Pionierpanzer
Pionierpanzer sind gepanzerte Kettenfahrzeuge der Pioniere. Sie dienen dazu, der kämpfenden Truppe den Weg zu ebnen, Hindernisse zu überwinden, zu beseitigen oder zu räumen. Des weiteren zählt zu ihren Aufgaben das Anlegen von Deckungen, sowie Berge- und Kranarbeiten. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, sind sie mit den erforderlichen Spezialgeräten ausgestattet.
Da die Armeen der verschiedenen Länder teilweise völlig unterschiedliche Anforderungen an das Gerät stellen, bestehen innerhalb der nur kleinen Kategorie der Pionierpanzer gravierende Unterschiede. Bei allen gleich ist nur die Komponente „Erdbewegung“.
Y - 166 815 (1975)

Bundeswehr
Räumpanzer
Bei der im Aufbau begriffenen Bundeswehr wurden die Panzerpionierkompanien zunächst mit einem Fahrzeug aus US Army Beständen ausgerüstet. Es handelte sich hierbei um den „Räumpanzer“, ein Kampfpanzer M 48 A2, der frontseitig mit einem Räumschild ausgestattet war und das vom Fahrer bedient werden musste. Es konnten nur grobe Arbeiten ausgeführt werden.
Pionierpanzer 1
Ende der sechziger - Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Ersatzbeschaffung durch den Pionierpanzer 1 eingeleitet.
Dieses Fahrzeug basierte auf dem Bergepanzer 2 der „Leopard 1-Familie“ mit dem gleichen Fahrgestell und den gleichen Antriebsaggregaten.
- 10 Zylinder Daimler-Benz bzw. MTU Vielstoffmotor mit 830 PS, ZF Getriebe mit den Schaltstufen 4x Vorwärts Straße (manuell) und 4x Vorwärts Gelände (Automatik)
Nach der ersten Umrüstphase im Zuge der Hauptinstandsetzungen fiel die manuelle Schaltung weg und wurde durch eine (von Hand übersteuerbare) 4 Stufen Vollautomatik ersetzt. - Die pioniertechnische Ausrüstung bestand aus:
- Hydraulischer Räumschild mit anbaubaren Verbreiterungen bis 3,75 m (Im Gegensatz zum Räumpanzer konnte ein geübter Fahrer hier bereits sehr gute Planierungen durchführen.), Räumleistung max. 200 m³/h
- Verstärkte Räumschildzylinder (Nicht baugleich mit den Zylindern des Bergepanzers, dessen Schild nicht zum räumen, sondern nur als Stütze bei Kranarbeit und als Sporn beim Einsatz der Winde gedacht war. )
- Kran (20 to Tragfähigkeit) mit Leiter
- Bergewinde max 35 to Zugleistung (Baugleich mit Bergepanzer 2). Die Zugleistung konnte mittels Umlenkrolle auf 70 to erhöht werden.
- Hydrailischer Erdbohrer (70 cm Durchmesser) zum Anfertigen von z.B. Schützenlöchern (hat sich nicht bewährt.)
- Elektrisches Schweißgerät
- Sprengmittel
- Die Bedienelemente von Kran, Erdbohrer und Räumschaufel waren hier noch manuell. (Direkt eingesteuerte Ventile)
Der Pionierpanzer 1 gehörte zur Geräteausstattung der Panzerpionierkompanien und Panzerpionierbataillone.
Nachfolgemodelle
Ende der siebziger Jahre begann man mit der Entwicklung eines verbesserten Nachfolgers. Von der „Gepanzerten Pioniermaschine“ (GPM) wurden zwei Prototypen auf Fahrgestell der „Leopard 1-Familie“ hergestellt.
- GPM 1 MAK (Maschinenbau Kiel)
- Rahmenarm-Knickbagger auf einem Drehturm (ähnlich einem Kampfpanzerturm), Schwenkbereich 360°
- Anordnung Kommandant und Baggerführer im Turm wie beim Kampfpanzer Kommandant und Ladeschütze
- teilbarer Räumschild mit Schnittwinkelverstellung
- Bergewinde für 35 to
- Gewicht 55 to max
- Aus Gewichtsgründen wurde die Motorabdeckplatte aus Aluminium gefertigt.
