Niederlande
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Wahlspruch: Je Maintiendrai (franz.), „Ich werde beharren/bestehen“ | |||||
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Amtssprache | Niederländisch und Friesisch (Provinz Fryslân) | ||||
Hauptstadt | Amsterdam | ||||
Regierungssitz | Den Haag | ||||
Staatsform | Parlamentarische Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Königin Beatrix | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Jan Peter Balkenende | ||||
Fläche | 41.528 km² | ||||
Einwohnerzahl | 16.570.613 (Juli 2007) | ||||
Bevölkerungsdichte | 484 Einwohner pro km² | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,953 / Platz 9 (2007) | ||||
Währung | Euro (€) 1 Euro = 100 Cent | ||||
Unabhängigkeit | Proklamation am 2. Juli 1581, 1648 anerkannt (Westfälischer Friede) | ||||
Nationalhymne | Het Wilhelmus | ||||
Zeitzone | MEZ (UTC+1) MESZ (März bis Oktober) (UTC+2) | ||||
Kfz-Kennzeichen | NL | ||||
Internet-TLD | .nl | ||||
Telefonvorwahl | +31 | ||||
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Die Niederlande (Niederländisch: Nederland, Friesisch: Nederlân) sind eine parlamentarische Monarchie und Teil des Königreichs der Niederlande. Das im nördlichen Westeuropa liegende Land wird durch die Nordsee im Norden und Westen, Belgien im Süden und Deutschland im Osten begrenzt. Zusammen mit Belgien und Luxemburg bilden die Niederlande die Beneluxstaaten.
Land und Einwohner
Landesname
Der offizielle und auch in der Umgangssprache übliche niederländische Name des Landes lautet Nederland (Singular, deutsch wörtlich „Niederland“), während im Hochdeutschen der Landesname Niederlande (Plural) heißt und umgangssprachlich zumeist als Holland benannt wird. Der Name Holland bezieht sich eigentlich nur auf den nordwestlichen Teil des Landes, auf die frühere Provinz Holland als bedeutendste Provinz der Republik der Vereinigten Niederlande. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist diese Provinz aufgeteilt in die zwei Provinzen Nordholland (Hauptstadt Haarlem) und Südholland (Hauptstadt Den Haag). Im Niederländischen verwendet man den Ausdruck Holland nur für diese zwei Provinzen. Ansonsten ist Holland eher eine ironische Selbstbezeichnung. Auch beim Fußball lautet die Selbstbezeichnung Holland, zum Beispiel im Schlachtenruf Hup, Holland, hup!'.
Außerhalb der Niederlande werden die Niederländer zumeist als „Holländer“ bezeichnet und auch die niederländische Tourismusindustrie und sonstige Wirtschaft vermarkten das Land durchweg als Holland (sowohl im Englischen als auch im Hochdeutschen). Niederländer, die nicht aus der Region Holland stammen, hegen meist eine gewisse Abneigung gegenüber der Bezeichnung Holland für die Niederlande bzw. Holländer für den Niederländer, da die tonangebende Region Holland in den übrigen niederländischen Landesteilen bei vielen Nicht-Holländern unbeliebt ist.
Der Landesname „Niederlande“ (im Plural) ergibt sich aus der Geschichte. Die Niederlande waren lange Zeit ein Teil des Herrschaftsgebietes des Fürstenhauses Habsburg, das sowohl am Ober- als auch am Niederrhein Herrschaftsgebiete besaß. Erstere nannten sie „die oberen Rheinlande“ (Sundgau, Breisgau, Vorderösterreich), letztere „die niederen Rheinlande“ (Holland, Flandern, Seeland usw.). Im Laufe der Zeit entfiel die Flussbezeichnung, insbesondere auch deshalb, weil die Habsburger ihre oberrheinischen Gebiete verloren und so blieb lediglich die Bezeichnung „Niederlande”, während es seitdem sprachlich keine Oberlande (mehr) gibt.
Im Niederländischen sagt man zu den historischen Regionen auch de Lage Landen, also die tief oder niedrig liegenden Länder, da es in den Niederlanden kein Gebirge und nur wenige Erhöhungen gibt. Die nordniederländischen Provinzen der Utrechter Union (Holland, Zeeland, Utrecht, Gelderland, Overijssel, Groningen und Friesland) erklärten sich am 26. Juli 1581 unabhängig vom Landesherren Philipp II. von Spanien. In den Verträgen des Westfälischen Friedens 1648 wurde die Unabhängigkeit vom „Deutschen Reich” (HRRDN) anerkannt. Das war in etwa das Gebiet der späteren Niederlande. Der südliche Teil des Gebietes, inklusive Flandern, verblieb hingegen beim Reich; später entstand daraus der Staat Belgien. Man sprach dann von den nördlichen und den südlichen Niederlanden.
Der Wiener Kongress vereinigte Norden und Süden als unabhängigen Staat Koninkrijk der Nederlanden noch einmal für kurze Zeit. Jedoch schon 1830 erklärten sich die südlichen Niederlande unter der Bezeichnung Belgien für unabhängig. (Belgica ist der Name einer alten römischen Provinz, und in der Renaissance wurde der Ausdruck als lateinischer Name der Niederlande verwendet, auch für den Norden.)
Die englische Bezeichnung „Dutch” ist aus mittelniederländischen Formen wie duutsc entstanden. Die mittelniederländischen Formen duutsc und dietsc bezeichneten die im Volk gespochenen westgermanischen Mundarten und dienten der Abgrenzung dieser Mundarten gegenüber dem Lateinischen - der Sprache von Verwaltung, Wissenschaft und Kirche. Die Formen Dutch und duutsc entsprechen dem hochdeutschen Wort deutsch, siehe auch Deutsch (Etymologie) und Niederländisch (Name).
Batavia ist ein früherer lat. Name für die heutigen Niederlande. Die Niederländer nannten die heutige Hauptstadt Indonesiens, Djakarta, während ihrer Kolonialzeit zuerst ebenfalls Batavia.
Geographie
Ungefähr die Hälfte des Landes liegt weniger als einen Meter über, rund ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels (gemessen bei Amsterdam). Die flachen Gebiete werden in der Regel durch Deiche vor Sturmfluten geschützt, die insgesamt eine Länge von ca. 3.000 km haben. Der höchste Punkt des Festlandes, der Vaalserberg im äußersten Süden im Dreiländereck zu Deutschland und Belgien, befindet sich 322,50 m über dem Amsterdamer Pegel. Der höchste Berg des Königreichs ist mit 877 m der Mount Scenery auf der karibischen Insel Saba, der kleinsten bewohnten Insel der Niederländischen Antillen.
