Attendorn
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Attendorn ist eine deutsche Stadt im Kreis Olpe in Nordrhein-Westfalen.
Geografie
Die Stadt Attendorn liegt im Naturpark Ebbegebirge, direkt am Biggesee im Nordwesten des Kreises Olpe. Der höchste Punkt des Stadtgebiets ist die Rüenhardt (636 m ü. NN), am Ahauser Stausee sind es nur 248 m ü. NN. Das Stadtgebiet umfasst 97 km² und etwa die Hälfte der Fläche sind von Wald bedeckt.
Stadtgliederung
Attendorn ist in folgende Stadtteile gegliedert:
Albringhausen - Beukenbeul - Biekhofen - Borghausen - Bremge - Berlinghausen -Bürberg - Dahlhausen - Dünschede - Ebbelinghagen - Eichen - Ennest - Erlen - Fernholte - Hebberg - Helden - Hofkühl - Holzweg - Jäckelchen - Keseberg - Lichtringhausen - Listerscheid - Mecklinghausen - Merklinghausen - Milstenau - Neuenhof - Neu-Listernohl - Niederhelden - Papiermühle - Petersburg - Rauterkusen - Repe - Rieflinghausen - Röllecken - Roscheid - Sankt Claas - Silbecke - Uelhof - Voßsiepen - Weltringhausen - Wamge - Weschede - Windhausen
Geschichte
Attendorn


Die Lage der Stadt wird durch das in der Attendorn-Elsper-Kalkdoppelmulde gute Klima, den ertragreichen Boden und die günstigen Verkehrsmöglichkeiten begünstigt und zog schon in vorgeschichtlicher Zeit Menschen an. Eine stärkere Besiedlung ist aber erst seit dem Mittelalter nachzuweisen.
Die Stadt liegt an dem Schnittpunkt zweier Fernverkehrsstraßen, der Heidenstraße und der so genannten "Königsstraße". In der Zeit Karls des Großen entstand dort eine Urpfarrei. Unter dem Boden der St.-Johannes-Kirche sind die Fundamente einer Missionskirche vorhanden. 1072 stiftete der Erzbischof Anno von Köln das Kloster Grafschaft und stattete es u.a. mit Rechten an einem Hof in Attendorn aus. Die Stiftungsurkunde des Klosters Grafschaft stellt die erste urkundliche Erwähnung von Attendorn dar.
Im Jahre 1222 wurden unter Engelbert I. von Berg der Stadt durch Verleihung des Soester Rechts die Stadtrechte zugesprochen. Die um 1200 errichtete Burg Schnellenberg und die Erwerbung der Waldenburg im Jahre 1248 dienten der Sicherung der Interessen der Stadt Köln in der Region.
Attendorn verdankt die Zeit seiner neben den neun Zünften hauptsächlich den Woll- und Leinewebern. Weiterhin brachte die politische und kirchliche Stellung der Stadt als Grenzfeste gegen die Grafschaft Mark und als Sitz einer Dekanate im alten Erzbistum Köln Reichtum und Wohlstand in die Stadt. Als einzige Stadt des Sauerlandes trat Attendorn 1255 dem Rheinischen Städtebund bei. Attendorn war nur mittelbares Mitglied der deutschen Hanse und wurde deshalb auf den großen Hansetagen durch die Stadt Soest vertreten.
Um 1200 war Attendorn bereits erzbischöfliche Münzstätte. Mittelalterliche Münzen aus Attendorn lassen sich von Brüssel bis Lubnice in Polen und zur Insel Gotland nachweisen.
Vom Anfang des 14. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit bestand ein Hospital mit Kirche und Friedhof vor den Mauern der Stadt. 1420 stiftete Heinrich Weke das Kloster Ewig. 1429 schloss er ein Armenhospital an. Zeitweilig war die Stadt so wohlhabend, dass sie selbst dem Kölner Erzbischof Kredite gewähren konnte. Darüber hinaus erhielt er Unterstützung während seiner Auseinandersetzung mit der Stadt Soest. 1444-1445 halfen sie in der sogenannten Soester Fehde bei der Eroberung der Burg und des Landes Bilstein.
