Migrationshintergrund
Migrationshintergrund ist ein Ordnungskriterium der deutschen amtlichen Statistik zur Beschreibung einer Bevölkerungsgruppe, die aus seit 1950 eingewanderten Personen und deren Nachkommen besteht. Der Begriff "Person mit Migrationshintergrund" ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff Ausländer, da viele Menschen mit Migrationshintergrund deutsche Staatsangehörige sind. Als rein statistische Kategorie sagt der Begriff auch nichts über das subjektive Zugehörigkeitsempfinden einer Person zur deutschen oder einer ausländischen Kultur aus, wird aber im allgemeinen Sprachgebrauch inzwischen oft für Personen verwendet, die unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit aufgrund ihres Aussehens, ihrer Sprache oder anderen Eigenschaften als "fremd", "ausländisch" o.ä. wahrgenommen werden.
Definition des Statistischen Bundesamtes

Seit dem Mikrozensus 2005 ermitteln die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt indirekt Daten zum Migrationshintergrund. Grundlage dafür ist eine Änderung des Mikrozensusgesetzes von 2003, das die Aufnahme von Fragen zur Feststellung des Migrationshintergrundes in den Befragungen 2005-2012 vorsieht. Konkret werden Angaben zur Zuwanderung, Staatsangehörigkeit und Einwanderung des jeweiligen Befragten sowie dessen Eltern erfragt. Als Personen mit Migrationshintergrund definiert werden "alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil" [1]. Somit gehören auch deutschstämmige Spätaussiedler und deren Kinder zu den Personen mit Migrationshintergrund.
Diese Personen müssen keine eigene Migrationserfahrung haben und leben zum in einem Drittel der Fälle seit ihrer Geburt in Deutschland. Bei den zwei Dritteln, die eine eigene Migrationserfahrung haben, spricht man auch von "Zugewanderten"[2]
Im Jahr 2006 lebten nach dieser Definition 15,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Mit 10,4 Millionen stellen die seit 1950 Zugewanderten – das ist die Bevölkerung mit eigener Migrationserfahrung – zwei Drittel aller Personen mit Migrationshintergrund. Ausländerinnen und Ausländer machen 2006 mit 7,3 Millionen oder 8,9% der Bevölkerung nur etwas weniger als die Hälfte aller Personen mit Migrationshintergrund aus, die Deutschen mit 7,9 Millionen oder 9,5% der Bevölkerung etwas mehr als die Hälfte. Personen mit Migrationshintergrund sind im Durchschnitt deutlich jünger als jene ohne Migrationshintergrund (33,8 gegenüber 44,6 Jahre). In den jungen Alterskohorten sind sie stärker vertreten als in den alten. Bei den unter 5-Jährigen stellen Personen mit Migrationshintergrund im Jahr 2008 ein Drittel dieser Bevölkerungsgruppe.[3]In westdeutschen Großstädten haben 40% der Grundschüler einen Migrationshintergrund.[4]
Verwendung des Begriffs
Migrationshintergrund ist ein vor allem seit 2006 zunehmend verwendeter Begriff. Bis dahin wurden für in Deutschland lebende Menschen, die im Ausland geboren wurden oder Eltern haben, die seit 1950 aus dem Ausland zugezogen sind, meist die Begriffe "Deutsche ausländischer Herkunft" bzw. "Ausländern" oder die entsprechende Nationalität (Türken, Italiener, usw.). verwendet. Das Statistische Bundesamt berief sich bei der Definition des Begriffs für den Mikrozensus 2005 seinerseits darauf, der Begriff sei "in Wissenschaft und Politik seit langem geläufig" und werde "trotz seiner Sperrigkeit immer öfter verwendet." Er drücke aus, "dass zu den Betroffenen nicht nur die Zuwanderer selbst - d.h. die eigentlichen Migranten - zählen sollen, sondern auch bestimmte ihrer in Deutschland geborenen Nachkommen." Gleichzeitig weist das Amt darauf hin, dass "sich die verschiendenen Quellen keineswegs einig [seien], ob alle Zuwanderer und Nachkommen einzubeziehen sind, oder wenn nicht, welche Kriterien zur Abgrenzung heranzuziehen sind." Die meisten Quellen ließen den Begriff "sogar vollständig undefiniert". Allerdings gehen die Autoren nicht näher auf die genannten Quellen ein.
