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Bergfried

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Der Ausdruck Bergfried oder Bergfrit' ,fälschlich auch Burgfried bezeichnet den dominierenden Turm einer mittelalterlichen Burg, der bei vielen, aber keinesfalls bei allen Anlagen vorhanden war.

Bergfried der Burg Stargard

Der bereits in mittelalterlichen Quellen vorkommende Begriff Bergfried (auch, veraltet: Bergfrit) bezeichnet nach dem Gebrauch der Burgenkunde des 19. Jahrhunderts den unbewohnbaren Hauptturm einer mittelalterlichen Burg. Der Bergfried ist von den dauerhaft bewohnbaren Türmen (Wohnturm, franz. Donjon, engl. Keep) zu unterscheiden.

Die Entstehung der Bauform ist noch nicht völlig geklärt, da Türme aus der Zeit vor 1100 nahezu ausschließlich archäologisch ergraben und lediglich die untersten Partien erhalten sind, und daher von der inneren Struktur nichts bekannt ist. Im Verlaufe des 12./13. Jahrhunderts wurde der Bergfried zu einem Wahrzeichen der mitteleuropäischen Adelsburg; aus dieser Zeit sind zahlreiche Exemplare in nahezu vollständiger Höhe erhalten.

Im Grundriss sind quadratische und runde Bergfriede am häufigsten, als Spezialformen sind vor allem fünfeckige und achteckige Türme zu nennen. Eine ganz seltene Form ist der dreieckige Bergfried der Burg Grenzau bei Höhr-Grenzhausen. Der Zweck dieser besonderen Grundrisse diente dem Abprallen der im Mittelalter üblichen durch Katapulte geschossenen (Stein)-Geschossen. Bergfriede sind durchschnittlich 30 Meter hoch, jener der Burg Forchtenstein im Burgenland erreicht sogar 50 Meter.

Über die Funktionen des Bergfrieds entstand im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in der Burgenforschung eine Diskussion, die sich am ehesten auf die Kurzformel "Wehrbau oder (eher) Statussymbol" verknappen läßt. Es ist dagegen nicht davon auszugehen, dass der Bergfried im Verteidigungsfalle den letzten Rückzug darstellte, wie es in der Burgenforschung lange Zeit angenommen wurde und auch heute oft noch zu lesen und zu hören ist. Zwar scheint dafür zu sprechen, dass der Eingang nicht ebenerdig war, sondern sich meistens im ersten bis dritten Obergeschoss befand und nur durch (einholbare) Leitern zugänglich war, doch wäre der Rückzug in den Turm nach dem Fall einer Burg ein "Tod auf Raten". Allenfalls in der Erwartung eines nahegelegenen Entsatzheeres wäre dieser sinnvoll gewesen.

Literatur

  • Horst Wolfgang Böhme (Hrsg.), Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen (Stuttgart 2004), ISBN 3-15-010547-1.
  • Thomas Biller/Georg Ulrich Großmann, Burg und Schloss. Der Adelssitz im deutschsprachigen Raum (Regensburg 2002), ISBN 3-7954-1325-7.
  • Hans-Klaus Pehla,Wehrturm und Bergfried im Mittelalter,Diss. Aachen 1974, Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch. Hrsg. von der Deutschen Burgenvereinigung e.V. (Stuttgart 1999), ISBN 3-8062-1355-0.
  • Joachim Zeune, Burgen - Symbole der Macht. Ein neues Bild der mittelalterlichen Burg (Regensburg 1997), ISBN 3-7917-1501-1.

Siehe auch: Burg