Teile der Niederlande, wie z. B. fast die gesamte Provinz Flevoland, wurden durch Landgewinnung dem Meer abgewonnen. Sie werden als Polder (seltener auch als Koog) bezeichnet. Ungefähr ein Fünftel der Landesfläche ist mit Wasser bedeckt, wovon das IJsselmeer den größten Teil ausmacht, eine ehemalige Nordsee-Bucht namens Zuiderzee, die 1932 durch einen 29 km langen Abschlussdeich eingepoldert wurde.
Die wichtigsten Flüsse der Niederlanden (de grote rivieren - die großen Flüsse) sind Rhein, Maas und Schelde und finden sich wieder im mehr oder weniger zusammenhängenden Rhein-Maas-Delta, der größten und zentralen Landschaft des Staates. Der Rheinstrom verzweigt sich erstmals in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Der Name „Rhein“ geht im Delta bemerkenswerterweise auf weniger wichtige Deltaarme über. Der Hauptstrom des Rheinsystems heißt im Delta anfangs Waal, später Merwede, dann Noord, schließlich Neue Maas (!). Weitere große Deltaströme sind Nederrijn, Lek und Issel. Die Maas mündete früher bei Gorinchem in die Waal, seit 1904 ist sie jedoch aufgrund künstlicher Verlegung der Maasmündung mit dem Rheinsystem eigentlich nicht mehr verbunden und fließt über Bergse Maas und Amer in die ehemalige Meeresbucht Hollands Diep („Holländische Tiefe“). Von der Schelde liegt lediglich ihr Mündungsbereich nördlich des belgischen Antwerpens in den Niederlanden.
Die Hauptwindrichtung ist Südwest, daraus resultiert ein gemäßigtes maritimes Klima mit kühlen Sommern und milden Wintern. Besonders im Westen des Landes, an der Nordseeküste, ist das Klima stärker atlantisch geprägt (milde Winter, kühle Sommer). Nach Osten hin nimmt der atlantische Einfluss leicht ab, sodass man in der Nähe der deutschen Grenze schon eher von subatlantischem Klima sprechen kann mit etwas kälteren Wintern (mild bis mäßig-kalt) und leicht wärmeren Sommern.
- Siehe auch: Geologie der Niederlande und Flanderns
Bevölkerung
Die Niederlande gehören mit etwa 484 Einwohnern pro Quadratkilometer Landfläche zu den am dichtesten besiedelten Staaten der Welt (zum Vergleich: Monaco 16.923, Nordrhein-Westfalen 530, Bundesrepublik Deutschland 231, Namibia 2,4) [1]. Im Juni 2006 hatten die Niederlande 16.336.000 Einwohner, davon wohnte ungefähr die Hälfte in der Randstad, dem dicht besiedelten Westen des Landes.
Die Amtssprache im gesamten Staat ist die Niederländische Sprache (Standardniederländisch), die aus niederdeutschen Mundarten in den Niederlanden (niederländische Dialekte) entstanden ist. In der Provinz Friesland ist zusätzlich das eng verwandte Friesisch Verwaltungssprache. [2]
In der südwestlichen Hälfte des Landes werden niederfränkische Mundarten gesprochen. Die Ortsdialekte des Südostens gehören zum Ripuarischen und im Nordosten zum Niedersächsischen. Niederfränkische, ripuarische und niedersächsische Mundarten werden im Dialektkontinuum staatsübergreifend auch in Deutschland gesprochen, niederfränkische und ripuarische Dialekte auch in Belgien.
In den überseeischen Reichsteilen (in der Karibik) ist Niederländisch Amtssprache, neben entweder Papiamento oder Englisch. Eine Tochtersprache des Niederländischen ist Afrikaans in Südafrika.
Die Niederländer sind statistisch das längste Volk der Welt, mit im Durchschnitt 1,83 m (Männer) und 1,72 m (Frauen).
In den Niederlanden leben zwischen 5.000 und 10.000 Sinti und Roma.[3] sowie ca. 30.000 sogenannte woonwagenbewoners. Sie werden abschätzig auch kampers genannt, bevorzugen selbst die Bezeichnung reizigers. Sie leben ortsfest auf Standplätzen in stationären Caravans. Viele üben ambulante Erwerbstätigkeiten aus. Ganz überwiegend gehen sie auf verarmte niederländische Bauern, Landarbeiter und Torfstecher des 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Ihre Zahl ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Zusammenhang von Arbeitsmigration und Wohnkosten durch Zuzug aus der Mehrheitsbevölkerung erheblich angewachsen. Die gruppeninterne Sprache Bargoens ist eine niederländisch basierte Sondersprache, deutschem Rotwelsch bzw. Jenisch vergleichbar.[4].
In die Niederlande sind Menschen aus der ganzen Welt eingewandert. Die weitaus meisten stammen aus den Nachbarländern Deutschland, Belgien und England, viele aber auch aus den ehemaligen Kronkolonien Indonesien, Surinam und in der Karibik sowie aus Marokko und der Türkei.
Die niederländische Bevölkerung nach nichtniederländischer Herkunft (2007) [5]:
Staat, Territorium | Anzahl | Prozent |
---|---|---|
die Niederlande (ausschließlich) | 13.187.586 | 80,6% |
Westliche Staaten [6] | 1.431.954 | 8,8 |
Indonesien | 389.940 | |
Deutschland | 381.186 | |
Belgien | 112.224 | |
ehemaliges Jugoslawien | 76.465 | |
Vereinigtes Königreich | 75.686 | |
Polen | 51.339 | |
ehemalige Sowjetunion | 47.450 | |
Italien | 36.495 | |
Frankreich | 33.845 | |
Vereinigte Staaten | 31.154 | |
übrige westliche Staaten | 196.170 | |
Nicht-westliche Staaten | 1.738.452 | 10,6 |
Türkei | 309.000 | |
Surinam | 333.504 | |
Marokko | 329.493 | |
Niederländische Antillen und Aruba | 129.965 | |
China | 45.298 | |
Irak | 43.891 | |
Afghanistan | 37.230 | |
Iran | 28.969 | |
übrige nicht-westliche Staaten | 421.502 |
Religion

(laut Geloven in het publieke domeinWRR )
Den Mitgliederzahlen (siehe Geloven in het publieke domein WRR [7]) der Kirchen zufolge ist die wichtigste Religion das Christentum: mit Katholizismus (27,0 %) und Protestantismus (16,6 %). Insgesamt sind etwa 44 % der Niederländer Mitglied einer christlichen Kirche. Etwa 5,7 % der Bevölkerung gehört dem Islam an, ca. 1,3 % sind Hindus und ebenfalls ca. 1 % sind Buddhisten. 48,4 % oder etwa die Hälfte der Niederländer fühlen sich keiner Religionsgemeinschaft zugehörig (Stand: 31. Dezember 2005).
