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Gartenstadt

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Die Gartenstadt ist in von dem Briten Ebenezer Howard Ende des 19. Jahrhunderts in England entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohnverhältnisse in den stark gewachsenen Städten.

Hintergrund und Ziele

Howards Ziel war, das rasante Wachstum, das britische Großstädte (vor allem London) im Zuge der Industrialisierung erfahren haben, in geordnete Bahnen zu lenken. Statt eines unkontrollierten Wachstums neuer Stadtviertel am Rande der Stadt bzw. weiterer Verdichtung im Stadtinneren, die zur Bildung von Slums führt, schlug Howard Neugründungen im Umland der Stadt vor. Diese Neugründungen sollten eigenständige kleinstädtische Einheiten am Rande der Städte bilden, bei denen die bisherige strikte Trennung von Stadt und Land aufgehoben werden sollte, und mit der größeren Stadt durch öffentlichen Nahverkehr verbunden sein sollte.

Die daraus resultierende Gartenstadtbewegung war eine städtebauliche Strömung. Sie propagierte ein Leben im Grünen, also Siedlungen mit Gärten zur Selbstversorgung, Parks und kleiner Industrie, das Einfamilienhaus mit Garten wurde zum Ideal der Wohnform. Die Gartenstadtbewegung beschränkte sich allerdings nicht auf Wohnen im Grünen, sondern verband damit auch sozialreformerische Ideen. Die Bewegung wurde von Vereinen getragen, die Flächen ankauften und im Sinne der Bewegung bebauten. Wichtig war die Mitbestimmung der Bewohner und lebenslanges Mietrecht.

Realisierung

Die erste Realisierug erfolgte 1903 mit der Gartenstadt Letchworth bei Hertfordshire. Die Idee der Gartenstadt wurde in Großbritannien rasch aufgegriffen und fand auch in Deutschland weite Verbreitung. In Deutschland entstanden mit fortschreitender Industrialisierung als Antwort auf die Probleme und Nöte der Arbeiter gemeinnützige Baugesellschaften, so auch 1902 die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft (DGG).

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte jedoch die Ausführung vieler Pläne und die Bautätigkeit wurde eingestellt. Übrig blieb das Ideal des Einfamilienhauses, das nach dem Zweiten Weltkrieg zum Standard erhoben wurde. Der enorme Flächenverbrauch verhinderte allerdings die Realisierung in Europa, während in den USA riesige Wohngebiete entstanden.

Noch vor den städtebaulichen Modellen der Bandstadt und der Ville Radieuse von Le Corbusier wurde das Gartenstadt-Modell zum folgenreichsten Modell städtebaulicher Planung im 20. Jahrhundert. Im Unterschied zu einer Satellitenstadt dient eine Gartenstadt ausschließlich dem Wohnen, ähnlich wie eine Trabantenstadt.

Gartenstädte im deutschsprachigen Raum

Echte Gartenstädte sind im deutschsprachigen Raum nicht gegründet worden. Bei den folgenden Stadtteilen handelt es sich nur um Siedlungen mit gartenstadtähnlichem Charakter:

Siehe auch: Lebensreform