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Sinai-Halbinsel

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Sinai-Halbinsel, Satellitenaufnahme

Die Sinai-Halbinsel [ˈsiːnai] (arabisch سيناء Sīnāʾ) ist eine zu Ägypten gehörende Halbinsel.

Geographie

Physische Geographie

Der südliche Sinai

Die Sinai-Halbinsel liegt zwischen dem afrikanischen Kontinent und der arabischen Halbinsel. Die ca. 60.000 km² große Landmasse ragt bis ins Rote Meer hinein. Im Westen finden wir den Golf von Sues, im Osten den Golf von Aqaba. Sie wird zu Asien gerechnet. Die Landschaft ist wüstenhaft und besonders im Süden von schroffen, kahlen Gebirgen geprägt.

Et Tih ist der Name der nördlichen Sandwüste Sinais,in alten Schriften auch Wüste Sur genannt. Es ist ein Schichttafelland zwischen Nordsinai und dem Gebirge, zu dem der Berg Sinai und der Katharinenberg (Jabal Katrina) – mit 2642 m Höhe die höchste Erhebung der Halbinsel – gehören. Mit 20 mm bis 50 mm Niederschlag pro Jahr handelt es sich dabei um die unwirtlichste Gegend der Halbinsel. Dagegen ermöglichen Niederschläge von 150 mm bis 200 mm im Südsinai Nomaden, ihr Vieh in Wadis und an Berghängen zu halten.

Besiedlung

Katharinenkloster, gegründet zwischen 548 und 565.

Die Halbinsel ist in zwei Gouvernements unterteilt: im Norden das Gouvernement Schimal Sina mit der Hauptstadt al-Arisch und im Süden das Gouvernement Dschanub Sina mit der Hauptstadt at-Tur. Das an der Mittelmeerküste gelegene al-Arisch ist mit etwa 128.000 Einwohnern (2005) die größte Stadt des Sinai.

Etwa die Hälfte der Bewohner der Halbinsel sind Beduinen, die sich auf knapp 20 Stämme verteilen, die nur noch teilweise ein nomadisches Leben führen. Sie leben von Viehzucht (Ziegen, Schafe. Dromedare), an der Ostküste auch vom Fischfang und zunehmend vom Tourismus, als Führer von Kameltouren durch die Wüste oder in der touristischen Infrastruktur an der Küste.

An der Südspitze der Halbinsel liegt die bekannte Stadt Sharm El-Sheikh und der unbewohnte Nationalpark Ras Mohammed.

Das heute griechisch-orthodoxe Katharinenkloster liegt im Süden des Sinai in der Nähe der Ortschaft Milga unterhalb des 2285 m hohen Berg Sinai. Es stammt in der heutigen Form aus dem 6. Jahrhundert und ist damit eines der ältesten noch erhaltenen Klöster der Christenheit.

Im Norden der Halbinsel wird der As-Salam-Kanal gebaut. Dabei wird Wasser aus dem Nil unter dem Sueskanal hindurch geleitet und zur Bewässerung großer trockener Gebiete verwendet. Das erste Teilstück wurde 1997 fertig gestellt. [1].

Geschichte

Zeit der Pharaonenherrschaft

Die Sinai-Halbinsel gehörte in der Vorzeit zum Einfluss- oder Machtbereich des Ägyptischen Reiches, wurde aber von nichtägyptischen Nomaden (bekannt sind z.B. die Midianiter der Bibel 1. Mose 25) bewohnt. Die Halbinsel hatte bedeutende Türkislagerstätten. Die ältesten dokumentierten Abbaugebiete sind die Minen von Maghara Wadi. Bereits 3200 v. Chr. wurden tausende von Arbeitern dorthin geschickt, um Türkis abzubauen. Die einheimischen Monitu nannten das Gebiet deswegen „Land des Türkis“. Aber auch Kupfer- und Goldminen wurden von den Ägyptern des Alten Reiches betrieben.

Über den nördlichen Sinai und den Gazastreifen erfolgten im Altertum zahlreiche militärische Operationen des Pharaonenstaates in den vorderen Orient und nach Mesopotamien. Von hier aus gab es auch mehrere Einwanderungswellen fremder asiatischer Stämme und Nomaden, wie der Habiru oder der Hyksos, auch der Seevölkersturm wird zu einem Teil über den nördlichen Sinai erfolgt sein.

Der Sinai ist zu einem Großteil der Schauplatz des Pentateuch und anderer Stellen des Alten Testaments der Bibel, insbesondere der Geschichte vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und vom Bund mit Gott JHWH, der Mosesgeschichte, dem Empfang der 10 Gebote und dem Beginn der israelitischen Landnahme.

Römische Zeit

Der Sinai war Teil der römischen Provinz Arabia Petraea, die im Jahr 106 durch Kaiser Trajan eingerichtet wurde. Im Jahr 395 fiel die Provinz an Ostrom.

Arabische Zeit

Seitdem die Araber in den Jahren 640 und 642 die Truppen Ostroms in Ägypten besiegt hatten, ist die Halbinsel Teil der islamischen Welt.

Neuzeit

Sueskrise

Bis 1906 gehörte der Sinai zum Osmanischen Reich, danach zu Ägypten. Am 29. Oktober 1956 marschierten israelische Truppen durch den Sinai zum Sueskanal, wodurch die Sueskrise ihrem Höhepunkt zusteuerte. Truppen aus Großbritannien und Frankreich intervenierten anschließend und versuchten die Kontrolle über den von Gamal Abdel Nasser am 26. Juli 1956 verstaatlichten Kanal zurückzuerlangen. Auf politischen Druck der USA und der Sowjetunion zogen sich die nichtägyptischen Truppen wieder zurück und mit der United Nations Emergency Force (UNEF) wurde die erste internationale UN-Friedenstruppe auf dem Sinai stationiert. Im Mai / Juni 1967 zog sich die UNEF auf ägyptischen Wunsch zurück.