1464, 1597, 1598 und 1613 kam viermal die Pest über die Stadt. 1613, 1623, 1656, 1710, 1732, 1742 und 1783 wüteten Großfeuer in der Stadt. 1656 wurde dabei die halbe Stadt vernichtet. Auch litt die Stadt unter Kriegen, Schatzungen und Einquartierungen. Beispielsweise im Limburger Erbfolge-Krieg 1280, in der Soester Fehde 1444-1449, bei den Truchsessischen Wirren 1583-1584 und im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648. Zur Zeit Napoleons erreichte Attendorn seinen tiefsten wirtschaftlichen Stand. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sie sich davon wieder erholt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Attendorn am 28. März durch Bomben und am 15. Juni 1945 durch eine große Munitionsexplosion stark zerstört.
Einwohnerentwicklung
(jeweils zum 31. Dezember)
- 1998 - 24.126
- 1999 - 24.267
- 2000 - 24.460
- 2001 - 24.688
- 2002 - 24.791
- 2003 - 24.776
- 2004 - 24.836
- 2005 - 25.153
- 2006 - 25.120
Politik
Bürgermeister
Da die Stadt 1783 abgebrannt ist, sind von der Zeit vorher keine Informationen mehr erhalten geblieben.
Bürgermeister (1783-1804)
- 1783-1804: Franz Anton Plange
- 1783: Johann Eberhard Hoberg
- 1783-1784: Johann Emmerich Gottfried Joanvahrs
- 1786-1794: Johann Pieper
- 1790-1796: Johann Arnold Gertmann
- 1791-1793: Dr. Theodor Greve
- 1800-1802: Ferdinand Dingerkus
- 1802-1804: Johann Greve
- 1804: [Stephan?] Dingerkus
Stadtschultheiße (1812-1826)
- 1812-1818: Johann Anton Goebel
- 1818-1826: Adolf Salomon
Bürgermeister ab 1826
- 1826-1829: Adolf Salomon
- 1829-1832: Kaspar Belke
- 1832-1835: Eberhard Belke
- 1835-1862: Arnold Becker
- 1862-1854: Franz Lex
- 1864-1865: Ferdinand Wurzer
- 1865-1866: Eberhard Wilmes (Beigeordneter während der Vakanz)
- 1866-1908: Richard Heim
- 1908-1911: Heinrich Tück
- 1911-1919: Dr. Theodor Laymann
- 1920-1932: Wilhelm Hennemann
- 1932-1933: Hans Becker (kommissarisch)
- 1933-1934: Peter Struif (NSDAP)
- 1934-1945: Josef Schütte (NSDAP)
- 1945: Dr. Wolfram Ebers (CDU)
- 1945-1946: Dr. Johannes Weber (CDU)
- 1946: Josef Mayworm (SPD)
- 1946-1948: Robert Schmidt (CDU)
- 1948-1949: Erich Berghoff (CDU)
- 1949-1950: August Bruse (SPD)
- 1951-1952: Robert Schmidt (CDU)
- 1952-1969: Alois Albus (CDU)
- 1969-1978: Karl Hammer (CDU)
- 1978-1994: Josef Rüenauver (CDU) - Ehrenbürgermeister
- seit 1994: Alfons Stumpf (SPD)
Wappen
Das Wappen der Stadt zeigt das kurkölnische schwarze Kreuz auf weißen Grund, mit einem roten zunehmenden Mond in der linken oberen Ecke. Das älteste erhaltene Stadtsiegel aus dem Jahr 1243 zeigt den heiligen Petrus, Patron des Erzbistums Köln, mit seinem Schlüssel und einem Halbmond neben seinem Kopf, in späteren Siegeln thronend auf dem kurkölnischen Schild. 1910 wurde das Wappen in seiner heutigen Form amtlich genehmigt, und nach der kommunalen Neuordnung wurde 1970 für Fortführung genehmigt. Der Halbmond wird als Symbol für Johannes den Täufer gedeutet, der als Schutzheiliger der Pfarrgemeinde auch in frühen Sekretsiegeln zu finden war.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Brauchtum
Osterbrauchtum
Die Attendorner pflegen zahlreiche, spezifische Osterbräuche, unter anderem das Semmelsegnen am Karsamstag und das Schlagen, Aufstellen und Abbrennen der Osterkreuze am Karsamstag und Ostersonntag.
