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Frühsozialismus

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Als Frühsozialismus (Utopischer Sozialismus) wird eine politisch weltanschauliche Bewegung bezeichnet, die auf die frühen sozialistischen Autoren des achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts zurück geht und deren Ideen von den Schriften des fränzösischen Revolutionärs, François Noël Babeuf (1760-1797), beeinflusst sind.

Zum Teil wird diese Bewegung anschaulich auch als Utopischer Sozialismus bezeichnet, da die Autoren utopische Gegenentwürfe zur damaligen gesellschaftlichen Wirklichkeit entwickelten. Der Marxismus benutzt die Bezeichnung "Utopischer Sozialismus" um die Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus von ihren utopischen Vorläufern und sozialistischen Gegenströmungen abzugrenzen.

Bekannte Vertreter des Frühsozialismus

Bekannte Vertreter sind Charles Fourier (Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen, 1808), Claude-Henri Comte de Saint-Simon, Robert Owen, Johann Gottlieb Fichte (Der geschlossene Handelsstaat, 1800) und Étienne Cabet ("Reise nach Ikarien", utopischer Roman, 1840). Die genannten Autoren haben in ihren Werken konkrete Bilder von einer idealen sozialistischen Gemeinschaft entworfen und zum Teil auch modellhaft versucht, ihre Verwirklichung in Form von sozialen Experimenten anzuregen (z.B. Owens Idee der Genossenschaft).

Utopischer Gehalt

Schon in Thomas Morus Staatsroman Utopia (1516) ist in mancher Hinsicht das Urbild des Kommunismus entdeckt worden, und die Sozialisten berufen sich in ihren Zielvorstellungen auch ausdrücklich auf den Autor, in dessen Schilderung einer idealen Gesellschaft das Privateigentum verneint wird.

Noch Ernst Bloch rekurriert auf den utopischen Gehalt der sozialistischen Ideen in seinem Prinzip Hoffnung (Freiheit und Ordnung. Abriß der Sozial-Utopien, 1946, Das Prinzip Hoffnung, 1955, Geist der Utopie, 1964).

Die Sicht des Marxismus

Der Marxismus sieht im utopischen Sozialismus eine von Moses Hess, Hermann Kriege und Karl Grün ausgehende bürgerliche und belletristische Phrase, die aus linken Strömungen des Junghegelianismus hervor gegangen ist und den proletarischen Klassenkampf negiert (vgl. Karl Marx, Friedrich Engels, Deutsche Ideologie, 1845/46 und Manifest der Kommunistischen Partei, 1848).

Nach der marxistischen Theorie von Marx und Engels stellen Utopien reine Gedankenkonstruktionen dar, die vom historischen Wachstum der Machtverhältnisse abstrahieren und in denen so die politische Anschauung von den gesellschaftlichen (ins besondere ökonomischen) Grundlagen abgekoppelt wird. Die Utopisten versuchen ein System aus dem Kopf heraus zu entwickeln, statt die revolutionäre, umstürzlerische Seite des zeitgeschichtlichen Elends zu erkennen. In diesem Lichte unterscheidet der wissenschaftliche Sozialismus sich vom utopischen Sozialismus dadurch, dass in ihm die Entstehung des Sozialismus als eine, sich aus einer konkreten historischen Situation prozesshaft entwickelnde Notwendigkeit verstanden wird. (Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, 1882)

Politische Praktiker hingegen waren im Gegensatz zu den Theoretikern Marx und Engels weit weniger überzeugt von der Zwangsläufigkeit der historischen Entwicklung zu Fortschritt und Sozialismus.

Siehe auch: Utopische Literatur, Utopist