Unabhängig von seiner früheren Verwendung hat sich der Begriff in den Medien und auch in der Alltagssprache erst stark verbreitet, nachdem er erstmals in der amtlichen Statistik auftauchte. So hat "Menschen mit Migrationshintergrund" den früher verbreiteten politisch korrekten Ausdruck "ausländische Mitbürger" (mit dem er semantisch nur teilweise übereinstimmt) inzwischen teilweise ersetzt. Durch den als "Euphemismus-Tretmühle" bekannten Mechanismus ist er im allgemeinen (d.h. nicht-amtlichen) Sprachgebrauch mittlerweile nicht mehr neutral konnotiert, sondern wird teilweise als diskriminierend empfunden. So hieß es in der Zeit: "Wann immer ich mich umschaue, ist er da, lauernd, abwartend, jederzeit bereit zuzuschlagen. Er lässt sich nicht abschütteln, lastet auf mir und zieht die Empörung der bundesdeutschen Öffentlichkeit auf sich. [...] Er spielt für die Umwelt keine Rolle - solange er sich nicht durch Aussehen oder Sprache verrät, wobei das Aussehen besonders ins Gewicht fällt. Das bedeutet: Wer nicht deutsch "aussieht", gilt noch immer als "nicht von hier", auch wenn er oder sie in Deutschland geboren oder aufgewachsen ist und hier seit Jahren lebt. Unauffällig integrieren – das ist für den frisch eingewanderten Franzosen leichter als für den schwarzen Deutschen der vierten Generation. Der Migrationshintergrund bleibt sichtbar." [5] Das Handelsblatt schrieb, "[e]ine üblere Verpackung von Vorurteilen und versuchter Stigmatisierung von Bevölkerungsgruppen durch einen vermeintlich politisch korrekten Begriff wie Migrationshintergrund kann es gar nicht geben." [6] Henryk M. Broder beschreibt in seinem polemischen Buch Hurra, wir kapitulieren! dagegen den Versuch, mit dem Hinweis auf den "Migrationshintergrund" die Taten von Straftätern ausländischer Herkunft zu entschuldigen: "Was heute der 'Migrationshintergund' ist, das war mal die Oma aus Schlesien. [...] Oma hatte zwar einen 'Migrationshintergrund', sie hatte aber auch Manieren. [...] Heute dagegen bedeutet 'Migrationshintergrund' eine Art Freifahrtschein für alle Fälle." [7] Inzwischen wird der Begriff in dem Medien auch im übertragenen Sinne in nicht-politischen Kontexten scherzhaft verwendet ("Deutsche Wörter und ihr Migrationshintergrund" [8], "Übelkeit mit Migrationshintergrund" [9], "Königsspeise mit Migrationshintergrund" [10]).
Herkunft der Zugewanderten

Europa ist für die Zuwanderung nach Deutschland quantitativ besonders bedeutsam. 59,9% der Zugewanderten stammten im Jahre 2008 aus Europa. 23,5% von ihnen stammen aus den 25 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Die elf bedeutendsten Herkunftsländer sind:
- Türkei (mit 14,2% aller Zugewanderten),
- Russische Föderation (8,4%),
- Polen (6,9%),
- Italien (4,1%),
- Serbien und Montenegro (3,4%),
- Kasachstan (3,3%),
- Rumänien (3,0%),
- Kroatien (2,5%),
- Griechenland sowie Bosnien und Herzegowina (jeweils 2,2%)
- Ukraine (1,9%)[11]
Geläufig ist auch die Unterscheidung zwischen autochthonen und allochthonen Mitbürgern. Als Allochthone werden Menschen mit Migrationshintergrund gezählt, als Autochthone Menschen ohne Migrationshintergrund.
Migrationshintergrund und Gesundheit
Menschen mit Migrationshintergrund haben schlechte Gesundheitschancen. Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist erhöht. Die Sterblichkeit von Säuglingen und Kleinkindern ist um 20% erhöht. Kleinkinder und Schulkinder sind durch Unfälle überdurchschnittlich stark gefährdet[12].
Die sozialepidemiologische Forschung weist immer wieder darauf hin, dass eine besondere Belastung von Migrantinnen und Migranten auch in der zweiten und dritten Generation nachweisbar ist.[13]
Migrationshintergrund und schulische Erfolge
Schulische Erfolge
Thränhardt bezeichnet Aussagen über Schüler mit Migrationshintergrund als "wenig trennscharf und aussagekräftig". Es gibt sowohl Gruppen, die sehr gut im deutschen Schulsystem abschneiden, als auch solche, die sehr schlecht abschneiden. Kinder mit italienischem Migrationshintergrund schneiden besonders schlecht ab. Sie besuchen häufig Sonderschulen und selten weiterführende Schulen[14].
