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Othello

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Dieser Artikel behandelt das Stück Othello von William Shakespeare. Othello ist außerdem ein anderer Name für das Brettspiel Reversi.


Othello ist ein Theaterstück von William Shakespeare, das um 1603 verfasst wurde. Wie die kurz davor geschriebenen Stücke Hamlet, Macbeth und König Lear ist auch The Tragœdie of Othello, the Moore of Venice eine Tragödie. Der Erstdruck stammt von 1622 (Quarto). Die erste deutsche Übersetzung stammt von Wieland als Teil von Shakespeares Theatralischen Werken (1762-1766).

Othello und Desdemona in Venedig von Théodore Chassériau

Othello wurde am 1. November 1604 im Palace of Whitehall vor Königin Elizabeth I. uraufgeführt. Die Erstaufführung in Deutschland fand 1766 in Hamburg statt.

Das Theaterstück

Handlung

Der "Mohr" Othello ist Feldherr in der Armee der Republik Venedig. Er hat heimlich die junge, schöne und wortgewandte Desdemona geheiratet, ohne das Wissen ihres Vaters Brabantio. Der gehässige Jago, der gehofft hatte, von Othello zum Leutnant befördert zu werden, sieht nun den unerfahrenen Cassio diese Stelle einnehmen - er selbst ist nur ein Fähnrich. Othello vertraut ihm vollkommen, Jago sinnt hingegen auf Rache. Der junge Rodrigo, der unglücklich in Desdemona verliebt ist, hilft ihm bei seiner Intrige.

Als Brabantio durch Jago von der Heirat erfährt, will er Othello vor Gericht zerren, weil er vermutet, dass Zauberei im Spiel gewesen sei - niemals könne seine Tochter freiwillig einen so häßlichen Mohren lieben. Othello und Desdemona versichern ihm und dem Dogen, der als Vermittler eintritt, dass die Liebe ganz ohne schwarze Magie zustande gekommen sei, so dass Brabantio ihnen widerwillig seinen Segen geben muss. Dann wird Othello jedoch nach Zypern abkommandiert, wo ein Angriff der osmanischen Flotte erwartet wird. Desdemona, Cassio, Jago und seine Ehefrau Emilia begleiten ihn.

Jago spinnt nun eine Intrige: Mit Rodrigos Hilfe gelingt es ihm, Cassio in einen Streit zu verwickeln, der ihn Othellos Zorn aussetzt. Dem verzweifelten Cassio rät er freundschaftlich, bei Desdemona Vermittlung zu ersuchen, um die Gunst Othellos wieder zu erlangen. Als Othello Augenzeuge des Treffens von Desdemona und Cassio wird, fällt es Jago leicht, seine Eifersucht zu wecken.

Jago gelingt es, Othello davon zu überzeugen, dass Desdemona ihn mit Cassio betrüge. Ein besticktes Taschentuch, das Desdemona verliert, wird ihm zum entscheidenden Indiz: Emilia liest es auf; Jago entreißt es ihr und schiebt es dem unwissenden Cassio unter. Dedemonas Unwissen über den Verbleib des Taschentuchs deutet Othello als Lüge; als er schließlich das Tuch in Cassios Händen sieht, ist er von Desdemonas Untreue überzeugt. Er glaubt ihren Beteuerungen nicht, erdrosselt sie in ihrem Bett und ersticht sie schließlich. Jagos Ehefrau Emilia kann ihm vom wahren Verlauf der Intrige berichten, dann wird sie von ihrem Ehemann ermordet. Jago wird verhaftet und die Intrige kommt ans Licht. Als er von seinem Irrtum erfährt, tötet sich Othello selbst. Das Urteil über Jago liegt zum Schluss bei Cassio, der mit Othellos Tod das Amt des Gouverneurs erbt.

Stoff und Figuren

Die Titelfigur Othello ist als edler Charakter gezeichnet, obwohl er als Dunkelhäutiger von vornherein als fremdartig in der venezianischen Gesellschaft erscheint. Die gebräuchliche Übersetzung "Moor" = Mohr als veraltete Bezeichnung für einen Schwarzafrikaner ist irreführend; richtiger wäre die Bezeichnung "Maure" für einen Bewohner des muslimischen Mauretanien, der jedoch sehr wohl eine sehr dunkle Hautfarbe haben kann. Es gibt in der Shakespeare-Forschung keine einhellige Meinung über die Hautfarbe Othellos. Der Islam wird im Stück nicht erwähnt; es wird auch angedeutet, dass Othello ein Christ ist. Mauren und andere dunkelhäutige Völker wurden in Shakespeares Zeit zumeist negativ dargestellt - als Verbrecher, Barbaren oder heißblütige, zuchtlose Wilde. Der "edle" Othello bildet also eine Kontrastfigur, wie wohl sein Aussehen für die Venezianer im Stück - wenn auch nicht für seine Geliebte Desdemona - hässlich wirkt.

Die Handlung entwickelte Shakespeare aus der Novellensammlung Hecatommithi (1565) des Italieners Giraldo Cinthio. Die Person in Cinthios Erzählung, die einen Namen trägt, ist "Disdemona"; weitere Figuren sind ein boshafter Fähnrich, der Kapitän und der Maure. Der Fähnrich begehrt Disdemona und sinnt auf Rache, als sie ihn zurückweist. In Cinthios Erzählung bereut der Maure nicht die Ermordung seiner Frau. Er und der Fahnenträger fliehen aus Venedig und werden erst viel später getötet. Die Moral legt Cinthio der Disdemona in den Mund: Europäische Frauen begingen einen Fehler, wenn sie die heißblütigen, zügellosen Männer anderer Nationen ehelichten.

Der Name Desdemona oder Disdemona ist möglicherweise von griech. dusdaimôn = "unglücklich", "vom Unglück verfolgt" abgeleitet.

Der Intrigant Jago (engl. Iago) hat übrigens die größte Sprechrolle der nicht titelgebenden Figuren in allen Stücken von Shakespeare. Sein Text ist auch länger als der von Othello. Für Jagos Intrige werden im Stück mehrere Motive angegeben: die verpasste Beförderung, auch ein Verdacht, seine Frau betrüge ihn mit Othello; letzteres ist Jago selbst als Vorwand bewusst. Seine Selbstreflexion macht klar, dass wissen muss, aus reiner Bosheit zu handeln und bewusst keinen anderen Weg einschlagen will. Moderne Interpretationen bezichtigen ihn auch des Rassismus.

Adaptionen

Oper

Die Handlung von Shakespeares Othello war Grundlage für zwei Opern. Am 4. Dezember 1816 kam die Oper Otello, ossia Il moro die Venezia von Gioacchino Rossini im Teatro del Fondo in Neapel zur Uraufführung,

Am 5. Februar 1887 wurde Otello von Giuseppe Verdi in der Mailänder Scala uraufgeführt. Verdis Oper wurde zu einem großen Erfolg, weil sie die Handlung als intime Dreiecksgeschichte erzählt.

Film

Othello wurde sehr oft verfilmt. Es existieren u.a. folgende Film-Adaptionen:


Ballett

Othello wurde u.a. 2004 von der Staatsoper Hannover als Ballett inszeniert. Die Musik stammte von Arvo Pärt.

Comic

Eine sehr freie Adaption des Stoffes veröffentlichte der deutsche Comic-Autor Ralf König unter dem Titel Jago.

Ein gleichnamiger Manga mit abweichendem Inhalt wurde von Satomi Ikezawa gezeichnet.