Erfurt
Wappen | Karte |
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Wappen der Stadt Erfurt | ![]() |
Basisdaten | |
Bundesland: | Thüringen |
Landkreis: | Stadtkreis |
Fläche: | 269,17 km² |
Einwohner: | 201.645 (31. Dezember 2003) |
Bevölkerungsdichte: | 749 Einwohner je km² |
Höhe: | 158 m - 430 m ü. NN |
Postleitzahlen: | 99001 - 99102 (alt: 50xx) |
Vorwahl: | 0361 |
Geografische Lage: | 50° 59' n. Br. 11° 02' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | EF |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 51 000 |
Stadtgliederung: | 53 Stadtteile mit 36 Ortschaften |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Fischmarkt 1 99084 Erfurt |
Offizielle Webseite: | www.erfurt.de |
E-Mail-Adresse: | stadtverwaltung@erfurt.de |
Politik | |
Oberbürgermeister: | Manfred Otto Ruge |
Mehrheitspartei: | CDU |
Erfurt ist die Landeshauptstadt und größte Stadt des Freistaates Thüringen, eines der sechzehn Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland. Die Universitätsstadt ist eines der drei Oberzentren des Landes, katholischer Bischofssitz, Sitz des Bundesarbeitsgerichts und hat den Status einer Kreisfreien Stadt.
Die nächsten größeren Städte sind Leipzig, etwa 100 km nordöstlich, Kassel, etwa 113 km westlich, Hannover, etwa 180 km nordwestlich und Frankfurt am Main, etwa 192 km südwestlich von Erfurt.
Die Einwohnerzahl der Stadt Erfurt überschritt etwa 1906 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde.
Geografie
Erfurt liegt im Süden des Thüringer Beckens, in einem weiten Becken des Flusses Gera, einem Nebenfluss der Unstrut. Im Süden wird das Stadtgebiet von bewaldeten Höhen (dem sog. Steiger) umgrenzt. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt von Nord nach Süd 21 km und von Ost nach West 22,4 km.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Erfurt. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt:
- im Landkreis Weimarer Land: Niederzimmern, Utzberg und Mönchenholzhausen (alle Verwaltungsgemeinschaft Grammetal) sowie Klettbach (Verwaltungsgemeinschaft Kranichfeld)
- im Ilm-Kreis: Kirchheim (Thüringen) und Rockhausen (beide Verwaltungsgemeinschaft Riechheimer Berg) sowie Ichtershausen
- im Landkreis Gotha: Ingersleben und Gamstädt (beide Verwaltungsgemeinschaft Nesse-Apfelstädt-Gemeinden) sowie Nottleben und Zimmernsupra (Verwaltungsgemeinschaft Nesseaue)
- im Landkreis Sömmerda: Witterda (erfüllende Gemeinde ist Elxleben), Elxleben, Walschleben (Verwaltungsgemeinschaft Gera-Aue), Riethnordhausen (Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt) sowie Nöda, Alperstedt, Großrudestedt, Udestedt, Kleinmölsen und Großmölsen (alle Verwaltungsgemeinschaft Gramme-Aue)
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet Erfurts gliedert sich in 53 Stadtteile. Hiervon bilden 36 zugleich eine Ortschaft im Sinne des § 45 der Thüringer Kommunalordnung. Die Ortschaften wurden durch die Hauptsatzung der Stadt Erfurt eingerichtet. Dabei handelt es sich meist um räumlich getrennte Dörfer, die ehemals selbständige Gemeinden waren. Für 33 Ortschaften gibt es jeweils einen vom Volk anlässlich einer Bürgerversammlung gewählten Ortschaftsrat, der je nach Einwohnerzahl der Ortschaft zwischen 4 und 10 Mitglieder hat. Drei Ortschaften bilden mit benachbarten Ortschaften einen gemeinsamen Ortschaftsrat. Vorsitzender dieses Gremiums ist der ebenfalls vom Volk gewählte Ortsbürgermeister. Die Ortschaftsräte sind zu wichtigen, die Ortschaft betreffenden Angelegenheiten zu hören.
