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Herpes simplex

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Unter Herpes versteht man umgangssprachlich eine Gruppe von Viruserkrankungen, deren Erreger zur Familie der Herpesviren gehören.


Herpesviren

Datei:Augenherpes.jpg
Augenherpes

Bei den Herpesviridae oder Herpesviren handelt es sich um doppelsträngige DNA-Viren mit einem ikosaedrischen Kapsid, das von einer Hüllmembran umgeben sind.

Herpesviren sind bei Wirbeltieren und beim Menschen weit verbreitet (siehe hierzu z.B. die Übersicht der Uni Wien über Herpesviren). Sie verbleiben nach der Erstinfektion latent im Körper des befallenen Organismus vorhanden. Sie können unter bestimmten Bedingungen reaktiviert werden.

Infektion

Herpesviren infizieren in der Regel zuerst Epithelzellen (z.B. Haut- oder Schleimzellen). Hier kommt es zu einer starken Virusvermehrung und zum Absterben der infizierten Zellen. Bevor das Immunsystem die Infektion unter Kontrolle gebracht hat infizieren die Herpesviren jedoch auch bestimmte Nervenszellen. Im Zellkern dieser Neuronen verhält sich das Virus dann still und ist damit für das Immunsystem nicht zu entdecken. Durch bestimmte Einflüsse (z.B. Immunsupression, Ekel, Krankheit, Hormonschwankungen,) wird das Virus wieder aktiv, zerstört die Nervenzelle und befällt dann erneut Epithelzellen. Somit kommt es wieder zur akuten Herpeserkrankung. Da das Immunsystem nur die akute Erkrankung bekämpft, nicht aber die Viren in den Nervenzellen verbleiben die Herpesviren lebenslang im infizierten Organismus.

Die Infektion mit Herpesviren kann jedoch auch sehr schwach erfolgen und es muß zu keinen großen Sekundärinfektionen kommen. Virologen gehen davon aus, dass etwa 85% der weltweiten Bevölkerung mit HSVI infiziert ist, gesicherte Zahlen gibt es jedoch weder für Deutschland noch Weltweit. Die meisten Menschen dürften sich schon im Kindsalter bei Ihrer Mutter angesteckt haben.



Systematik

Acht humanpathogene (den Menschen befallende) Arten sind bekannt, die auch als Humane Herpesviren (HHV) bezeichnet und von 1-8 durchnummeriert werden. Die einzelnen Arten sind jeweils Auslöser für spezifische Krankheiten (Erläuterungen zu den Krankheiten siehe weiter unten):

Alpha-Herpesviren replizieren schnell, haben ein breites Wirtsspektrum und überleben in den Ganglien des Wirtes dauerhaft

  • HHV-1: Herpes simplex Typ1 (HSV-1) - Krankheitsbild: Herpes simplex, Herpes labialis
  • HHV-2: Herpes simplex Typ 2 (HSV-2) - Krankheitsbild: Herpes simplex, Herpes genitalis
  • HHV-3: Varizella-Zoster-Virus (VZV) - Krankheitsbild: Windpocken (Herpes zoster), Gürtelrose

Beta-Herpesviren replizieren langsam, haben ein enges Wirtsspektrum und führen bei den infizierten Zellen zu starker Vergrößung (Cytomegalie)

  • HHV-5: Cytomegalovirus (CMV) - Krankheitsbild: CMV-Pneumonie, CMV-Sialoadenitis, Kolitis u.a.
  • HHV-6: Humanes Herpes-Virus-6 - Krankheitsbild: Drei-Tage-Fieber
  • HHV-7: Humanes Herpes-Virus-7 - Krankheitsbild: Infektiöse Mononukleose und ähnliche Erkrankungen

Gamma-Herpesviren haben sehr unterschiedliche Replikationszeiten und zeigen ein sehr enges Wirtsspektrum

  • HHV-4: Epstein-Barr-Virus (EBV): - Krankheitsbild: Pfeiffrisches Drüsenfieber, Nasopharynxkarzinom, (Morbus Hodgkin: Verdacht auf Kofaktor, jedoch nicht nachgewiesen), Non-Hodgkin-Lymphome (u.a. Burkitt-Lymphom), Post-Transplantations-Lymphoproliferation (PTLD)
  • HHV-8: Humanes Herpes-Virus-8 - Krankheitsbild: Kaposi-Sarkom, bestimmte Lymphome

Erkrankungen

Herpes simplex

Zu den Herpeserkrankungen werden im allgemeinen Sprachgebrauch nur die durch die Herpes-simplex-Viren HSV 1 und HSV 2 ausgelösten Erkrankungen gezählt, nämlich der Herpes simplex.