- Da die Baggerschaufel seitlich bis unter die Kette greifen konnte, war es theoretisch möglich das Fahrzeug in Eigenleistung umzuwerfen!
- GPM 2 EWK (Eisenwerke Kaiserslautern)
- 2 Teleskoparm Bagger mit Drehschemeln links und rechts vorn, Baggerarme nach hinten abgelegt, Schwenkbereich je 195°.
- Dazwischenliegender Besatzungsraum (vorn Fahrer, dahinter Bediener, dahinter Kommandant), Bedienung des rechten Baggers durch den Fahrer, des linken Baggers durch den Bediener, der auch den Fahrer übersteuern konnte.
- Räumschild mit Schnittwinkelverstellung.
- Bergewinde für 35 to.
- Gewicht 57 to max
- Die Bedienung der Aggregate erfolgte hier bereits über indirekt, manuell/hydraulische gesteuerte Ventile. (sog. vorgesteuerte Ventile.)
- Rückwärtsfahrend konnten (mit Hilfe der Teleskopbaggerarme) Steigungen von 85 % überwunden werden!
- Da die Fahrzeuge viel zu schwer, dadurch hoffnungslos untermotorisiert und auch die Hydraulikanlage zu kompliziert war, sowie wegen der ausufernden Kosten, wurde das Vorhaben eingestellt.
Man entschied sich dann für den Pionierpanzer Dachs als Nachfolger, der keine Neuentwicklung, sondern eine Verbesserung des bisherigen Konzepts ist.
siehe auch: Gepanzerte Pioniermaschine
Siehe auch: Kodiak (Panzer)
Andere Armeen
Während der aktiven Zeit des Pionierpanzer 1 verfügten die anderen NATO-Armeen über die folgenden Pionierpanzer:


- EBG (Engin Blindé du Génie) auf Basis des Kampfpanzers AMX 30B2
- Länge: 8,29 Meter
- Breite: 3,35 Meter
- Gewicht: 31000 kg
- Kraftstoffvorrat: 990 Liter für ca 500 km Straßenfahrt oder 16–18 Stunden Arbeitseinsatz
- Besatzung: 3 Mann
- Steigfähigkeit: 60%
- mögliche Querneigung: bis 30%
- Bodenfreiheit: 45 Zentimeter
- Räumleistung: ca. 200 m³/h
- Räumschild und 15 to knickbarer Teleskop-Kranarm mit Krallengreifer (Stammgreifer)
- Erdbohrgerät
- Seilwinde: 35 to Zugfähigkeit - 80 Meter Seillänge
- Minenwerfer für Antipanzerminen (Mine antichar dispersable - AC DIS Mle F1)
- 20 Minen an Bord (Wurfweite bis 260 Meter)
- Mörser für 10 kg Explosivladungen (Canon de demolition 10 kg d'explosif)
- 5 Ladungen an Bord (Wurfweite 30–550 Meter)
- Maschinengewehr 7,62 mm
- Hilfsmotor für Hydraulikanlage
- 2007 noch im Dienst

- M 728 CEV (Combat Engineer Vehicle)
- Turm und Wanne vom Kampfpanzer M 60 mit am Turm befestigtem „A“ Kranbaum von 15 to Tragfähigkeit.
- Hydr. Räumschild an der Frontseite.
- Länge: 8,64 m
- Breite: 3,60 m
- Höhe: 3,26 m
- Gewicht: 54 to
- Geschwindigkeit Straße max: 48 km/h
- Bewaffnung: 1 Petard 165 mm (Mörser) für 30 kg Ladungen - Schußweite 1000 m
- 1 Maschinengewehr 12,7 mm Browning M2 in Kommandantenkuppel
- 1 Maschinengewehr M60 koaxial
- Entwicklung und Produktion: 1960 erster Prototyp als T 118 mit der Wanne des T 95 Prottyp Kampfpanzers
- Truppenversuch: 1966
- Eingeführt: 1967
- Bei der US Army nicht mehr im Dienst.
