Bad Liebenstein
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Bad Liebenstein ist eine Kur-, Bäder- und Tourismusstadt im Naturpark Thüringer Wald. Überregional bekannt wurde es als Sommerresidenz der Meininger Herzogsfamilie, als Thüringens ältestes Heilbad und als größter Herzkurort der DDR. Die Burgruine Liebenstein auf dem Burgberg, welche der Stadt ihren Namen gab, prägt – besonders aus südlicher Richtung – das Bild der Stadt. Im aktuellen Raumordnungspan hat Bad Liebenstein zusammen mit dem benachbarten Schweina den Status eines Unterzentrums.
Geographie

Geographische Lage
Die Stadt Bad Liebenstein befindet sich im nordwestlichen Thüringer Wald, welcher durch Berge (Inselsberg, Gerberstein) und Mischwälder geprägt ist. Die Stadt ist eingerahmt von Burgberg, Aschenberg und Antoniusberg. Nach Südwesten bietet sich ein Blick in das Werratal mit den Bergen der Vorderrhön, wobei der Pleß am nächsten ist. Größere Städte der Umgebung sind Eisenach, etwa 30 Kilometer nördlich, Meiningen etwa 30 Kilometer südlich, Bad Salzungen, Kreisstadt des Wartburgkreises, etwa 15 Kilometer im westlich und Schmalkalden etwa 15 Kilometer südöstlich von Bad Liebenstein gelegen.
Die Höhe Bad Liebensteins wird mit 344 m über Normalnull angegeben. Dabei handelt es sich um die Höhe des ehemaligen Bahnhofes, während der tiefste Punkt bei Meimers mit 267 m ü. NN liegt, befindet sich der höchste Punkt mit ca. 540 m ü. NN unterhalb des Frauenberges.
Geologie
Der Thüringer Wald besteht aus einer Scholle paläozoischer Gesteine des ehemaligen Variszischen Gebirges (Ruhlaer Kristallin). In der Zechsteinzeit überflutete ein Meer das Restgebirge. Die Bruchtektonik führte zu Entstehung des Thüringer Waldes. In diesem Zusammenhang entstanden parallele Verwerfungsspalten, die sich auch durch den Ort ziehen. Der Liebensteiner Störung ist die Entstehung der Heilquellen zu verdanken. Am ehemaligen Steinbruch Korällchen wird das Eindringen von Magma bei einer abweichenden Gesteinsart, hier Liebensteiner Gneis, deutlich. Unterschiede gibt es auch in der näheren Umgebung: Während am Aschenberg Sandstein ansteht, ist am Altenstein ein Teil eines Zechsteinriffes erhalten geblieben. In Richtung Rennsteig trifft man aus dem Rotliegenden Porphyre und Granite sowie Erzgänge an.[1]
Klima
Die Stadt befindet sich in einer kesselartigen Tallage, deren umgebende Berge im Osthalbraum bis ca. 450m ü. NN ansteigen. Großklimatisch gehört Bad Liebenstein zum Mitteldeutschen Berg- und Hügellandklima, das im Nordosten in das deutsche Mittelgebirgsklima übergeht. Der Jahresniederschlag liegt im Mittel bei 730 Millimeter. Beim Vorhandensein feuchter Luftmassen und südwestlicher Winde gelangt die Stadt in das Staugebiet des Thüringer Waldes mit trübem, regnerischem Wetter. Bei nordöstlicher Luftzufuhr machen sich Föhneinflüsse bemerkbar. Am häufigsten tritt Schönwetter auf (32 % des Jahres), gefolgt von Schauerwetter (26 %), Schlechtwetter (23 %) und Eintrübung (19 %). Sommertage wurden 21 mal pro Jahr gezählt, Heiße Tage durchschnittlich drei. Insgesamt bietet Bad Liebenstein milde bis sehr milde klimatische Reize. In der kalten Jahreszeit sind die Klimareize stärker, jedoch sorgt hier der Windschutz der Tallage, dass ausgesprochen kalte Tage nur zu einem Drittel auftreten. Während klarer, ruhiger Nächte kommt es zur Entstehung eines Kaltluftsees, dessen Abflussmöglichkeiten durch das Grumbachtal sehr gering sind. Allerdings kommt es gelegentlich auch nachts zur Zerstörung des Kaltluftsees durch vom Thüringer Wald talwärts wehende Winde.[2]
Durchschnittliche Temperatur für Bad Liebenstein
Quelle: - Bad Liebenstein, DEU
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Nachbargemeinden

Nachbargemeinden der Stadt sind im Uhrzeigersinn im Süden beginnend Barchfeld, Schweina und Steinbach im Wartburgkreis sowie Trusetal und Breitungen/Werra im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Der Ortsteil Altenstein bildet eine Exklave, die von den Gemeinden Schweina und Steinbach umschlossen wird.
Stadtgliederung

Das Amt Liebenstein umfasste die beiden Dörfer Sauerborn (Suerborn, Sauerbrunnen) und Grumbach (Grummich), aus welchen 1801 die Gemeinde hervorging.[3] Ebenfalls zur Stadt gehören die drei Siedlungen Raboldsgrube (auch Heide genannt), Sorga (die ehemalige Domäne) und Wolfsberg. Der ehemalige Stadtteil Bairoda wurde in den 1970er Jahren der Gemeinde Meimers zugeschlagen. Altenstein mit Park und Schloss (ehemals zu Schweina gehörend) verblieb nach Auflösung der Großgemeinde von 1959 (siehe Abschnitt: Eingemeindungen) Anfang der 1970er Jahre bei der Stadt Bad Liebenstein. Seit 1993 gehören auch die beiden Ortsteile Meimers und Bairoda zur Stadt.