Im Jahr 2006 haben die zwei größten Kirchen (wie auch in Deutschland) wieder Mitglieder verloren und haben laut letzten eigenen Angaben (KASKI Daten) die folgenden Mitgliederzahlen:
- Römisch-katholische Kirche: 4,35 Millionen Mitglieder, 26,6 % der Bevölkerung
- Protestantische Kirche (Protestantse Kerk in Nederland, PKN): 1,84 Millionen Mitglieder, 11,1 % der Bevölkerung
Andere christliche Kirchen sind deutlich kleiner. Sie haben jeweils weniger Mitglieder als ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Zu diesen gehören verschiedene reformierte Freikirchen als auch Baptisten und Mennoniten (Taufgesinnte). In der Reformationszeit waren die Niederlande eines der Zentren der Täuferbewegung (siehe Menno Simons). Andere religiöse Minderheiten sind Moslems, Juden, Hindus (vor allem aus Suriname) und Buddhisten.
Laut Niederländischem Zentralamt für Statistik ist die Anzahl der Katholiken und Protestanten, die auf einer Umfrage (etwas weniger als 10.000 Personen) basiert, jeweils höher:
- 29 % Katholizismus
- 21 % Protestantismus (reformiert, altreformiert und lutherisch)
- 9 % sonstige Religionen (5,8 % Islam, 0,6 % Hinduismus, ferner Buddhismus, Judentum, Freikirchen und weitere christliche Kirchen)
- 42 % Konfessionslose
Der Norden und der Westen des Landes sind traditionell protestantisch, während im Süden und Osten die Katholiken die Bevölkerungsmehrheit stellen. In der Mitte des Landes gibt es einen sogenannten Bijbelbelt („Bibelgürtel“) mit erhöhtem Anteil strenger Calvinisten. Noch immer stellen Katholiken die Mehrheit der Bevölkerung in den Gebieten südlich dieses Bibelgürtels dar (> 75 % in Limburg). Nördlich und westlich dieses Bibelgürtels sind die Konfessionslosen deutlich in der Mehrheit.
Eine Kirchensteuer wird in den Niederlanden nicht erhoben.
Verkehrswesen

Die Niederlande besitzen ein dichtes Schienen- und Straßennetz. Alle Straßenbahnen in den Niederlanden, etwa in Den Haag oder Rotterdam verwenden die Normalspur. Städtische Busse dürfen offiziell den Gleiskörper mit straßenähnlichem Belag mitbenutzen, um nicht im Verkehr steckenzubleiben.
Die Niederländer benutzen meistens die Brücken vom Typ Holländerbrücke mit ihrem hoch aufgehängtem Gegengewicht. Aber auch einige Schubbrücken, Drehbrücken und Hebebrücken sind noch aktiv und bei Kanal- und Gracht-Querungen im Einsatz.
In den Niederlanden ist das Fahrrad (fiets) weit verbreitet. Den Radlern stehen oft eigene Verkehrsstreifen oder ein gesondertes Radwegenetz zur Verfügung.
Geschichte
Geschichte der Benelux-Staaten | ||
Fränkisches Reich ≈500–843 | ||
Mittelreich (Lotharii Regnum) 843–855 | ||
Lotharingien 855–977 | ||
verschiedene adlige Besitztümer 977–1384 |
![]() Hochstift Lüttich 985–1795 | |
Burgundische Niederlande (Haus Burgund) 1384–1477 | ||
Burgundische Niederlande (Haus Habsburg) 1477–1556 | ||
![]() Spanische Niederlande 1556–1581 | ||
![]() Republik der Vereinigten Niederlande 1579/1581–1795 |
Spanische Niederlande 1581–1713 | |
![]() Österreichische Niederlande 1713–1795 | ||
![]() Batavische Republik 1795–1806 |
![]() Frankreich (Erste Republik) 1795–1805 | |
![]() Königreich Holland 1806–1810 | ||
![]() Französisches Kaiserreich (Erstes Kaiserreich) 1805–1815 | ||
![]() Königreich der Vereinigten Niederlande (Haus Oranien-Nassau) 1815–1830 |
![]() Großherzogtum Luxemburg (Haus Oranien-Nassau) 1815–1890 | |
![]() Königreich der Niederlande (Haus Oranien-Nassau) ab 1830 |
![]() Königreich Belgien (Haus Sachsen-Coburg und Gotha) ab 1830 | |
![]() Großherzogtum Luxemburg (Haus Nassau-Weilburg) ab 1890 |
- Hauptartikel: Geschichte der Niederlande
Mittelalter
Nach der Aufteilung des Frankenreiches gehörten die niederen Lande zum ostfränkischen Königreich (Regnum Teutonicae) und danach zum Heiligen Römischen Reich. Unter Kaiser Karl V., der zugleich spanischer König war, war das Land in siebzehn Provinzen aufgeteilt und umfasste auch Belgien (mit Ausnahme des Fürstbistums Lüttich) und Teile Nordfrankreichs und Westdeutschlands. Am 15./16. Juli 1572 kamen Repräsentanten der meisten Städte der Grafschaft Holland in Dordrecht (im Gebäude „Het Hof“) zusammen und beschlossen ihre Unabhängigkeit von Spanien. Sie machten Wilhelm von Oranien zu ihrem Führer. Neueren historischen Forschungen zufolge gilt diese Dordrechter Ständeversammlung als eine wesentliche Keimzelle von verfassungstextlich und politisch wirksamen Grundrechten in der Neuzeit.
Nach der Utrechter Union vom 23. Januar 1579, der endgültigen Unabhängigkeitserklärung vom 26. Juli 1581 und dem Achtzigjährigen Krieg gegen die spanischen Habsburger wurde die formelle Unabhängigkeit von Spanien im Frieden von Münster als Teil des Westfälischen Friedens am 15. Mai 1648 besiegelt, der, gleichzeitig mit der Schweiz, zur Trennung vom mittelalterlichen Deutschen Reich führte. Dieses Datum gilt als Geburtstag der heutigen Niederlande.
Republik der Sieben Vereinigten Niederlande
In der Folge wuchsen die Niederlande bzw. die so genannten niederen deutschen Lande („de nederen duitse landen”) als Republik der Vereinigten Niederlande, zu einer der größten See- und Wirtschaftsmächte des 17. Jahrhunderts. Während dieser Zeit wurden Kolonien und Handelsposten auf der ganzen Welt errichtet.
Bekannt ist die Gründung von Neu Amsterdam (Nieuw Amsterdam), welches später in New York umbenannt wurde. In Asien schufen die Niederländer ihr Kolonialreich Niederländisch-Indien ('Nederlands-Indië'), das heutige Indonesien, welches im Dezember 1949 unabhängig wurde. Auch im nordöstlichen Südamerika (Suriname) und der Karibik entstanden die niederländischen Kolonien Aruba, Bonaire, Curaçao, Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten; diese Inseln, Aruba und die Niederländischen Antillen (die fünf übrigen Inseln), sind heute autonomer Teil der niederländischen Monarchie (Königreich). Deswegen besteht das Königreich der Niederlande („Koninkrijk der Nederlanden“) offiziell aus drei Teilen: der Niederlande, Aruba und den Niederländischen Antillen.