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung im Jahre 742 durch Missionserzbischof Bonifatius aus Mainz in der Bitte an Papst Zacharias um Bestätigung von "Erphesfurt" als Bischofssitz. Anschließend wurde eine erste, der Hl. Maria geweihte Kirche errichtet. Erfurt war unter den Karolingern und Ottonen eine Königspfalz. 1392 eröffnet die dritte Universität auf deutschem Boden in Erfurt ihre Pforten.
Einer der bekanntesten Absolventen der Universität Erfurt ist Martin Luther, der hier von 1501 bis 1505 studierte und seinen Magister der philosophischen Fakultät erhält. Ebenfalls in der Umgebung Erfurts kommt ihm die stürmische Erleuchtung; sein Leben widmet er fortan der Kirche und tritt dem Augustinerorden als Mönch bei. Bis 1511 lebt und predigt Luther in Erfurt. 1664 erfolgte die Eroberung Erfurts durch Truppen des Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn und damit Beginn der kurmainzischen Herrschaft.
Im Mittelalter war Erfurt eine bedeutende Handelsstadt. Ein wesentlicher Quell des Wohlstandes war der Handel mit Waid. Mit dem Aufkommen effektiverer Farbstoffe nahm die Bedeutung der Stadt ab.
1802 kamen Stadt- und Landgebiet Erfurt gemäß dem preußisch-französischen Vertrag als Entschädigung zum Königreich Preußen, wurde jedoch 1806 durch die Truppen Napoléons I. besetzt. Dieser erklärte 1807 Erfurt mit Blankenhain zu einer kaiserlichen Domäne. 1808 empfing Napoléon Zar Alexander I. und die Fürsten des Rheinbundes zum Erfurter Fürstenkongress (auch Erfurter Kongress). 1814 endete nach erfolgreicher Belagerung durch preußische, österreichische und russische Truppen die französische Besetzung und 1815 wurde Erfurt aufgrund des Wiener Kongresses wieder dem Königreich Preußen zugesprochen, welches den größten Teil des Erfurter Landgebietes und das Blankenhainer Gebiet an Sachsen-Weimar-Eisenach abtrat. 1816 wurde die Universität Erfurt geschlossen. Im gleichen Jahr wurde Erfurt Stadtkreis (kreisfreie Stadt) und Sitz der preußischen Bezirksregierung (Regierungsbezirk Erfurt), welche dem Oberpräsidenten der preußischen Provinz Sachsen in Magdeburg unterstand. Der Stadtkreis Erfurt wurde jedoch bereits 1818 wieder mit dem Landkreis Erfurt verbunden. Am 1. Januar 1872 schied die Stadt erneut aus dem Landkreis Erfurt aus und wurde kreisfrei.
Mit der Ansiedlung wichtiger Maschinenbaubetriebe wurde Erfurt im ausgehenden 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. Im Oktober 1891 fand in Erfurt der Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokraten, die sich seit 1890 "Sozialdemokratische Partei Deutschlands" SPD nannten statt.
1906 wurde Erfurt mit 100.000 Einwohnern Großstadt. Als 1920 das Land Thüringen mit der Landeshauptstadt Weimar gebildet wurde, wurden die preußischen Gebiete Thüringens einschließlich Erfurt nicht miteinbezogen.
Am 13. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee unter Befehl des Generals George S. Patton die Stadt und damit erfolgte zum 1. Juli die Einstellung der Tätigkeit der preußischen Bezirksregierung. Die Stadt wurde dem Land Thüringen zugeordnet. Am 3. Juli übernahmen schließlich Einheiten der sowjetischen Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und den Beschlüssen der Konferenz von Jalta die Stadt. Erfurt wurde Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone und am 7. Juli Landeshauptstadt.
1932 wurde der Landkreis Erfurt dem benachbarten Landkreis Weißensee eingegliedert, doch entstand 1952 erneut ein Landkreis Erfurt. Gleichzeitig wurde Erfurt, nach Auflösung des Landes Thüringen, Sitz des neu gebildeten Bezirks Erfurt. Bei der Kreisreform 1994 wurde der Landkreis Erfurt aufgelöst und sein Gebiet in die neuen Landkreise Weimarer Land, Gotha, Ilm-Kreis (Arnstadt) und Sömmerda eingegliedert. Erfurt selbst blieb seit 1872 stets eine kreisfreie Stadt.
