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Sepp Herberger

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Josef "Sepp" Herberger (* 28. März 1897 in Mannheim; † 28. April 1977 in Weinheim), der eigentlich "Seppl" gerufen wurde, war ein deutscher Fußball-Trainer. Von 1936 bis 1942 und von 1949 bis 1964 war er für die deutsche Fußballnationalmannschaft verantwortlich.

Herberger wurde im Mannheimer Stadtteil Waldhof als Sohn eines Arbeiters geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Stadtteil Luzenberg. Nach der Volksschulzeit war er zwischen 1911 und 1916 zunächst Bauhilfsarbeiter, bevor er in das Büro einer Metall verarbeitenden Firma wechselte. 1916 wurde er zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Am 30. April 1921 heiratete er Eva Müller, die er ein Leben lang "Ev" nannte.

Der Fußballer

Nach Kriegsende spielte Herberger von 1919 bis 1921 für den SV Waldhof Mannheim, in dessen erster Mannschaft er bereits 1914 als Siebzehnjähriger debütiert hatte. Im Oktober 1921 wechselte er zum VfR Mannheim.

Von 1921 bis 1926 war Herberger Mitarbeiter der Dresdner Bank in Mannheim. Weil er dort in der Betriebsmannschaft spielte, wurde ihm für ein Jahr der Amateurstatus aberkannt. 1921, 1924 und 1925 wurde er auch dreimal in der deutschen Fußballnationalmannschaft eingesetzt; im ersten Länderspiel erzielte er zwei Tore.

Während seiner Zeit bei Tennis Borussia Berlin (1926 - 1930) war Herberger beim Berliner Bankhaus Fürstenberg und Glocke angestellt. Daneben studierte er an der Deutschen Sporthochschule für Leibesübungen. 1930 machte er mit der Arbeit Der Weg zur Höchstleistung im Fußballsport sein Diplom als Sportlehrer und wurde als Jahrgangsbester mit der August-Bier-Plakette ausgezeichnet.

Der Trainer

Seine Trainerlaufbahn begann Herberger bei Tennis Borussia, 1932 wechselte er als Verbandstrainer zum Westdeutschen Spielverband in Duisburg. Nach der Entlassung von Dr. Otto Nerz - wegen des vorzeitigen Ausscheidens der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1936 - wurde er zum Reichstrainer berufen. Für die Fußballweltmeisterschaft 1938 musste er die deutsche Mannschaft auf Anweisung der Regierung mit Spielern aus dem mittlerweile ans Deutsche Reich angeschlossenen Österreich mischen. Die nicht eingespielte Elf scheiterte bereits in der Vorrunde. Trotzdem blieb er bis 1942, als kriegsbedingt der Länderspielbetrieb eingestellt wurde, im Amt.

1947 wurde Herberger Dozent an der Sporthochschule Köln für das Fach Fußball und bekam die Trainerausbildung übertragen. Von 1949 bis 1964 fungierte er dann als Fußballbundestrainer.

1954 führte er die DFB-Auswahl unter ihrem Kapitän Fritz Walter überraschend zum Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Der 3:2-Erfolg im Endspiel gegen das hoch favorisierte Ungarn wird heute noch als "das Wunder von Bern" bezeichnet. Die Spieler, die Herberger respektvoll als "Chef" ansprachen, und ihr Trainer werden oft die "Helden von Bern" genannt. Bei der WM 1958 in Schweden gelang mit dem 4. Platz noch einmal der Einzug ins Halbfinale, bei der WM 1962 in Chile schied Deutschland in der Vorrunde aus. 1964 wurde Herberger von Helmut Schön abgelöst.

Unter Herbergers Leitung bestritt die Nationalelf 167 Länderspiele. Die Bilanz: 94 Siege, 27 Unentschieden, 46 Niederlagen.

Das Dritte Reich

Herberger wurde gelegentlich angefeindet, weil er als Reichsfußballtrainer dem NS-Regime nahegestanden habe. Bei der Entnazifizierung wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP als Mitläufer eingestuft. Belege, die den Schluss zuließen, er habe selbst faschistische Vorstellungen gehegt oder mit den Idealen des Nationalsozialismus sympathisiert, gibt es nicht. Seine Lebensgeschichte ist wohl eher typisch für eine deutsche Biografie jener Zeit, die eben durch Widersprüche und Brüche gekennzeichnet ist.

Fußballweisheiten

- die von Sepp Herberger stammen oder ihm zugeschrieben werden -

  • "Der Ball ist rund."
  • "Der nächste Gegner ist immer der schwerste."
  • "Ein Spiel dauert 90 Minuten."
  • "Eine Mannschaft besteht aus elf Spielern."
  • "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel."
  • "Der schnellste Spieler ist der Ball."
  • "Wenn der Bauer bechert, findet er den Mist in der eigenen Hose."
  • "Elf Freunde müsst ihr sein."

Diese Aussagen haben in Deutschland neben ihrem direkten Bezug zum Fußball auch den (Kult-)Status von allgemeinen Lebensweisheiten erlangt.

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