St. Stephani (Bremen)



Die Kirche St. Stephani ist eine am westlichen Ende der bremischen Altstadt gelegene Pfarrkirche. Sie bildet den städtebaulichen Mittelpunkt des altstädtischen Stephaniviertels, welches nach völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut wurde.
Geschichte und Architektur
Die Kirche wurde um 1050 von Erzbischof Adalbert von Bremen vor den Toren der Stadt gegründet. Erzbischof Adalbert II. erhob sie 1139 zur Stifts- und Pfarrkirche. Ein Jahrhundert später musste sie unter Gebhard II. nach einem Brand erneuert werden. Ende des 14. Jahrhunderts wurde sie zu einer Hallenkirche umgebaut. Seit 1856 prägt der spitze, 72 Meter hohe neugotische Südturm der Kirche die Silhouette der Stadt.
Während der Zeit des Nationalsozialismus widersetzte sich die Gemeinde den Eingriffen der sogenannten Deutschen Christen. Anstelle des mundtot gemachten Gemeindevorstands bildete sich 1934 ein „Bruderrat“ aus zwei Frauen und drei Männern, die alle der Bekennenden Kirche angehörten. Ihr schlossen sich beide Pastoren, Wiard Rosenboom und Dr. Gustav Greiffenhagen (Vater von Martin Greiffenhagen ) sowie viele Gemeindemitglieder an. Pastor Greiffenhagen wurde zeitweilig suspendiert und in „Schutzhaft“ genommen. Nach dem frühen Tod von Pastor Rosenboom 1937 wurde an dessen Stelle Pastor Fritz Schipper „illegal“ eingestellt: Er wurde weder vom deutschchristlichen Landesbischof noch von der Landeskirche anerkannt, sondern von der Gemeinde bezahlt.
Bei Bombenangriffen 1944 wurde die Kirche stark beschädigt. Das südliche Hallenschiff wurde nicht wiederhergestellt, das nördliche Hallenschiff vom Mittelschiff abgetrennt. Das Mittelschiff wurde zwischen 1947 und 1959 unter Leitung des Architekten Arthur Bothe neu aufgebaut, die östlichen Seitenschiffjoche zum Querhaus zurückgewandelt. Der ebenfalls schwer beschädigte Südturm wurde unter Vereinfachung seiner Spitze wiederhergestellt.
Sehenswürdigkeiten
- Barocke Kronleuchter (17. Jahrhundert)
- Beckerath-Orgel (1965)
- Chorfenster von Erhart Mitzlaff (1967)
Heutige Bedeutung
Die Anzahl der Gemeindemitglieder ist seit den 1950er-Jahren von 6.000 auf 1.500 Personen gesunken. Neben anderen Faktoren hat dazu insbesondere die Abwanderung aus der Stadtmitte in die Vororte beigetragen. Die Gemeinde St. Stephani beabsichtigt, vor diesem Hintergrund mit den Nachbargemeinden St. Michaelis und Wilhadi zu fusionieren.
Die Gemeinde ist sowohl im kirchlichen Kernbereich wie auch hinsichtlich darüber hinausgehender Veranstaltungen sehr aktiv. Hervorzuheben sind regelmäßige Kirchenmusikkonzerte und das Projekt „Kulturkirche“.
Bekannte ehemalige Pastoren
- Friedrich Adolf Lampe, 1709–1720
- Friedrich Ludwig Mallet, 1827–1865
- Dr. Gustav Greiffenhagen, 1931–1967
- Louis-Ferdinand von Zobeltitz, 1981–1995; ab 2007 Leiter des Projektes „Kulturkirche“
Kulturkirche
Ab dem 1. Januar 2007 wird das Hauptschiff der Kirche zur ersten Kulturkirche in Bremen. Die Gemeinde benutzt für den Gottesdienst das Nordschiff, wie sie es schon in der Zeit nach der Zerstörung bzw. dem ersten Wiederaufbau bis 1967 tat.
Seemannsheim
Als Kirche für die Seefahrer ist neben dem Gemeindezentrum das Seemannsheim der Deutsche Seemannsmission und deren Verwaltung.
Siehe auch
Quellen
- Hans-Christoph Hoffmann: Bremen. Köln: DuMont 1991, ISBN 3-7701-1754-9, S. 120 f.