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Heinrich Böll

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Heinrich Böll (Denkmal in Berlin)

Heinrich Theodor Böll (* 21. Dezember 1917 in Köln; † 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Leben

Jugend- und Kriegszeit (1917–1945)

Heinrich Böll wurde in Köln (Neustadt-Süd: Ecke Alteburger Straße/Teutoburger Straße) geboren. Seine Eltern waren der Schreiner Viktor Böll und seine Frau Maria (geb. Hermann). Heinrich war das achte Kind und der dritte Sohn seines Vaters; Maria war dessen zweite Frau. In der kleinbürgerlichen Familie Böll waren die römisch-katholische Religion und die Ablehnung des Nationalsozialismus selbstverständlich.

Böll besuchte von 1924 bis 1928 die katholische Volksschule und wechselte danach auf das staatliche humanistische Kaiser-Wilhelm-Gymnasium. Nach dem Abitur im Jahr 1937 begann er eine Buchhändlerlehre bei Lempertz in Bonn, die er bereits nach elf Monaten wieder abbrach. In diese Zeit fallen auch seine ersten schriftstellerischen Versuche. 1938 wurde Heinrich Böll für ein Jahr zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Sommer 1939 nahm er an der Universität zu Köln ein Studium der Germanistik und der klassischen Philologie auf (und schrieb seinen ersten Roman, Am Rande der Kirche), doch schon im Spätsommer wurde er in die Wehrmacht einberufen. Er blieb im Krieg, bis er im April 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet, aus der er im September wieder entlassen wurde.

Während eines Fronturlaubs 1942 heiratete Böll Annemarie Čech, die er bereits seit längerem gekannt hatte. Ihr erster Sohn Christoph starb noch in seinem Geburtsjahr 1945. Die Söhne Raimund, René und Vincent kamen 1947, 1948 und 1950 zur Welt.

Literarische Anfänge (1945–1950)

Im Krieg hatte Böll hauptsächlich Briefe geschrieben. Nach Kriegsende nahm er jedoch das belletristische Schreiben wieder auf. Daneben übte er verschiedene Gelegenheitsjobs aus. Er immatrikulierte sich auch wieder an der Universität, dies jedoch hauptsächlich wegen der Lebensmittelkartenzuteilung. In dieser Zeit ernährte vor allem seine Frau durch ihr regelmäßiges Einkommen als Lehrerin die Familie. Unter dem Titel Kreuz ohne Liebe entstand ab Juli 1946 der erste Nachkriegsroman (Beitrag zu einem Wettbewerb). Bölls erste Kurzgeschichten erschienen 1947 in Zeitschriften. Sie können als Nachkriegsliteratur bzw. als Kriegs-, Trümmer- und Heimkehrerliteratur bezeichnet werden. Zentrale Themen sind die Erfahrung des Krieges und gesellschaftliche Fehlentwicklungen der Nachkriegszeit in Deutschland. Einige der besten Kurzgeschichten erschienen 1950 in dem Sammelband Wanderer, kommst du nach Spa …, der Bölls Ruhm als Kurzgeschichtenautor begründete. Weitere Kurzgeschichten aus den ersten Nachkriegsjahren wurden, allerdings z. T. in bearbeiteter Form, in dem Sammelband Die Verwundung (1983) publiziert.

Wichtige Quelle für diese Zeit ist der postum (für beide) veröffentlichte Briefwechsel mit seinem engen Freund, dem Schriftsteller und Drehbuchautor (Suleyken) Ernst-Adolf Kunz (alias Philipp Wiebe), den er in der Kriegsgefangenschaft in Frankreich kennengelernt hatte. („Die Hoffnung ist wie ein wildes Tier“; Kiepenheuer 1994, dtv 1997).

