dampfschiff Smiril der erste Linienverkehr zwischen den färöischen Inseln eingerichtet, aber die relative Isolierung nach außen hielt bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts an. 1918 entstand die erste Straße auf den Färöern, die zwei Orte miteinander verband: Skopun und Sandur auf Sandoy.
Zweiter Weltkrieg und Autonomie
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Färöer aus taktischen Gründen am 12. April 1940 von Großbritannien besetzt, um Deutschland zuvor zu kommen. Die Briten bauten nicht nur den Flughafen Vágar, sondern sie weiteten die Selbstverwaltung des Løgtings aus, so dass die Färinger 1946 eine Volksabstimmung über ihre volle Souveränität durchführten, und sich auch bei einer Wahlbeteiligung von 66,4% mit knapper Mehrheit (48,7% zu 47,2%) dafür aussprachen. Dänemark verweigerte das, trat aber in Verhandlungen, so dass die Inseln mit dem Autonomiegesetz von 1948 weitgehende Selbstständigkeit genießen.
Als Dänemark 1972 der Europäischen Gemeinschaft beitrat, verweigerten die Färöer diesen Schritt. Dieser Status gilt bis heute.