Unter Schülern mit spanischem, russischem, polnischem, kroatischem und bosnischem Migrationshintergrund dagegen finden sich viele Realschüler und Gymnasiasten. Sie erzielen ähnliche schulische Erfolge wie die deutschen Schüler[15].
Kinder mit griechischem Migrationshintergrund gehen statistisch gesehen sogar häufiger aufs Gymnasium als Deutsche[16]. Das gleiche trifft auf Kinder mit vietnamesischem Migrationshintergrund zu[17].
Die Sorgenkinder des deutschen Schulsystems haben einen italienischen und türkischen Migrationshintergrund.[18] Bei Jugendlichen mit einer türkischen Herkunft verhindern das Bildungskapital und besondere Restriktionen im Ausbildungs- und Arbeitsmarkt sehr viel stärker die gelingende Integration im Ausbildungs- und Arbeitsarbeit als etwaige Re-Ethnisierungsprozesse. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Deutschen Jugendinstituts von 2007 [19]
Auch Schüler, deren Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen schneiden relativ schlecht ab. Hier gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen jugoslawischen Ethnien. Bosnier und Kroaten etwa sind schulisch ungefähr so erfolgreich wie Deutsche.
Laut Cornelia Kristen (2002) erhalten Schüler aus einigen Migragtengruppen trotz gleicher Leistungen schlechtere Schulnoten. Diese führen dazu, dass sie schlechtere Schulen besuchen müssen.[20]
- Noten im Fach Deutsch (nach Migrationshintergrund)
Deutschnote | Türkisch | Italienisch | Ex-Jugoslawisch | Aussiedler | Deutsche |
---|---|---|---|---|---|
1,0 bis 2,4 | 6,3 % | 6,7 % | 19,8 % | 22,3 % | 33,5 % |
2,5 bis 3,0 | 18,9 % | 12,2 % | 18,9 % | 26,9 % | 26,2 % |
3,1 bis 6,0 | 74,4 % | 81,1 % | 61,3 % | 50,8 % | 40,3 % |
- Noten im Fach Mathematik (nach Migrationshintergrund)
Mathematiknote | Türkisch | Italienisch | Ex-Jugoslawisch | Aussiedler | Deutsche |
---|---|---|---|---|---|
1,0 bis 2,4 | 14,9 % | 11,1 % | 23,6 % | 33,7 % | 36,9 % |
2,5 bis 3,0 | 20,5 % | 14,4 % | 20,8 % | 31,1 % | 36,9 % |
3,1 bis 6,0 | 64,4 % | 74,4 % | 55,7 % | 35,3 % | 38,4 % |
- Bildungsübergang zu einer höheren Schulform (nach Migrationshintergrund)
Übergang | Türkisch | Italienisch | Ex-Jugoslawisch | Aussiedler | Deutsche |
---|---|---|---|---|---|
zum Gymnasium | 8,6 % | 7,8 % | 20,8 % | 28,2 % | 34,5 % |
zur Realschule | 16,2 % | 10,6 % | 19,8 % | 34,0 % | 30,1 % |
zur Hauptschule | 75,3 % | 81,7 % | 59,4 % | 37,9 % | 35,4 % |
Die Noten sind der wichtigste Faktor für die besuchte Schulform, jedoch nicht der einzige. Deutsche besuchen auch bei gleich schlechten Noten seltener die Hauptschule als Ausländer. Sie gehen statt dessen häufiger auf die Realschule. Beim Übergang auf das Gymnasium gibt es jedoch keinen Effekt der Nationalität mehr, wenn man die Noten kontrolliert.[21]
Ausländerkinder haben vor allem dann schlechte Chancen auf ein Gymnasium oder eine Realschule zu gehen, wenn sie eine Schule mit vielen anderen Ausländerkindern besuchen. Auf solchen Schulen zeigen sie schlechtere Leistungen und erreichen schlechtere Noten als auf sozial heterogeneren Schulen.[22]
Dieses Ergebnis gewinnt angesichts der ausgeprägten ethnischen Segregationstendenzen im deutschen Grundschulsystem eine besondere Bedeutung. Denn gerade in segregierten Schulsystemen gelangen Migrantenkinder besonders häufig in Grundschulklassen, deren Schülerschaft relativ leistungshomogen auf niedrigem Niveau zusammengesetzt ist.[23]
Alba et al. (2004) stellten fest, dass vor allem türkische und italienische Migrantenkinder im deutschen Bildungssystem schlecht abschnitten und nicht die Leistungen erbrachten, die ihrer Intelligenz entsprachen. Griechische Migranten hingegen schnitten gut ab.[24]
Unterschiedliche schulische Erfolge in Ost- und Westdeutschland
In allen ostdeutschen Bundesländern gibt es unter ausländischen Jugendlichen mehr Abiturienten und weniger Sonderschüler als in allen Westländern. In Brandenburg verlassen sogar 44 Prozent aller ausländischen Jugendlichen die Schule mit dem Abitur. Damit gibt es in Brandenburg sogar mehr Abiturienten unter Zuwanderern als unter Deutschen. Es gibt frühzeitige Förderprogramme (besonders für Spätaussiedler) und flächendeckend Kindergärten[25].
