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Max Witte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Max Witte,

Pastor in Braunschweig

geb. 5.Juli 1909 in Kötermoor (Oldenburg) als Sohn eines (dann 1915 im Krieg gefallenen Lehrers. Nach dem Schulbesuch am Gymnasium in Oldenburg Abitur 1928. Nach drei Semestern Germanistikstudiums in Tübingen veranlaßte ihn die Bemerkung eines Professors: Wer die deutsche Sprache recht kennen lernen wolle, müsse die Lutherbibel lesen, kaufte er sich eine - und kam nicht wieder von ihr los, sodaß er sich zum Theologiestudium entschloß, das er in Berlin fortsetzte. Aus der NSDAP und der SA, die ihn anfänglich begeistert hatten, trat er schon 1931 tief enttäuscht wieder aus.

Als er nach seinem ersten Examen geheiratet hatte, fand er in der braunschweigischen Landeskirche Aufnahme und wirkte als Vikar in Leinde (bei Wolfenbüttel). Mit jugendfrischer Begeisterung und der anpackenden Art seiner Verkündigung fand er schnell das Vertrauen und die Liebe der Gemeinde, jedoch machte ein Konflikt mit der NS-Frauenschaftsleiterin seinem Wirken ein schnelles Ende. Er wurde nach Wahle (bei Braunschweig) versetzt. Nach dem zweiten theologischen Examen wurd er am 6. 7. 1935 zum geistlichen Amt ordiniert, d. h.. "geweiht und gesegnet; geordnet und gesendet", wie es damals noch in der braunschweigischen Agende hieß.

Er fand unter dem Einfluß treuer Freunde die volle Erkenntnis des evang.-luth. Glaubens an die Gnade GOTTes in JEsu Christo, an die Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift und die Schriftgemäßheit der lutherischen Bekenntnisschriften. Die Lektüre der Schriften Wilhelm Löhes öffneten ihm die Augen für die Herrlichkeit der evang.-luth. Kirche, ihrer Gnadenmittel und ihrer Gottesdienstordnungen. Ihr als der rechten heiligen katholischen und apostolischen Kirche zu dienen und in ihr lebendige, aus GOTTes Wort und Sakrament lebende Gemeinde zu schaffen, wurde nun sein Ziel. Dies führte ihn in die Gemeinschaft des Pfarrernotbundes, der damals unter der Führung von Propst von Schwartz und Pastor Lachmund-Blankenburg den Kampf gegen die Irrlehren der Deutschen Christen führte.

Die große Probe seines lutherischen Glaubens war für ihn der Soldatendienst im 2. Weltkrieg und in den folgenden Gefangenschaftsjahren bis 1947. Er war ohne Begeisterung Soldat, tat aber seinen Dienst mit der Pflichterfüllung, die ihm Gewissenssache war. Auch als Soldat und Kamerad blieb er Pastor und Zeuge JEsu Christi. Als Soldat in Griechenland eingesetzt, hat ihm die Liturgie der orthodoxen Kirche mancherlei Anregungen gegeben. Während der Kriegsgefangenschaft in Frankreich wirkte er als evangelischer Lagerpfarrer und brachte seinen Kameraden das Wort GOTTes und das Altarsakrament eindrücklich nahe. Schon während des Krieges wurde er zum Pfarrer der Kirchengemeinde St. Ulrici an der Brüdernkirche in Braunschweig gewählt, konnte dieses Amt erst im Herbst 1947 antreten. Er fand die Brüdernkirche und ihr Pfarrhaus in Trümmern vor - nur die kleine Sakristei war noch brauchbar. Für ihn war es ein Ruf zur Aufnahme seiner eigentlichen Lebensarbeit. In einer Zeit, in der es kaum möglich war, für die zerstörte, hungernde Großstadt Pfarrer zu finden, weil man auf dem Lande günstigere Lebensbedingungen fand, begann er eine segensreiche Arbeit in der vom Bombenhagel stark reduzierten Gemeinde (Sie hatte ursprünglich zwei Pfarrer gehabt.) Er hielt Gottesdienste und Bibelstunden in der kleinen Kapelle, dem einzigen noch gottesdienstlich nutzbaren Raum des ehemaligen Brüdernklosters.