Die Hauptwerke (1950–1971)

Die Jahre nach 1950 bildeten die schöpferischste Phase im Leben Heinrich Bölls. Dies beweisen die vielen Werke, die er hervorbrachte, unter anderem Wo warst du, Adam? (1951), Und sagte kein einziges Wort (1953), Haus ohne Hüter (1954), Irisches Tagebuch (1957), Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (1958), Billard um halbzehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963) und Ende einer Dienstfahrt (1966). In diese Zeit fällt aber auch eine Kontroverse, die als „Böll und die schwarzen Schafe“ (Münchner Merkur, 9. November 1953) Furore machte: Am 6. November 1953 fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Münchener Gespräche“ (Initiator war der Buchhändler Ernst Ludwig) in der Scholastika ein Abend statt, an dem Böll zum Thema „Thesen zur jüngeren deutschen Literatur“ referierte. Böll attackierte dabei die ältere Generation der Literaten, vornehmlich Hermann Kesten. Unter den Anwesenden braute sich eine gewisse Gewitterstimmung zusammen, die Heinrich Eduard Jacob durch bewusst bedachte und kluge Worte zu „verflüchtigen“ wusste. Die Presse (Süddeutsche Zeitung, 9. November 1953) berichtete, dass „Ein müder Dreißiger [Böll] und ein frischer Sechziger [Jacob]“ aufeinander getroffen seien. In seiner aufrechten und selbstkritischen Art freute sich Böll kurz vor seinem Tod über die „Erinnerung von Jugendsünden“ und bemerkte: „Das war einer meiner ersten kläglichen Auftritte!“

Öffentliche Person und Engagement (ab Ende der 1960er Jahre)

In der Ära Adenauer als Widerpart zum konservativ-katholischen Kanzler profiliert, suchte Böll auch in der Folgezeit, sein linksintellektuelles Profil zu wahren: 1970 wurde er zum Präsidenten des PEN-Clubs Deutschlands (bis 1972) ernannt, kurze Zeit später (1971) auch zum internationalen Präsidenten des PEN-Clubs. Er blieb es bis 1974.

Im Nobelpreis-Jahr 1972, ein Jahr nach Erscheinen seines Romans Gruppenbild mit Dame, sorgte Böll für einen innenpolitischen Skandal, als er in einem Essay für den Spiegel unter dem Titel Will Ulrike Gnade oder freies Geleit? für einen menschlichen Umgang mit den Terroristen der RAF plädierte und sich insbesondere mit der Person und dem Werdegang von Ulrike Meinhof beschäftigte. In diesem Zusammenhang griff er auch die Berichterstattung der Springer-Presse scharf an. In konservativen Kreisen galt er seitdem als „geistiger Sympathisant“ des Terrorismus, worunter Heinrich Böll litt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedrich Vogel sprach damals von den „Bölls und Brückners“ als intellektuellen Helfershelfern des Terrors.[1] Da die Behörden es nicht für ausgeschlossen hielten, dass gesuchte RAF-Mitglieder bei ihm Unterschlupf finden könnten, wurde bei ihm am 1. Juni 1972 in Langenbroich eine Hausdurchsuchung vorgenommen, worüber er sich fünf Tage später schriftlich bei Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher beschwerte. Die genauen Umstände dieser Aktion, insbesondere die Zahl der eingesetzten Beamten, sind umstritten. Während Böll selbst von bis zu 20 Polizisten ausging, behauptete der damalige Einsatzleiter Helmut Conrads, nur er selbst und ein Kollege vom Landeskriminalamt hätten Böll einen Besuch abgestattet.[2] Robert Spaemann, der sich an diesem Tag im Haus von Böll aufhielt, bestätigte jedoch, mehrere schwer bewaffnete Polizisten gesehen zu haben.[3]

1974 erschien Bölls bis heute wohl bekanntestes Werk, Die verlorene Ehre der Katharina Blum, das einen Beitrag zur Gewaltdebatte der 1970er Jahre darstellt und sich besonders kritisch mit der Springer-Presse auseinandersetzt. Die Erzählung wird in über 30 Sprachen übersetzt, verfilmt (Volker Schlöndorff) und bis 2007 allein in Deutschland fast 6 Millionen Mal verkauft.

