Werner Hofmann (Soziologe)
Werner Hofmann (* 27. Juli 1922 in Meiningen; † 9. November 1969 in Wehrda bei Marburg) war marxistischer Soziologe und Volkswirtschaftler. Gründer des Bundes demokratischer Wissenschaftler (1968) und Mitbegründer der Aktion Demokratischer Fortschritt (1969).
Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität München ging er 1948 aus Überzeugung in die Sowjetische Besatzungszone nach Leipzig, doch kehrte er, weil seine Promotion dort nicht angenommen wurde und er darauf arbeitslos wurde, 1951 nach München zurück. Dort Promotion bei Adolf Weber (1953) und Mitarbeit an dessen Lehrbuch "Kurzgefasste Volkswirtschaftspolitik" (1957). Seit 1958 Lehrtätigkeit an der Wirtschaftshochschule in Wilhelmshaven, ab 1964 außerplanmäßiger Professor für Volkswirtschaftslehre in Göttingen, 1966 bis 1969 ordentlicher Professor für Soziologie an der Universität Marburg.
Werner Hofmann setzte sich als einer der ersten Wissenschaftler in der BRD mit dem Stalinismus auseinander, entwickelte ökonomische und soziale Theorien insbesondere zur Entwicklung des Kapitalismus und zur Wissenschaftssoziologie.
Hofmanns Bedeutung für die Sozialwissenschaften liegt darin, dass er verschiedene wissenschaftliche Ansätze verband und insbesondere in den „Sozialökonomischen Studientexten“ und der „Wirtschaftsgesellschaft“ überzeugt darzustellen wusste, so dass er Wissenschaftler unterschiedlicher Richtungen wesentliche Anstöße gab, ohne doch eine eigene Schule zu bilden. Charakteristisch war für ihn die Verbindung von wissenschaftlicher Ökonomie und Soziologie in der Tradition der Sozialökonomie (vgl. Max Weber, Werner Sombart, Adolf Weber und Hans Raupach). Wissenschaftstheoretisch tendierte er trotz seiner Kritik am Neopositivismus nicht zum dialektisch-materialistischen Ansatz, sondern zu einer Scheidung von Subjekt und Objekt.
Politisch stand er der kommunistischen Partei nahe, wie seine Mitwirkung bei der Begründung des Wahlbündnisses von DKP und Deutsche Friedensunion in der ADF beweist. Doch der von ihm begründete Bund demokratischer Wissenschaftler sollte keiner Kaderbildung dienen, sondern Schutz der individuellen Forschungsfreiheit vor gesellschaftlichen Angriffen bieten. Wichtig war es ihm hier, auch renommierte Wissenschaftler außerhalb marxistischer Kreise zu gewinnen.
Seine Schrift zur Wirtschaftsgesellschaft wurde in Gruppen der Studentenbewegung in breitem Umfang rezipiert, während er diese Studenten seinerseits als „anarchistische Kleinbürger“ kritisierte.
Schriften
- Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Berlin 1954
- Wohin steuert die Sowjetwirtschaft?, Berlin 1955
- Die Arbeitsverfassung der Sowjetunion, Berlin 1956
- Gesellschaftslehre als Ordnungsmacht, Berlin 1961
- Die säkulare Inflation, Berlin 1962
- Ideengeschichte der sozialen Bewegung, Berlin 1962
- Sozialökonomische Studientexte Bd. 1-3, Berlin 1964-66
- Stalinismus und Antikommunismus. Zur Soziologie der Verblendung, Frankfurt a.M. 1967
- Universität, Ideologie, Gesellschaft: Beiträge zur Wissenschaftssoziologie. Frankfurt a.M., 1968
- Grundelemente der Wirtschaftsgesellschaft, Reinbek 1969
- Abschied vom Bürgertum. Essays und Reden, Frankfurt 1970
- Industriesoziologie für Arbeiter. Klassenverhältnis und Arbeitsverfassung. Herausgegeben aus dem wissenschaftlichen Nachlass von Herbert Claas und Rainer Rilling, Heilbronn 1988
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Hofmann, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Soziologe, Mitbegründer der Aktion Demokratischer Fortschritt |
GEBURTSDATUM | 27. Juli 1922 |
GEBURTSORT | Meiningen |
STERBEDATUM | 9. November 1969 |
STERBEORT | Wehrda bei Marburg |