Schnell sammelte sich mitten in den Trümmern eine Gemeinde, der das Evangelium mit klarer und kräftig in anpackender Sprache anzusprechen wußte. Mit besonderem Eifer pries er das Hl. Abendmahl als eine notwendige Speise für alle Gotteskinder und bezeugte die Realpräsenz des wahren Leibes und Blutes JEsu Christi in Brot und Wein auf dem Altar kraft der Stiftungsworte und wies alle schwärmerische Irrlehre mit großer Klarheit zurück. Nachdem er am Gründonnerstag 1948 zum ersten Mahl Feier das hl. Mahles halten konnte, setzte ein großer Zudrang zum Hl. Abendmahl ein, sodaß er nicht nur jeden Sonntag, sondern noch mehrere Male in der Woche und am Sonntag zweimal die Heilige Messe nach der lutherischen Agende halten konnte. In Anlehnung an Löhes liturgische Arbeit und im Zusammenhang mit der damals von der lutherischen liturgischen Konferenz erarbeiteten Ordnung für die evangelische Messe - den vollen Gottesdienst mit Feier des Hl. Abendmahles - hielt die Gemeinde nun ihre Messen mit einem Psalm als Introitus, mit dem von der Gemeinde gesungenen oder gesprochenen Nicaenum als Credo und dem nunc dimittis in der Postcommunio. Ganz von selbst ergaben sich in der Haltung der Gemeinde manche fast vergessene altkirchliche Formen: das Knien beim Sündenbekenntnis, bei der Konsekration und beim Empfang des Sakraments, das Sichbekreuzigen und das Zusammenlegen der Hände beim Gebet. Doch wurde aus solchen Formen niemals ein Gesetz gemacht - nur daß man die Ehrfurcht vor GOTTes Heiligtum spürt, wie dies auch am liebevoll geschmückten Altar zum Ausdruck kam. Für den Altardienst wurde über dem üblichen Talar die Alba und eine Stola in Gebrauch genommen. Schließlich wurde als Mahnung zur Wachsamkeit im Glauben eine "ewige Lampe“ am Altar aufgehängt, in der Hochmesse am Sonntag vor dem Beginn der Abendmahlsliturgie geräuchert und in der Vorbereitungsandacht des Aschermittwochs den Büßenden Asche aufs Haupt gestäubt als Zeichen der Vergänglichkeit.

Diese auffallende Gestaltung des gottesdienstlichen Lebens, die den braunschweiger Kirchenchristen unbekannt war, erregte großen Unwillen. Das Bild einer Gemeinde, die täglich sich zur Andacht, zum Gebet, zum Psalmensingen und zum häufigen Sakramentsempfang in ihrem Gotteshause einfindet, die mit Begeisterung die Lieder der Reformationszeit singt und zur Einzelbeichte kommt, blieb doch für die meisten ungewohnt und unverständlich.

Neben diesem reichen Gottesienstleben wurde jedoch auch nicht missionarische Aufgabe vergessen sei, so z.B. 1949 mit einer Maimission, in der 4 Wochen lang fast jeden Abend Vorträge evangelistischen Charakters gehalten und Menschen für Christus geworben wurden. Außerdem ging Pastor Witte immer wieder mit einem Kreis seiner Gemeinde auf die belebten Geschäftsstraßen seines Gemeindebezirks, um dort die Menschen mit Straßenpredigten zu Christus einzuladen.

In dieser rastlosen Arbeit verzehrt er sich derart, daß er 1950 schwer erkrankte und fast ein Jahr lang der Gemeindearbeit völlig entzogen war. In dieser Zeit führte ein Kreis treuer Freunde seine Arbeit weiter. Der Besuch des Hl. Abendmahls steigerte sie in diesem Jahre sogar um 16 %. Er selbst fing auf dem Krankenbett seinen "Brüdern-Rundbrief" an, um der Gemeinde noch zu dienen. Neben geistlichen Betrachtungen bot er darin Stellungnahmen zu den Zeitereignissen auf kirchlichem Gebiet Die Synode der Braunschweigischen Ev.-Iuth. Landeskirche hielt manche der an Brüdern eingeführten liturgischen Formen für so gefährlich, daß sie 1954 ein „Gesetz über kultische Gebräuche" erließ. Pastor Witte und seine Gemeinde empfanden das Verbot als einen schweren Schlag gegen die Liebe und gegen das Bekenntnis.

Mitten aus dieser Arbeit hat GOTT der HErr ihn abgerufen. Im Gottesdienst des Pfingstfestes traf ihn der volle Ausbruch einer Thrombose. Nach mehrwöchentlichem Krankenlager, auf dem er u.a. die Vorträge über die Augustana, die er seiner Gemeinde hielt, auf Band sprach, schien die Macht der Krankheit schon gebrochen, als an seinem 46.Geburtstag, am 5. 7.1955 eine Lungenembolie eintrat. Den folgenden Tag, seinen 20. Ordinationstag, erlebte er noch bei vollem Bewußtsein. Gestärkt wurde er durch den Empfang des Hl. Abendmahls, durch Gebete, Lieder und Schriftworte. Besonders Paul Gerhardts Lied „Schwing dich auf zu deinem GOTT" hat ihn gestärkt. Am 11. Juli 1955 wurde er heimgerufen.

Die Kirchengemende St.Ulrici-Brüdern ist von dem Wirken Max Witte bis in die Gegenwart geprägt.