Geschichte
Mittelalter bis 19.Jahrhundert


Das Gebiet von Bad Liebenstein gehörte einst zum Thüringer Westergau. Die gefürsteten Grafen von Henneberg herrschten hier. Den Namen Liebenstein (aus dem Mittelhochdeutschen lie, liewe, altnordisch hlie, das heißt das Dickicht, das schattige Laubdach) trug einst nur die Burg, deren Ruine den Burgberg krönt. 1353 gelangte das Gebiet an die Wettiner, welche es an die Herren von Stein verlehnten (1360), deren Geschlecht bis zum Aussterben der Liebensteiner Linie Besitzer der Burg war. Die Burg wurde erstmals im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Es wird angenommen, dass im Tal der Grumbach schon vor der Erbauung der Burg Bauernsiedlungen entstanden waren, welche später das Dorf Grumbach bildeten. Im ausgehenden 16. Jahrhundert entstanden dann Häuser in der Talmulde zwischen dem Schlossberg (auch Burgberg genannt) und dem Aschenberg, dort, wo die Quelle entsprang, die den Anwohnern als Suerborn, das heißt Sauerbrunnen, bekannt war und der Siedlung den Namen gab. Die heilkräftigen Eigenschaften des Brunnens waren seit altersher bekannt und geschätzt. Mit dem Aussterben derer von Henneberg regierten die Ernestiner (Sachsen-Coburg-Eisenach bis zur Erfurter Teilung).
Im Jahre 1610 erschien von Dr. Andreas Libavius, „weiland Direktor des Coburger Gymnasiums“, die Brunnenschrift Tractatus Medicus Physicus und Historia des fürtrefflichen Casimirianischen SawerBrunnen/ unter Libenstein/ nicht fern von Schmalkalden gelegen. Diese Monographie gehört zu den ersten Brunnenschriften Deutschlands. Herzog Casimir, dem die Heilquelle bestens empfohlen wurde, wandte zehn Sommer lang die Kur in dem neu gegründeten Brunnenort an. Damals handelte es sich noch um eine sehr kleine Siedlung: Im Jahr 1648 wurden nur einhundertsiebzig Einwohner gezählt. 1677 fiel die Herrschaft nach dem Tode von Ernst dem Frommen an dessen Sohn, Herzog Bernhard I. von Sachsen-Meiningen. Er ließ bequeme Wohnungen für Kurgäste erbauen und den neugefassten Brunnen überdachen, so dass er vor Witterungseinflüssen geschützt war. 1680 fiel Schloss Altenstein an Sachsen-Meiningen und es gab erste Planungen zum Bau einer Sommerresidenz. Eine weitere Brunnenschrift folgte: Kurzer Bericht von dem Liebensteiner Sauerbrunnen von Dr. Waldmann, Fürstlich Hessen-Casselischer Leib-Medicus, Schmalkalden 1718. Drei Jahre vorher erhielt der Ort Grumbach die Marktrechte.
Dr. Jahn aus Meiningen machte 1791 den Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen auf die Heilkraft der Liebensteiner Quellen aufmerksam; sein Gutachten schloss mit den Worten: „Kein Wiesbaden, Schwalbach und Ems war der Kultur so viel wert als Liebenstein“. 1801 wurden die beiden Dörfer Sauerbrunnen und Grumbach zu einer Gemeinde vereinigt und man erbaute auf halbem Weg eine Kirche (später wegen Baufälligkeit abgerissen). Der neue Ort erhielt den Namen der Burg: Liebenstein. Friedrich Mosengeil schrieb 1815: Das Bad Liebenstein und seine Umgebung und später die Novelle Liebenstein und die neuen Arkadier. Im Jahre 1840 entstand die Kaltwasserheilanstalt, aus welchem das Sanatorium, später Haus I des Krankenhauses (siehe Medizinische Einrichtungen) hervorging. Richtige Herzkuren wurden ab 1861 verabreicht.
Im Jahr 1849 ließ sich der Pädagoge Friedrich Fröbel, der Gründer der Kindergärten, in Liebenstein nieder. Er wohnte zuerst in der alten Post gegenüber dem Badehaus, danach im Gut (heute Hotel Fröbelhof), ehe er das Schlösschen in Marienthal erhielt und dort die erste Schule für Kindergärtnerinnen eröffnete. Gute dreißig Jahre später fand die Trauung von Herzog Georg II. mit der Schauspielerin Ellen Franz, dann Freifrau von Heldburg, heimlich in der Villa Feodora statt (1873). In dieser Zeit überschritt der Ort die 1000-Einwohner-Grenze.[4]
1900 bis heute

Der Kaiser verlieh Liebenstein 1907 den Zusatz Bad und Maximilian Graf von Wiser wurde Leiter der neuen Augenheilanstalt. 1917 wandelten die Besitzer den Badebetrieb in eine AG um und firmierten fortan unter den Namen Herzogliches Bad Liebenstein Thüringer Wald Aktiengesellschaft, aber erst acht Jahre später kam die Aktiengesellschaft in ruhiges Fahrwasser. Die Aktienmajorität ging an Dr. Fritz Lauterbach, der das Bad bis zu seiner Enteignung im Jahr 1947 führte. Im Jahr 1923 gab es den ersten Gemeindeverbund, bestehend aus den Ortsteilen Bad Liebenstein, Schweina und Steinbach, welcher schon nach kurzer Zeit scheiterte. In den 1930er Jahren entstand das Stadtviertel Siedlung. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die jüdischen Besitzer eines Textilgeschäftes überfallen. Die Männer wurden in das KZ Buchenwald überstellt und nach ihrer Rückkehr zur Geschäftsaufgabe gezwungen. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die großen Hotels und Kurheime in Lazarette umgewandelt, ab 1941 verlor Bad Liebenstein seinen Kurortstatus, es war Lazarettstadt geworden. Mehr als 90 Zwangsarbeiter, überwiegend aus der Sowjetunion, wurden in verschiedenen Firmen eingesetzt – seit 1946 erinnert ein sowjetisches Ehrenmal auf dem Friedhof an die 23 Opfer.[5] Am 4. April 1945 zog die US-Armee kampflos in den Ort ein. Hierbei sollten auch die deutschen Sanitätsoffiziere ihre Faustfeuerwaffen ablegen, was mit Hinweis auf die Genfer Konventionen jedoch abgelehnt wurde. Später übernahm die Rote Armee ganz Thüringen, Bad Liebenstein lag in der Sowjetischen Besatzungszone. Im von der Sowjetarmee beschlagnahmten Hotel Kaiserhof kam es zu einem Brand, wobei der Turm einstürzte und der Mittelteil fast ausbrannte.