Napoleonische Zeit und 19. Jahrhundert
1795 wurde mit französischer Unterstützung die Batavische Republik gegründet (benannt nach dem germanischen Stamm der Bataver, der das Gebiet zwischen Rhein und Maas zuerst besiedelt hatte; 1806 machte der französische Kaiser Napoleon I. daraus das Königreich Holland. König wurde Louis-Napoléon Bonaparte, ein Bruder des Kaisers.
Kaiser Napoléon war nicht zufrieden darüber, wie sein Bruder das neue Königreich verwaltete. Im Juli 1810 löste er deshalb das Königreich Holland auf. Die Niederlande wurden Frankreich einverleibt.
Die Niederlande erlangten ihre Unabhängigkeit zurück im Jahre 1813. Wilhelm I. aus dem Haus Oranien-Nassau wurde souveräner Fürst der Niederlande; 1815 wurde er König. Der Wiener Kongress fügte 1815 die südlichen Niederlande, das heutige Belgien, an das Königreich hinzu. Man beabsichtigte damit, dass Frankreich in Zukunft im Norden von einem starken Staat begrenzt werde. Die damals verabschiedete Verfassung der Niederlande gilt auch heute noch, sei es mit zahlreichen Änderungen. Die wichtigste, von 1848, führte die Ministerverantwortlichkeit ein und ebnete damit den Weg zum parlamentarischen System.
Der Wiener Kongress erhob außerdem das Herzogtum Luxemburg zum Großherzogtum Luxemburg und sprach Luxemburg Wilhelm I. persönlich zu, als Entschädigung für den Verlust seiner Gebiete in Deutschland, Nassau-Dillenburg, Siegen, Hadamar und Diez. Die südlichen Niederlande erlangten nach der belgischen Revolution von 1830 ihre Unabhängigkeit, die allerdings erst 1839 von Wilhelm I. anerkannt wurde.
Der niederländische König war seit 1815 auch Großherzog von Luxemburg, wo die Lex Salica kein weibliches Staatsoberhaupt zuließ. Als Wilhelm III. bei seinem Tod 1890 nur eine Tochter (Königin Wilhelmina) hinterließ - seine Söhne waren verstorben - ging der Luxemburger Thron auf eine andere Erbfolgelinie im Haus Nassau über und Wilhelms Vetter Adolf von Nassau übernahm dort die Regierung.
20. Jahrhundert
Die Niederlande blieben im Ersten Weltkrieg offiziell neutral und konnten sich auch aus dem Krieg heraushalten. Sie hielten ihre Truppen aber dennoch bis zum Kriegsende mobilisiert und hatten überdies mit einer großen Flüchtlingswelle aus dem von Deutschland besetzten Belgien zu tun. Nach dem Ersten Weltkrieg gewährten die Niederlande dem bisherigen Deutschen Kaiser Wilhelm II. Exil.
Auch im Zweiten Weltkrieg versuchte die niederländische Regierung zunächst, sich neutral zu verhalten. Hitler jedoch befahl die Okkupation der Niederlande, um so Frankreich unter Umgehung der „Maginot-Linie“ von Norden her einnehmen zu können. Nach dreitägigem Kampf zwangen die deutschen Truppen am Abend des 14. Mai 1940 die Niederlande zur Aufgabe. Ausschlaggebend war hierfür das Bombardement von Rotterdam, welches zunächst noch verhindert werden sollte, da aber die Flugzeuge nicht mehr rechtzeitig zurückgerufen werden konnten, fand das Bombardement doch statt, wurde aber dann abgebrochen. Die königliche Familie war zu diesem Zeitpunkt schon nach England geflohen. Das Land wurde von da an von der Wehrmacht besetzt gehalten. Die Nationaal-Socialistische Beweging (NSB) unter Anton Adriaan Mussert arbeitete mit den deutschen Besatzungstruppen zusammen, erlangte aber keinen relevanten Einfluss in der Bevölkerung oder im Besatzungsapparat. Jedoch stellten die Niederlande mit 60.000 Freiwilligen ein bedeutendes Kontingent an ausländischen Freiwilligen in der Waffen-SS. Nach der Invasion kam es zur Judenverfolgung durch die deutschen Besatzer. Der Februarstreik 1941 gegen die Deportationen wurde blutig niedergeschlagen. Von den zu Beginn des Krieges 160.000 jüdischen Niederländern und 20.000 jüdischen Flüchtlingen lebten am Ende des Krieges nur noch etwa 30.000. Symbol für die Judenverfolgung ist der Fall der Anne Frank. Der Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau fielen auch Roma und Sinti („Manoesje“) aus den Niederlanden zum Opfer.
Am 11. Januar 1942 begann die japanische Invasion von Niederländisch-Indien. Die Niederländer kapitulierten am 1. März 1942. Der südliche Teil der Niederlande wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 von den vorrückenden Alliierten befreit; der Norden des Landes erst durch das Kriegsende. Sofort nach der japanischen Kapitulation riefen die indonesischen Nationalisten am 17. August 1945 die Unabhängigkeit aus. Erst nach militärischen Auseinandersetzungen, „Polizeiaktionen“ genannt, wurde Indonesien am 27. Dezember 1949 formal in die Unabhängigkeit entlassen. Bei den Niederlanden verblieb bis 1962 der Westteil der Insel Neu-Guinea.
Von 1949 bis 1963 waren westdeutsche Gemeinden aus dem Landkreis Geilenkirchen-Heinsberg (Selfkant) und die Gemeinde Elten (bei Emmerich) unter niederländische Verwaltung gestellt. Bestrebungen der Niederländischen Regierung, Teile Niedersachsens sowie des westlichen Münster- und Rheinlandes an die Niederlande anzugliedern (Bakker-Schut-Plan), hatten sich nicht durchsetzen können. 1952 gründeten die Niederlande mit Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien und Luxemburg die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (und damit die spätere Europäische Union). Sie waren ebenfalls Mitbegründer der NATO.
Im Februar 1953 verheerte eine Sturmflut den Südwesten der Niederlande und forderte 1853 Tote. Die Niederlande waren Gründungsmitglied der Benelux-Wirtschaftsunion (seit 1944 geplant, am 3. Februar 1958 festgelegt und am 1. November 1960 in Kraft getreten). 1980 folgte Königin Beatrix Königin Juliana nach, die im Alter von 71 Jahren abdankte.