In den folgenden Jahren beschäftigte sich Heinrich Böll zunehmend mit den politischen Problemen seiner Heimat und anderer Länder wie Polen oder der Sowjetunion und setzte sich sehr kritisch mit ihnen auseinander. Die sowjetischen Dissidenten Alexander Solschenizyn und Lew Kopelew waren Gäste in seinem Haus. In dieser Zeit befasste er sich auch mit mehreren Konflikten in Südamerika. Er versuchte mit den entsprechenden Parteien zu reden, so zum Beispiel mit einer bolivianischen Frauendelegation in Bolivien, um die Probleme vor Ort zu lösen. In dieser Zeit erkrankte Heinrich Böll in Ecuador infolge seines starken Tabakkonsums an einem Gefäßleiden im rechten Bein, weswegen er sich dort und später auch in Deutschland Operationen unterziehen musste. Ende der 70er Jahre unterstützte er Rupert Neudeck in dessen Engagement für die vietnamesischen boat people, aus dem später das Komitee Cap Anamur / Deutsche Notärzte e.V. hervorging.

Er setzte sich auch kritisch mit der katholischen Kirche auseinander und trat 1976 demonstrativ aus ihr aus, ohne deswegen jedoch „vom Glauben abgefallen“ zu sein. Böll unterstützte die gegen die NATO-Nachrüstung gerichtete Friedensbewegung und nahm 1983 an einer Blockade des Raketenstützpunktes Mutlangen teil.

Sein letztes Werk Frauen vor Flusslandschaft, ein Bonn-Roman, entstand und erschien im Jahr 1985. Heute ist dieser Roman, wie auch Das Treibhaus von Wolfgang Koeppen, ein – keineswegs schmeichelhaftes – literarisches Denkmal für die Bundeshauptstadt von 1949 bis 1989.

Krankheit und Tod

Grabkreuz von Heinrich Böll in Merten

Anfang Juli 1985 wurde Böll in ein Krankenhaus in Köln gebracht, um eine weitere Operation vornehmen zu lassen. Nach dieser Operation am 15. Juli kehrte er in sein Haus nach Langenbroich in die Voreifel zurück. Hier starb er am Morgen des 16. Juli. Drei Tage später wurde er in Merten in der Nähe von Köln unter großer Anteilnahme durch einen mit der Familie befreundeten Priester nach katholischem Ritus beerdigt. Das kolportierte Gerücht, Böll sei vor seinem Tod wieder der Kirche beigetreten, entspricht nicht den Tatsachen. Bei der Beerdigung waren viele Kollegen und Politiker anwesend. Auch der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker nahm an der Trauerfeier teil, ein Zeichen des enorm großen öffentlichen Interesses an seiner Person.

Nachwirkung

Postum kam im Jahre 1992 Bölls erster, in der Nachkriegszeit spielender Roman Der Engel schwieg heraus. Das ab 1949 entstandene, 1951 vom Verlag Friedrich Middelhauve abgelehnte Buch erschien seinerzeit lediglich kapitelweise in Kurzgeschichten. Der Wuppertaler Literaturwissenschaftler Werner Bellmann publizierte den Heimkehrerroman mit einem präzisen Nachwort erstmalig. Weitere unveröffentlichte Erzähltexte erschienen 1995 unter dem Titel Der blasse Hund mit einem Nachwort von Heinrich Vormweg; in dieser Sammlung ist auch ein Text aus der Vorkriegszeit enthalten. Bölls erster in der Nachkriegszeit entstandener Roman, Kreuz ohne Liebe, wurde 2002 im Rahmen der Kölner Böll-Ausgabe publiziert. Die Romanhandlung ist in der Zeit des Nationalsozialismus angesiedelt, teils vor, teils in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. 2004 erschien in der Kölner Böll-Ausgabe auch der in der Vorkriegszeit entstandene Roman Am Rande der Kirche, der Bölls vehemente Auseinandersetzung mit der katholischen Amtskirche und dem bürgerlichen Katholizismus antizipiert, die sich später in Romanen wie Der Engel schwieg und Ansichten eines Clowns manifestiert.

Mehrere Institutionen tragen den Namen des Schriftstellers; so die der Partei der Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung und das Heinrich-Böll-Archiv, eine Dokumentations- und Informationsstelle über sein Leben und Werk. Bölls Ferienhaus auf Achill Island und sein Haus in Langenbroich dienen als Böll Cottage und Heinrich Böll Haus Stipendiaten als vorübergehende Bleibe. Auch zahlreiche Schulen wurden nach dem Dichter benannt. Von der Stadt Köln wird seit 1985 der Heinrich-Böll-Preis für „herausragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Literatur“ vergeben.

