Zum Inhalt springen

Behaviorismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Februar 2005 um 23:18 Uhr durch Cethegus (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Beim Behaviorismus (abgeleitet von Amerikanisch-Englisch Behavior, Verhalten) handelt es sich um einen der ältesten lernpsychologischen Ansätze. Grundlegend für diese Denkschule ist der Verzicht auf jegliche Annahmen oder Hypothesen über innerpsychische oder kognitive Prozesse. Im Behaviorismus gilt das Gehirn als Black-Box, das einen Input erhält und aufgrunddessen mit einer Reaktion antwortet. Es werden lediglich Beziehungen zwischen Reizen (also dem Input der Umgebung, auch Stimuli genannt) und Reaktionen (also dem Verhalten, teils in Form vom Reflexen) betrachtet und zueinander in Beziehung gesetzt. Begriffe wie "Verständnis", "Einsicht" oder "Vorausplanung" waren für orthodoxe Behavioristen Tabu, da es sich dabei um kein beobachtbares Verhalten handelt. Damit steht der Behaviorismus im krassen Gegensatz zu der in etwa zeitgleich aufkommenden Psychoanalyse.

Der Behaviorismus gründet fast ausschließlich auf experimentellen, wiederholbaren Versuchen innerhalb einer definierten Laborsituation, die klassischerweise an Tieren durchgeführt wurden.

1913 wurde der Behaviorismus in John B. Watsons Aufsatz "Psychologie, wie der Behaviorist sie sieht" erstmals als solcher benannt. Als wichtigster früher Meilenstein des Behaviorismus gelten gemeinhin Iwan Petrowitsch Pawlows Konditionierungs-Experimente. Zwar hatte Pawlow mit seiner "Reflexologie" durchaus eine hypothetische (physiologische) Erklärung für die Geschehnisse zwischen Reiz und Reaktion, jedoch vermied er mit heute teils erstaunlich anmutender Konsequenz Mutmaßungen über innerpsychische oder kognitive Prozesse.

Noch weiter ging Skinner, der fast ausschließlich empirische Zusammenhänge zwischen Reizen und Reaktionen im Paradigma der Operanten Konditionierung beschrieb. Kritiker warfen ihm daher vor, er sei zu atheoretisch. Weitere wichtige Behavioristen waren der oben genannte Watson sowie Guthrie und Thorndike.

Aus dem Behaviorismus entwickelte sich nach und nach der Kognitivismus. Dieser beschreibt in seiner einfachsten Form innerpychische Vorgänge als Kette von internen Reizen und Reaktionen, ohne zu fordern, dass alle diese Vorgänge direkt beobachtbar sein müssen.

Es gibt heute praktisch keine ernst zu nehmenden Theoretiker mehr, die sich als orthodoxe Behavioristen bezeichnen lassen. Dennoch sind der Behaviorismus und vor allem der Kongnitivismus von grundlegender Bedeutung für die moderne Psychologie und Psychotherapie (siehe auch: Verhaltenstherapie).

Literatur

  • Klaus-Jürgen Bruder, Psychologie ohne Bewußtsein : die Geburt der behavioristischen Sozialtechnologie, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1982
  • John A. Mills, Control: A History of Behavioral Psychology, Paperback Edition, New York University Press 2000
  • B.F.Skinner, Beyond Freedom & Dignity, Erstausgabe 1971, Hackett Publishing Co, Inc 2002