Semmelsegnen
Das Attendorner Osterbrot, Ostersemmel genannt, ist ein Mischbrot mit Kümmel, das in der Woche vor Ostern in den örtlichen Bäckereien gebacken wird. Besonders auffällig sind die Einkerbungen an den Enden der Brote, die ihnen das Aussehen von Fischflossen verleihen. Das ist ein altes christliches Symbol. Am Karsamstag versammeln die Attendorner sich um 14 Uhr vor der Pfarrkirche, um ihre Semmeln vom Pfarrer segnen zu lassen. Dieser Brauch ist bereits seit 1658 urkundlich belegt, geht aber wahrscheinlich weiter in die Vergangenheit zurück.
Osterfeuer
In den Wochen vor Ostern treffen sich die (männlichen) Angehörigen des Osterfeuervereins (die sogenannten "Poskebrüder") in den umliegenden Wäldern zum "Holzstellen". Dort werden Reisigbündel vorbereitet, die sogenannten "Bürden", die am Ostersonntag zum Abbrennen der Osterkreuze dienen. Der Osterfeuerverein teilt sich in vier "Porten" ein, die sich von den ehemaligen Stadtvierteln herleiten, die durch je ein Stadttor zu erreichen waren. Das bedeutet, dass der Attendorner "mit der Porte geht", in der er geboren ist, oder in der seine Familie wohnt. Dabei kommt es selbstverständlich zu einer nicht immer ganz ernst gemeinten Konkurrenz, auch während des Jahres.
Nach dem Semmelsegnen am Karsamstag ziehen die Mitglieder der vier Porten in den Stadtwald und schlagen je eine große Fichte, die anschließend in die Stadt transportiert und auf dem Marktplatz vermessen werden. Auch da gibt es einen Wettbewerb: man versucht, die längste Fichte mit dem größten Durchmesser zu bekommen. Danach geht es auf die "Osterköpfe". Das sind hoch gelegene Plätze am Stadtrand oder außerhalb der Stadt, auf denen am nächsten Tag (Ostersonntag) die Osterkreuze aufgestellt werden.
Am Ostersonntag trifft man sich auf den "Köpfen" und bereitet die Fichten zum Abbrennen am Abend vor. Die Fichten werden mit einem Querbalken versehen, mit Stroh umwickelt und nur durch Muskelkraft aufgerichtet. Anschließend werden die vorbereiteten Bürden um den Fuß des Osterkreuzes geschichtet und ebenfalls mit Stroh bedeckt.
Gegen 20.40 Uhr beginnen die Poskebrüder mit dem "Fackelschwenken". Aus Fichtenholz geschnittene Fackeln werden an einem Fackelfeuer entzündet, das wiederum vorher am Feuer der Osterkerze entzündet worden ist. Man stellt sich um das Osterkreuz und schwenkt die Fackeln senkrecht vor oder neben dem Körper. Um 21 Uhr, wenn die Beleuchtung des Kreuzes auf dem Turm der Pfarrkirche eingeschaltet wird, werden die Fackeln auf die Bürden geworfen und das Kreuz geht in Flammen auf.
Um 20.30 Uhr setzen sich an den vier ehemaligen Stadttoren, von vier erleuchteten Vortragekreuzen angeführt, die vier Säulen der Osterprozession in Richtung Kirche in Bewegung. Dort wird, als Abschluss der Osterfeierlichkeiten, eine feierliche Andacht gefeiert.
Musik
In Attendorn gibt es zahlreiche Musikvereine.
Bauwerke
Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Die Pfarrkirche St. Johannes Baptist wird auch Sauerländer Dom genannt. Sie besitzt einen romanischen Turm aus der Zeit um 1200 und ein gotisches Langhaus aus dem 14. Jahrhundert. Auffallend ist die barocke Haube des Turms, die seit 1634 die Kirche ziert.
Rathaus mit Südsauerlandmuseum
Das alte Rathaus wurde wohl nach der Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut und im 18. und 19. Jahrhundert stark verändert. 1962-64 wurde das Äußere in Anlehnung an einige Befunde und einer in der Pfarrkirche aufbewahrten Darstellung in der ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt. Es ist ein mächtiger traufständiger Bau mit rekonstruierten Staffelgiebeln. Das in Arkaden geöffnete Erdgeschoss diente ehemals als Kaufhalle. Heute ist das Gebäude als Südsauerlandmuseum eingerichtet. Es zeigt Exponate aus dem Kreis Olpe und das Westfälische Zinnfigurenkabinett.