Der im Jahr 2006 vom Autor Hans-Peter Minow in einer Fernsehdokumentation aufgestellte Behauptung, Böll sei als Teilnehmer eines von Melvin Lasky seit 1948 organisierten Kongresses für kulturelle Freiheit lange Jahre mehr oder weniger wissentlich Mitarbeiter der CIA gewesen[4], wurde von Bölls Erben, dem Heinrich-Böll-Archiv, Stiftung und Verlag Kiepenheuer & Witsch energisch widersprochen[5].

Zitate

  • „Da wusste ich, dass der Krieg niemals zu Ende sein würde, niemals, solange noch irgendwo eine Wunde blutete, die er geschlagen hat.“ („Die Botschaft“, 1947)
  • „Die Gewalt von Worten kann manchmal schlimmer sein als die von Ohrfeigen und Pistolen.“ (Oktober 1974, Interview)

Auszeichnungen und Ehrungen

Urteile über Heinrich Böll

  • „Wenn mich künftig einer fragt, was denn die Deutschen heute an Büchern von wirklicher Kraft und Wahrhaftigkeit vorzuweisen hätten, werde ich den Böll nennen.“ Karl Korn, 1953, nach dem Erscheinen des Romans Und sagte kein einziges Wort (FAZ, Nr. 79, 4. April 1953)
  • „[…] nicht die dreißigjährigen Frühvollendeten, nicht die Bachmann, nicht Enzensberger und auch nicht Grass, sondern der bald fünfzigjährige Böll steht repräsentativ für die deutsche Nachkriegsliteratur. Er ist ihr Klassiker.“ Karl Heinz Bohrer, 1967 (FAZ, Nr. 246, 23. Oktober 1967)
  • „Am meisten bewundere ich die Einfachheit, Klarheit, Genauigkeit seiner Sprache. Er macht keine Sprüche und er versucht niemals zu bluffen.“ Carl Zuckmayer, 1968
  • „[…] it is a Nobel Prize novel if ever I saw one.“ Michael Ratcliffe über Gruppenbild mit Dame (The Times, London, 3. Mai 1973)
  • „Heinrich Böll, der Schriftsteller, der in seinem Werk lediglich seine Zeit darstellen wollte und damit für alle Zeiten schrieb, wird nicht in Vergessenheit geraten.“ Siegfried Lenz, 1985 (Der Spiegel, Nr. 30, 22. Juli 1985)
  • „Der Böll war als Typ wirklich Klasse. / Da stimmten Gesinnung und Kasse. / Er wär’ überhaupt erste Sahne, / wären da nicht die Romane.“ Robert Gernhardt, 1994
  • „Es ist wie bei Balzac, über den Böll sagt: ‚Groß ist bei ihm auch, was teilweise mißlungen erscheinen mag.‘ Und wie Balzac wird man ihn auch in Zukunft lesen als Spiegel einer verschwundenen Welt.“ Norbert Niemann, 2003 (Die Zeit, Nr. 2, 2. Januar 2002)
  • „Böll würde heute gegen Innenminister Wolfgang Schäuble anschreiben.“ Tanja Dückers, 2007 (zitiert nach: ZEITmagazin, Nr. 32, 2. August 2007)

Werke

Originalausgaben

Postum erschienen:

  • Der Engel schwieg. Roman. Mit einem Nachwort von Werner Bellmann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1992
  • Der blasse Hund. Erzählungen. Mit einem Nachwort von Heinrich Vormweg. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995
  • Kreuz ohne Liebe. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2003

Werkausgaben (Auswahl)

  • Werke 1–10. Hrsg. von Bernd Balzer. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977/78
  • In eigener und anderer Sache. Schriften und Reden 1952–1985. 9 Bände. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1985–88
  • Kölner Ausgabe (auf 26 Bände + 1 Registerband angelegt). Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002ff
  • Erzählungen. Hrsg. von Jochen Schubert. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, ISBN 978-3-462-03697-8

