Nationalpark

Ein Nationalpark ist ein klar definiertes, ausgedehntes Gebiet, das durch spezielle Maßnahmen vor schädlichen menschlichen Eingriffen und vor Umweltverschmutzung geschützt wird. Meist sind dies Gebiete, die ökologisch besonders wertvoll sind oder über natürliche Schönheit verfügen und im Auftrag einer Regierung verwaltet werden.
Definition
Gemäß der Definition der internationalen Union zum Schutz von Natur und natürlichen Objekten (IUCN) sind Nationalparks natürliche Gebiete auf dem Wasser oder dem Land, die vorgesehen sind,
- um die Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme zu schützen und für die jetzige und künftige Generationen zu erhalten.
- um Ausbeutung ebenso zu verhindern wie andere Tätigkeiten, die dem Gebiet Schaden zufügen.
- um eine Basis zur Spiritualität, Forschung, Schulung, Erholung und Besichtigung zur Verfügung zu stellen, die ökologisch und kulturell vereinbar ist.
Abgrenzung
Die Natur wird in einem Nationalpark nicht unbedingt sich selbst überlassen, sondern es erfolgen regulierende Eingriffe, wenn dies nach wissenschaftlicher Forschung und Überwachung nötig ist, um die Artenvielfalt zu maximieren oder seltenere Arten zu begünstigen.[1] Damit unterscheidet sich ein Nationalpark von einem Wildnisgebiet.
Beispiele für Maßnahmen in Nationalparks:
- Bestandsregulierung von Wild
- Erhalt von Kulturlandschaften (z. B. Wiesen, die sich ohne laufende Pflege zu einem Wald entwickeln würden)
- Eliminierung von eingeschleppten, nicht heimischen Arten
- Wiederansiedlung von lokal ausgerotteten Arten
- Veränderung von Gewässern, um eine Verlandung zu verhindern oder um sie in einen natürlicheren Zustand zu versetzen (wenn sie vor Gründung des Nationalparks durch den Menschen beeinträchtigt wurden)
Die gezielten Eingriffe in die Natur werden für notwendig erachtet, um das durch den Menschen gestörte ökologische Gleichgewicht wieder herzustellen und ggf. zu erhalten. Maßnahmen zur Erhaltung des Gleichgewichts sind nötig, wenn das Ökosystem durch den Menschen wesentlich verändert wurde (z. B. Ausrottung von großen Raubtieren oder Veränderung des Salzgehalts eines Sees) und diese Veränderung nicht rückgängig gemacht werden kann. Andere Eingriffe sollen dazu dienen, eine Vielfalt an Biotopen zu erhalten und seltene oder vom Aussterben bedrohte Arten durch künstlich verbesserte Bedingungen zu retten. Auf bis zu 25% der Fläche eines Nationalparks ist sogar eine wirtschaftliche Nutzung erlaubt[2] (z. B. Jagd, Fischerei, Landwirtschaft, Entnahme von Brennholz). Im Unterschied zu einem Naturpark oder Landschaftsschutzgebiet haben in einem Nationalpark jedoch nicht die Bedürfnisse der Menschen sondern die der Natur Vorrang.
Nebst dem Schutz von Naturobjekten gibt es Möglichkeiten, Gebiete von spezieller kultureller, wissenschaftlicher oder historischer Bedeutung zu schützen. Einige dieser Gebiete wurden beispielsweise von der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) zum Weltnaturerbe erklärt.
Zweck der Nationalparks


Nationalparks befinden sich meist in abgelegenen, kaum besiedelten Gebieten und beheimaten oft außergewöhnlich viele verschiedene heimische Tier- und Pflanzenarten, die teilweise bedroht sind. Diesen soll in Nationalparks eine Umgebung gewährt werden, die ihr langfristiges Überleben sicherstellt. Manchmal umfassen Nationalparks auch Mineralien oder seltene geologische Objekte, wie zum Beispiel die Geysire und Heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks.
Andererseits werden Nationalparks in stärker bevölkerten Regionen errichtet, um diese in einen natürlicheren Zustand zurückzuversetzen. In einigen Ländern wie England und Wales gehören Nationalparks weder der Regierung noch sind sie unberührte Wildnis. Vielmehr können sie menschliche Siedlungen enthalten, die ihr Land nutzen. In Afrika dienen Nationalparks hauptsächlich als Wildreservat, in Asien eher wissenschaftlichen Zwecken. Nordamerika bietet klassische Nationalparks zu Erholungs- und Erkundungszwecken an, bei denen Auswirkungen des Massentourismus eine Gefahr für den Naturschutz darstellen.
Die meisten Nationalparks dienen nicht nur dem Schutz von Pflanzen und Tieren sondern gleichzeitig auch der Erholung von Menschen. Dabei kann es zu Konflikten kommen, besonders bei sehr stark besuchten Nationalparks. Andererseits können die Nationalparks mit den Touristeneinnahmen Schutzmaßnahmen für Tiere und Pflanzen finanzieren und es wird gehofft, dass die Besucher durch das Naturerlebnis eine positive Einstellung gegenüber dem Naturschutz gewinnen. Für die Nationalpark-Verwaltungen ist es eine schwierige Herausforderung, die Balance zwischen dem Schutz von Naturgütern und deren öffentlicher Zugänglichkeit zu finden.
Eine andere Herausforderung ist die Überwachung des Nationalpark-Gebiets. Besonders in Ländern mit weit verbreiteter Armut kommt es in Nationalparks immer wieder zu illegalen Holzfällungen und zu Wilderei.
Geschichte der Nationalparks

