Mittelplate (Ölfeld)

Die Mittelplate ist das größte Ölfeld Deutschlands. Es wird von der gleichnamigen Bohr- und Förderinsel Mittelplate-A erschlossen. Mittelplate liegt in der Nordsee vor der Dithmarscher Küste am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, auf der Sandbank "Mittelplate", wonach sie auch benannt wurde.
Geschichte
Bereits in den 1950er Jahren vermuteten Geologen Öl vor der deutschen Küste. Erste Probebohrungen in den 1960er Jahren ergaben zwar Hinweise auf Öl, allerdings in nicht wirtschaftlich gewinnbaren Mengen. Ein weiteres Ergebnis der Probebohrungen war aber die Erkenntnis gewesen, dass dieses Ölfeld nicht mit dem damals bereits erschlossenen Ölfeld in der Nähe von Heide zusammenhing. Die Ölpreiskrisen der Jahre 1973 und 1979 ließen das Bewusstsein für die heimischen Ölquellen wachsen. In den Jahren 1980 und 1981 fanden Probebohrungen im Bereich der Mittelplate in mehreren Dogger-Sandsteinschichten in 2.000 bis 3.000 Meter Tiefe Öl.
Im Juni 1985 begann schließlich der Bau der Bohr- und Förderinsel Mittelplate. Im Herbst 1986 wurden von der Mittelplate aus 3 Probebohrungen niedergebracht, die im Oktober 1987 in Produktion gingen. Diese Pilotförderung lief bis zum Jahr 1991 und erwies sich als erfolgreich.
Kapazität
Die Größe der Lagerstätte wurde innerhalb der Jahre auf über 100 Mio. Tonnen hochkorrigiert, wovon inzwischen über 20 Mio. Tonnen gefördert wurden. Die Jahresproduktion der Insel Mittelplate beträgt 900.000 Tonnen Öl. Wirtschaftlich sind unter derzeitigen Bedingungen noch 30-35 Millionen Tonnen förderbar. Nach Angaben des Betriebsführers RWE Dea und Partner Wintershall lagern hier etwa 65 % der verbliebenen, wirtschaftlich förderbaren deutschen Erdölvorkommen. Das Öl liegt in mehreren Schichten zwischen 2000 und 3000 Metern Tiefe. Der volkswirtschaftliche Wert beträgt nach Angaben des Konsortiums mehrere Milliarden Euro. Die Insel wird von der RWE Dea AG (50%) betrieben. Partner ist die Wintershall AG mit 50% Anteil. Derzeit werden etwa 2,1 Millionen Tonnen jährlich gefördert.
Förderarten
Die Lagerstätte wird sowohl per „Bohrinsel“ von See aus („offshore“) als auch von Land aus („onshore“) ausgebeutet.
Offshore
Eine größere Zahl an Bohrungen wurde von der Bohr- und Förderinsel Mittelplate niedergebracht. Das so gerförderte Nassöl wurde bis 2005 mit Öl-Transport-Leichtern (Schiffe von 46 Meter Länge, 18 Meter Breite, 2 Metern Tiefgang) zum Ölhafen in Brunsbüttel gebracht. Im Sommer 2005 wurde nach zehnjähriger Vorbereitungszeit eine 10 km lange Pipeline mit 25 cm Durchmesser von der Plattform durch das Watt nach Friedrichskoog und weiter bis Dieksand gelegt. Die Förderkapazität steigt dadurch auf bis zu 1,6 Millionen Tonnen im Jahr. Da die Röhre die höchste Schutzzone des Nationalparks quert, war sie nicht unumstritten. Jedoch überzeugte das Argument, dass eine unterirdische Pipeline sicherer und umweltschonender sei als der Transport mit Schiffen. Die Pipeline ersetzt nun die jährlich rund 2000 Schiffsbewegungen im Wattenmeer. Gleichzeitig mit der Pipeline wurde auch ein Stromkabel verlegt. Das bei der Förderung anfallende Ölgas wird seitdem auf der Förderplattform selbst verstromt.
Onshore
Seit dem Jahr 2000 wurden von einem Bohr- und Sondenplatz an Land - im Dieksanderkoog (Gemeinde Friedrichskoog) - insgesamt 7 stark abgelenkte Horizontalbohrungen mit einer Länge von 7727 bis 9275 m niedergebracht, um direkt von Land aus die östlichen Teile des Feldes zu erschließen. Diese Richtbohrungen führen über eine Länge von etwa vier Kilometer durch den Büsumer Salzstock.
Förderbetrieb Holstein
Die Pipeline von der Bohr- und Förderinsel endet unmittelbar im Förderbetrieb Holstein - etwa auf der halben Entfernung zwischen dem Kernort von Friedrichskoog und dem Ortsteil Spitze -, wo das Nassöl mit einer Temperatur von etwa 60 Grad Celsius ankommt. Auch das am Bohr- und Sondenplatz geförderte Öl wird zum Förderbetrieb gepumpt. Im Förderbetrieb erfolgt eines erste Aufbereitung des Öles, in dem Wasser, Sand und andere Fremdstoffe weitestgehend abgetrennt werden. Das abgetrennte Wasser wird zur Erhaltung des Lagerstättendrucks wieder in das Fördergebiet gepumpt. Der Förderbetrieb wurde in den letzten Jahren extra erweitert. Von dort aus wird das Öl per Pipeline nach Brunsbüttel geleitet, wo ein Teil direkt von der Firma Sasol abegnommen wird. Der Rest wird - ebenfalls per Pipeline - zur Erdölraffinerie in Hemmingstedt gepumpt.
Vorhaben
2005 wurde auf der Insel eine neue 70 m Meter hohe Bohranlage, die zu den modernsten Europas gehört, installiert, damit jetzt Bohrungen in einem Radius von bis zu 6.000 Meter um die Insel herum niedergebracht werden können. Der bisherige Radius war bis zu 2.000 Meter. So lassen sich von der Insel Mittelplate weitere, bisher unerreichte Regionen der Öllagerstätte erschließen.
Weblinks
- Mittelplate-Website
- Fotos zur Bohrinsel Mittelplate
- Die Bohrinsel Mittelplate aus der Vogelperspektive
- Weitere Infos aus der Sendung Quarks & Co vom 25. Mai 2004