Ergebnisse der PISA-Studie
Mit der Sonderstudie Where Immigrant Students Succeed – a comparative Review of Performance and Engagement from PISA 2003 (deutscher Titel: Wo haben Schüler mit Migrationshintergrund die größten Erfolgschancen? – Eine vergleichende Analyse von Leistung und Engagement in PISA 2003) wurde ermittelt, ob Migrantenkinder im Schulsystem ebenso erfolgreich sind wie autochthone Schüler.
Ein erstes Ergebnis war, dass kein ausschlaggebender Zusammenhang zwischen dem Umfang der zugewanderten Schüler in den Beispielländern einerseits und dem Umfang der zwischen Migrantenkindern und einheimischen Schülern beobachteten Leistungsunterschiede andererseits besteht. Dies widerlege die Annahme, wonach sich ein hohes Zuwanderungsniveau negativ auf die Integration auswirke.
Im Ländervergleich dieser Studie ist Deutschland das Schlusslicht bei der Integration von Migrantenkindern der zweiten Generation. Obschon den Migrantenkindern von der Studie Lernbereitschaft und eine positive Einstellung attestiert wurde, sind ihre Erfolgschancen im deutschen Bildungssystem geringer als in jedem anderen der 17 untersuchten Staaten:
- Im Durchschnitt liegen Migrantenkinder gegenüber einheimischen Kindern um 48 Punkte zurück; in Deutschland jedoch um 70 Punkte. Am größten sind die Unterschiede in den Naturwissenschaften, am geringsten in der Lesekompetenz [26].
- Während in fast allen anderen teilnehmenden Staaten in der zweiten Generation die Migrantenkinder höhere Leistungspunktzahlen erreichen, sinken diese in Deutschland noch einmal extrem: Migrantenkinder der zweiten Generation liegen hinter ihren Mitschülern rund zwei Jahre zurück. Über 40 % erreichen von ihnen nicht die Grundkenntnisse der Leistungsstufe 2 in Mathematik und schneiden auch in der Lesekompetenz ähnlich schlecht ab.
Detailliertere, auf die PISA 2000 Untersuchung aufbauende Studien zeigen, dass im Ergebnis nicht die Herkunft als solche, sondern (neben der im Elternhaus gesprochenen Sprache [Esser 2001; Kristen 2002] das Ausbildungsniveau der Eltern, insbes. der Mutter, über den Bildungserfolg entscheidet [27] – ein Zusammenhang, der gleichermaßen auch für die einheimische Bevölkerung festgestellt wurde.
Leistungspunkte in Mathematik der 15jährigen Schüler | |||
---|---|---|---|
Schüler ohne Migrationshintergrund | Schüler der ersten Generation* | Schüler der zweiten Generation** | |
OECD-Durchschnitt | 523 | 475 | 483 |
Deutschland | 525 | 454 | 432 |
*im Ausland geboren, ausländische Eltern – **im Erhebungsland geboren, ausländische Eltern |
Dass Jugendliche ausländischer Herkunft, die selbst zugewandert sind, nach dieser Tabelle bessere Ergebnisse erzielen als Jugendliche ausländischer Herkunft, wäre allerdings ein statistischer Fehlschluß. Denn die Familien der in Deutschland geborenen Schüler ausländischer Herkunft stammen größtenteils aus der Türkei, und türkischstämmige Migranten schneiden bei PISA besonders schlecht ab. Jugendliche, die selbst zugewandert sind, sind eine heterogenere Gruppe aus einer Vielzahl von Herkunftsländern. Auch hier zeigt sich, dass die Migranteneigenschaft als solche wenig Aussagekraft besitzt und die Zusammensetzung der Migranten für den Bildungserfolg von entscheidender Bedeutung ist.