Im Sechstagekrieg von 1967 wurde die Halbinsel von Israel besetzt. Von 1973 bis 1979 kam es dann zur Folgemission UNEF II. Nach dem Camp-David-Abkommen 1978 und der Unterzeichnung des Israelisch-ägyptischen Friedensvertrag 1979 wurde sie 1982 an Ägypten zurückgegeben. Nach dem Ende von UNEF II folgte am 3. August 1981 eine außerhalb der UN angesiedelten internationale Friedenstruppe, die Multinational Force and Observers (MFO).

Zu einer Katastrophe kam es, als am 20. Februar 1973 eine Zivilmaschine Boeing 727 der Libyan Arab Airlines, Flugnummer LN 114, sich auf dem Flug von Tripolis nach Kairo aufgrund eines Sandsturms über die militärische Sperrzone der Halbinsel Sinai, 18 Flugminuten von Kairo entfernt, verirrte und gegen 14:04 Uhr von einem israelischen Phantom-Jagdflugzeug abgeschossen wurde. Nur zwei von über 100 Passagieren überlebten.

Terroranschläge

Am 7. Oktober 2004 kam es zu einer Anschlagsserie in Taba und Ras asch-Schaitan (Moon Island Village), bei der mindestens 34 Menschen getötet wurden. Als Urheber wird die Terrororganisation al-Qaida vermutet.

Im ägyptischen Badeort Sharm El-Sheikh auf der Halbinsel Sinai sind zudem bei mehreren Terroranschlägen am 23. Juli 2005 mindestens 88 Menschen getötet und über 100 verletzt worden.

Am 24. April 2006 gegen 19.15 Ortszeit fand ein Terroranschlag mit Explosionen an drei eng zusammen liegenden Stellen in der Innenstadt des 1000-Seelen-Ortes Dahab statt. Es gab ca. 25 Tote und viele Schwerverletzte. Die Urheber der Anschläge sind bisher nicht bekannt.

Verkehrsverbindungen

Eine wichtige Straßenverbindung war in römischer Zeit entlang der Küste von Kairo über Pelusium, al-Arisch und Rafah nach Norden die Via Maris. Eine weitere wichtige Straße verlief von Heliopolis nach Aqaba und verband Ägypten mit der Via Nova Traiana. Im 16. Jahrhundert wurde sie während der Regierungszeit von Süleyman I. durch die sogenannte Tariq al-Bint ersetzt, wodurch der Weg nach Mekka erleichtert wurde.

Während des Ersten Weltkrieges gab es einen militärischen Vorstoß osmanischer Truppen nach Ägypten (siehe auch: Asien-Korps) mit dem Ziel den Sueskanal zu unterbrechen. Die Osmanen verlängerten dafür die Hedschasbahn 1915 bis auf den Sinai. Nachdem der osmanische Vorstoß abgewehrt wurde, wurde im Gegenzug im Jahr 1916 der Bau einer britischen Bahnstrecke der Sinai Military Railway (SMR) begonnen. Diese Strecke war zwischen 1920 und 1948 dann Teil der Palestine Railways. Der Bahnabschnitt verlief zwischen al-Qantara am Suezkanal bis nach Rafah.

Von der Hafenstadt Nuwaiba im Osten verkehrt eine Fährverbindung der "Arab Bridge Maritime Company" ins jordanische Aqaba.

Touristen erreichen die Badeorte am Golf von Aqaba vor allem über den internationalen Flughafen von Sharm El-Sheikh an der Südspitze der Halbinsel.

Wirtschaft

Tourismus

Canyon im Sinai
Canyon im Sinai

An der Südspitze des Sinai gibt es einige touristische Einrichtungen. So der Ort Sharm El-Sheikh und das ehemalige Fischerdorf/Beduinenlager Dahab, wo im Meer Korallenriffe zu einem beliebten touristischen Ziel für Taucher aus aller Welt geworden sind. Sie gehören zu den Nationalparks Dahab und Wadi Nabq. An der äußersten Südspitze befindet sich – ebenfalls reich an Korallenriffs – der unbewohnte Nationalpark Ras Mohammed.

Bergbau

Die Sinai coal company in Maghara baute seit 1996 unterirdisch Kohle ab, entdeckt wurde das Vorkommen bereits in den 70er Jahren. Quarz wird abgebaut und noch unerschlossene Lagerstätten von Mangan und Uran sind bekannt.

Quellen

  1. As-Salam Canal (englisch)

Literatur

  • Alberto Siliotti: Sinai. Geschichte - Kunst - Touristik. K. Müller, Erlangen 1995. ISBN 3-86070-503-2
  • Beno Rothenberg: Sinai - Pharaonen, Bergleute, Pilger und Soldaten. Kümmerly + Frey, Bern 1979. ISBN 3-259-08381-3 (Geschichte des Sinai bis heute. Rothenberg hat selbst im Sinai Ausgrabungen durchgeführt)
  • Peter Landgraf: Sonnenaufgang auf dem Berg Sinai. Reisebericht aus: Vom Fernweh getrieben, BoD 2005, ISBN 3-8334-3800-2


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