Zum Inhalt springen

Jenseits

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Dezember 2003 um 10:28 Uhr durch Rabanus Flavus (Diskussion | Beiträge) (+wikilink). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mit dem Begriff Jenseits bezeichnet die Sprache den anderen Bereich, den Bereich des "Übernatürlichen". Dieser Bereich, der sich einerseits einem unmittelbaren Zugang sinnlicher Rezeption wie andererseits einem unmittelbaren Zugriff durch aktiver Einflussnahme entzieht, begleitet gleichwohl die Geschichte der menschlichen Kultur als ihr Geheimnis.

Allgemein

Der Bereich des Jenseits wird örtlich unterschiedlich lokalisiert. Das kann für bestimmte, schwer zugängliche Orte (Berge, Höhlen, Wälder) oder andere Tabubezirke und Heiligtümer gelten. Er kann unter der Erde in einer Unterwelt üder über der Erde im Himmel liegen. Schließlich gibt es sublime Lokalisierungen im menschlichen Herzen oder im zwischenmenschlichen Bereich.

Ebenso wird dem Jenseitsbereich ein zeitlicher Raum jenseits des irdischen Lebens zugeordnet (z.B. als Totenreich, oder Himmelreich) Am augenfälligsten dokumentieren sich die Jenseitsvorstellungen in der menschlichen Bestattungskultur. Schon die Beigaben der ältesten Grabfunde (Waffen, Speise, Trank, Schmuck etc.) belegen, dass das das irdische Leben als Teil eines größeren Ganzen angesehen wurde. Dieses Ganze - das belegen zahlreiche Monumentalfunde - hatte i.d.R. seine wesentliche Bedeutung in der jenseitigen Welt; die ihrerseits das Diesseits in den Schatten stellte

Beschreibungen des Jenseits entstammen den Berichten schamanischer Himmelsreisender (siehe Ekstase) und werden zum anderen in den Mythen und heiligen Schriften der Völker und Religion tradiert.

Alter Orient

In Mesopotamien wird das Jenseits unterirdisch lokalisiert. Durch Opfer und Riten halten die Lebenden mit den Toten Kontakt, um mögliche Schadenseinwirkungen (Ursache von Missernten oder Krankheiten) zu minimieren. Reisen in und aus dem Jenseits unternehmen z.B.: Ischtar und Enkidu.

In Syrien und Kleinasien hegt man die Vorstellung, die vergöttlichten Ahnen des Könighauses könnten herbeigerufen und dem Fortbestand der Dynastie Nutzen bringen.

Ägypten entwickelt die differenziertesten Jenseitsbilder. Das ägyptische Totenbuch schildert eingehend die Jenseitsreise, die Stationen und Gefahren, ebenso das Totengericht durch Osiris.

Griechisch- Römische Kultur

Das Jenseits der hellenistischen Kultur bildet der Hades; fern im Westen der Welt als Aufenthaltsort der Seelen. Hauptsächlich die Mysterienreligionen werden als Mittel der Kontaktaufnahme mit den Wesen dieses Bereiches angesehen. Weiter treten die positiv bewerteten elysischen Gefilde sowie der negative Tartaros hinzu.

Judentum

Altes Testament

Elementare Jenseitsvorstellungen stehen am Anfang. So werden die Patrirachen am Ende ihres Lebens zu ihren Ahnen versammelt. Es entfaltet sich die Vorstellung der Scheol als dem Totenreich. In späterer Zeit entwickelt sich mit der Ewigkeitsvorstellung und einem Auferstehungsglauben die Erwartung des Jenseits als göttliche Gemeinschaft.

nachbiblisches Judentum

Das Jenseits des Judentums ist apokalyptisch aufgeladen: Die Gerechten erwartet beim bevorstehenden Gericht das Reich der Freude, die Frevler die feurige Hölle der Verdammnis.

Hinduismus, Buddhismus

Der Hinduismus entfaltet ein hochkomplexes Jenseitsbild. Die vedische Religion hatte ein Paradies bereit, das allen Opfernden bereit stand. Später setzte man neben die Götterwelt der Unsterblichen eine dem Kreislauf der Reinkarnationen unterworfene Väterwelt der Unsterblichen. Zahlreiche Höllen lösten einander ab, die das wahre Jenseits zum fernen Endziel (Nirvana) machten.

Christentum

Das Christentum stellt das Jenseits als endzeitlich hereinbrechendes vor, an dessen Ende die volle Gemeinschaft mit Christus steht. (siehe Eschatologie). Das Neue Testament beschreibt es jedoch eher zurückhaltend gleichnishaft und hält sich bei Details zurück. Es betont das Gericht, dem eine Scheidung in Himmel und Hölle entspricht. Vermittler in Gestalt von Engeln und Dämonen können zum Jenseits Kontakt herstellen. Eine besondere Bedeutung erlangte das Fegefeuer. (siehe: Dante, Göttliche Komödie).

Islam

Nach dem Tod folgt für diem Muslime die Grabesstrafe, nach einem Verhör durch Engel wird das Grab erweitert, resp. verengt. Erst mit dem Jüngsten Gericht erfolgt die Zuweisung in das Paradies al-ganna bzw. die Gehenna. Freuden und Qualen werden in Sure 56 detailliert beschrieben.

Philosophie

Die Philosophie bezeichnet das Jenseits mit der Kategorie der Transzendenz.

siehe auch Diesseits