Für jedes einzelne Herkunftsland gilt, dass in Deutschland geborene jugendliche ausländischer Herkunft bessere Ergebnisse erzielen als Jugendliche, die im Ausland geboren wurden. Beispielhaft sei das für den Fall der Jugendlichen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei für den Bereich Mathematik gezeigt [28]. Es gilt in ähnlicher Weise für andere Herkunftsgruppe und die Bereiche Naturwissenschaften und Lesekompetenzen:
Herkunft der Familie | Migrationsstatus | Leistungspunkte Mathematik |
---|---|---|
Ehem. Jugoslawien | In Deutschland geboren | 472 |
Ehem. Jugoslawien | Zugewandert | 420 |
Türkei | In Deutschland geboren | 411 |
Türkei | Zugewandert | 382 |
Es wurde bereits in anderen Studien darauf hingewiesen, dass Jugendliche türkischer Herkunft eine "Risikogruppe" sind und im deutschen Schulsystem weniger lernen als andere Jugendliche ausländischer Herkunft und schlechtere Schulen besuchen als diese. Die Gründe dafür sind umstritten.
Effekte sprachlastiger Testaufgaben
Es wäre möglich, dass das schlechte Abschneiden der Jugendlichen mit Migrationshintergrund bei PISA ein Ergebnis sprachlastiger Testaufgaben wäre. Die Aufgaben bei PISA unterschieden sich hinsichtlich ihrer Sprachlastigkeit. Insbesondere Aufgaben, die technische Fähigkeiten messen, kommen mit minimalen sprachlichen Instruktionen und wenig Text aus, andere wiederum sind sehr sprachlastig.
Es wurde überprüft, ob Schüler mit Migrationshintergrund weniger sprachlastige Aufgaben besser lösten. Das war nicht der Fall. Stattdessen deutet sich das Gegenteil an, Schüler mit Migrationshintergrund schneiden bei sprachlastigen Aufgaben etwas besser ab als bei relativ sprachfreien. Die Gründe dafür sind ungeklärt. Es wird deutlich, dass die niedrige mittlere Kompetenz der Schüler mit Migrationshintergrund nicht durch schlechtere Ergebnisse in sprachabhängigen Teilkompetenzen bedingt ist [29].
Siehe auch
- HIPPY
- Migrationsforschung
- Soziale Herkunft
- Multikulturelle Gesellschaft
- Gastarbeiter
- Vertragsarbeiter
- Migrantenselbstorganisation
- Einwanderung aus der Türkei in die Bundesrepublik Deutschland
- Türken in Deutschland
- Russen in Deutschland
- Polnische Minderheit in Deutschland
- Kroaten in Deutschland
- Griechen in Deutschland
- Afrodeutsche
- Zuwanderergruppen
Weblinks
- binationaler Verband
- Joana Breidenbach: Deutsch-Vietnamesische Freundschaft
- Artikel zum Migrationshintergrund bei Mesken.
- Statistisches Bundesamt: Bevölkerung mit Migrationshintergrund - Ergebnisse des Mikrozensus 2005 (kostenloser Download in den Formaten Excel und PDF)
- „Das Aussehen zählt“ Jeannine Kantara in der Zeit vom 22. Januar 2008 über den Migrationshintergrund, u.a. mit Bezugnahme auf diesen Wikipedia-Artikel
- Die Zeit: Bildungswunder Ost - In Ostdeutschland sind Migranten schulisch erfolgreicher als im Westen
- Angekommen: Migrantengeschichten aus 40 Jahren
Literatur
- Beuchling, Olaf (2003): Vom Bootsflüchtling zum Bundesbürger - Migration, Integration und schulischer Erfolg in einer vietnamesischen Exilgemeinschaft. Waxmann. ISBN 978-3-8309-1278-1.
- Jürgen Duschek, Julia Weinmann u. a.: Leben in Deutschland. Haushalte, Familien und Gesundheit – Ergebnisse des Mikrozensus 2005. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2005. S. 73 (via destatis.de)
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund –Ergebnisse des Mikrozensus 2005. Erschienen am 04.05.07, [1], abgerufen am 28.05.2008
- ↑ Statistisches Bundesamt Deutschland: Leichter Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Pressemitteilung Nr. 105 vom 11.03.2008, abgerufen am 16.04.2008
- ↑ Statistisches Bundesamt Deutschland: Leichter Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Pressemitteilung Nr. 105 vom 11.03.2008, abgerufen am 16.04.2008
- ↑ Die Zeit: Man spricht (nicht nur) Deutsch abgerufen am 20.1.2008
- ↑ Jeannine Kantara: "Das Aussehen zählt. Alle sprechen vom Migrationshintergrund. Aber was bedeutet das eigentlich?", in: Die Zeit, Nr. 04/2008, [2], eingesehen 28.05.2008.
