Neudietendorf
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Der Ort Neudietendorf liegt im Städtedreieck Erfurt, Gotha und Arnstadt im Herzen von Thüringen und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Eisenbahn.
Neudietendorf liegt an der Landstraße Landesstraße 1044, nur 2,7 km von der gleichnamigen Autobahnabfahrt der A4/E40 entfernt. Die Landstraße, von Arnstadt über Ichtershausen kommend, führt weiter über Großrettbach und Grabsleben zur B7 zwischen Erfurt und Gotha.
Zusammen mit der Grund- und Regelschule "Prof. Herman Anders Krüger", dem "von-Buelow-Gymnasium", der Evangelischen Akademie Thüringen und dem "Haus der Parität" bildet Neudietendorf auch den Mittelpunkt der Verwaltungsgemeinschaft "Nesse-Apfelstädt-Gemeinden", die hier ihren Sitz hat.
Geschichte
Der Ort "Dietendorf" wurde erstmalig im Jahre 1147 in Verbindung mit dem Adelsgeschlecht von Dietendorf (Günther von Dietendorf und seine Söhne waren Zeugen bei der Bestätigung des Nonnenklosters Ichtershausen durch den Mainzer Erzbischof Heinrich) urkundlich erwähnt.
Das Rittergut Altenhof kam im Jahr 1306 in den Besitz der Herren von Wittern. Aufständische Bauern zerstörten in den Bauernkriegen diesen Rittersitz. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) brachten große Not über die Bewohner von Dietendorf. Die Menschen starben vor Hunger und ihre Wohnhäuser wurden fast alle zerstört. Weitsichtige Ortseinwohner zogen damals (1667) einen wichtigen Schluss. Die mit vielen Holzteilen erbauten Häuser würden im Falle eines Brandes sehr schnell ein Raub der Flammen. Deshalb organisierten sie - wie urkundliche Hinweise belegen - eine Feuerbekämpfung. In dieser Zeit spielte auch der Anbau der Färbepflanze Waid in Dietendorf eine große Rolle. In über 300 Dörfern Thüringens wurde damals diese Pflanze gesät, geerntet und verarbeitet.
Im Jahre 1734 erwarb Reichsgraf Gustav Adolf von Gotter den Altenhof, worauf die Gründung eines neuen Ortes "Neu-Dietendorf" nördlich der Apfelstädt erfolgte. Die ersten Mitglieder und Freunde der Herrnhuter Brüdergemeine siedelten sich im Januar 1743 an, nachdem Graf Balthasar Friedrich von Promnitz 1742 Gut und Siedlung für 20000 Taler erworben hatte. Nach der Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten mit dem Gothaer Oberkonsistorium erwarb 1752 der Freiherr Günther Urban Anton von Lüdecke die Siedlung, und die „Kolonie der Brüdergemeine“ nahm nun eine gute Entwicklung. Das Brüder- und das Schwesternhaus wurde zum Ausgangspunkt gewerblichen Fleißes. Die beiden Ortsteile Dietendorf und Neu-Dietendorf bildeten sich zu einem interessanten Wirtschaftsgebiet im Herzogtum Gotha heraus. Besonders die Herrnhuter Brüdergemeine trug die Gründung von Manufakturen (Aromatique-Fabrikation, Siegellackherstellung, Weberei und Färberei, Brauerei, Tischlerei und Schmiede) zu einem schnellen Aufstieg bei.
Mit dem Anschluss des Ortes an das Streckennetz der Thüringischen Eisenbahn (1847) wurde ein "Tor zur Welt" aufgestoßen. Für Waren aus Süd-, West- und Ostdeutschland stellte sich der Güterbahnhof als wichtiger Rangierplatz dar. Mit dem fortschreitenden Ausbau des Personen- und Güterbahnhofes als Eisenbahnknotenpunkt wandelte sich die soziale Struktur des Ortes. Neudietendorf wurde zu einem Industriestandort, der mit dem deutschen Post- und Telefonnetz (1899) in Verbindung kam.
