Opfermoor Niederdorla

Das Opfermoor ist eine ehemalige, durch umfangreiche archäologische Grabungen belegte, germanische Kultstätte in einem flachen See nördlich von Niederdorla im thüringischen Unstrut-Hainich-Kreis.
Die unter Günther Behm-Blancke, dem Direktor des Museums für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar, durchgeführten Grabungen erbrachten Funde kreisförmiger Zaunanlagen aus Haselruten, in deren Zentren sich Altäre, Kultstangen und Göttergestalten, sogenannte Pfahlgötzen, befanden. Die Grabungen führten des Weiteren zahlreiche Knochen von Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen, aber auch Menschen sowie Waffen, ein Kultboot und verschiedene Alltagsgegenstände und -werkzeuge zu Tage. Es ist von Tier- und Menschenopfern auszugehen. Dem Seeheiligtum wird überregionale Bedeutung zugewiesen, da die Funde keinem speziellen Stamm zugeordnet werden konnten, sondern aus allen Teilen des damaligen Germanien stammen.

Bei der Senke handelt es sich um eine Auslaugungssenke des Mittleren Muschelkalks, in der sich Grundwasser sammelte und sich ein Sumpf und offene Wasserflächen von etwa 700 m × 200 m bildeten. Der Flachsee verlandete und vermoorte. Aus den abgelagerten Sedimenten und Torfen konnte der Beginn der Verlandung mit 100 v. Chr. angegeben werden. Die Torfe wurden später abgebaut und der See auf die heutige Größe und Form vergrößert. Im Zuge des Torfabbaus stieß man auch auf die vorgeschichtlichen Hinterlassenschaften.
Die archäologischen Funde sind zum Teil im Opfermoor-Museum, einem Museumsbau am Nordrand von Niederdorla der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Opfermoor selbst liegt auf der Gemarkung von Oberdorla, das einen Kilometer westlich davon liegt. Im Süden grenzt der Mittelpunkt Deutschlands direkt an, der als Kreuzungspunkt der in den vier Himmelsrichtungen am weitesten entfernten Grenzpunkte Deutschlands ermittelt wurde. Ein germanisches Dorf aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus zwei Grubenhäusern und einem Speicher wurde am Westrand des Opfermoors rekonstruiert. Dort findet alljährlich das Römerfest statt, das zahlreiche Vertreter der Experimentellen Archäologie und Germanen-Freunde in historischer Kleidung anlockt, die damaliges Alltagsleben erlebbar machen.