- ↑ "Unwort II: Migrationshintergrund", in: Handelsblatt, 16.01.2008, [3], eingesehen 28.05.2008.
- ↑ Henryk M. Broder, Hurra, wir kapitulieren! Verlag Wolf Jobst Siedler jr., Berlin 2006, ISBN 978-3-937989-20-4
- ↑ Sören Kittel, "Deutsche Wörter und ihr Migrationshintergrund", in: Die Welt, 20.08.2008, [4], eingesehen 28.05.2008
- ↑ ddp/wissenschaft.de – Markus Zens, "Übelkeit mit Migrationshintergrund", in: wissenschaft.de, [5], eingesehen 28.05.2008.
- ↑ Peter Wagner, "Königsspeise mit Migrationshintergrund", in: Spiegel Online, 06.08.2008, [6], eingesehen 28.05.2008
- ↑ Statistisches Bundesamt Deutschland: Leichter Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Pressemitteilung Nr. 105 vom 11.03.2008, abgerufen am 16.04.2008
- ↑ Richter, Antje (2005): Armutsprävention - ein Auftrag für Gesundheitsförderung, S. 202. In: Margherita Zander: Kinderarmut. Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. ISBN 3-531-14450-2
- ↑ Zu dieser Problematik gab es einen Themenkomplex während einer Tagung in Bielefeld[7]
- ↑ Spanische Einwanderer schaffen Bildungskapital abgerufen am 20.1.2008
- ↑ Spanische Einwanderer schaffen Bildungskapital abgerufen am 20.1.2008
- ↑ Panagiotis Kouparanis: Migrantenkinder mit Bildungserfolg abgerufen am 20.1.2008
- ↑ Der Integrationsbeautragte der Landesregierung Nordrheinwestfalen: "Einheit in der Vielfalt Download am 20.1.2008
- ↑ Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede am ersten Bildungsübergang; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Jg. 54, Heft 3, 2002, S. 534–552
- ↑ Deutsches Jugendinstitut: Thema 2007/10 Integration - diskriminiert oder selbst ausgegrenzt? [8]
- ↑ Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede am ersten Bildungsübergang; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Jg. 54, Heft 3, 2002, S. 534–552
- ↑ Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede am ersten Bildungsübergang; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Jg. 54, Heft 3, 2002, S. 534–552
- ↑ Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede am ersten Bildungsübergang; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie; Jg. 54, Heft 3, 2002, S. 534–552
- ↑ Rüesch, Peter, 1998: Spielt die Schule eine Rolle? Schulische Bedingungen ungleicher Bildungschancen von Immigrantenkindern. Eine Mehrebenenanalyse. Bern: Lang
- ↑ Alba, Richard D. Johann Handl und Walter Müller, 1994: Ethnische Ungleichheiten im deutschen Bildungssystem; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 46 (2): 209-237
- ↑ TAZ vom 19.04.06: Ostlehrer integrieren Migrantenkinder besser abgerufen am 22.01.2008
- ↑ Ramm, Prenzel, Heidemeier, Walter: Soziokulturelle Herkunft: Migration. in: PISA-Konsortium Deutschland (2004): PISA 2003: Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland. New York: Waxmann Publishing Co
- ↑ vgl. Neue Erkenntnisse aus der PISA-Studie, isoplan, 30. Mai 2003, mit Verweis auf eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung und siehe die (englischsprachige) Studie Michael Fertig: Who’s To Blame? The Determinants of German Students’ Achievement in the PISA 2000 Study (PDF), „RWI: Discussion Papers“, No. 4, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, 2003
- ↑ Ramm, Prenzel, Heidemeier, Walter: Soziokulturelle Herkunft: Migration. in: PISA-Konsortium Deutschland (2004): PISA 2003: Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland. New York: Waxmann Publishing Co., S. 268
- ↑ Ramm, Prenzel, Heidemeier, Walter: Soziokulturelle Herkunft: Migration. in: PISA-Konsortium Deutschland (2004): PISA 2003: Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland. New York: Waxmann Publishing Co., S. 269/270