Bedeutung erlangte Neudietendorf auch als Schulort. Eine höhere Mädchenschule (heute Gymnasium), eine Haushaltsschule und später die Erste Thüringer Bauernhochschule prägten das geistig-kulturelle Leben. Neudietendorf zog Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Prof. Herman Anders Krüger (1871-1945), die Schriftstellerinnen Frieda und Margarethe von Bülow sowie Ärzte und Wissenschaftler an.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten seit 1940 20 Frauen und Männer aus Tschechien, 32 Personen aus der Ukraine und 24 Militärinternierte aus Italien auf dem Güterbahnhof, auf dem Kirchengut, in einer Gärtnerei, bei Bauern und in der Bahnhofsgaststätte Zwangsarbeit leisten.[1]
Die heutige Gestalt der Gemeinde Neudietendorf hat sich aus der Zusammenlegung von Dietendorf und Neudietendorf (1933) sowie dem Anschluss von Kornhochheim (1974) ergeben.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
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- Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
Sehenswürdigkeiten
Dorfmühle Dietendorf
Die Dorfmühle Dietendorf (Unterstraße) wurde vom Waidbach angetrieben, dessen Quelle im Mühlberger Spring, einer Karstquelle, zu finden ist. Wegen der großen Schwankungen der hier hervorquellenden Wassermengen musste vor der Mühle ein Auffangbecken geschaffen werden.
Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine
Der Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeinde wurde im Jahr 1780 in einer Einheit mit dem Pfarrhaus in spätbarockem Stil als Fachwerkbau errichtet. Er ist nicht unterkellert, hat eine Höhe von ca. 7,5 m und eine Grundfläche von 26,5 x 15 m. Er ist bis heute in seiner Grundsubstanz original erhalten.
Der Saal war seit 1781 mit einer Orgel ausgestattet. Am 30. Juni 1901 wurde sie wegen schwerer Schäden ersetzt. Die Firma E. F. Walcker aus Ludwigsburg lieferte die neue romantische Orgel zum Preis von 9.708 Mark. Aus der alten Orgel wurde lediglich der spätbarocke Prospekt übernommen, der durch Seitenanbauten dezent vergrößert wurde.
Die sichtbaren Pfeifen aus Zinn mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Erst 1926 konnten sie ersetzt werden. Im gleichen Jahr wurde der erste Elektromotor installiert, um die Luft für die Pfeifen zu erzeugen. 1940 wurde ein besserer Motor eingebaut.
Die letzte Renovierung der Orgel fand 1973 statt, bei der für 11.670 Mark einige Register erneuert oder umgebaut wurden. Eine Höherstimmung brachte das a' von 432,5 auf 440 Hertz. Die Orgel ist vom Typ pneumatische Kegelladenorgel mit Vorwärtsspieltisch, dieser mit erhöhtem Winddruck. Die Orgel hat drei Manuale (von C bis g³) und ein Pedal (C bis f'), insgesamt 28 Register. Sie wird auch heute noch bei den Gottesdiensten gespielt.
Politik
Bürgermeister: Werner Holbein (CDU)
Gemeinderat (Stand 2004): CDU 9 Sitze, Die Linke 2 Sitze, SPD 1 Sitz, Bürgerinitiative 4 Sitze
Verkehrsanbindung
Von Neudietendorf führen Landesstraßen nach Erfurt, Gotha, Arnstadt und Wechmar. Zusätzlich verfügt der Ort über eine Anschlussstelle der Bundesautobahn 4.
Zugverbindungen bestehen per Regionalbahn nach Eisenach, Halle, Meiningen und Ilmenau sowie per Regionalexpress nach Würzburg, Saalfeld, Göttingen, Erfurt und Chemnitz/Zwickau.
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 95, ISBN 3-88864-343-0
Literatur
Neudietendorf. Herausgeber: Evangelischen Akademie Thüringen, 1995, ISBN 3-931182-18-5