Briefe

  • Die Hoffnung ist wie ein wildes Tier. Der Briefwechsel zwischen Heinrich Böll und Ernst-Adolf Kunz 1945–1953. Hrsg. von Herbert Hoven. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1994
  • Briefe aus dem Krieg 1939–1945. 2 Bände, hrsg. und kommentiert von Jochen Schubert. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001

Gespräche

  • Heinrich Böll/Christian Linder: Drei Tage im März. Ein Gespräch. Kiepenheuer & Witsch (pocket 65), Köln 1975
  • Heinrich Böll/Lew Kopelew: Warum haben wir aufeinander geschossen? Lamuv, Bornheim-Merten 1981
  • Heinrich Böll/Lew Kopelew/Heinrich Vormweg: Antikommunismus in Ost und West. Zwei Gespräche. Bund-Verlag, Köln 1982
  • Heinrich Böll/Heinrich Vormweg: Weil die Stadt so fremd geworden ist… Gespräche [1976–1982]. Lamuv, Bornheim-Merten 1985

Verfilmungen seiner Werke

  • Das Brot der frühen Jahre – 1961 – Darsteller: Christian Doermer, Vera Tschechowa, Karen Blanguernon – Regie: Herbert Vesely – Uraufführung: 22. Mai 1962 bei den Filmfestspielen in Cannes. Der Film gilt als Vorläufer des sog. Jungen Deutschen Films; mit fünf Bundesfilmpreisen ausgezeichnet.
  • Billard um halbzehn; Filmtitel „Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt wo Gewalt herrscht“ – BRD 1965 – Darsteller: Heinrich Hargesheimer, Carlheinz Hargesheimer, Martha Staendner, Danièle Huillet – Regie: Jean-Marie Straub, Danièle Huillet – Eines der ersten Beispiele des sog. Jungen Deutschen Films.

Heinrich-Böll-Stiftung und -Preis

1987 wurde die Heinrich-Böll-Stiftung e. V. gegründet. Diese hatte von vornherein mehrere Aufgaben: einerseits die Förderung von Bildungs- und Forschungsprojekten, die im Sinne des Namensgebers gewesen wären, wobei die Themen Migration, Demokratie, Geschlechtergerechtigkeit und Umwelt im Zentrum standen; andererseits die Mitwirkung bei der Sammlung, Edition und Veröffentlichung von Werken Bölls. Seit 1996 ist der Verein, nach einer Fusion mit der Frauenanstiftung und der Buntstift-Föderation, die „nahe stehende Stiftung“ der Partei Bündnis 90/Die Grünen.

Außerdem wird seit 1985 anfangs jährlich, später alle zwei Jahre der Heinrich-Böll-Preis verliehen. Er wird von der Stadt Köln gestiftet und ist mit 20.000 € dotiert. Der Preis wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Literatur, auch an unbekannte Autoren, verliehen.

Ein Vorhaben der Heinrich-Böll-Stiftung, des Verlages Kiepenheuer & Witsch, der Erbengemeinschaft Heinrich Böll und des Heinrich-Böll-Archivs der StadtBibliothek Köln trägt den Namen Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Böll. Im Zuge dieses auf 27 Bände angesetzten Vorhabens sollen alle veröffentlichten und einige unveröffentlichte Texte neu herausgegeben und kommentiert werden. Einzelbände dieser Ausgabe erscheinen seit dem Jahr 2002. Zu Ehren von Heinrich Böll wurden mehrere deutsche Schulen nach ihm benannt.