Die Idee, eine besonders schützenswerte Naturlandschaft insgesamt unter Schutz zu stellen, entstand schon im frühen 19. Jahrhundert. Der englische Poet William Wordsworth forderte dies 1810 ebenso wie der amerikanische Maler George Catlin 1832 und der schwedische Baron Adolf Erik Nordenskiöld 1880. Ihr Gedanke war, die Wunder der Natur zu bewahren, damit auch nachfolgende Generationen sich an ihnen erfreuen und sich hier erholen können. 1864 wurde auf Betreiben des Naturschützers John Muir das erste Schutzgebiet definiert - im heutigen Yosemite-Nationalpark (Kalifornien) -, das aber erst 1906 in das entstehende Nationalparksystem eingegliedert wurde. Der erste Nationalpark wurde 1872 mit dem Yellowstone-Nationalpark ebenfalls in den USA gegründet. Im Gegensatz zur Yosemite-Schutzzone unterstand der Yellowstone-Nationalpark nicht der Verantwortung des Bundesstaates, sondern direkt der US-Regierung.
Die Länder Kanada, Australien und Neuseeland folgten bald mit der Errichtung von Nationalparks, da hier noch große Gebiete unberührter Natur existierten, die relativ einfach geschützt werden konnten. 1879 gründete Australien den Royal-Nationalpark, 1887 Kanada den Banff-Nationalpark (damals unter dem Namen Rocky Mountain National Park) und Neuseeland im selben Jahr den Tongariro-Nationalpark.

In Europa wurden die ersten Nationalparks 1909 in Schweden errichtet und 1914 in der Schweiz. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich die Nationalpark-Idee, und heute existieren in etwa 120 Ländern mehr als 2.200 Nationalparks. Die landschaftliche Vielfalt der Gebiete ist enorm und umfasst fast alle Landschaftstypen.
In Deutschland wurde mit dem Nationalpark Bayerischer Wald der erste Nationalpark erst 1970 errichtet. 1978 folgte der Nationalpark Berchtesgaden, der Königssee und Watzmann umschließt. 1985 und '86 wurden die Küstenbereiche des deutschen Wattenmeers als Nationalpark ausgewiesen. In der DDR gab es bis kurz vor der Wende keine Nationalparks. Rund 15% der Landesfläche waren aber öffentlichem Zugang versperrt und wiesen fast unberührte Landschaften auf. In den Umbruchszeiten der Wende wurden 1990 noch vor der Wiedervereinigung fünf Nationalparks in der Noch-DDR umgesetzt. Seitdem kamen bis 2004 sechs weitere Nationalparks hinzu, die Errichtung eines Parks „Elbtalaue“ scheiterte 1999. So bestehen 2004 in Deutschland 15 Nationalparks.
Interessant ist die Entstehungsgeschichte des Royal-Nationalpark in Australien, der mit 154.42 km² Fläche größtenteils auf dem Stadtgebiet der Millionenstadt Sydney liegt und der zweitälteste Nationalpark der Welt ist. Er wurde im Jahre 1879 kurzerhand aus wirtschaftlichen Gründen errichtet, nachdem in dem Gebiet Kohlevorkommen entdeckt wurden und politisch einflussreiche Minenbesitzer des Outbacks eine Konkurrenz vor den Toren der Stadt fürchteten. Auf diese Weise blieb ein Juwel größtenteils unberührter Natur erhalten.
Heute wird der Naturschutz weltweit von der IUCN koordiniert. Die IUCN organisiert alle zehn Jahre einen internationalen Kongress (World Parks Congress), an dem Strategien zum Naturschutz in Nationalparks festgelegt werden. Der letzte Kongress fand 2003 in Durban (Südafrika) statt.
Nationalparks einzelner Länder
Nationalparks in Deutschland