1991 wurde Erfurt Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen und im Jahr 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität ; ebenfalls in diesem Jahr wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen, das seit 1973 bestand, zum Bistum Erfurt erhoben.
Am 26. April 2002 hat der Name Erfurts durch den Amoklauf von Erfurt am Gutenberg-Gymnasium tragische Berühmtheit erlangt.
Eingemeindungen
Folgende Gemeinden und Gemarkungen wurden nach Erfurt eingemeindet:
- 1. April 1911: Ilversgehofen
- 1937: Teile von Marbach
- 1. April 1938: Hochheim und Melchendorf sowie Teile von Salomonsborn und Bindersleben
- 1. Januar 1950: Bischleben, Dittelstedt und Rhoda
- 1. Juli 1950: Bindersleben, Gispersleben-Viti, Gispersleben-Kiliani, Marbach, Möbisburg, Salomonsborn und Schmira
- 1. April 1994: Alach, Ermstedt und Frienstedt
- 1. Juli 1994: Büßleben, Egstedt, Hochstedt, Kerspleben, Kühnhausen, Linderbach-Azmannsdorf, Mittelhausen, Molsdorf, Niedernissa, Schwerborn, Stotternheim, Tiefthal, Töttleben, Vieselbach, Waltersleben und Windischholzhausen.
- Oktober 1994: Töttelstädt
siehe auch den Unterpunkt Einwohnerentwicklung
Religionen
Im Jahre 742 gründete Bonifatius das Bistum Erfurt, das jedoch kurz darauf dem Bistum Mainz eingegliedert wurde. Somit gehörte die Bevölkerung der Stadt Erfurt über viele Jahrhunderte zum Bistum Mainz. Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt über 20 Pfarreien sowie 3 Kollegiatstifter und über 10 Klöster. Anfang des 16. Jahrhundert war Martin Luther Student an der Universität Erfurt.
Die Stadt wandte sich später mehrheitlich der Reformation zu. Daher gab es innerhalb der Stadt starke Spannungen zwischen den Konfessionen. 1530 konnte im so genannten Hammelburger Vertrag die Gleichberechtigung der Konfessionen erreicht werden. Danach behielten die Protestanten 8 Kirchen. Sie wurden von einem Senior geleitet. 1563 wurde ein Evangelisches Ministerium eingerichtet, dem als oberste Kirchenbehörde die Verwaltung der Protestanten oblag. Im 16. Jahrhundert setzte die Gegenreformation ein, infolge dessen die Stadt wieder mehrheitlich katholisch wurde.
Nach dem Übergang der Stadt Erfurt an Preußen wurden in der Folgezeit auch die kirchlichen Strukturen neu geordnet. Ab 1821 gehörten die Pfarrgemeinden der Stadt zum Bistum Paderborn. Mit der Neuordnung der katholischen Kirche 1929/30 kamen die Gemeinden in Erfurt zum Bistum Fulda.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für den Bischof immer schwerer, seine Amtsgeschäfte im Ostteil seines Bistums wahrzunehmen. Ebenso erging es dem Bischof von Würzburg, dem die südlichen Pfarrgemeinden Thüringens zugeordnet waren. 1946 wurde daher in Erfurt für die östlichen Gebiete der Bistümer Fulda und Würzburg ein Generalvikar eingesetzt, der 1953 zum Weihbischof und 1968 zum Bischöflichen Kommissar ernannt wurde. Durch die Neuordnung der katholischen Kirche in der DDR wurden die Gebiete per Dekret am 20. Juli 1973 zum Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen erhoben und damit formell von ihren bisherigen Bistümern abgetrennt. Leiter dieses Bischöflichen Amtes wurde ein Apostolischer Administrator, der den Titel Bischof erhielt.
Am 14. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen zum Bistum erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet. Die Rechtswirksamkeit erfolgte zum 7. Juli 1994. Die Pfarrgemeinde in Erfurt gehört somit heute zum Dekanat Erfurt innerhalb des Bistums Erfurt.