Die Morde am Politiker Pim Fortuyn am 6. Mai 2002 und an dem Filmregisseur Theo van Gogh am 2. November 2004 erschütterten die niederländische Öffentlichkeit und führten zu heftigen Debatten über das Selbstverständnis der niederländischen Gesellschaft. Nach dem Mord an Theo van Gogh kam es in den Niederlanden auch zu Brandanschlägen auf islamische und christliche Einrichtungen.
Die Niederländer wiesen am 1. Juni 2005 mit einer großen Mehrheit von 61,6 % den Vertrag über eine Verfassung für Europa zurück.
Staat
Politik
- Hauptartikel: Politisches System der Niederlande
Die Niederlande sind eine parlamentarische Monarchie. Das Staatsoberhaupt ist der Verfassung zufolge die Königin, zur Zeit Königin Beatrix. Sie ernennt offiziell den Ministerpräsidenten und die Minister, zusammen formen sie die Regierung.
Das Parlament, die Generalstaaten (Staten-Generaal), besteht aus zwei Kammern. Die erste wird von Abgesandten der Provinzparlamente gebildet, die zweite wird nach Listen von den niederländischen Bürgerinnen und Bürgern gewählt. Damit ist die Zweite Kammer (Tweede Kamer) die wichtigere; sie entspricht dem deutschen Bundestag bzw. dem Nationalrat in Österreich und der Schweiz. Formell hat das Parlament nicht über die Zusammensetzung der Regierung zu bestimmen, tatsächlich aber ernennt die Königin die Minister nach Konsultierung der Fraktionen.
In der Zweiten Kammer mit 150 Sitzen sind seit 2006 zehn Parteien vertreten. Bislang waren aber nur relativ wenige Parteien in der Regierung vertreten. Von den großen drei Parteien, christdemokratische CDA, sozialdemokratische PvdA und rechtsliberale VVD, sind meist zwei in der Regierung, manchmal zusammen mit einer kleinen dritten Partei. Im linkspolitischen Spektrum wird in jüngerer Zeit die linkspopulistische SP stärker, im rechtspolitischen hat die rechtspopulistische Partij voor de Vrijheid (PVV) das Wählerpotential des 2002 ermordeten Pim Fortuyn aufgefangen.
Polizei
- Hauptartikel: Niederländische Polizei
Das Land ist seit 1994 in 25 Polizeiregionen (politieregio's) eingeteilt, die je über ein Regionalkorps (regiokorps) verfügen. Daneben gibt es ein Landespolizeikorps (Korps Landelijke Politie Diensten - KLPD), bei der diverse Stellen angesiedelt sind wie Wasserschutz-, Bahn- und Autobahnpolizei, Interpol-Verbindungsbüro, berittene Polizei und ein Sicherheitsdienst für Regierungseinrichtungen und Botschaften. In den Niederlanden sind etwa 55.000 zivile Polizeibeamte im Dienst.
Die niederländische Gendarmerie namens Koninklijke Marechaussee mit ungefähr 6.800 Mitarbeitern gehört organisatorisch als eigene Teilstreitkraft zu den Niederländischen Streitkräften. Sie hat Aufgaben wie den Grenzschutz, die Bewachung der Flughäfen und den Personenschutz für die Königsfamilie.
Militär
- Hauptartikel: Niederländische Streitkräfte Nederlandse krijgsmacht
Die allgemeine Wehrpflicht wurde 1996 auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Die Niederlande verfügen damit über eine Berufsarmee. Die Streitkräfte umfassen insgesamt 53.130 Personen, davon entfallen auf das Heer 23.150, auf die Luftwaffe 11.050 und auf die Marine 12.130 Soldaten. Daneben existiert noch die Koninklijke Marechaussee, seit 1998 als eigenständiger Teil der Streitkräfte. Die Militärausgaben betragen 1,6 % des BIP (zum Vergleich: Deutschland: 1,5 %, USA: 3,4 %).
Das niederländische Heer (Koninklijke Landmacht) ist durch das 1. Deutsch-Niederländische Korps eng mit der Deutschen Bundeswehr verzahnt.
Provinzen und Gemeinden

- Hauptartikel: Provinzen der Niederlande
Die Niederlande sind ein dezentralisierter Einheitsstaat. Unterhalb der nationalen Ebene gibt es seit dem 1. Januar 1986 zwölf Provinzen (niederländisch provincies). 1579 gab es zunächst sieben Provinzen. Später kamen die so genannten Generalitätslande (niederländisch Generaliteitslanden) als Provinzen Nord-Brabant und Limburg hinzu. Drenthe wurde ebenfalls eine eigene Provinz, und die dominierende Provinz Holland wurde 1840 in Nord-Holland und Süd-Holland aufgespalten. Erst 1986 wurde Flevoland als jüngste Provinz gegründet.
Man teilt die Provinzen oft in vier Gruppen zusammen: Utrecht, Nord- und Südholland im Westen, Zeeland, Brabant und Limburg im Süden, Flevoland, Gelderland und Overijssel im Osten sowie Drenthe, Groningen und Friesland im Norden.
Es wird darüber diskutiert, beispielsweise Rotterdam als stadsprovincie auszugliedern oder die drei Nordprovinzen zusammenzulegen. Das Recht dazu hätte der niederländische Innenminister. Allgemein aber sind die Provinzen sehr alt und traditionsreich, so dass mit einer voreiligen Änderung nicht zu rechnen ist.
Die Provinzen wiederum gliedern sich in 443 Gemeinden (gemeenten) (Stand: 1. Januar 2007). Die Stadt Amsterdam beispielsweise ist eine Gemeinde mit vierzehn Stadtteilen, ebenso ist Oude Ijsselstreek eine Gemeinde, die eine Stadt sowie mehrere Dörfer und Ortschaften beinhaltet. Eine Einteilung in Kreise und kreisfreie Städte gibt es nicht. Die 443 Gemeinden gehören jeweils einer der zwölf Provinzen an sowie einer der 25 Polizeiregionen. Ferner gibt es noch die waterschappen, die sich mit Deichschutz und Wasserwirtschaft beschäftigen. So genannte plusregio's sind eine Zusammenarbeitsform, die manchmal eine Gruppe von Gemeinden für sich gewählt hat. Beispiele sind das Stadsgewest Haaglanden, die Stadsregio Arnhem-Nijmegen und die Parkstad Limburg. 2006 gab es acht solcher plusregio's.
Die Provinzen haben jeweils ein Parlament (Provinciale Staten) und eine Regierung (College van Gedeputeerde Staten). Das College besteht aus dem Beauftragten der Königin und gewählten Vertretern des Parlamentes der Provinz. Ähnlich gibt es in den Gemeinden einen Gemeinderat und einen Gemeindevorstand (College van Burgemeester en Wethouders). Der Gemeindevorstand besteht aus dem Bürgermeister und gewählten Vertretern des Gemeinderates.