Literatur

  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Heinrich Böll. 3. Auflage, Neufassung. edition text + kritik, München 1982.
  • Bernd Balzer: Das literarische Werk Heinrich Bölls. Einführung und Kommentare. dtv, München 1997. ISBN 3-423-30650-5
  • Werner Bellmann (Hrsg.): Das Werk Heinrich Bölls. Bibliographie mit Studien zum Frühwerk. Westdeutscher Verlag, Opladen 1995. ISBN 3-531-12694-6
  • Werner Bellmann (Hrsg.): Heinrich Böll, Romane und Erzählungen. Interpretationen. Reclam, Stuttgart 2000. ISBN 3-15-017514-3
  • Hans Joachim Bernhard: Die Romane Heinrich Bölls. Gesellschaftskritik und Gemeinschaftsutopie. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Berlin 1973.
  • Hanno Beth (Hrsg.): Heinrich Böll. Eine Einführung in das Gesamtwerk in Einzelinterpretationen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Königstein i.Ts. 1980.
  • Alfred Böll: Bilder einer deutschen Familie. Die Bölls. Gustav Lübbe, Bergisch Gladbach 1981.
  • Lucia Borghese: Invito alla lettura di Heinrich Böll. Mursia, Milano 1980.
  • Peter Bruhn/Henry Glade: Heinrich Böll in der Sowjetunion 1952–1979. Erích Schmidt, Berlin 1980. ISBN 3-503-01617-1
  • Michael Butler (Hrsg.): The Narrative Fiction of Heinrich Böll. Social conscience and literary achievement. Cambridge 1994.
  • Robert C. Conard: Understanding Heinrich Böll. University of South Carolina Press, Columbia 1992.
  • Manfred Durzak: Kritik und Affirmation. Die Romane Heinrich Bölls. In: M. D.: Der deutsche Gegenwartsroman. (1971). 3., erw. und veränd. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart 1979. (Sprache und Literatur. 70.) S. 55–163.
  • Frank Finlay: On the Rationality of Poetry: Heinrich Böll‘s Aesthetic Thinking. Rodopi, Amsterdam/Atlanta 1996.
  • Erhard Friedrichsmeyer: Die satirische Kurzprosa Heinrich Bölls. Chapel Hill 1981.
  • Christine Hummel: Intertextualität im Werk Heinrich Bölls. Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2002.
  • Manfred Jurgensen (Hrsg.): Böll. Untersuchungen zum Werk. Francke, Bern/München 1975.
  • Dietrich Kluge: Heinrich Böll und das Hörspiel. Der Läufer auf der Aschenbahn. Frankfurt a. M. (Diss. Univ. Gießen) 1993.
  • Christian Linder: Heinrich Böll. Leben & Schreiben 1917–1985. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1986.
  • Ferdinand Melius (Hrsg.): Der Schriftsteller Heinrich Böll. Ein biographisch-bibliographischer Abriß. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1959; Erweiterte Ausgabe, neu hrsg. v. Werner Lengning: Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv 530), München 1968; 5. Aufl. 1977.
  • Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): In Sachen Böll. Ansichten und Einsichten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1968.
  • Marcel Reich-Ranicki: Mehr als ein Dichter: über Heinrich Böll. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1986. ISBN 3-462-01792-6
  • J.H. Reid: Heinrich Böll. Ein Zeuge seiner Zeit. dtv, München 1991. ISBN 3-423-04533-7
  • Dorothee Römhild: Die Ehre der Frau ist unantastbar. Das Bild der Frau im Werk Heinrich Bölls. Pfaffenweiler 1991.
  • Klaus Schröter: Heinrich Böll. Rowohlt, Reinbek 1987 (Rowohlts Monographien).
  • Jochen Vogt: Heinrich Böll. 2. Auflage. Beck, München 1987. ISBN 3-406-31780-4
  • Heinrich Vormweg: Der andere Deutsche. Heinrich Böll. Eine Biographie. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002. ISBN 3-462-02938-X

Vorlage:PND Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1972 an Heinrich Böll (englisch) und Bankettrede (deutsch) Vorlage:LeMO

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Einzelnachweise

  1. Heinrich Böll: Nicht Humus, sondern Wüstensand. Frankfurter Rundschau, 21. Juni 1972, S. 4
  2. Christian Linder: Biographie auf Hochglanz, Die Zeit 16/1998
  3. Rober Spaemann: Kaffee, Kuchen und Terror, Die Zeit 19/1998
  4. Benutzt und gesteuert – Künstler im Netz der CIA. Bei: 3-SAT 29. November 2006
  5. Stellungnahme zur ZDF/arte-Produktion „Benutzt und gesteuert – Künstler im Netz der CIA“. Bei: Heinrich-Böll-Stiftung 7. Dezember 2006