1948 wurde Bad Liebenstein die Bezeichnung Volksheilbad Liebenstein verliehen. Die Domäne und das ehemalige Agnesheim wurden 1949 zum Heinrich-Mann-Sanatorium umgebaut, das Regierungskrankenhaus wurde. „In Würdigung der großen Verdienste auf allen Gebieten des wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Lebens“ erhielt die Großgemeinde Bad Liebenstein (mit Glücksbrunner Werke, Profisch, Schweina, Marienthal und Bairoda) 1959 anlässlich des 10. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik das Stadtrecht. Um das akute Wohnungsproblem zu beheben, entstanden um 1960 die Häuser der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG). Vierundzwanzig Jahre wurden die Gemeinde Schweina und der Ortsteil Bairoda (zu Meimers) wieder aus der Stadt ausgegliedert. Bis dahin lebten etwa 8600 Einwohner in der Stadt.
Mit dem Bau des Kulturhauses 1982 (ab 1992 Stadthalle) erhielt die Stadt ein neues kulturelles Zentrum mit Gaststätten, Bar, Kegelbahn und Jugendklub. In dieser Zeit standen in dem Ort 1500 Gästebetten zur Verfügung, jährlich besuchten etwa 16.000 Kurgäste und etwa 2000 Urlauber die Stadt. Die politsche Wende in der DDR brachte auch für den Kurort tiefgreifende Veränderungen. Sämtliche Industriearbeitsplätze in der Stadt brachen weg. Das staatliche Volksheilbad wurde dem Land Thüringen zugeordnet und kurze Zeit später (1991) in die m&i Klinikgesellschaft (der Klinikgruppe Enzensberg) und die Dr. Lauterbach Klinik GmbH aufgespalten. Das Regierungskrankenhaus Heinrich-Mann–Sanatorium wurde an die Dr. Becker Unternehmensgruppe verkauft. Alle drei Gesellschaften bauten 1993 neue Kliniken. In dieser Zeit fand die letzte große Erweiterung von Bad Liebenstein statt, die neuen Wohngebiete Am Mühlweg und kurze Zeit darauf Am Hölzchen entstanden. Im Jahr 2001 ging die ambulante Kur mit den Kurimmobilien in den Besitz der Stadt über. Das seit Jahren leerstehende Kurhaus Kaiserhof wurde umgebaut und als Vier-Sterne-Hotel zu Pfingsten 2006 wieder in Betrieb genommen. Nach dem Teilabriss des alten Gebäudes 2007 ist ein neues Kurmittelhaus im Bau. 2008 wird nach dem Abriss des ehemaligen Leuchtstoffwerkes und der Sanierung des Geländes der Bau des neuen Stadtparks an der Grumbachaue abgeschlossen sein. Die für die heutigen Verhältnisse überdimensionierte Stadthalle ist seit 2007 von der Bauaufsicht gesperrt.
Religionen

Seit der Reformation im 16. Jahrhundert ist das Gebiet um Bad Liebenstein mehrheitlich evangelisch-lutherisch. Die Friedenskirche wurde 1822 neben der Villa Feodora an der Friedensallee gebaut. Eine frühere Kirche, die zwischen den beiden Orten Suerborn und Grumbach stand, war baufällig geworden und wurde abgebrochen. Eine weitere evangelische Kirche steht im Ortsteil Meimers. Die Gemeinde besitzt allerdings keinen eigenen Pfarrer mehr, hier ist der Pfarrer von Steinbach zuständig.
Die sächsischen Gebiete wurden schon sehr früh reformiert. Im benachbarten Möhra wohnte Luthers Familie bis kurz vor seiner Geburt und oberhalb von Schloss Altenstein befindet sich der Ort der Gefangennahme Luthers, von wo er zur Wartburg gebracht wurde.
Erst seit dem Zweiten Weltkrieg existiert, durch eine hohe Zahl Heimatvertriebener, die in Bad Liebenstein eine neue Heimat fanden, eine kleine katholische Gemeinde, welche sich im katholischen Kurhaus Maria Regina eine Kapelle einrichtete. Der Bau eines eigenen Gotteshauses konnten erst im Jahr 2000 mit der modernen Kirche an der Ruhlaer Straße verwirklicht werden. Die katholische Gemeinde St. Kilian teilt sich ihren Pfarrer mit der katholischen Gemeinde in Bad Salzungen; der Pfarrer wiederum teilt sich die Arbeit mit einem Klinikseelsorger (ein Pfarrer, der für die Rehabilitationskliniken zuständig ist). Eine seit den 1970er Jahren gepflegte sehenswerte Tradition stellt der von den Gemeindemitgliedern alljährlich zum Fronleichnamsfest angelegte Blumenteppich dar.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960: 31. Dezember):[6]
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* nach Zusammenlegung mit Schweina 1923–1924 und 1959–1974
Dialekt
Der Liebensteiner Dialekt wird von dem westthüringischen und dem hennebergischen beeinflusst. Eine genaue Grenze kann nicht gezogen werden, da diese beiden Dialekte fließend ineinander übergehen. Eine exakte Sprachgrenze ist im Norden der Thüringer Wald, wobei auf der gegenüberliegenden Seite Zentralthüringisch gesprochen wird. Dort macht sich im Gegensatz zu Bad Liebenstein schon ein leichter sächsischer Einfluss bemerkbar.
Die Liebensteiner Mundart wird allerdings nur noch von wenigen Einwohnern gepflegt, lediglich des alljährliche Faschingsmotto des Surborner Carnevalclubs wird in der Liebensteiner Mundart formuliert. Beispiele hierfür sind: “Bu me firn is ganz egoal, zur Not sogoar im Hünnerstoal” (Wo wir feiern ist egal, zur Not sogar im Hühnerstall) oder “Spetzt die Orn ´s schlöt gläich Zwellef!” (Spitzt die Ohren, es schlägt gleich Zwölf). Ein weiteres Beispiel der Bad Liebensteiner Mundart gibt es auf den Notgeldscheinen der Gemeinde von 1921: “Määi schätze onse Geest sähr hooch, doch Hüts unn Broate höcher nooch. Bääi so enn gute Sonntichsässe tutt me de trurich Ziet vergässe.” (Wir schätzen unsere Gäste sehr hoch, nur Thüringer Klöße und Braten höher noch. Bei so einem guten Sonntagsessen, tut man die traurige Zeit vergessen.)