Die Beauftragten der Königin und die Bürgermeister werden mit Königlichem Beschluss von der Regierung ernannt, im Allgemeinen auf Vorschlag der Staten bzw. des Gemeinderates. Bei den Provinzen und großen Städten wird die politische Machtverteilung im nationalen Parlament berücksichtigt. Viele Bürgermeister machen eine Karriere im Bürgermeisterberuf, in der sie nacheinander in unterschiedlichen Gemeinden Dienst tun (für eine jeweils sechsjährige Periode, die aber verlängert werden kann). Ein Bürgermeister ist also nicht der gewählte Vertreter des Gemeinderates oder der lokalen Bevölkerung. Seit Jahren gibt es Initiativen, etwa durch Referenden die Einwohner der Gemeinde an der Auswahl des Bürgermeisters zu beteiligen. Bei den bisher veranstalteten Referenden hatten die Einwohner jedoch nur die Wahl zwischen zwei Kandidaten, die derselben Partei angehörten.
Wirtschaft
- Hauptartikel: Wirtschaft der Niederlande
Allgemeines
Die Niederlande haben ein gut funktionierendes, eher liberales Wirtschaftssystem. Seit den 1980er Jahren, so wird allgemein behauptet, habe die Regierung ihre ökonomischen Eingriffe weitgehend zurückgenommen. Tatsächlich aber erfolgte im Land eine staatlich verordnete Lohnmäßigung. Die Arbeitslosenquote ist relativ niedrig, allerdings gibt es über die Arbeitsunfähigenversicherung eine bedeutende versteckte Arbeitslosigkeit.

Beim produzierenden Gewerbe dominieren Lebensmittel- und chemische Industrie, Erdölraffinerien und die Herstellung von Elektrogeräten. Lange vor seinen europäischen Nachbarn sorgte das Land für einen ausgewogenen Staatshaushalt und bekämpfte erfolgreich die Stagnation im Arbeitsmarkt.
Die hoch technologisierte Landwirtschaft ist außerordentlich produktiv: neben Getreide-, Gemüse-, Früchte- und Schnittblumenanbau - die Tulpenzüchtung beeinflusste sogar die Geschichte des Landes - gibt es noch Milchviehhaltung in großem Maßstab. Letztere liefert die Grundlage für Käse als wichtiges Exportprodukt.
Die niederländische Landwirtschaft beschäftigt knapp unter 4 % der Arbeitnehmer, trägt jedoch erheblich zum Export bei. Die Niederlande sind nach den USA und Frankreich der weltweit drittgrößte Exporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Als Mitbegründer der Euro-Zone wurde in den Niederlanden für Bankgeschäfte am 1. Januar 1999 die vorherige Währung, der Gulden, durch den Euro ergänzt. Drei Jahre später, am 1. Januar 2002, ersetzten die Euromünzen und -banknoten für die Konsumenten den Gulden als Zahlungsmittel. Auf der nationalen Rückseite der Münzen ist ausnahmslos die Königin abgebildet.
Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichen die Niederlande einen Index von 126 (EU-25:100) (2005).[8]
Die Niederlande haben mit Deutschland ein Doppelsteuerabkommen.
Naturressourcen
Die Niederlande verfügen über Erdgaslager, aus denen nahe Groningen sowie in der südlichen Nordsee in großem Maßstab gefördert wird. 1996 wurden 75,8 Mrd. m³ (nach BP) gefördert. Damit stehen die Niederlande im Ländervergleich bei der Erdgasförderung auf Platz fünf, nach Russland (561,1 Mrd. m³), USA (546,9 Mrd. m³), Kanada (153,0 Mrd. m³) und Großbritannien (84,6 Mrd. m³). Weiterhin gibt es an der emsländischen Grenze kleinere Erdölreserven und größere Salzlagerstätten bei Delfzijl und Hengelo. Abgesehen von Torf (u. a. im Bourtanger Moor) verfügen die Niederlande über keine weiteren nennenswerten Bodenschätze.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2005 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitssystem bei 31 %
- das Bildungswesen bei 17 %
- das Militär bei 2,7 %
Kultur

Datum | Name | Deutscher Name | Anmerkungen |
---|---|---|---|
1. Januar | Nieuwjaar | Neujahr | |
Freitag vor Ostern | Goede Vrijdag | Karfreitag | für manche ein freier Tag |
Erster Sonntag und Montag nach dem ersten Frühlingsvollmond | Pasen | Ostern | Ostersonntag und Ostermontag |
30. April | Koninginnedag | Tag der Königin | Geburtstag der früheren Königin Juliana (Beatrix' Mutter): Nationalfeiertag |
4. Mai | Dodenherdenking | Totengedenken | Gedenktag an die Toten der Kriege (kein freier Tag) |
5. Mai | Bevrijdingsdag | Befreiungstag | Feier anlässlich der Befreiung von der deutschen Besatzung, dag van de vrijheid (alle fünf Jahre seit 1945 gerechnet) |
40 Tage nach Ostern | Hemelvaartsdag | Christi Himmelfahrt | |
7 Wochen nach Ostern | Pinksteren | Pfingsten | Pfingstsonntag und Pfingstmontag |
5. Dezember | Sinterklaasavond oder Pakjesavond | Nikolausabend | (kein freier Tag), statt Weihnachten der Tag, an dem Kinder beschenkt werden |
25. und 26. Dezember | Kerstmis | Weihnachten | 1. und 2. Weihnachtsfeiertag |
31. Dezember | Oudejaar(sdag) | Silvester | (kein freier Tag) |

Malerei und Kunst
Viele weltberühmte Maler waren Niederländer. Einer der bekanntesten frühen Künstler war Hieronymus Bosch. Die Blütezeit der Republik im 17. Jahrhundert, das so genannte Goldene Zeitalter brachte große Künstler wie Rembrandt van Rijn, Jan Vermeer, Frans Hals, Carel Fabritius, Gerard Dou, Paulus Potter, Jacob Izaaksoon van Ruisdael oder Jan Steen hervor. Berühmte Maler späterer Epochen waren Vincent van Gogh und Piet Mondrian. M. C. Escher und Otto Heinrich Treumann waren bekannte Grafiker.

Architektur
Niederländische Architekten gaben wichtige Impulse für die Architektur des 20. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind vor allem Hendrik Petrus Berlage und die Architekten der De-Stijl-Gruppe (Robert van't Hoff, Jacobus Johannes Pieter Oud, Gerrit Rietveld). Johannes Duiker war ein Vertreter des Neuen Bauens. Die so genannte Amsterdamer Schule (Michel de Klerk) leistete einen bemerkenswerten Beitrag zur expressionistischen Architektur.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg traten innovative niederländische Architekten hervor. Aldo van Eyck und Herman Hertzberger prägten die Architekturströmung Strukturalismus. Piet Blom wurde durch seine eigenwilligen Baumhäuser bekannt.
