Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
Als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts wird heute von maßgeblichen Historikern der Erste Weltkrieg bezeichnet. Der Begriff stammt ursprünglich von dem US-amerikanischen Historiker und Diplomaten George F. Kennan („the great seminal catastrophe of this century“).
Das Jahr 1917 mit der Oktoberrevolution – deren Sieg nach Meinung mancher Historiker ohne den Krieg undenkbar gewesen wäre – wird als Epochenjahr gesehen. Es steht für das Ende des Aufstiegs des Bürgertums – „das lange 19. Jahrhundert“ – in Europa und der Welt, und den Beginn des Übergangs zur Systemkonkurrenz, welche „das kurze 20. Jahrhundert“ bis zum Untergang der Sowjetunion prägte. Die Anhänger dieser These sehen in der Regel auch den Zweiten Weltkrieg als logische Folge des Ersten, insbesondere führen sie die Machtübernahme Hitlers auf die Wirkungen des Vertrags von Versailles zurück.
Im Zuge der Anschläge auf das World Trade Center 2001 war in den Medien auch die Vermutung zu finden, dass es sich hierbei analog zu 1914 um die Urkatastrophe des 21. Jahrhunderts handeln könnte, da nun der Krieg gegen den Terrorismus beginnen sollte.
Literatur
- Wolfgang J. Mommsen: Die Urkatastrophe Deutschlands. Der Erste Weltkrieg 1914–1918 (= Handbuch der deutschen Geschichte, Band 17), Stuttgart (Klett-Cotta) 2002 - ISBN 3-608-60017-5
- Aribert Reimann: Der Erste Weltkrieg – Urkatastrophe oder Katalysator? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 29–30/2004, S. 30–38