Die wenigen Protestanten, die nach der Gegenreformation noch in Erfurt waren, wurden nach dem Übergang an Preußen Glieder der mit der Bildung der Provinz Sachsen errichteten Provinzialkirche Sachsen. 1817 wurden in ganz Preußen lutherische und reformierte Gemeinden zu einer einheitlichen Landeskirche (Unierte Kirche) vereinigt. Danach gehörten alle Kirchengemeinden Erfurts zur Evangelischen Kirche in Preußen, beziehungsweise dessen Provinzialkirche Sachsen, deren Oberhaupt der jeweilige König von Preußen als summus episcopus war. Nach Wegfall des Landesherrlichen Kirchenregiments 1918 war die Provinzialkirche Sachsens Gründungsmitglied der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union und 1947 wurde sie eine selbständige Landeskirche (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen) mit einem Bischof an der Spitze. Die protestantischen Kirchengemeinden Erfurts gehören - sofern es sich nicht um Freikirchen handelt - zum Kirchenkreis Erfurt innerhalb der Propstei Erfurt-Nordhausen, deren Sitz sich in Erfurt befindet.
Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch noch Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Freie evangelische Gemeinde, eine Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten (Adventisten), eine Missionsgemeinde und das Christus-Zentrum.
Ferner sind die Neuapostolische Kirche, die Christengemeinschaft, die Zeugen-Jehovas sowie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Erfurt vertreten.
Politik
Die Verwaltung der Stadt Erfurt oblag zunächst in den Händen eines vom König eingesetzten Vogts und des Bistums Mainz. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich aus einem Ausschuss der Rat der Stadt, der 1212 erstmals genannt wird. Mitglieder des Rats waren die Ratsherren und eine unterschiedliche Anzahl von Ratsmeistern. Bis 1800 gab es mehrere Änderungen beim Rat und dem Oberhaupt der Stadt. Nach dem Übergang an Preußen wurde ab 1822 die preußische Städteordnung eingeführt. Danach stand an der Spitze der Stadt meist ein Oberbürgermeister. Daneben gab es auch weiterhin einen Rat. Während der Zeit des Dritten Reiches wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt und nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Besatzungszone den "Rat der Stadt" beziehungsweise die Stadtverordnetenversammlung, die ebenfalls vom Volk gewählt wurde. 1952 wurde das Stadtgebiet aufgrund eines Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung in die Stadtbezirke Mitte, Süd, Ost und West (ab 1957 Mitte, Nord und Süd) eingeteilt. Diese Einteilung blieb bis 1990 bestehen.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde das nunmehr als Stadtrat bezeichnete Gremium wieder frei gewählt. Vorsitzender dieses Gremiums war zunächst ein Präsident des Rates beziehungsweise "Ratspräsident". Dieses Amt hatte zunächst Karl-Heinz Kindervater (CDU) inne. Der Rat wählte anfangs auch den Oberbürgermeister. Seit 1994 wird der Oberbürgermeister direkt vom Volk gewählt. Er ist heute auch Vorsitzender des Stadtrates.
Die Oberbürgermeister seit 1817:
- 1817 - 1833: Dr. Wilhelm August Türk
- 1833 - 1850: Karl Friedrich Wagner
- 1850 - 1851: Dr. Hermann Mallinckrodt, amtierender Oberbürgermeister
- 1851 - 1871: Freiherr Carl von Oldershausen
- 1871 - 1889: Richard Breslau
- 1890 - 1895: Gustav Schneider
- 1895 - 1919: Dr. Hermann Schmidt
- 1919 - 1933: Dr. Bruno Mann
- 1933 - 1934: Theodor Pichier (NSDAP)
- 1935 - 1936: Dr. Max Zeitler (NSDAP)
- 1936 - 1945: Walter Siegfried Kießling (NSDAP)
- 1945 (15. April - 7. Juli): Otto Gerber (parteilos), kommissarischer Oberbürgermeister
- 1945 - 1946: Hermann Jahn (KPD)
- 1946 - 1961: Georg Boock (SED)
- 1961 - 1969: Rudolf-Dietrich Nottrodt (SED)
- 1969 - 1982: Heinz Scheinpflug (SED)
- 1982 - 1989: Rosemarie Seibert (SED)
- 1989 - 1990: Siegfried Hirschfeld (SED)
- 1990 - heute: Manfred Otto Ruge (CDU)
Dem Erfurter Stadtrat gehören seit der Kommunalwahl 2004 neben dem Oberbürgermeister noch 50 Mitglieder an, und zwar:
Wappen
Das Wappen der Stadt Erfurt zeigt ein silbernes, sechsspeichiges Rad, wobei zwei Speichen senkrecht stehen, vor rotem Grund.