Unter den Gegenwartsarchitekten zählt Rem Koolhaas mit seinem Büro Office for Metropolitain Architecture zu den einflussreichsten Vertretern einer zeitgenössischen, auf urbanistischen Erfahrungen beruhenden Architekturrichtung (zeitweise zum Dekonstruktivismus zugeordnet), die weitere weltweit bekannte Büros wie MVRDV, Mecanoo, Erick van Egeraat, Neutelings-Riedijk beeinflussten (großenteils Schüler bzw. ehem. Mitarbeiter bei OMA). Niederländische Architektur hat seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts und immer noch fortdauernd einen erheblichen Einfluss auf die weltweite Architekturentwicklung genommen.
Wissenschaft und Technologie
Aus den Niederlanden stammten Erasmus von Rotterdam, Baruch Spinoza, Christiaan Huygens und Antoni van Leeuwenhoek. René Descartes verbrachte den Großteil seiner Schaffenszeit in den Niederlanden. Überhaupt fanden seit der frühen Neuzeit zahlreiche verfolgte Wissenschaftler in den Niederlanden Asyl und Wirkungsmöglichkeiten.

Die moderne Soziologie verdankt ihrem niederländischen Begründer S. Rudolf Steinmetz bedeutende Anregungen. Für die Medizin der frühen Neuzeit war die Stadt Leiden ein relevantes Zentrum, von dem wichtige Impulse ausgingen. Außerdem wird den Niederlanden oft nachgesagt, gute Hydro-ingenieure hervorzubringen, da die Wassertechnologie immer sehr wichtig für das Überleben der Bevölkerung war und es in den Niederlande einige der modernsten Deich- und Dammsysteme sowie einige der größten Landgewinnungsprojekte gibt.
In Noordwijk ist die Europäische Weltraumorganisation angesiedelt.
Literatur
- Hauptartikel: Niederländische Literatur
Im „Goldenen Zeitalter“ (De Gouden Eeuw) der Niederlande blühte neben der Malerei auch die Literatur, als bekannteste Vertreter wären Joost van den Vondel und Pieter Corneliszoon Hooft zu nennen.
Während der deutschen Besatzung (1940–1945) verfasste Anne Frank in Amsterdam ihr weltbekanntes Tagebuch.
Als die drei wichtigsten Autoren der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten Harry Mulisch („Die Entdeckung des Himmels“, auch verfilmt), W. F. Hermans und Gerard Reve. Zu den auch in Deutschland etwas bekannteren gehören ferner Cees Nooteboom, Jan Wolkers und Hella Haasse.
Musik
Eine hervorragende Strömung der Renaissance war die Niederländer Schule, die jedoch wesentlich von Flamen, Hennegauern und Franzosen getragen wurde.
Das niederländische Musikleben war im Bereich der klassischen Musik lange Zeit nicht auf dem Niveau anderer europäischer Staaten organisiert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts fand eine Professionalisierung statt und es bildeten sich zahlreiche Orchester und Kammerensembles.
Wichtige niederländische Komponisten um 1800 waren beispielsweise der gebürtige Deutsche Johann Wilhelm Wilms sowie Carolus Antonius Fodor, die sich beide an der Wiener Klassik orientierten. Im 19. Jahrhundert dominierten lange Zeit von der deutschen Romantik beeinflusste Strömungen das Musikleben, u.a. repräsentiert durch Richard Hol. Bernard Zweers versuchte als erster eine spezifisch niederländische Nationalmusik zu entwickeln. Ihm folgten Julius Röntgen und Alphons Diepenbrock, mit denen die niederländische Musik den Anschluss an die internationale Musikentwicklung fand. Wichtige Komponisten im 20. Jahrhundert sind Willem Pijper, Mathijs Vermeulen, Louis Andriessen, Otto Ketting, Ton de Leeuw, Theo Loevendie, Misha Mengelberg, Tristan Keuris und Klaas de Vries (Liste niederländischer Komponisten klassischer Musik).
Die wohl bekannteste niederländische Rockband Golden Earring hatte in den 1970er Jahren ihren größten Hit mit „Radar Love“. Ebenfalls weltbekannt war in den 1970er Jahren die Classic Rock Band Ekseption um Rick van der Linden sowie Shocking Blue mit ihrem Hit „Venus“.
International bekannte niederländische Musiker sind zum Beispiel Herman van Veen, Nits, Candy Dulfer, Anouk Teeuwe, Tiesto oder die Gruppen Within Temptation und The Gathering (Band).
Der bekannte Pianist Bob Versteegh, der heute in Detmold, Deutschland arbeitet, stammt ursprünglich aus Arnheim.
Das jährlich veranstaltete North Sea Jazz Festival in Den Haag gehört zu den wichtigsten Jazz-Events weltweit.
Seit einigen Jahren ist nederlandstalige muziek, Musik in der Landessprache, sehr erfolgreich. Die berühmtesten Pop/Rockbands sind Bløf, die meistgespielte Band im niederländischen Radio der vergangenen Jahre, und Acda en de Munnik, ein Duo, das mit Kleinkunstprogrammen bekannt geworden ist. Noch höhere Plattenverkaufszahlen erzielen Schlagerkünstler, wie Marco Borsato, Jan Smit und Frans Bauer. Bekannte niederländische Rapper sind Ali B und Lange Frans & Baas B.
Seit den Neunzigern ist eine neue Musikrichtung in den Niederlanden entstanden, die sich in ganz Europa und Amerika immer größerer Beliebtheit erfreut. Hardcore Techno oder Gabber entstand in Rotterdam, Trance wanderte von Deutschland in die Niederlande und hat dort seine weltweit größte Popularität. Bekannte Vertreter sind Angerfist, Neophyte oder DJ Buzz Fuzz. Seit ein paar Jahren sind auch die erweiterten Musikrichtungen Jumpstyle, Hardstyle und Speedcore sehr beliebt.
Zeitungen und politische Magazine
Niederländische Kinospielfilmproduktion[9] | |||||||
Jahr | Anzahl | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1975 | 16 | ||||||
1985 | 13 | ||||||
1995 | 18 | ||||||
2005 | 24 |
Die überregionalen Tageszeitungen genießen einen erheblich höheren Stellenwert als in den meisten anderen europäischen Staaten, die bedeutendsten Traditionszeitungen sind De Telegraaf, AD, de Volkskrant, NRC Handelsblad und Trouw. Eine historisch wichtige überregionale Tageszeitung war Het Parool, die später zu einer Amsterdamer Stadtzeitung umkonzipiert wurde. 1999 erschienen mit metro und Sp!ts die ersten Gratiszeitungen in den Niederlanden, mittlerweile sind DAG und De Pers hinzugekommen. Diese und das Internet haben den Traditionsblättern zum Teil erhebliche Marktanteile abgenommen. Mit De Groene Amsterdammer, Elsevier, HP / De Tijd, Opinio, Vrij Nederland erscheinen fünf politische Wochenzeitschriften.
