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Moskauer Prozesse

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Als Moskauer Prozesse werden 4 Moskauer Gerichtsverhandlungen zwischen 1935 bis 1938 bezeichnet, in denen in der Sowjetunion unter Joseph Stalin hohe Partei- und Staatsfunktionäre wegen angeblicher terroristischer staatsfeindlicher Aktivitäten angeklagt wurden. Im Stalinismus - wie in allen Diktaturen - wurden solche Prozesse zumeist als Schauprozesse ohne Rechtsstaatlichkeit geführt. Drei Prozesse waren öffentliche Verhandlungen und einer ein nichtöffentlicher Militärgerichtsprozess.

Erster unmittelbarer Anlass dieser Prozesse war die Ermordung von Sergej Mironowitsch Kirow im Dezember 1934, Mitglied des Politbüros der KPdSU, während seiner Aufdeckung von Sabotageakten und angeblichen Umsturzversuchen. Diesem ersten Mord folgten weitere Morde an Parteimitgliedern, wie W.W. Kuibyschew (Politbüro-Mitglied), Menshinski (ZK-Mitglied, NKWD-Vorsitzender), an Maxim Gorki (Schriftsteller und ein Freund Stalins) - so wurde damals vermutet, was jedoch heute umstritten ist - und an Gorkis Sohn. Allein 1935 wurden über 100 Partei- und Staatsbeamte Opfer von Attentaten und Terroranschlägen, und über 1000 Sabotageaktionen wurden dokumentiert.

Vorgeblich zur Aufdeckung und Verhinderung dieser und anderer Verbrechen wurden Untersuchungen eingeleitet, die in die 4 Prozesse mündeten:

Gegen 50 von den insgesamt 66 Angeklagten wurde die Todesstrafe verhängt und die übrigen 16 zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Nach diesen Prozessen nahm die Zahl der Mordanschläge, Terror- und Sabotageakte in der UdSSR angeblich deutlich ab. Nach heutiger Einschätzung handelte es sich allerdings um eine blutige Parteisäuberung gegen Mitglieder, die nicht auf Stalins Linie lagen.

Literatur

  • Wladislaw Hedeler, Steffen Dietzsch, Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936, 1937 und 1938, Akademie-Verlag 2003, ISBN 3050038691
  • Hermann Weber, Ulrich Mählert, Terror, Stalinistische Parteisäuberungen 1936-1953, Schöningh 2001, ISBN 3506753363
  • Wadim S. Rogowin, 1937, Jahr des Terrors, Arbeiterpresse 2004, ISBN 3886340716