Auf dem ältesten Stadtsiegel aus dem 12. Jahrhundert war der Patron von Mainz, der hl. Martin abgebildet. Das sechsspeichige Rad erscheint etwa von der Mitte des 17. Jahrhunderts an im Siegel. Auf Münzen, Denksteinen, in Druckwerken usw. ist das Rad als Stadtwappen um 1285 erstmals zu finden. Dieses Wappen ist dem des Erzbistums Mainz entlehnt, zu dem die Stadt über 1000 Jahre, von 755 bis 1803, gehörte.
Die Bedeutung des Mainzer Rades ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Die volkstümliche Erklärung ist die verbreitete Sage vom Erzbischof Willigis, der angeblich der Sohn eines armen Wagenbauers gewesen sei und trotz des Spotts der adligen Mainzer Domherren das weiße Rad im roten Feld als Wappen geführt haben soll. Andere Erklärungen beziehen sich auf das Zeichen des Rades in der Mythologie der Griechen und Römer sowie das Rad als Feldzeichen einer römischen Legion – diese sind jedoch unwahrscheinlich, da der bedeutendste geistliche Würdenträger des Reiches, der Mainzer Erzbischof, sicher nicht auf ein heidnisches Symbol zurückgegriffen haben wird. Weitere Erklärungen sehen das Rad als "Kreuz oder Christusmonogramm im Nimbuskreis", als symbolische Darstellung für einen Wagen – nämlich den Wagen der Kirche oder als mit einem Siegelrand umgebenen Bischofsring.
Städtepartnerschaften
Erfurt unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:
- Piacenza (Italien), seit 1971
- Győr (Ungarn), seit 1971
- Wilna Vilnius (Litauen), seit 1972
- Kalisz (Polen), seit 1982
- Mainz (Rheinland-Pfalz), seit 1988
- Lille (Frankreich), seit 1991
- Shawnee (US-Staat Kansas), seit 1993
- Lowetsch (Bulgarien), seit 1996 (Erneuerung der früheren Beziehungen)
- San Miguel de Tucumán (Argentinien), seit 1993
- Haifa (Israel), seit 2000
- Yan'an (Volksrepublik China), seit 2000
Kooperationsstädte
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Im Westen der Stadt befindet sich der Flughafen Erfurt, von dem wochentägliche Linienflüge nach Düsseldorf, Hamburg, Köln und München angeboten werden. Air Berlin führt Shuttleflüge nach Nürnberg durch, wo Anschlüsse zu weiteren Flughäfen in Deutschland und der Mittelmeerregion bestehen. Die täglichen Linienflüge der irischen Ryanair nach London-Stansted (angeboten seit Januar 2004) sind im Januar 2005 eingestellt worden.
Die Autobahn A 4 bildet die südliche Stadtgrenze Erfurts. Im Südwesten der Stadt wird die A 4 von der A 71 gekreuzt, die in südlicher Richtung bis nach Schweinfurt und in nördlicher Richtung zur A 38 Göttingen–Leipzig führen soll. Ferner führen die Bundesstraßen B 4 und B 7 durch das Stadtgebiet. Die Stadt ist auch ein Eisenbahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof. Von hier führen Bahnstrecken nach Gotha–Kassel, Nordhausen, Sangerhausen, Weimar–Leipzig und in Richtung Arnstadt–Suhl–Schweinfurt.
Den Öffentlichen Personennahverkehr bedienen mehrere Stadtbahn- und Buslinien der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (EVAG).