- Siehe auch: Liste niederländischer Zeitungen
Fernsehen
Wie in vielen europäischen Ländern, unterscheidet man auch in den Niederlanden die Fernsehlandschaft in öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender. Zu den öffentlich-rechtlichen Sendern gehören Nederland 1, Nederland 2 und Nederland 3 und für Niederländer im Ausland BVN-TV. Sie werden großteils über Steuern finanziert, teilweise jedoch noch durch das Mitgliedssystem: Ursprünglich waren die Rundfunksender von weltanschaulich orientierten Vereinen errichtet worden, wie das katholische oder das Arbeiterradio.
Die Niederlande zählen sieben Privatsender, dies sind RTL 4, RTL 5, RTL 7, NET 5, SBS 6, Veronica und RTL 8. Marktführer ist in den Niederlanden die RTL Group mit RTL 4.
In den Niederlanden ist der Anteil von importierten, vor allem amerikanischen Sendungen sehr groß, die in aller Regel nicht synchronisiert, sondern untertitelt werden.
Natursehenswürdigkeiten
- De Hollandse Biesbosch, eine Fluss- und Sumpflandschaft
- Keukenhof
- die Nationalparks Hoge Veluwe und Veluwezoom in der Veluwe
- die Naturschutzgebiete auf Texel
- Reeuwijkse Plassen bei Gouda
- Schiermonnikoog
- Die Deltawerke Schutzwehre gegen Sturmfluten. Gebaut nach der Sturmflut von 1953
- Der Nationalpark De Meinweg bei Roermond in der Provinz Limburg

Niederländische Küche
- Hauptartikel: niederländische Küche

Ursprünglich unterscheidet sich die niederländische Küche nicht sehr von der deutschen, in der auch Kartoffeln, Kraut und Würste eine große Rolle spielen (zum Beispiel im stamppot). Am Bekanntesten sind 'frieten' oder 'patat', niederl. für Pommes Frites mit verschiedenen Saucen, wobei die wohl bekannteste Kombination aus Mayonnaise und Erdnussoße (mit Zwiebeln) besteht, das 'patatje oorlog', Gouda-Kaas und Hollands Nieuwe; Hierbei handelt es sich um Matjes. Durch die Vergangenheit als Seemacht kam allerdings auch ein kulinarischer Einfluss aus den ehemaligen Kolonien ins Land, wie zum Beispiel der Nasibal, oder Bamibal. Dabei handelt es sich um Nasi-, oder Bami-Goreng, In Frikadellenform

Einzelnachweise
- ↑ Der Fischer Weltalmanach 2006. Zahlen, Daten, Fakten. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-72006-0; S. 334,117,126,321,325
- ↑ Das Grundgesetz des Königreichs der Niederlanden bestimmt keine Amtssprachen. Bis 1992 war auch in anderen Gesetzen keine Amtssprache festgelegt. Seitdem bestimmt die „Algemene wet bestuursrecht“ (Allgemeines Verwaltungsrechtgesetz) in Artikel 2:6: „Bestuursorganen en onder hun verantwoordelijkheid werkzame personen gebruiken de Nederlandse taal, tenzij bij wettelijk voorschrift anders is bepaald“ (Verwaltungsorgane und unter ihrer Verantwortung tätige Personen benutzen die niederländische Sprache, es sei denn, eine gesetzliche Vorschrift bestimmt dies anders). Dieses Gesetz ordnet auch den amtlichen Gebrauch der friesischen Sprache innerhalb der Provinz Friesland an.
- ↑ Landelijke Sinti/Roma Organisatie, darin insbesondere:Sinti and Roma in the Netherlands
- ↑ Annemarie Cottaar, The Making of a Minority: the Case of Dutch Travellers, S. 114-132, in: Leo Lucassen/Wim Willems/Annemarie Cottaar, Gypsies and Other Intinerant Groups. A Socio-Historical Approach, New York 1998; dies., Dutch Travellers: Dwellings, Origins and Occupations, in: ebenda, S. 174-189
- ↑ Als zu einer ausländischen Herkunftsgruppe wird jeder gezählt, der selbst oder von dem mindestens ein Elternteil nicht in den Niederlanden geboren ist. Quelle: Zentralamt für Statistik, 2007.
- ↑ Alle europäische, nordamerikanische und ozeanische Staaten, Indonesien und Japan. Indonesien wird ebenfalls zu den westlichen Staaten gerechnet, weil die meiste Einwohner indonesischer Herkunft tatsächlich Weißen oder Mischlinge und ihre Nachkommen sind. Diese Gruppe wurde Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahren wegen der Unabhängigkeit Indonesiens in die Niederlande „repatriiert“, obwohl viele noch nie in Europa gewesen waren.
- ↑ Laut Übersichten, Zahlen und Fakten aus Geloven in het publieke domein, Wetenschappelijke Raad voor het Regeringsbeleid (WRR), Den Haag/Amsterdam, 2006 ISBN 9053569367
- ↑ http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=STAT/06/166&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en Eurostat News Release
- ↑ Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
Siehe auch

- Portal:Niederlande
- Niederländische Sprache
- Tourismus in den Niederlanden
- Niederlandistik
- Deutsch-Niederländische Beziehungen
Literatur
- Wielenga, F./I. Taute (Hrsg.): Länderbericht Niederlande. Geschichte - Wirtschaft - Gesellschaft, Bonn 2004. [1]
- Meyer, C.: Anpassung und Kontinuität. Die Außen- und Sicherheitspolitik der Niederlande von 1989 bis 1998, Münster 2007. [2]
- Moldenhauer, G./J. Vis (Hrsg.): Die Niederlande und Deutschland. Einander kennen und verstehen, Münster u.a. 2001.
- Lademacher, Horst: Die Niederlande. Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung, Frankfurt am Main/Berlin 1993.
- Lademacher, Horst: Phönix aus der Asche? Politik und Kultur der niederländischen Republik im Europa des 17. Jahrhunderts, Münster u.a. 2007.
- Linthout, Dik: Frau Antje und Herr Mustermann. Niederlande für Deutsche, Ch. Links, Berlin 2002, ISBN 3-86153-268-9.
Weblinks
- Netzpräsenz der Regierung der Niederlande (englisch)
- Netzpräsenz des niederländischen Königshauses
- NiederlandeNet.de: Größtes Informationsportal über die Niederlande und die deutsch-niederländischen Beziehungen in deutscher Sprache
- Länderprofil des Statistischen Bundesamtes
- CIA Factbook - Netherlands Länderinformationen der CIA engl.