In Deutschland sind gegenwärtig 14 erhaltenswerte Naturräume zu Nationalparks erhoben worden:
Mit 9134 km² nehmen die deutschen Nationalparks etwa 2,6 Prozent des Bundesgebietes ein; davon bedecken die beiden größten, die Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Niedersächsisches Wattenmeer, etwa 7200 km².
- siehe: Nationalparks in Deutschland
Nationalparks in Australien
- siehe: Nationalparks in Australien
Nationalparks in Frankreich
Es gibt zur Zeit neun Parks in Frankreich inkl. seiner Überseegebiete.
- siehe: Nationalparks in Frankreich
Nationalparks in Italien
In Italien sind rund 5 % der Landesfläche in 24 Nationalparks unter großflächigen Naturschutz gestellt.
- siehe: Nationalparks in Italien
Nationalparks in Kanada
In Kanada gibt es derzeit 43 Nationalparks, die von der Regierungsbehörde Parks Canada verwaltet werden.
- siehe: Nationalparks in Kanada
Nationalparks in Kroatien
In Kroatien gibt es acht Nationalparks und zehn Naturparks mit einer bemerkenswerten Vielfalt an endemischer Flora und Fauna. Die unter striktem Naturschutz stehende Gesamtfläche der Nationalparks umfasst 759 km² Festland und 235 km² Meeresfläche.
Nationalparks in Neuseeland
- siehe: Nationalparks in Neuseeland
Nationalparks in Norwegen
Norwegen hat 36 Nationalparks ausgewiesen, davon 29 auf dem Festland und 7 auf Svalbard (Spitzbergen). Die Verwaltung der Nationalparks Norwegens erfolgt durch das Direktoratet for naturforvaltning [3].
- siehe: Nationalparks in Norwegen
Nationalparks in Österreich
Die Einrichtung der österreichischen Nationalparks nahm jeweils mehrere Jahre in Anspruch. Damit liegt Österreich im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Heute verfügt Österreich über insgesamt sechs Nationalparks mit knapp 2300 km² Fläche.
- siehe: Nationalparks in Österreich
Nationalpark der Schweiz
Der Schweizerische Nationalpark im Kanton Graubünden ist der bislang einzige Nationalpark der Schweiz, mit 170 km² Fläche. Die Naturschutzorganisation Pro Natura macht sich für die Schaffung eines zweiten Parkes stark.
Nationalparks in Südafrika
- siehe: Nationalparks in Südafrika
Nationalparks in Ungarn
Die zehn ungarischen Nationalparks umfassen eine Fläche von gut 4800 km².
- siehe: Nationalparks in Ungarn
Nationalparks in den Vereinigten Staaten
In den Vereinigte Staaten gibt es derzeit 58 offizielle Nationalparks, die teilweise über 100 Jahre alt sind. Der Yellowstone-Nationalpark in Wyoming, Montana und Idaho wurde im Jahr 1872 zum Nationalpark erklärt.
Siehe auch
Literatur
- Henry Makowski: Nationalparke in Deutschland. Schatzkammern der Natur, Kampfplätze des Naturschutzes. Wachholtz, Neumünster 1997, ISBN 3-529-05322-8
- Hans Bibelriether. Unter Mitarbeit von Ursula Diepolder; Birgit Wimmer (1997): Studie über bestehende und potentielle Nationalparke in Deutschland, Münster: Landwirtschaftsverlag. ISBN 3-89624-307-1
- Hans Bibelriether (Hrsg.) (1997): Naturland Deutschland: Freizeitführer Nationalparke und Naturlandschaften, Stuttgart: Kosmos. ISBN 3-440-07207-X
- Hans Bibelriether, Rudolf L. Schreiber (Hrsg.) (1989): Die Nationalparke Europas, München: Süddeutscher Verlag. ISBN 3-7991-6319-0
Weblinks
- Nationalpark-Definition des IUCN (pdf - engl.)
- EUROPARC Deutschland
- Datenbank der weltweit geschützten Gebiete gemäß dem UN-Umwelt-Programm (engl.)
- Nationalparks Europa (Google Maps)
Quellen
- ↑ Beispiele für regulierende Eingriffe in Nationalparks siehe in Leistungsbericht der Nationalpark Donau-Auen GmbH 1997–2006 und Flächenmanagement im Nationalpark Neusiedlersee - Seewinkel
- ↑ Nationalparks in Austria, S. 3 (PDF-Broschüre vom österreichischen Umweltbundesamt)
- ↑ Direktoratet for naturforvaltning - Nasjonalparkene