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Deutscher Sprachpurismus

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Unter Sprachpurismus (auch Sprachreinigung) wird der Versuch verstanden, alle Fremd- und Lehnwörter aus einer Sprache zu entfernen, indem aus dem Material der eigenen Sprache neue Wörter gebildet werden.

In einer globalisierten Welt verliert der Sprachpurismus zunehmend an Praktikabilität. Zu aktuellen Formen siehe auch Frankreich. In Deutschland weckt Sprachpurismus aber mitunter Erinnerungen an die Sprachpolitik der Nazionalszialisten.

Oft gilt Purismus als unnötig, doch eigensprachliche Bildungen haben die deutsche Sprache durchaus auch bereichert (z. B. Stelldichein für Rendezvous oder Rechner für Computer). Puristische Bildungen, die sich nicht durchgesetzt haben, wirken dagegen kurios und scheinen zu beweisen, dass Purismus unnötig oder sogar lächerlich ist (z. B. Gesichtserker für Nase oder Schlappscheibe für Diskette).

Bei Nationalisten ist es üblich, restlos alle Anglizismen durch deutsche Entsprechungen zu ersetzen, etwa „Weltnetz“ für Internet oder „T-Hemd“ für T-Shirt.

Damit sich eine eigensprachliche Bildung durchsetzen kann, muss sie kurz oder treffend-bildhaft sein, und das ersetzte Fremdwort muss störend wirken, etwa durch seine Aussprache oder Betonung.

Einer der frühesten deutschen Puristen war der Philosoph Christian Wolff, der philosophische Begriffe aus dem Lateinischen, dem damals nur die besser gestellten mächtig waren, ins Deutsche übertrug und damit die Grundlage für den Aufschwung der deutschen Philosophie im 18. Jahrhundert legte (Grundlage ist eine Bildung Wolffs für lat. fundamentum). Einzelne lateinische Begriffe sind aber selbst heute noch in der deutschen Philosophie durchaus üblich.

Siehe auch: Sprachpflege, Sprachkritik, Sprachschutzgesetz, Sprachpolitik, Sprachverfall, Académie française, Joachim Heinrich Campe, Sprachpanscher, Fremdwortpurismus, Isländischer Sprachpurismus.

Literatur

Polenz, Peter von: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart: 17. und 18. Jahrhundert, Band 2, de Gruyter Berlin-New York 1994, 498 Seiten.

Sprachgeschichte und Sprachkritik, Festschrift für Peter von Polenz zum 65. Geburtstag, de Gruyter Berlin 1993, 370 Seiten.