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Friedrich Glauser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Friedrich Charles Glauser (* 4. Februar 1896 in Wien; † 8. Dezember 1938 in Nervi bei Genua) war ein Schweizer Schriftsteller.

Friedrich Glauser gilt neben August Gottlieb Meißner als einer der ersten deutschsprachigen Krimiautoren.

Grab Friedrich Glausers, Friedhof Manegg, Zürich

Glauser über Glauser

Am 15. Juni 1937 schrieb Glauser in einem Brief an Josef Halperin:

1896 geboren in Wien von österreichischer Mutter und Schweizer Vater. Grossvater väterlicherseits Goldgräber in Kalifornien (sans blague), mütterlicherseits Hofrat. Volksschule, 3 Klassen Gymnasium in Wien. Dann 3 Jahre Landerziehungsheim Glarisegg. Dann 3 Jahre Collège de Genève. Dort kurz vor der Matura hinausgeschmissen... Kantonale Matura in Zürich. 1 Semester Chemie. Dann Dadaismus. Vater wollte mich internieren lassen und unter Vormundschaft stellen. Flucht nach Genf ... 1 Jahr (1919) in Münsingen interniert. Flucht von dort. 1 Jahr Ascona. Verhaftung wegen Mo. Rücktransport. 3 Monate Burghölzli (Gegenexpertise, weil Genf mich für schizophren erklärt hatte). 192123 Fremdenlegion. Dann Paris Plongeur. Belgien Kohlengruben. Später in Charleroi Krankenwärter. Wieder Mo. Internierung in Belgien. Rücktransport in die Schweiz. 1 Jahr administrativ Witzwil. Nachher 1 Jahr Handlanger in einer Baumschule. Analyse (1 Jahr) ... Als Gärtner nach Basel, dann nach Winterthur. In dieser Zeit den Legionsroman geschrieben (1928/29), 30/31 Jahreskurs Gartenbauschule Oeschberg. Juli 31 Nachanalyse. Januar 32 bis Juli 32 Paris als ‹freier Schriftsteller› (wie man so schön sagt). Zum Besuch meines Vaters nach Mannheim. Dort wegen falschen Rezepten arrestiert. Rücktransport in die Schweiz. Von Juli 32 – Mai 36 interniert. Et puis voilà. Ce n'est pas très beau ...

(Friedrich Glauser an Josef Halperin, 15. Juni 1937)

"Mo." steht jeweils für Morphium, da Glauser immer wieder stark morphiumsüchtig war.

Sein Leben

Jugend in Wien

Frédérick Charles Glauser wird am 4. Februar in Wien geboren als Sohn des Schweizers Charles Pierre Glauser und der Theresia, geborene Scubitz aus Graz. Sie stirbt 1900. 1902 heiratet sein Vater ein zweites Mal. Schon in der Volksschule war Friedrich kein besonders guter Schüler. Die dritte Klasse des Gymnasiums muss er repetieren. 1909 trennt sich der Vater von seiner Frau. Ab jetzt übernimmt die Grossmutter erzieherische Funktionen. Glauser brennt nach Ungarn durch. Der Vater nimmt ihn von der Schule und steckt ihn ins Erziehungsheim Glarisegg in Steckborn.

Landerziehungsheim Glarisegg

  • 1910 Eintritt ins Landerziehungsheim. Alles soweit gut, bis Glauser einem Lateinlehrer einen Schlag versetzt, da dieser ihn vor die Türe gestellt hatte. Glauser macht Schulden in den umliegenden Dörfern.
  • 1913 Er wird gezwungen, die Schule zu verlassen.

Collège de Genève

  • 1913 Friedrich Glausers Vater schickt ihn nach Genf. Er arbeitet für eine Zeitung und verfasst eine anonyme kritische Rezension zu einem Gedichtband eines Lehrers der Schule. Er wird als Verfasser erkannt und sanktioniert. Daraufhin geht er freiwillig nach Zürich. Glauser macht dort am Minerva-Institut seine Matura.