Politik
Wahlergebnisse
Partei | Stadtrat 1999 |
Stadtrat 2004 |
Kreistag 1999 |
Kreistag 2004 |
Landtag 2004 * |
Bundestag 2005 * |
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CDU | 14,8 % | 26,0 % | 33,5 % | 35,9 % | 41,4 % | 22,5 % |
SPD | 8,8 % | – | 28,9 % | 11,6 % | 15,8 % | 32,7 % |
PDS/Die Linke | 12,7 % | 18,4 % | 18,7 % | 26,5 % | 27,3 % | 25,8 % |
Freie Wähler | 53,6 % | 25,5 % | – | 14,7 % | 4,8 % | – |
FDP | 3,8 % | Liste mit CDU | 6,1 % | 4,8 % | 2,5 % | 8,6 % |
Bündnis90/Die Grünen | 6,4 % | – | 12,9 % | 6,5 % | 4,8 % | 5,2 % |
Bürgerverein (BVB) | – | 30,1 % | – | – | – | – |
* Nach Anzahl der gültigen Zweitstimmen
Stadtrat
Nach der Protestwahl im Jahr 1999, als nach jahrelangen Querelen auf Grund des Verkaufs stadteigener Wohnungen und weiterer finanzieller Ungereimtheiten die etablierten Parteien abgestraft wurden und die Freien Wähler neun der zu vergebenden 16 Sitze erhielten, ist der Stadtrat nach der letzten Kommunalwahl im Jahr 2004 wieder ausgeglichener besetzt. Der neugegründete und erstmals antretende Bürgerverein (BVB) erhielt fünf, die gemeinsame Liste der CDU/FDP vier, die Freien Wähler (FW) vier sowie die Partei Die Linke drei Sitze. Im Stadtrat stimmberechtigt ist zusätzlich der Bürgermeister.
Bürgermeister ab 1990
- Fritz Eberhard Reich (CDU, 1990–1994)
- Udo Rommel (FDP, 1994–1997)
- Beauftragter Plobner (1997–1998)
- Hans Beck (FW, 1998–2006)
- Elke Engelmann (Liste BVB, seit 2006)
Wappen
Blasonierung: Schräggeteilt von Weiß über Rot, vorn ein rotes Herz, belegt mit einem weißen Tempelchen, hinten ein aus Kugel, Walze und Würfel bestehendes Gebilde.
Das rote Herz steht für das Herzheilbad mit dem Brunnentempel, der sich an der Stelle der ersten Liebensteiner Heilquelle befindet. Würfel, Walze und Kugel weisen auf das Wirken von Friedrich Wilhelm August Fröbel in der Stadt hin. Obwohl das Fröbeldenkmal und die meisten Wirkungsstätten Fröbels seit Anfang der 1970er Jahre wieder zu Schweina gehören, ist das 1951 geschaffene Wappen weiter im Gebrauch.
Verwaltungsgliederung
Die Gemeinde gehörte zum Herzogtum Sachsen-Meiningen, Landkreis Meiningen, später Freistaat Thüringen, nach der Kreisreform in der DDR 1951 zum Kreis Bad Salzungen und später zum Bezirk Suhl. Als 1990 sich das Land Thüringen neu gründete, folgte bald eine weitere Kreisreform, mit der die Stadt zum Wartburgkreis kam.
Eingemeindungen
Am 13. August 1993 wurde Meimers mit dem Ortsteil Bairoda eingemeindet.
Schon 1923 gab es eine Zusammenlegung von Schweina, Steinbach und Bad Liebenstein. 1924 war diese Episode beendet. 1950 gab es eine abermalige Fusion mit dem benachbarten Schweina, welches nun Bad Liebenstein II hieß. Auch diesmal hielt die Verbindung nur einige Jahre, bis 1974. Allein der Ortsteil Altenstein verblieb bei Bad Liebenstein, obwohl er keine direkte Verbindung zur Stadt hat.
Derzeit gibt es Versuche, ein gemeinsames Altensteiner Oberland zu etablieren. Ein Bürgerbegehren in Schweina lehnte dies auf Grund alter Befindlichkeiten und der angeblich schlechten finanziellen Situation der Stadt Bad Liebenstein ab.
Städtepartnerschaften
Es bestehen Städtepartnerschaften mit den Städten Melsungen in Hessen und Tréon in Frankreich. Seit 1990 hat der Städtepartnerschaftsverein Bad Liebenstein e. V. sich zum Ziel gesetzt, ein besseres Verständnis der Bürger für Europa zu fördern und die europäische Gemeinschaft mit Leben zu erfüllen. Mindestens einmal jährlich gibt es Treffen von Vertretern beider Städte, meist mit einem Kultur- und Fahrtenprogramm.
Bauwerke und Sehenswürdigkeiten



Bauwerke
Oberhalb der Stadt befindet sich seit dem 14. Jahrhundert die Burg Liebenstein. Sie verfällt seit dem 17. Jahrhundert und ist heute nur noch eine Ruine. Hier sind Reste eines gotischen Palas (vor 1360) und Reste einer Wehrmauer vorhanden. In den Grumbachschen Händeln (1567) wurde die Burg teilweise zerstört. Seit den 1930er Jahren gibt es eine Burggemeinde, die auch den Aussichtsturm schuf. Die Burgruine Liebenstein gehört inzwischen der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die zusammen mit den Natur- und Heimatfreunden Bad Liebenstein an der Erhaltung der Ruine arbeitet. Etwas unterhalb befindet sich das Ida-Denkmal. Es wurde im Jahre 1854 durch Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meinigen als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber seiner älteren Schwester Prinzessin Ida, spätere Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, nach deren Tod errichtet. Drei moderne Kurkliniken sind seit 1994 auf den Gebieten der Kardiologie, Orthopädie und Neurologie tätig.