Einen weiteren Beitrag zur Beförderung von Personen und Gütern leistet die in Erfurt beheimatete Firma Erfurter Industriebahn.
Medien
- In Erfurt erscheint als Tageszeitung die Thüringer Allgemeine. Sie hat mehrere Lokalausgaben in nahezu ganz Thüringen.
- Der Kinderkanal von ARD und ZDF hat in Erfurt seinen Sitz für Geschäftsleitung und Redaktionen, sowie ein Studio im Landesfunkhaus des MDR für Live-Produktionen und Aufzeichnungen.
- Zusammen mit den am Ort angesiedelten Mediendienstleistern hat sich für Erfurt die Bezeichnung Kindermedienhauptstadt etabliert. Sie steht für qualitativ und medienpädagogisch hochwertige Medienproduktionen (TV, CD-ROM, Print, Online) für Kinder und Jugendliche.
- Der MDR betreibt in Erfurt ein Landesfunkhaus für die Produktion von Hörfunkprogrammen und diversen TV-Sendungen, unter anderem für das tägliche Lokalnachrichtenformat "Thüringen Journal".
- Die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) hat seit Januar 2004 ihren Sitz in Erfurt.
- Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) betreibt in Erfurt seit April 2004 ihre Geschäftsstelle.
- Den 2. Thüringer Privat-Radiosender Landeswelle Thüringen gibt es seit dem 21. März 1995.
- Das selbstverwaltete und nichtkommerzielle Lokalradio Radio F.R.E.I. welches im offenen Hörfunkkanal (Bürgerradio) Funk-Werk für Erfurt und Weimar ein festes Sendefenster hat.
- Die private regionale Fernsehstation Erfurt-TV für das Gebiet Erfurt und Arnstadt.
Wirtschaft
Erfurt war ein bedeutender Industriestandort, aber nach 1990 mussten viele alte Betriebe, wie die Optima schliessen. Nur wenige existierende Firmen der Wirtschaft Erfurts haben noch Wurzeln in der Vorkriegszeit.
Eine davon ist die Maschinenbaufirma Müller Weingarten AG. Dieser Betrieb beruht in Erfurt auf dem ehemaligen Zweigwerk der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels & Co., 1902 von Henry Pels gründet. Anfangs produzierte das Werk Scheren, Lochstanzen und kombinierte Maschinen, später auch Pressen. Im 3. Reich wurde das Werk 1936 als jüdisches Eigentum zwangsweise an die Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken AG von Günther Quandt verkauft. Bis 1939 wuchs die Belegschaft auf 1.000 Beschäftigte an. 1946 erfolgte die Umwandlung in eine Sowjetische Aktiengesellschaft. Ab 1953 hieß der Betrieb " VEB Pressen- und Scherenbau Henry Pels". 1970 entstand daraus das "Kombinat Umformtechnik", eine Zusammenfassung von 19 Betrieben des Umformmaschinenbaus. Das Werk in Erfurt war 1985 mit 5.500 Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber Erfurts. 1990 wurde daraus die Treuhandfirma Umformtechnik GmbH. 1994 erhielt diese einen neuen Besitzer, den Skoda-Konzern aus Pilsen. 2001 erfolgte die Übernahme durch die Müller Weingarten AG. Zur Zeit hat das Werk ungefähr 500 Mitarbeiter und ist im Pressenbau für die Automobilindustrie tätig.
Zu erwähnen ist das 1936 von der Telefunken GmbH gegründete Werk für Sender- und Empfängerröhren. Dieses hieß nach der Verstaatlichung "VEB Funkwerk Erfurt", welches weiterhin Rundfunkröhren und Meßtechnik baute. 1978 ging es im Kombinat VEB Mikroelektronik "Karl Marx" auf und begann mit der Produktion von Halbleitern. 1989 hatte das Werk 8.700 Mitarbeiter. 1992 wurde aus dem VEB u.a. die Thesys Gesellschaft für Mikroelektronik mbH gegründet, die heute als X-FAB Semiconductor Foundries GmbH in Erfurt mit ca. 600 Mitarbeitern Halbleiterprodukte produziert.
