Grüne Revolution
Als Grüne Revolution wird der Versuch der Weltbank bezeichnet, in Indien sowie den Ländern des Trikonts (Asien, Afrika, Lateinamerika) seit den 1960ern durch damals modernere Agrartechnik die Armut zu bekämpfen und die Ernährungssicherheit bei stark wachsender Bevölkerung sicherzustellen. Der Versuch wurde sowohl durch die Regierungen in den Ländern als auch durch die internationale Entwicklungspolitik stark gefördert. Für sein Engagement wurde Norman Ernest Borlaug, der häufig als "Vater der Grünen Revolution" bezeichnet wird, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Die Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft erfolgten durch die Umstellung auf Monokulturen und die gezielte Kreuzungszüchtung (Hybridisierung) verschiedener Getreidearten. Die Bauern wurden dabei durch professionelle Züchter beraten und setzten vermehrt neu gezüchtetes Saatgut ein. Die Züchtung führte teilweise zur Entwicklung von sogenanntem "hungrigen" Saatgut, also Saatgut, das durch verstärkten Input (Dünger, Wasser, Pestizide und Herbizide) höheren Ertrag erbringt. Die Zahl der angebauten Sorten ging in diesem Prozess stark zurück. In Indien sank die Zahl der Reissorten von etwa 50.000 in den 60er Jahren auf etwa 50 Ende der 90er Jahre.[1]
Folgen
Die Grüne Revolution brachte eine enorme Ertragssteigerung in Bezug auf die genutzte Fläche. Die Bevölkerung wäre mit traditionellen Anbaumethoden nur durch eine starke Ausweitung der Anbauflächen zu versorgen gewesen, was in einigen Ländern kaum möglich gewesen wäre und ansonsten ebenfalls zu massiven Umweltproblemen geführt hätte.
Allerdings sind die für die Grüne Revolution verwendeten Methoden für Kleinbauern häufig zu teuer und zu aufwändig. Zudem geraten die Kleinbauern in die Abhängigkeit von multinationalen Chemie- und Agrarkonzernen.
Aus sozioökologischer Sicht hatte die Grüne Revolution zwei negative Auswirkungen: Erstens gefährdet die Förderung von Monokulturen die Biodiversität, da nur noch wenige Sorten von Nutz- und Kulturpflanzen angebaut werden. Zudem erhöhen Monokulturen durch die schmale genetische Basis die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten. Zweitens belasten die durch die Grüne Revolution verwendeten Methoden die Umwelt und zerstören ökologische Abläufe, die z.B. zukünftige Bodenfruchtbarkeit und Nahrungsproduktion garantieren.
Viele betrachten die Gentechnik als zweite Grüne Revolution.
Literatur
- ↑ Görg, Christoph (1998) Die Regulation der biologischen Vielfalt. in: Görg u.a. Konfliktfeld Natur. Opladen; zitiert nach: Wuppertal Institut (Hrsg.) (2005) Fair Future. C.H.Beck, S.118