Burg Schnellenberg
Auf einem Hügel der Stadt befindet sich die Burg Schnellenberg. Sie ist seit 1594 im Eigentum der Familie der Freiherrn v. Fürstenberg. Im Jahre 1594 kaufte der spätere Landdroste des Herzogtums Westfalen, Kaspar von Fürstenberg, diese reichsunmittelbare Burganlage. Sie gilt heute als die größte und mächtigste Burganlage in Südwestfalen. Sie beherbergt ein Hotel und ein Restaurant.
Burgruine Waldenburg
Siehe: Waldenburg (Attendorn)
Wallburg Jäckelchen
Siehe: Wallburg Jäckelchen
Türme der Stadtmauer

Von der 1812 abgebrochenen Stadtbefestigung sind der Pulverturm und der Bieketurm aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Der Bieketurm wird heute von der Schützengesellschaft Attendorn 1222 e. V. als Zeughaus genutzt. Fahnen, Königsketten, Panzer etc. können von Mai bis Oktober jeweils samstags von 10-12 Uhr besichtigt werden. An der Turmseite zum Feuerteich ist noch die Höhe der ehemaligen Stadtmauer im Maueransatz abzulesen.
Kloster Ewig
Siehe: Kloster Ewig
Turmhügelburg (Motte) Bürberg
Siehe: Turmhügelburg Attendorn-Berlinghausen
Naturdenkmäler
Atta-Höhle
Die berühmteste Sehenswürdigkeit der im Südsauerland gelegenen Stadt ist die Atta-Höhle, die 1907 beim Kalkabbau freigelegt wurde und eines der größten zusammenhängenden Höhlensysteme Deutschlands darstellt. Ihre Genese beruht im Wesentlichen auf die Kalkvorkommen in der Attendorn-Elsper-Doppelmulde.
Biggetalsperre
Im Süden des Stadtgebietes befindet sich der Staudamm der Biggetalsperre. Zusammen mit der Listertalsperre und dem Ahauser Stausee bildet sie ein großes Naherholungsgebiet für die Stadt und deren Umgebung.
Wirtschaft und Infrastruktur
Attendorns gewerbliche Wirtschaft wird von mittelständischen Unternehmen der Metallindustrie geprägt. Diese sind zu einem Großteil auf die Herstellung von Armaturen, Rohren und anderen Metallteilen spezialisiert. Hierzu zählen: Mubea, Viega, Aquatherm, GEDIA, Isphording und BeulCo, Kemmerich Group.
Verkehr
Bei Attendorn liegt der Flugplatz Attendorn-Finnentrop. Außerdem liegt die Stadt an der Biggetalbahn, die mehrere Haltepunkte und Bahnhöfe auf dem Stadtgebiet anfährt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1500, 1. August, Johannes Rivius, † 1. Januar 1553, Pädagoge und Theologe
- 1648, 28. März, Heinrich Freiherr von Heuel, † 1722, Reichshofrat
- 1877, 22. Mai, Josef Mayworm, † 20. Februar 1953, Politiker (SPD), MdL, Bürgermeister von Attendorn
- 1903, 26. Oktober, August Bruse, † 27. August 1984, Politiker (SPD), MdB, Bürgermeister von Attendorn
- 1958/1959, Lioba Albus, Kabarettistin, Schauspielerin und Radiomoderatorin
- 1900, Maria Cäcilia Angela Autsch, Sr. Maria Angela vom heiligsten Herzen Jesu, Kloster Mötz, Tirol, geb. in Rölleken bei Attendorn, gest. 1944 im KZ Auschwitz, Widerstand gegen das Hitlerregime, 1990 Seligsprechungsprozeß durch die Erzdiözese Wien eingeleitet
Literatur
- Josef Brunabend: Attendorn, Schnellenberg, Waldenburg und Ewig. Ein Beitrag zur Geschichte Westfalens. 2. Aufl., im Auftrage der Stadt Attendorn überarbeitet von Prof. Julius Pickert, zu Ende geführt von Karl Boos Münster (1958) (die erste Auflage erschien 1878 in Münster)
- Westfälischer Städteatlas; Band: II; 1 Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, hrsg. von Heinz Stoob † und Wilfried Ehbrecht. Stadtmappe Attendorn, Autor: Heinz Stoob. ISBN 3-89115-344-9; Dortmund-Altenbeken, 1981.