Auch die Fabrik der Condomi AG für die Produktion von Kondomen beruht auf einer alt eingesessenen Erfurter Firma, nämlich die Gummiwarenfabrik Richter & Käufer, die schon 1929 Latexprodukte produzierte. Nach dem Krieg wurde das Unternehmen unter dem Namen "VEB Plastina" verstaatlicht. Die Produktpalette umfasste damals neben Kondomen auch Badekappen und Babysauger. 1997 kam die Fabrik zur Condomi AG und hat heute ungefähr 200 Mitarbeiter.
Die Erfurter Malzwerke GmbH gründen auf einer der größten und ältesten Malzfabriken Deutschlands, der 1869 gegründeten Malzfabrik Wolff. Seit 1993 ist Getreide AG Rendsburg neuer Eigentümer.
Die Braugold Brauerei hat ihre Wurzeln in den Erfurter Brauereien Büchner und Baumann, die 1920 mit der Riebeck Brauerei aus Leipzig zur Riebeck Brauerei Erfurt fusionierten. Diese wurde 1948 als VEB verstaatlicht und produzierte ab 1956 Bier mit dem neuem Markennamen "Braugold". 1969 wurde die Braugold Brauerei Stammbetrieb des VEB Getränkekombinates Erfurt. Seit 1996 gehört der Betrieb wieder als Braugold Brauerei Riebeck GmbH & Co. KG zur Riebeck-Gruppe.
Öffentliche Einrichtungen
Erfurt ist Sitz folgender Behörden und Einrichtungen beziehungsweise Körperschaften des öffentlichen Rechts:
- Bundesarbeitsgericht
- Bundesvermögensamt
- Handwerkskammer
- Hauptzollamt
- Industrie- und Handelskammer (IHK)
- Kreiswehrersatzamt
- Oberfinanzdirektion
Bildung
- Universität Erfurt
- Die Fachhochschule Erfurt ist eine Neugründung des Landes Thüringen. Vorgängereinrichtungen waren die Ingenieurschulen für Bauwesen und Gartenbau.
Freizeit- und Sportanlagen
In Erfurt befinden sich zahlreiche Sportanlagen, in denen nationale und internationale Wettkämpfe stattfinden:
- Steigerwaldstadion mit 20.000 Zuschauerplätzen
- Eissportzentrum bestehend aus einer Eisschnelllaufhalle ( Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle) und einer Eishockeyhalle
- Radrennbahn Andreasried
Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater
- Theater Erfurt (Opernhaus, bis 2003 auch Schauspielhaus)
- Theater Waidspeicher Puppentheater Erfurt e.V."
- Kabarett "Die Arche" e.V.
- Die Schotte
- Theaterfirma Erfurt
- Kabarett "Das Lachgeschoss"
- Neues Schauspiel Erfurt
- Galli-Theater Erfurt
- Erfreuliches Theater Erfurt (Puppentheater)
Museen
- Angermuseum
- Naturkundemuseum
- Museum für Thüringer Volkskunde
- Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch"
- Druckereimuseum
- Museum Neue Mühle
- Wasserburg Kapellendorf
- Schloss und Park Molsdorf
- Burg Gleichen
- Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt
- Elektromuseum
Bauwerke
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Kirchen und Klöster:
- Domplatz mit Dom und Severikirche, den Wahrzeichen der Stadt
- Peterskirche auf dem Erfurter Petersberg
- Augustinerkloster
- Ägidienkirche
- Lorenzkirche und Bartholomäusturm
- Allerheiligenkirche
- Kaufmannskirche
- Predigerkirche
- Barfüßerkirche (Ruine)
- St. Nikolai-Schotten-Kirche
Profane Bauwerke:
- Haus zum "Güldenen Krönbacken"
- Haus zum Sonneborn
- Krämerbrücke, in deren Verlauf die Via Regia die Gera überquerte (die einzige bebaute und bewohnte Brücke nördlich der Alpen)
- Kakteen-Haage, älteste Kakteengärtnerei Europas