Sehenswert sind auch die klassizistischen Kuranlagen (Kurhaus, Wandelhalle, Theater) mit dem Brunnentempel (1816) sowie das 1895 im fränkisch-hennebergischen Fachwerkstil erbaute Postgebäude. Das Postamt wurde 1982 auf einer Sonderbriefmarke der DDR verewigt. Das Palais Weimar (früher auch Fürstenhaus) entstand um 1805 als klassizistischer Bau mit dorischen Säulen und Kuppelsaal. Heute beherbergt es die Stadt- und Kurbibliothek. Ganz in der Nähe befindet sich der Brunnentempel (auch Quellentempel) an der Stelle, wo die erste Liebensteiner Heilquelle sprudelte. Allerdings ist diese Quelle, wie auch einige andere versiegt. Während die Quelle der Bohrung von 1927 zur Zeit nicht genutzt wird, werden die Kureinrichtungen mit der Quelle der Bohrung von 1951 aus über hundert Meter Tiefe versorgt. Die Quelle war als die stärkste kohlensaure Mangan-Eisen-Arsen-Quelle der DDR bekannt. Während früher Arsen in geringen Dosen in der Medizin eingesetzt wurde, wird es heute mittels einer modernen Filteranlage absorbiert.
Etwas außerhalb der Stadt befinden sich das Schloss Altenstein, ein Schlossgebäude nach englischen Vorbild, das in den Jahren 1888 bis 1890 errichtet wurde und Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen war. Neben Schloss Altenstein befinden sich in Bad Liebenstein zwei weitere Sommerresidenzen des Meininger Herzoghauses: Villa Georg und Villa Feodora. Die Villa Georg besticht durch das Biberschwanzdach im Rautenmuster und die einen Meter große Figur des Heiligen Georg. Die Villa Feodora wurde 1860 nach Plänen von Ludwig Lange gebaut. Es ist ein Schweizerhaus mit Lüftlmalereien der Münchner Gebrüder Spieß nach Entwürfen von Ludwig Richter.
Im nahegelegenen Schweina, zeitweise Ortsteil von Bad Liebenstein, befinden sich der Schloss Glücksbrunn (1705) mit der Altensteiner Höhle, das Marienthaler Schlößchen (1808) sowie das Fröbelgrab.
Parks
Der Schlosspark Altenstein erstreckt sich über eine Fläche von 160 Hektar und ist damit einer der größten Landschaftsparks in Deutschland. Im Zentrum der Stadt befindet sich der Elisabethpark, der mit mehreren Teichen Anfang des 20. Jahrhunderts von den Besitzern des Bades angelegt wurde. Ganz in der Nähe befindet sich der Tierpark, mit Affen, Känguruhs und vielen weiteren Tieren und der Vogellehrschau. Der Kurpark wird durch die Gebäude von Kaiserhof, Theater und Villa Feodora begrenzt. Das Stille Tal ist hauptsächlich ein Anglerparadies an der Straße nach Meimers.
Der neue Stadtpark an der Grumbachaue entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Leuchtstoffwerkgeländes.
Naturdenkmäler
Im Naturdenkmal Altensteiner Zechsteinriff blieben bei sonst vorherrschenden Gneisen und Graniten sowie Sandstein ein paar Felsen stehen. So konnten die die Altensteiner Höhle, das Felsentheater sowie eine nur zeitweise aktive Quelle, das Getränksloch, entstehen. Im Park Altenstein sind auch die seltenen Mammutbäume und Ginkgos zu finden.
An verschiedenen geologischen Auschlüssen am Haderkopf, im Korällchen oder am Eselssprung bekommt man einen Einblick in die Vielfalt der Erdgeschichte. Auf dem zentralen Dorfplatz im Ortsteil Bairoda steht eine 1000jährige Linde.
Kunst und Kultur
Theater
Etwa seit 1800, schon vor dem Meininger Theater, besteht das Kurtheater in Bad Liebenstein. Es entstand auf auf Anraten Johann Wolfgang von Goethes. Der Zuschauerraum fasst 344 Personen, im Foyer finden ca. 100 Personen Platz. Bis zu politischen Wende in der DDR wurde es von den Meiningern bespielt, aber auch andere Auftritte z.B. von Herbert Roth fanden hier statt.
Mitte der 1990er Jahre kam der Spielbetrieb fast vollständig zum Erliegen, das Theater war bis auf ein oder zwei Veranstaltungen völlig ungenutzt. 2004 feierte man den 200. Geburtstag und seitdem wird es wieder regelmäßig bespielt. In dieser Zeit stellte man fest, dass das Theater noch älter ist. Neben Gastspielen verschiedener Schauspiel- und Mehrspartenhäuser (z. B. Staatsoper Hannover, Nationaltheater Weimar, Theater Plauen-Zwickau, Neue Bühne Senftenberg) werden auch bekannte Solokünstler für ein Gastspiel engagiert, beispielsweise André Eisermann, Georg Schramm und Christian Quadflieg.
2006 gab es 16, 2007 über 20 Veranstaltungen, darunter das bundesfilmfestival dokumentarfilm DOKU.07. Die Auslastung lag 2004 bei 56 %, 2005 bei knapp 60 %. Seit 2007 existiert der Förderverein kurTheater bad liebenstein e.V., welcher die Organisation von Gastspielen und deren Vermarktung übernommen hat.
Freilichtbühne
Am Ende des Kurzentrums hinter dem Kurhotel Kaiserhof befindet sich im sogenannten Erdfall eine Freilichtbühne, die in den 1950er Jahren als sogenanntes Nationales Aufbauwerk entstand. Nachdem die Bühne später ungenutzt verfallen war, entstand dort durch die Kurverwaltung ein Kneippsches Wassertretbecken mit Fußreflexzonenpfad. Gleich daneben wurde eine Konzertmuschel errichtet, die für Kurkonzerte genutzt wird. Eine weitere Naturbühne ist das Felsentheater im Wald an der Steinbach zugewandten Seite des Burgberges, das im 19. Jahrhundert zur Aufführung von Lustspielen genutzt wurde.