Dadaismus

  • 1916 Beginn des Chemiestudiums, bricht es im gleichen Jahr ab. Meistens in Gesellschaft einer Gruppe Künstler, Dichter, Musiker

Ehrungen

  • Friedrich Glausers Ehren-Grabstätte ist auf dem Friedhof Manegg in Zürich zu finden.
  • Der Zürcher Limmat Verlag hat 2005 sechs Wachtmeister Studer-Geschichten in Stichen und Zeichnungen von Hannes Binder herausgebracht.[1]

Werke

Werke für Kinder und Jugendliche

Verfilmungen

  • 1939 Wachtmeister Studer (Schweiz, Regie: Leopold Lindtberg; mit Heinrich Gretler als Studer)
  • 1943 Kriminalassistent Bloch (Dänemark, Regie: Poul Band und Grete Frische)
  • 1946 Matto regiert (Schweiz, Regie: Leopold Lindtberg; mit Heinrich Gretler als Studer)
  • 1976 Krock & Co (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Rainer Wolffhardt; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 1978 Der Chinese (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Kurt Gloor; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 1979 Der Handkuß - Ein Märchen aus der Schweiz (Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Aexander J. Seiler)
  • 1980 Matto regiert (Deutschland/Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Wolfgang Panzer; mit Hans Heinz Moser als Studer)
  • 2001 Studers erster Fall (Schweiz, Fernsehfilm, Regie: Sabine Boss; mit Judith Hofmann als Claudia (!!) Studer) - nach Matto regiert

Siehe auch

  • Der „Glauser“ ist ein deutscher Krimipreis, der nach dem Autor benannt wurde.

Triviales

In der Kurzgeschichte Jodok lässt grüßen in Peter Bichsels Kindergeschichten trägt der Großvater des Erzählers den Namen Friedrich Glauser.

Literatur

  • Christa Baumberger: Resonanzraum Literatur. Friedrich Glausers Polyphonie, München : Wilhelm Fink, 2006, ISBN 978-3770542659
  • Hannes Binder: Glausers Fieber, Zürich : Limmat, 2002, ISBN 978-3857913167
  • Heiner Dubi: Internierung, Bevormundung - eine Folge gesellschaftlicher Ordnung : Friedrich Glauser zum hundertsten Geburtstag, Winterthur : Cardun, 1995, ISBN 3-907803-07-8
  • Frank Göhre: Zeitgenosse Glauser. Ein Porträt, Zürich : Arche, 1988, ISBN 978-3716020777
  • Frank Göhre: MO - Der Lebensroman des Friedrich Glauser, Bielefeld : Pendragon, 2008, ISBN 978-3-86532-085-8
  • Anke Grundmann: Der Ausbruch aus der klassischen Struktur des Kriminalromans in Friedrich Glausers "Schlumpf Erwin Mord", München : GRIN, 1999, ISBN 3638377636
  • Angelika Jockers: Die Kriminalromane Friedrich Glausers, Diss. München 1994,
  • Birgit Kawohl: Friedrich Glauser. Personalbibliographie, Marburg : Tectum, 2000, ISBN 978-3828881266
  • Jürgen Kiontke: Erzählmodelle und erzählte Modelle bei Friedrich Glauser, Marburg : Tectum, 1993, ISBN 978-3929019056
  • Joseph Quack: Die Grenzen des Menschlichen: Über Georges Simenon, Rex Stout, Friedrich Glauser, Graham Greene, Würzburg : Königshausen und Neumann, 2000, ISBN 3-8260-2014-6
  • Gerhard Saner: Friedrich Glauser. Eine Biographie, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1990, ISBN 978-3518402771
  • Gerhard Saner: Friedrich Glauser. Biographie eines Schriftstellers mit bewegtem Lebenslauf, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1998, ISBN 978-3518041307

Quellen

  1. SZ 31. Mai 2007