- Festung Petersberg (Zitadelle) mit der in Kern romanischen Peterskirche
- Rathaus
- Ehemalige kurmainzische Statthalterei
- Erfurter Hauptbahnhof
Regelmäßige Veranstaltungen
- April: Frühlingsfest auf dem Domplatz
- Juni: Altstadtfest sowie Waidfest
- Juli: Trienale
- Juli/August: Zooparkfest
- Sommer: Gartenbauausstellungen
- August/September: Domstufenfestspiele
- Dezember: Weihnachtsmarkt
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Erfurter tragen auch den Spitznamen "Puffbohnen". Folgende Persönlichkeiten sind somit echte "Puffbohnen", sie wurden in Erfurt geboren:
- 1644 oder 1645, 24. Februar, Johann Ambrosius Bach , † 20. Februar 1695 in Eisenach, Musikant (Vater von Johann Sebastian Bach)
- 1676, Johann Bernhard Bach, † 1749 in Eisenach, Komponist (Cousin von Johann Sebastian Bach)
- 1695, 10. Februar, Daniel Triller, † 22. Mai 1782 in Wittenberg, Mediziner
- 1738, Franz Vollrath Buttstedt, † 1814 in Rothenburg ob der Tauber, Organist, Komponist ("Wer weiß, wie nahe mir mein Ende")
- 1864, 21. April, Max Weber, † 14. Juni 1920 in München, Soziologe
- 1868, 30. Juli, Alfred Weber, † 2. Mai 1958 in Heidelberg, dt. Soziologe und Nationalökonom
- 1886, 17. Februar, Dr. Erich Zeigner, † 5. April 1949 in Leipzig, Ministerpräsident von Sachsen 21. März - 29. Oktober 1923
- 1882, 27. Juni, Dr. Erich Köhler, † 23. Oktober 1958 in Wiesbaden, Politiker (DVP, CDU), MdB, Bundestagspräsident 1949-1950
- 1902, 3. April, Reinhard Gehlen, † 8. Juni 1979 in Berg, Kreis Starnberg, Militär, Nachrichtendienstler (1956-68 Präsident des BND)
- 1925, 7. Mai, Wolf Schneider, Journalist (Süddeutsche Zeitung, Stern, Die Welt, Leiter Henri-Nannen-Schule)
- 1928, 14. November, Günter Wickert, † 7. Oktober 1994, Markt- und Meinungsforscher
- 1948, 2. Dezember, Christine Westermann, Fernsehmoderatorin
- 1973, Alexander Beyer, Film- uns Fernsehschauspieler ("Die Stille nach dem Schuss", "Sonnenallee", "Tatort")
- 1979, 2. Dezember, Yvonne Catterfeld, Popsängerin
- 1980, Thomas Hübner alias Clueso, Musiker
- 1981, 14. November, Janin Reinhardt, TV-Moderatorin
Nicht in Erfurt geboren sind die folgenden Persönlichkeiten. Sie haben jedoch in Erfurt gelebt oder gewirkt.
- Bonifatius Winfried (Wynfreth) *etwa 673 in Crediton, Wessex, Großbritannien, † 5. Juni 754 in Dokkum, Friesland (erschlagen), Benediktinermönch, Gründer des Bistums Erfurt und "Apostel der Deutschen"
- Meister Eckhart, * um 1260, † 1328, Theologe und Mystiker
- Martin Luther, *10. November 1483 in Eisleben, † 18. Februar 1546 in Eisleben, Reformator, studierte in Erfurt
- Adam Ries, * 1492 in Staffelstein (Franken), † 1559 in Annaberg (Erzgebirge), deutscher Rechenmeister
- Christoph Bach (Großvater von Johann Sebastian Bach) und seine Brüder Johann Bach und Heinrich Bach, alles Musikanten, 17. Jahrhundert
- Gunda Niemann-Stirnemann, * 1966, Eisschnellläuferin
Literatur
- "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte" Band II Mitteldeutschland - Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1941
- Ernst Heinz Lemper: Görlitz, Leipzig, 3. Aufl. 1972
- Freerk Huisken. Z.B. Erfurt. VSA, 2002. 120 Seiten ISBN 3-879758-78-6
Weblinks
- Offizielle Internetseite der Stadt
- Erfurter Nachrichten-Portal und Online-Stadtführer
- Entwicklung des Erfurter Wappen