- M 9 AEV (Armored Engineer Vehicle) (Auch als „Armored Combat Earthmover“ bezeichnet)
- Nur eine gepanzerte Planierraupe mit einer Ladefläche hinter dem Räumschild. (Eine Art gepanzerter Schubkarre)
- Länge: 6,25 m
- Breite: 3,10 m
- Höhe: 2,70 m
- Gewicht: 15 to
- Motorleistung: 195 PS (Diesel)
- 1963 forderte die US Army ein neues Fahrzeug als Universal Engineer Tractor. Entwicklungen durch International Harvester als UET und Caterpillar als UETA. Nach Truppenversuchen wurde die Maschine von International Harvester ausgewählt. Sie sollte ein Konglomerat von vorhandenen Mehrzweck-Pioniermaschinen ersetzen. Erschwert wurde die Entwicklung durch mehrfache Änderung der ursprünglich geforderten Spezifikationen.
- Eingeführt: 1977
- Besatzung: 1
- Bewaffnung: keine
- 2007 noch im Dienst
- FV 180 CET (Combat Engineer Tractor)

Dieses Fahrzeug fällt wahrlich aus dem Rahmen. Schwimmfähig (mit Hilfe von aufblasbaren Gummiwülsten) hat das Gerät das Räumschild (das Schild einer Laderaupe) am Heck. Zwei Mann Besatzung sitzen im Turm in Tandemanordnung auf drehbaren Sitzen hintereinander und fungieren als Vorwärts- (normale Fahrt) und als Rückwärtsfahrer (arbeiten mit dem Schild).
Als Besonderheit muss noch der riesige Anker aus Profilblech erwähnt werden. Er befindet sich auf dem Deck des Panzers und kann mittels Raketenantrieb abgeschossen werden. Gedacht war das Ganze, um nach dem Schwimmvorgang bei Flussüberquerungen das Anlanden zu erleichtern. An dem Anker wird das Zugwindenseil befestigt und so die Überwindung einer Böschung unterstützt. Die britischen Pioniere selbst sind nicht sehr begeistert, der Anker fliegt hin wo er will, sogar der Hersteller hatte eine Abweichung 45° nach jeder Seite angegeben.
- Länge: 5,30 m (mit Schwimmhüllen 7,50 m)
- Breite: 2,90 m
- Höhe: 2,67 m
- Gewicht: 17,2 to
- Geschwindigkeit Straße max: 56 km/h
- Geschwindigkeit beim Schwimmen max: 8 km/h
- Motor: Rolls Royce C6TCR
- Motorleistung: 320 PS
- Kraftstofftank: 430 Liter
- Bewaffnung: 1 Maschinengewehr 7,62 mm
- Produktion: ab 1979
- Zugeteilt den gepanzerten Schwadronen der Royal Engineers
- 2007 noch im Dienst – soll ab 2008 durch den Pionierpanzer „TERRIER“ ersetzt werden.
Verweise
Weblinks
- http://www.army.mod.uk/royalengineers (Englisch)
- http://www.genie-militaire.com (Französisch)
- http://www.defense.gouv.fr. (Französisch)
- http://www.fas.org/man/dod-101/sys/land/index.html (Englisch - für US Army)
- http://www.panzerbaer.de/types/bw_pipz_1_standard-a.htm
Literatur
- F.M. von Senger und Etterlin, Tanks of the World 1983 Arms and Armor Press London 1983 ISBN 0-85368-585-1
- BmVg 1960, Technische Dienstvorschrift Räumpanzer M 48 Teil 22
- BmVg 1974, Vorl. Technische Dienstvorschrift Gepanzerte Pioniermaschine. GPM 1 und GPM 2, Teil 22.