Zum Inhalt springen

Nazarener (Kunst)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Februar 2005 um 12:29 Uhr durch Mussklprozz (Diskussion | Beiträge) (Linkfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Nazarenisches Fresko im Speyerer Dom

Als Nazarenische Kunst wird eine romantisch-religiöse Kunstrichtung bezeichnet, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von deutschen Künstlern in Wien und Rom entstand und sich der Erneuerung der Kunst im Geist des Christentums aus der Wiederentdeckung alter italienischer und deutscher Kunst heraus widmete.

Geschichte

Die Anfänge und der Lukasbund

Die Kunstrichtung wurde von Studenten, die ab 1804 an der kaiserlichen Wiener Kunstakademie studierten, ins Leben gerufen. Die Ausbildung an der von Friedrich Heinrich Füger geprägten Akademie folgte einem strengen Lehrplan. Die technischen Aspekte der künstlerischen Fertigkeit hatten Vorrang vor dem künstlerischen Ausdruck. Bei den Themen orientierte man sich, der damaligen klassizistischen Auffassung folgend, streng an antiken Vorbildern.

Einige Akademiestudenten vermissten bei dieser Ausbildung etwas ihrer Ansicht nach Wesentliches: Man lernt einen vortrefflichen Faltenwurf malen, eine richtige Figur zeichnen, lernt Perspektive, Architektur, kurz alles - und doch kommt kein richtiger Maler heraus. Eins fehlt ... Herz, Seele und Empfindung, schrieb der 19-jährige Friedrich Overbeck 1808 in einem Brief an seinen Vater. Eine Gruppe von Studenten, unter ihnen Friedrich Overbeck, Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Franz Pforr, Josef Sutter, Josef Wintergerst, Josef Hottinger und Ludwig Vogel, schlossen sich zum Lukasbund zusammen. Dieser Name wurde gewählt, weil der Evangelist Lukas als Schutzpatron der Maler gilt.

Obwohl in technischer Hinsicht von der Akademieausbildung geprägt, entfernten sich diese Künstler inhaltlich rasch von den durch die Akademie vorgegebenen Themen. Im Einklang mit den romantischen und pietistischen Idealen jener Zeit fanden sie den von ihnen angestrebten Ausdruck in romantischen und sehr ausgeprägt in religiösen Themen. Ihre künstlerischen Vorbilder suchten sie im Spätmittelalter, beispielsweise in Albrecht Dürer und in italienischen Malern aus der Zeit vor Raffael wie Fra Angelico und Giotto.

Die Künstlerkolonie in Rom

1810 verließen Franz Pforr, Friedrich Overbeck, Ludwig Vogel und Josef Hottinger die Wiener Akademie, um nach Rom zu ziehen und dort ihre italienischen Vorbilder studieren zu können. Sie bezogen Quartier im leer stehenden Franziskanerkloster Sant'Isidoro und führten ein künstlerisches Außenseiterleben. Eine Theorie besagt, dass die Bezeichnung Nazarener auf die spottlustigen Römer zurück zu führen sei: Alla Nazarena nannten sie die wallende Haartracht der Künstler, die man sich in etwa so vorstellen kann wie Albrecht Dürers Frisur auf seinem berühmten Selbstbildnis von 1500.

Die Gruppe bekam Zulauf. In den Jahren 1811 - 1816 stießen Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Johannes Veit, Peter Cornelius, Franz Ludwig Catel, Joseph Anton Koch, Wilhelm Schadow und Carl Philipp Fohr zu ihr. Ein Teil dieser Männer zog jedoch eine lockere künstlerische Verbundenheit dem klösterlichen Leben in Sant'Isidoro vor. Ihre Themen fanden die Maler in Porträtkunst, in religiösen Szenen und in der Landschaftsmalerei. In letzterer taten sich vor allem Schnorr von Carolsfeld und Carl Philipp Fohr hervor.

Die neue Kunstgattung errang ihren Durchbruch und öffentliche Anerkennung durch zwei Großaufträge: 1815 - 1817 entstanden die Freskenzyklen in der Casa Bartholdy, der Residenz des preußischen Generalkonsuls Bartholdy. 1817 - 1827 enstanden im Auftrag des Marchese Massimo, einem Mitglied des römischen Hochadels, die Fresken in der seiner römischen Stadtresidenz Villa Massimo.

Weitere Entwicklung in Wien

In Wien, ihrem Ausgangspunkt, hatte die neue künstlerische Bewegung es schwerer, sich durchzusetzen. (wird fortgesetzt)

Nazarenische Künstler

Nazarenische Kunstausstellungen

Eines der Zentren der Kunst der Nazarener ist heute das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Lübeck, Overbecks Heimatstadt.

aktuell: die Schirn Kunsthalle Frankfurt/Main zeigt eine Ausstellung über die Nazarener im Frühsommer 2005. Link: http://www.schirn-kunsthalle.de/index.php?do=exhibitions_detail&id=56&lang=de

Literatur

Rudolf Bachleitner: Die Nazarener, ISBN 3-453-41182-X