Lichtspielhaus
Hinter der Freilichtbühne gab es ein Kino, das über eine lange Treppe von der Herzog-Georg-Straße in der Nähe des Brunnentempels zu erreichen war. Es hatte einen klassischen Lichtspielsaal mit einer Galerie. Es wurde um 1995 abgerissen. Heute befindet sich dort ein Anbau der Pension Felsenkeller. Seit der Wiedereröffnung des Hotels Kaiserhof 2006 finden dort Kinovorführungen statt.
Museen
In der Inselbergstraße befindet sich seit Mitte der 1990er Jahre das Schaubergwerk "Am Aschenberg", welches um und in einem alten Bierkeller herum entstand. Eine alte Bergwerksbahn (600mm-Spur), Förderwagen und Bergbaugeräte aus dem Schacht in Steinbach informieren über die Bergbaugeschichte der Region. Ein Biergarten mit LGB-Anlage laden zum Verweilen ein.
Ein sehr kleines Bademuseum in der Wandelhalle zeigt Fundstücke und Gegenstände aus der Geschichte des Bades.
Musik
1857 wurde der Männergesangsverein Sängerkranz gegründet. In den 1970er Jahren wurde von Mitgliedern des Vereins das Doppelquartett (das eigentlich aus neun Sängern besteht) ins Leben gerufen. Dieses hatte schon mehrere Auftritte in Funk und Fernsehen und startete auch eine kleine Amerika-Tournee. Etwa ebenso alt wie das Doppelquartett ist der Frauen-Singkreis, welcher oft unter dem Namen Die Alten von der Burg auftritt.
Seit dem 20. Jahrhundert ist Bad Liebenstein bekannt für sein Kurorchester. In seiner besten Zeit hatte es mehrere Auftritte täglich. Nach der politischen Wende zerfiel das Orchester aus finanziellen Gründen, seitdem hat eine kleine Gruppe von Musikern nur noch wenige Auftritte im Monat. Die musikalische Tradition versuchen die Eigentümer der Villa Georg (die sich selbst Café und Kulturinsel nennt) zu beleben. Dort gibt es regelmäßig Veranstaltungen der Liveband Little Birdland, des Orchesters Reflecion und des Kunst- und Kulturvereins.
Sport
Der größte Sportverein der Stadt ist der SV Medizin Bad Liebenstein. Der Verein untergliedert sich in die Abteilungen Judo, Volleyball, Tennis, Tischtennis und Rehabilitationssport. Zudem sind in Bad Liebenstein Schützen aktiv.
Sportlicher Höhepunkt ist das alljährlich am letzten Wochenende vor den Thüringer Sommerferien stattfindende Otto-Scharfenberg-Gedenkturnier der Abteilung Volleyball der SV Medizin Bad Liebenstein für Aktive und Nichtaktive. Dann gleicht Bad Liebenstein einer Zeltstadt und „Schwiegermutters Albträume“ spielt gegen „Ottos letzter Haufen“.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Bad Liebenstein ist über die Bundesautobahn 4, Abfahrten Waltershausen bzw. Wutha-Farnroda und die Bundesstraßen 19 und 62 beide bis Barchfeld zu erreichen. Die Umgehungsstraße auf der ehemaligen Bahnstrecke, die heutige Tréon-Straße führt den Verkehr vom Knoten Barchfeld zum Rennsteig an der Stadt vorbei, lediglich in Richtung Trusetal muss er noch das Zentrum passieren. Eine schon seit Jahren geplante Umgehung an Meimers vorbei wird nach dem Ausbau der B 19 als nicht vordringlich angesehen. Problematisch ist derzeit die innerstädtische Parkplatzsituation an den Wochenenden. In dieser Zeit gibt es viele Besucher der Patienten der Rehakliniken. Die Stadtverwaltung arbeitet an einem Verkehrsleitsystem.
Regelmäßige Busverbindungen gibt es von Bad Liebenstein nach Bad Salzungen (über den Bahnhof Immelborn), Eisenach (zum dortigen Bahnhof), Gotha sowie zum Kleinen Inselsberg. Eine inoffizielle Stadtlinie ist die Linie 133, die Bad Liebenstein mit Meimers, Bairoda, Steinbach, Altenstein und Schweina verbindet.
Die von 1889 bis 1968 im Personenverkehr betriebene Eisenbahnstrecke Immelborn–Steinbach, eine Zweigstrecke der Werrabahn, diente zum Transport der Kurgäste. Es gab einen täglichen Eilzug vom Bahnhof Bad Liebenstein nach Leipzig bzw. Zwickau.
Ansässige Unternehmen
Die Erste Thüringer Keksfabrik wurde 1902 von Richard Bohlig gegründet. Nach Enteignung und Weiterbetrieb als VEB bis 1990 wurde die Fabrik zunächst von Bahlsen übernommen, bis 1998 stillgelgt, und schließlich durch die Stadt abgerissen. Heute befindet sich auf dem Areal ein öffentlicher Parkplatz.
Bis ca. 1990 gab es in der Ortsmitte den VEB Leuchtstoffwerk, welcher unter anderem auch Farbpigmente auf Cadmiumbasis herstellte. Die wasserunlöslichen Cadmiumsalze wurden in der Grumbach und zum Teil in der Werra entsorgt. Das Gelände wurde seit dem Jahr 2000 dekontaminiert; dort entsteht der neue Stadtpark an der Grumbachaue.
Bis 1991 existierte im Ortskern an der Puschkinstraße eine Metallwarenfabrik, ehemals Fahrradteile Christian Luther. Es wurden überwiegend Fahrradteile hergestellt, wie Klingeln, Fahrradständer usw. Das Fabrikgebäude wurde mit dem Bau der m&i Fachklinik Bad Liebenstein abgerissen.
Neben einem Zweigbetrieb zur Fertigung von Kabelbäumen gibt es seit der Wende keine Industriebetriebe mehr. Ansässig sind lediglich einige Handwerksbetriebe der Metall-, Holz- und Kunststoffverarbeitung sowie Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Telekommunikation und Sicherheitstechnik.
