Riesenkalmar
Riesenkalmare | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Arten (Auswahl) | ||||||||||
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Riesige Tintenfische gehörten bis zum Beginn dieses Jahrhunderts offensichtlich eher in ein Märchenbuch als in eines über Zoologie. Obwohl seit Jahrhunderten Berichte über Sichtungen von Riesenkalmaren und über Begegnungen mit diesen Tieren berichtet wurde, wurden die Erzählungen meist als Seemannsgarn verspottet und ins Reich der Legenden verschoben. Selbst die Funde gestrandeter Kalmare mit Längen von weit über 10 Metern wurden nicht ernst genommen. Heute weiß man allerdings, daß es diese Tiere tatsächlich gibt. Der erste wissenschaftliche Beweis war der Schnabel eines 1854 in Jütland (Dänemark) gestrandeten Tieres, der durch Zufall in die Hände des Naturforschers Japetus Steenstrup gelangte. Dieser untersuchte den Schnabel und beschrieb so den ersten Riesenkalmar, Architeuthis dux.
Riesenkalmare sind Kopffüßer. Sie besitzen 10 Arme, die um die Mundöffnung gruppiert sind, wovon 2 zu Tentakeln umgebildet sind. Aus diesem Grund werden sie den Zehnarmigen Tintenfischen zugeordnet. Die genaue Stellung innerhalb des Systems ist umstritten, da sie jedoch anders als alle anderen Decapoda mit Ausnahme der Wunderlampe (Lycoteuthis diadema) einen vollständigen bilateralen Geschlechtstrakt haben, werden sie mit dieser zusammen als Oegospida den restlichen Zehnarmigen Tintenfischen gegenübergestellt. Weitere Apomorphien sind die weit geöffneten Augenkammern und die Verbindung der Stellarganglien durch Kommissuren. Einer anderen Theorie folgend zählt man sie zu den Kalmaren (Theutidae), wofür ihr bis zu 1,20 m langer Gladius spricht. Dabei handelt es sich um eine bis auf eine dünne Chitinstruktur reduzierte Schale, die ansonsten nur bei den Kalmaren zu finden ist.
Riesenkalmare sind offensichtlich weltweit verbreitet, dabei werden sie besonders häufig an den Küsten Norwegens, Großbritanniens, Neufundlands, bei Japan, vor Australien und Neuseeland sowie in Afrika gefangen. Wahrscheinlich leben sie in einer Tiefe von über 300 Metern und kommen nur sehr selten höher. Aus diesem Grund sind auch erst seit dem Beginn der Tiefenfischerei mit Schleppnetzen häufigere Fänge der Tiere bekannt geworden.
Die Tiere erreichen durchschnittlich eine Länge von sechs Metern, sie können jedoch auch bis zu 15 Meter lang werden, selten sogar über 20 Meter. Wie alle Kopffüßer wachsen die Tiere dabei sehr schnell, man geht davon aus, dass sie ein Gewicht von etwa 500 kg bereits nach drei Jahren erreichen. Über die Nahrung der Tiere ist allerdings wenig bekannt, Magenuntersuchungen brachten vor allem Kalmare und Fische zum Vorschein. Bei seiner Größe ist der Riesenkalmar allerdings wahrscheinlich eher ein Lauerjäger, die Energie für eine Jagd sollte er nicht aufbringen können. Die Theorie, dass auch Pottwale auf seinem Speiseplan stehen, ist eher skeptisch zu betrachten. Hier ist es wohl eher so, dass der Pottwal der einzige wirkliche Feind der Riesenkalmare ist, wie Saugnapfnarben auf dem Körper von Walen und Reste von Architeuthis in Pottwalmägen zeigen.
Noch weniger als über die Nahrung ist bekannt über die Paarung und die Entwicklung der Tiere. Wahrscheinlich übergibt das Männchen wie bei anderen Kalmaren dem Weibchen Spermatophoren oder implantiert (?) diese gar in den Körper der Partnerin. Man fand mehrere weibliche Tiere mit Narben in den Armen, die von den Kiefern der Männchen stammen könnten, Darunter fanden sich jeweils Spermatophoren. Wie diese jedoch das Weibchen befruchten können, bleibt ein Rätsel.
Riesenkalmare verströmen oft einen unangenehmen Ammoniakgeruch. Das liegt daran, dass Riesenkalmare Ammoniak in ihrem Muskelgewebe einlagern, um mehr Auftrieb zu erhalten. Wahrscheinlich können Riesenkalmare daher im Wasser schweben, ohne dafür schwimmen, also Muskelarbeit aufwenden zu müssen. Für den Menschen sind Riesenkalmare ungenießbar. Die Orientierung des Riesenkalmars im Wasser erfolgt offensichtlich optisch. Mit suppentellergroßen Augen (Durchmesser etwa 40 cm) besitzt er die größten Augen im Tierreich.