Herpes Simplex tritt mit zwei sichtbaren Unterformen auf:

  1. Herpes labialis, auch als Fieberbläschen bezeichnet, einer Herpesinfektion im Bereich der Lippen (meistens durch HSV1 ausgelöst).
  2. Herpes genitalis, eine Herpesinfektion im Bereich der Geschlechtsorgane, die zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen gehört. (meistens durch HSV2 ausgelöst).

Ansteckung: Herpes-Simplex-Viren können übertragen werden durch: Kuss, Tröpfcheninfektion, Benutzung von unsauberen Gläsern, Sexualkontakt.

Beim Krankheitsverlauf wird zwischen der Erstinfektion und den Folgeinfektionen unterschieden:

  • Erstinfektion: Es entstehen Bläschen im Gesicht, im Genitalbereich und um den After; Lymphknotenschwellung, Schmerzen; Abtrocknung nach 10 Tagen.
  • Sekundärinfektion: Bei Schwächung des Immunsystems, z.B. bei Fieber, Ansteckung zur Zeit der Menstruation, Tröpfcheninfektion

Generalisierter Herpes simplex

Herpes-simplex-Viren können auch zu generalisiertem Herpes simplex führen. Bei Erwachsenen kann zum Beispiel eine Herpeshepatitis als Begleithepatitis bei Befall der Leber durch Herpes simplex (als viszeraler Herpes) auftreten.

Einen sehr gefährlichen generalisierten Herpes simplex stellt die Herpes-Sepsis des Neugeborenen dar, die während der Geburt übertragen wird. Hierbei kann die Übertragung sowohl von der mit Herpes simplex erkrankten Mutter ausgehen, als auch von anderen an der Geburt beteiligten erkrankten Personen.-

Andere Herpeserkrankungen

Daneben gibt es noch andere Erkrankungen, die von Laien nicht mit Herpesviren in Zusammenhang gebracht werden, wie

Herpeserkrankungen bei Tieren

  • Pferd: Infektiöser Stutenabort, Erreger: equines Herpesvirus 1; Rhinopneumonitis, eine akute Erkrankung der Atemwege, equines Herpesvirus 4
  • Rinder: vom bovinen Herpesvirus 1 wird die IBR/IPV (infektiöse bovine Rhinotracheitis/infektiöse pustulöse Vulvovaginitis) ausgelöst, welche die Reproduktions- und Mastleistung beeinträchtigt
  • Schweine: Aujeszkysche Krankheit, verursacht vom Schweineherpesvirus-1. Katzen und Hunde, welche das Virus mit dem Futter aufnehmen, sterben innerhalb von 1 bis 3 Tagen. Die hierbei auftretende Symptomatik gleicht der Tollwut, wodurch die Krankheit den Beinamen Pseudowut erhalten hat.
  • Katzen: das feline Herpesvirus 1 ist an der Ausbildung des Katzenschnupfen-Komplexes beteiligt.
  • das canine Herpesvirus 1 führt bei Hunden zu erhöhter Welpensterblichkeit.

Daneben sind noch ca. 60 weitere Herpeserkrankungen bei unterschiedlichen Spezien beschrieben.

Medikamente

Einige Herpesviren kann man mittlerweile mit Virostatika behandeln. Der leichte, rezidivierende (=wiederkehrende) Lippenherpes wird mit Aciclovir Cremes (Zovirax, Acic&reg) oder mit einem elektronischen Therapiegerät Herpifix behandelt. Die Gürtelrose wird zumeist mit Aciclovir Tabletten behandelt.

Mittlerweile gibt es weitere Virusmittel, die auch als Nukleosid-Analoga wirken.