Medien
Seit 1890 erschien in Bad Liebenstein die Tageszeitung Der Stammgast im Verlag Kaffenberger in der Bahnhofstraße. Im Jahr 1944 musste das Erscheinen wegen Papierknappheit eingestellt werden. Offiziell wurde die Zeitung mit einer anderen zusammengelegt und sie konnte auch in der DDR-Zeit nicht wiederbelebt werden. Seit 1990 erscheint Der neue Stammgast als Mitteilungs- und Veröffentlichungsblatt der Stadt Bad Liebenstein und der beiden Gemeinden Schweina und Steinbach mit Druck und Verlag in Ilmenau. Heute in der Region verbreitete Tageszeitungen sind Freies Wort und Südthüringer Zeitung beide mit einer gemeinsamen Lokalredaktion in Bad Salzungen.
Alle Fernsehzuschauer mit Kabelanschluss im Stadtgebiet empfangen das sogenannte Bad Liebenstein-Fernsehen, welches aber lediglich kurzzeitig wechselnde Schrift- und Bildtafeln mit Informationen und Werbung in einer Endlosschleife sendet.
Medizinische Einrichtungen
Es gab einst zwei Krankenhäuser: Haus II in der Bahnhofstraße, als Landes-Augenheilanstalt mit Stiftungsmitteln der Herzogin Charlotte errichtet und unter Leitung des Grafen Wiser betrieben, dessen Nachfolge Dr. Koch übernahm. Es gehörte zu den weltweit führenden Einrichtungen der Augenheilkunde. Im Zweiten Weltkrieg war das Haus Lazarett, dann wurde es zum Krankenhaus umgebaut und als Poliklinik genutzt. Nach 1990 modernisiert, erhielt es einen neuen Laboranbau und neue Operationssäle. Mit dem Neubau des Klinikums Bad Salzungen wurde das Haus aufgegeben und steht leer. Haus I im Herzen der Kurstadt an der Herzog-Georg-Straße gelegen, wird heute nach Umbau und Modernisierung als Altenheim für betreutes Wohnen genutzt.
Im benachbarten Schweina steht das ehemalige Haus III, welches aus dem Landeskrankenhaus Marienthal hervorgegangen ist und heute zur Therapie von Suchtkranken genutzt wird. Nach der Bildung des Kreises Bad Salzungen trugen die drei Häuser den Namen Kreiskrankenhaus Bad Liebenstein, da in Bad Salzungen nur das kleine Krankenhaus Dr. Sulzberger zur Verfügung stand. Mit dem Aufbau von Kapazitäten in Bad Salzungen entstand aus allen Häusern die Kreisgesundheitseinrichtungen (KGE) Bad Salzungen. Rechtsnachfolger der KGE ist das Klinikum Bad Salzungen.
Das Kurhaus wurde vom Volksheilbad mit stationären Patienten belegt und ist nach etwa zehn Jahren Leerstand im Jahr 2006 wieder seiner ursprünglichen Nutzung als Hotel zugeführt worden.
Bad Liebenstein ist größter Rehabilitationsstandort in Thüringen. Die größten Arbeitgeber sind die drei Rehabilitationskliniken:
- m&i-Fachklinik Bad Liebenstein mit Fachabteilungen für Orthopädie/Traumatologie, Kardiologie/Innere Medizin und Neurologie/Neuropsychologie.
- Heinrich-Mann-Klinik mit Fachabteilungen für Neurologie, Orthopädie und Onkologie.
- Kurparkklinik Dr. Lauterbach mit Fachabteilungen für Kardiologie und Orthopädie sowie Sportmedizin.
Öffentliche Einrichtungen
Neben der Stadt- und Kurbibliothek unterhält die Stadtverwaltung das Fremdenverkehrsamt in der Wandelhalle im historischen Kurviertel. Das Kurtheater wird durch den Förderverein Kurtheater Bad Liebenstein e.V. betrieben und ist einziger derartiger Veranstaltungsort im Wartburgkreis. Nach dem Neubau des Kurmittelhauses 2008 wird auch wieder eine Erholungsmöglichkeit mit kleiner Schwimmhalle zur Verfügung stehen.
Die Stadthalle ist heute wegen Baufälligkeit geschlossen. Hauptursache ist das Flachdach, durch das Nässe eindringt, da es immer nur provisorisch abgedichtet wurde. Weitere Problemfelder sind die fehlende Trockenlegung, eine Wärmedämmung und der Brandschutz. Da die Stadt einen Umbau nicht finanzieren kann und sich kein finanzstarker Investor findet (für das als Kreiskulturhaus gebaute Haus), wird sie wohl abgerissen werden müssen. Dabei besitzt sie eine moderne Hubbühne im großen Saal, ehemals ein Restaurant mit Bar, eine Kegelbahn mit Gastronomie mehrere Vereinsräume sowie Platz für einen Jugendklub.
Bildung
Nach der Einführung des westdeutschen Bildungssystems wurde die Polytechnische Oberschule Rudolf Schwarz aufgelöst und die Staatliche Grundschule Ludwig Bechstein sowie das Staatliche Gymnasium Herzog Georg eingerichtet. Auf Grund der sinkenden Schülerzahlen fusionierte das Herzog-Georg-Gymnasium zu Beginn des Schuljahres 2007/2008 mit dem Dr.-Sulzberger-Gymnasium zum Staatlichen Gymnasium Bad Salzungen mit Sitz in in Bad Salzungen. Damit verlor die Stadt Bad Liebenstein bereits zum dritten Male nach dem Pädagigium (“Landerholungsheim und höhere Bildungsanstalt für Knaben”) und der Erweiterten Oberschule die höhere Bildungseinrichtung. Im Gebäude des Gymnasiums befindet sich nun die größte Regelschule des Wartburgkreises. Die ebenfalls im Ort befindliche Medizinische Fachschule wurde 1993 nach Bad Salzungen verlagert. So bleibt als einzige Berufsschule die TÜV-Akademie Altenstein, welche aus der Agraringenieurschule Altenstein hervorgegangen ist.
Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt
- Henry Lesser, Fußballer
- Maik Nothnagel, Politiker
Weitere Persönlichkeiten
- Friedrich Wilhelm August Fröbel, lebte von 1849 bis zu seinem Tode 1852 in der Stadt. Er wurde mehrmals von Adolph Diesterweg besucht.
- Karl Bücher (Nationalökonom) besaß in der Stadt eine Sommerwohnung. Seine Studenten bauten ihm hier ein Denkmal.
- Hier häufig unterwegs waren Friedrich Mosengeil, Ludwig Bechstein und August Trinius.
- Die Herzöge von Sachsen-Meiningen wohnten mit ihren Gästen im Sommer in Bad Liebenstein. Besonders sind zu erwähnen: Adelheid von England, Johannes Brahms und Clara Schumann sowie Fürst Hermann von Pückler-Muskau.
- Seinen ersten Auftritt hatte der später weltberühmte Josef Kainz im Kurtheater Bad Liebenstein unter den Augen von Herzog Georg II..
- Georg II. heiratete hier Ellen Franz.
- In der langen Tradition als Kurort gab es viele berühmte Persönlichkeiten, die Erholung und Arbeit hier verbanden: Bernhard von Bülow, Ernst Haeckel, Gerhart Hauptmann, Prof. Dr. Friedrich Hoffmann, Henrik Ibsen, August von Kotzebue, Franz von Lenbach, Franz Liszt, Jean Paul, Max Reger, Ludwig Richter, Anton Rubinstein, Fritz Reuter, Albert Schweitzer, Charlotte von Stein sowie Walter Ulbricht.
- Heute lebt hier der Karikaturist Ralf Böhme.
Ehrenbürger
- Heinrich Kaiser (1845–1922), ehemaliger Bürgermeister
- Dr. Fritz Lauterbach (1877–1951), Arzt und Vorstand und Mehrheitsgesellschafter der Bad Liebenstein Aktiengesellschaft
- Albert Briel (1898–1997), Schweizer Staatsbürger und einheimischer Hotelier, war der letzte Ehrenbürger der Stadt Bad Liebenstein. Hierbei wurden seine langjährigen Verdienste sowie seine Beteiligung an der kampflosen Übergabe des Ortes an die amerikanischen Truppen am 4. April 1945 gewürdigt.
Literatur
Bücher und Hefte
- Friedrich Mosengeil: Das Bad Liebenstein und seine Umgebungen, 1815
- Ludwig Bechstein: Liebenstein und Altenstein - Ein Fremdenführer, 1842
- Erdmann Schwarz: Damals - Liebensteiner Skizzen, 1913, Nachdruck Elch-Verlag 2000, ISBN 3-933566-11-8
- Carl Knecht: Bad Liebenstein. Seine Heilquellen, ihre Wirkung und Anwendung, Kaffenberger, Bad Liebenstein 1922
- Eduard Fritze: Geschichtliches über Bad Liebenstein, Schweina, Steinbach und Atterode,1925, Nachdruck Elch Verlag 1999, ISBN 3933566096
- Käte Heintze: Friedrich-Fröbel-Stätten in Schweina-Liebenstein, 1927, Nachdruck Elch-Verlag 2002, ISBN 3-933566-19-3
- Walter Börner: Kleine Chronik des Bades, Dt. Kulturbund, Arbeitsgemeinschaft Natur- u. Heimatfreunde, 1956
- Ernst Kaiser: Bad Liebenstein - Das Herzheilbad der Deutschen Demokratischen Republik,Forkel, Pößneck 1959
- Heinz Gröschel (Hrsg.): Lexikon Städte und Wappen der DDR. 2. Auflage, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1984
- Horst H. Müller (Hrsg.): Reisehandbuch Thüringer Wald und Randgebiete. 4. Auflage, VEB Tourist Verlag, Berlin/Leipzig 1988
- Harry Gerlach: Bad Liebenstein, Urania-Verlag, Leipzig 1988, ISBN 3-332-00307-0
- Hella Gernoth: Bad Liebenstein in alten Ansichten, Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1994, ISBN 3-86134-141-7
- Bertram Lucke: Die drei Sommerresidenzen des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen in Bad Liebenstein und auf dem Altenstein“, Verlag Ausbildung und Wissen Bad Homburg und Leipzig 1994, ISBN 3-927879-58-4
- Silvia Malsch: Bad Liebenstein - ein Reise(ver-)führer“, Altensteiner Verlag, Bad Liebenstein 2005, ISBN 3-935795-99-8
- Gunnar Möller, Gernot Malsch, Günter Paulik: Den Hockelhans hinauf, Wachsenburgverlag, Arnstadt 2002, ISBN 3-935795-04-1
- Roland Geißler: Wanderführer um Bad Liebenstein und den Inselsberg, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2007, ISBN 978-3-938997-79-6
- Ortschronik Schweina e.V. unter Leitung von Edith Raddatz: Altensteiner Blätter (Jahrbücher), ab 1992, ohne ISBN
Karten
- Kompass-Wanderkarte Nr.812 Westlicher Thüringer Wald 1:50000, ISBN 3-85491-628-0
- Stadtplan/Wanderkarte Burghard-Verlag 1:10000 und 1:25000, ohne ISBN
- Wanderkarte „grünes Herz“ 1:30000, ISBN 3-929993-44-9
- Topograph. Wanderkarte Nr.8 Landesvermessungsamt Thüringen 1:25000, ISBN 3-86140-178-9
Quellen
- ↑ Text von Udo Rommel aus „Bad Liebenstein, Ein Reise(ver)führer“, siehe Literatur
- ↑ Bioklimatisches Gutachten für Bad Liebenstein vom Meteorologischen Dienst der DDR, FI für Bioklimatologie Berlin-Buch, den 29. Oktober 1968
- ↑ Lexikon der Städte und Wappen der DDR aus dem Jahr 1984
- ↑ Jahreszahlen aus: Walter Börner: Kleine Chronik des Bades, siehe Literatur
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 315, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik