Fluchtafel
Die Fluchtafel oder Defixion (griechisch Vorlage:Polytonisch katadesmós oder Vorlage:Polytonisch katádesis „Bindung, Bindezauber“, lateinisch defixio von defigere[1] „festheften, durchbohren“, im literarischen Sprachgebrauch auch devotio „Gebet, Verwünschung“) stellt eine in der Antike weit verbreitete Form des Schadenszaubers dar.
Fluchtafeln sind für gewöhnlich mit Inschriften versehene, dünne Bleistücke, die dem Zweck dienen sollten, Personen oder andere Lebewesen mit magischen Mitteln oder mit Hilfe einer Gottheit in ihrem Handeln zu beeinflussen, an ihren Tätigkeiten zu hindern und sie zu „binden“ oder ihnen auf bestimmte Zeit geistig beziehungsweise körperlich zu schaden, seltener jedoch sie zu töten. Das Anliegen wurde entweder Unterweltsgottheiten anvertraut, welche den Fluch vollziehen sollten, oder galt bereits allein durch die magisch-rituelle Behandlung der Tafel als umgesetzt. Dazu wurden die beschrifteten Lamellen oft zusätzlich eingerollt, gefaltet oder mit Nägeln durchbohrt. Über das Medium der Fluchtafel sollten die damit verbundenen Verletzungen auf ihr Opfer übertragen werden. Die meisten Exemplare wurden an als wirkungsvoll angesehenen Orten wie Gräbern, Tempeln oder Teichen vergraben und als allein für die angerufenen Gottheiten bestimmte Botschaft verborgen. Fluchtafeln wurden häufig bei Rechtsstreitigkeiten, aber auch aus Konkurrenz bei Wagenrennen, im Theater oder wirtschaftlicher Art verwendet. Ebenso waren erotische Rivalität, Eifersucht oder ein erotisch motivierter Rachewunsch Anlass der Verwünschungen; einige Inschriften sollten hingegen auch den gewünschten Partner anziehen.

Entwicklung und Verbreitung
Die archäologischen Funde belaufen sich auf ungefähr 1600 Exemplare,[2] etwa 600 davon wurden auf dem Gebiet des heutigen Griechenland gefunden.[3] Ihre Gesamtheit erstreckt sich über große Teile der griechisch-römischen Welt und bietet ein vielfältiges Bild dieser Praxis. Die frühesten Fluchtafeln stammen aus der griechischen Kolonie Selinunt auf Sizilien und werden etwa in den Zeitraum vom Ende des 6. Jahrhunderts bis zum frühen 5. Jahrhundert v. Chr. datiert. Insbesondere aus dem 5. und 4. Jahrhundert sind vor allem aus Attika zahlreiche Täfelchen bekannt, wenig später entstanden viele in Olbia am Schwarzen Meer. Dabei ist umstritten, ob sich die Anwendung von Fluchtafeln nur vom sizilischen und attischen Raum ausgehend verbreitete oder in anderen Regionen ältere Formen, die bis dahin nur verbal praktiziert worden waren, nach diesem Vorbild schriftlich abgefasst wurden. Ebenso ist es möglich, dass außerhalb Siziliens und Attikas ältere Fluchtafeln bisher lediglich nicht archäologisch nachgewiesen sind.[2] Etwa ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. erlangte die Defixion auch im Römischen Reich große Beliebtheit und fand über dessen gesamtes Einflussgebiet Verbreitung. Erst im 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr. verebbt die archäologisch nachweisbare Anwendung. Vereinzelt sind auch noch spätere christliche oder jüdische Flüche zu finden, welche sich jedoch nur schwer von den heidnischen Verwünschungen unterscheiden lassen, da diese häufig auch jüdische oder christliche Elemente beziehungsweise Namen in den Zauber miteinbezogen.[4]
Mit 250 Exemplaren stammt ein großer Teil der bisher gefundenen römischen Fluchtafeln aus der Provinz Britannien. Die Funde konzentrieren sich mit über 100 Täfelchen hierbei vor allem auf die Tempelanlage des Merkur im heutigen Uley sowie das Quellheiligtum der Sulis Minerva in Bath. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl davon richtet sich in Form so genannter „Gebete um Gerechtigkeit“ gegen Diebe;[5] die meisten Exemplare sind lediglich zusammengefaltet, wohingegen nur wenige Nagelspuren aufweisen.[6] Ebenso in Nordafrika, wo die Funde in Karthago und dem antiken Hadrumetum vor allem Fluchtäfelchen konkurrierender Parteien bei Circusspielen oder Kämpfen in Amphitheatern zu Tage brachten, fand diese Praxis des Schadenszaubers rege Aufnahme. Aus Ägypten sind nur wenige Fluchtafeln erhalten; die gefundenen Flüche vermischen häufig Götter und Dämonen unterschiedlicher Kulte miteinander.[7]
In der Forschung ist die Frage umstritten, wer Schadenszauber anwandte: Die eine Gruppe nimmt an, dass solche Magie nicht auf eine bestimmte Bildungs- oder Sozialschicht beschränkt war und daher auch nicht in einer Schicht nachweislich signifikant häufiger als in anderen vorkam. So sind beispielsweise auf den in Griechenland gefundenen Täfelchen häufig auch bekannte Persönlichkeiten verzeichnet.[8] Die andere Richtung hält hingegen ausschließlich in den untersten Sozialschichten wie unter Sklaven die Anwendung von Fluchtafeln für denkbar.[9]
Während es kaum Hinweise darauf gibt, dass die Anwendung von Fluchtafeln im antiken Griechenland unter Strafe stand,[10] war diese – trotz ihrer Popularität – im Römischen Reich verboten; bereits das Zwölftafelgesetz untersagte generell Praktiken des Schadenszaubers.[11] Vor allem in der Kaiserzeit wurde zu bestimmten, meist eher kurzen Perioden Magie strafrechtlich geahndet. Ein solches Vorgehen diente jedoch oft politischen oder ideologischen Zwecken, um von inneren politischen Problemen abzulenken.[12] In manchen Teilen des Reiches erfreute sich Zauberei dennoch ungestraft großer Beliebtheit; so standen beispielsweise in Ägypten Zauberer in der Tradition der ägyptischen Priester und versahen ebenso auch mancherorts Tempeldienst. Sulla richtete unter den neu installierten Gerichtshöfen ein Gericht für Kapitalverbrechen und Magie ein. Unter Augustus wurden Papyri magischen Inhalts im Jahr 13 v. Chr. verbrannt; ebenso ließen Claudius und Nero die Anwendung von Magie verfolgen.[12] Laut Iulius Paulus stand auch im 3. Jahrhundert auf eine derartige Verwünschung bei Überführung die Todesstrafe oder Tötung durch Tiere.[13] Der tatsächliche Vollzug der Todesstrafe ist jedoch nur selten belegt: Ammianus Marcellinus beschreibt einen der wenigen Fälle in seinen Res gestae, wonach ein Wagenlenker zum Tod verurteilt wurde, weil er seinen Sohn Magie erlernen ließ.[14]
Form
Herstellung und Gestaltung

Bei den meisten Fluchtafeln handelt es sich um etwa 3–4 mm starke Bleilamellen, die im Vergleich zu anderen Beschreibstoffen am weitesten verbreitet sind oder sich gemessen an anderen Materialien als haltbarer erwiesen. Einerseits stellte Blei ein günstiges Nebenprodukt des Silberabbaus unter anderem aus den attischen Minen von Laurion dar und erleichterte auch aus praktischen Gründen die Beschriftung; zugleich wurden andererseits Blei spezielle Attribute wie Schwere oder Kälte zugeschrieben, die es als Trägermaterial eines Fluches geeignet erscheinen ließen.[15] So nimmt eine Tafel des 2. Jahrhunderts aus Carnuntum, die sich gegen den Dieb eines Gefäßes richtet, auf die Eigenschaften ihres Materials Bezug: Denn so „wie jenes Blei Gewicht hat, so soll auch den Eudemus euer Zorn treffen.“[16] Als weitere Materialien dienten zudem Hartzinn – vor allem in britannischen Raum –, Ostraka, Muscheln, Gemmen, Papyrus oder Wachs, die archäologischen Funden zufolge jedoch im Vergleich zu Blei deutlich seltener Verwendung fanden oder zumindest aufgrund ihrer geringeren Haltbarkeit nicht mehr nachweisbar sind.[17] Zur Herstellung der Bleitäfelchen wurde geschmolzenes Blei auf eine glatte Oberfläche gegossen, in die gewünschte Stärke ausgetrieben und meistens zu einer rechteckigen Form der Tafel geschnitten,[18] die in der Regel die Maße 12 × 8 cm nicht überschreitet.[19] Andere Exemplare weisen die Form so genannter tabulae ansatae („Tafeln mit Henkeln“) auf, an deren Rahmen meist dreieckige Henkel befestigt sind und die in Tempeln gefundenen Votivtafeln ähneln.
Eine Sonderform stellen kleine menschenähnliche Figuren, so genannte Defixionsfigurinen aus Wachs, Ton, Bronze oder Blei dar, die das Fluchopfer repräsentierten. Um dem Verfluchten auf magische Weise oder unterstützt von einer Gottheit zu schaden, wurden diese häufig gefesselt, mit Nägeln durchbohrt und verstümmelt oder mit dem Namen des Opfers versehen, das die der Figur stellvertretend zugefügten Übel ebenso erleiden sollte. So weisen die Tonstatuetten, welche zusammen mit 33 Fluchtafeln im Heiligtum der Isis und Mater Magna des römischen Mogontiacum (Mainz) gefunden wurden, Einstiche an Hals, Brust, Bauch, Hüften, Auge, Rücken und Anus auf.[20] Neuere Funde vom Kerameikos, einer Begräbnisstätte des antiken Athen, aus der Zeit um 400 v. Chr. belegen außerdem eine Art „Sargzauber“, wobei Figuren mit symbolisch verbundenen Gliedmaßen oder mit dem Namen des Verfluchten versehene Bleilamellen in sargähnlichen Behältnissen vergraben wurden.[21]
Sprache und Schrift
Die meisten der heute bekannten Fluchtafeln sind auf Griechisch geschrieben. Aufgrund der andauernden Ausgrabungen – vor allem in Britannien – vergrößert sich jedoch die Anzahl der lateinischsprachigen Täfelchen laufend.[22] Die im griechischen Raum gefertigten Flüche sind durchwegs in Griechisch verfasst, während in Italien kein einheitliches Bild vorherrscht; meist hängt die Sprache von der Herkunft des Verfluchenden ab. Insbesondere ältere Verwünschungen, die sich bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. nachweisen lassen, sind auf Griechisch geschrieben; auch Etruskisch wurde in älterer Zeit vereinzelt für Fluchtafeln verwendet. Lateinischsprachige Defixionen kommen nach heutigem Kenntnisstand erst nach der Zeitwende auf und finden ab dem 2. Jahrhundert weitere Verbreitung;[23] die Sprache der Täfelchen dient dabei in manchen Fällen als eine wichtige Quelle des Vulgärlateins.
Ebenso sind die gefundenen Fluchtafeln in unterschiedlichen Schrifttypen verfasst. Prinzipiell lassen sich bei römischen Exemplaren vor allem die römische Majuskelschrift, die ältere römische Kursive sowie die jüngere römische Kursive feststellen. Um den Inhalt des Fluchtextes weiter zu verschlüsseln oder dessen Macht zu vergrößern, sind die Schriften vieler Fluchtafeln zusätzlich verändert. Zugleich sollten manche Flüche den Verwünschten ihrer chiffrierten Schreibweise entsprechend geistig verwirren.[24] So sind manche Defixionen in Spiegelschrift verfasst oder kehren die Buchstabenfolge in einem Wort um, ohne jedoch die Wortstellung zu ändern, was bei fehlenden Worttrennungen die Entzifferung weiter erschwert. Andere Exemplare wurden bustrophedon, das heißt mit zeilenweise abwechselnder Schreibrichtung beschrieben oder weisen eine linksläufige Schrift auf beziehungsweise täuschen durch die Textaufteilung bewusst einen solchen Schriftverlauf vor, sind jedoch rechtsläufig abgefasst. Manche Texte geben auch einen lateinischen Text in griechischer Schrift wieder. Einige Defixionen kombinieren diese Methoden miteinander, sodass das Lesen und Übersetzen mancher Fluchtexte schwierig bis unmöglich ist. Zudem wurden beispielsweise in Bath „Pseudoinschriften“ gefunden, die sich lediglich aus verschiedenen Kratzern ohne Bedeutung zusammensetzen und vermutlich von Analphabeten verfasst wurden.[25]
Magier und Vorlagen
Die Funde aus klassischer Zeit sind in sehr unterschiedlichen Handschriften und Stilen verfasst, weshalb in der Forschung vermutet wird, dass die frühen Fluchtafeln, die oftmals nur die Form von Namenslisten annehmen, von Privatpersonen und nicht von beauftragten Magiern stammen. Erst Platon erwähnt in der Politeia professionelle Magier, welche gegen Bezahlung entsprechende magische Praktiken durchführen würden.[26] Während zahlreiche zeitgenössische Exemplare noch von Laien angefertigt worden sein dürften, weisen auch die am Kerameikos gefundenen Figuren aus dem 5. Jahrhundert Parallelen auf, die – obwohl diese in zwei unterschiedlichen Gräbern gefunden wurden – auf dieselbe Person als Urheber schließen lassen.[27] Ab der Zeit des Hellenismus, vor allem aber in römischer Zeit entstanden große Mengen ähnlicher Exemplare und Fluchtypen, die von beauftragten Magiern oder anhand derselben Vorlage angefertigt wurden. Beispielsweise wurde eine Tafel aus Bath zwar in älterer römischer Kursive verfasst, jedoch ist der Name der verfluchenden Person in jüngerer römischer Kursive gehalten, was nahe legt, dass der Auftraggeber die vorgefertigte Tafel lediglich persönlich signierte.[28]
Zugleich setzten sich ab der Zeitwende vermehrt mehrsprachige und synkretistisch geprägte magische Handbücher, Formulare und Vorlagen durch, die für den Fluchtext häufig wiederkehrende Phrasen sammelten und derer sich im zunehmenden Maße bedient wurde. Eine wichtige Quelle stellen die unter dem Titel Papyri Graecae Magicae („Griechische Zauberpapyri“, PGM) zusammengefassten Papyri dar, die zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. im griechisch-römischen Ägypten entstanden und nur einen geringen Teil vergleichbaren antiken Materials ausmachen dürften.[29] Neben Hausmitteln wie gegen Nasenbluten und einer Vielzahl an Rezepten für Liebeszauber enthalten diese ebenso detaillierte Anleitungen für die rituelle Gestaltung von Fluchtafeln:[30]
„Nimm […] ein Bleitäfelchen und einen eisernen Ring, […] schreibe […] den Namen, die Zauberzeichen […] und [folgendes]: ‚Gebunden sei seine Vernunft, auf daß er nicht ausführen könne das und das‘ […]. Stich ein an den Zauberzeichen mit dem Schreibrohr und vollziehe die Bindung mit den Worten: ‚Ich binde den XY zu dem betreffenden Zweck: Er soll nicht reden, nicht widerstreben, nicht widersprechen, er soll mir nicht entgegenblicken oder entgegenreden können, sondern soll mir unterworfen sein, solange dieser Ring vergraben liegt. Ich binde seinen Sinn und sein Denken, seinen Geist, seine Handlungen, auf daß er unfähig sei gegen jedermann.‘ […] Dann trag es weg ans Grab eines vorzeitig Verstorbenen, grab vier Finger tief, leg es hinein und sprich: ‚Totendämon, wer du auch bist, ich übergeb dir den XY, auf daß er nicht ausführe das und das.‘ Dann schütte es zu und geh weg. Am besten agierst du bei abnehmendem Mond.“
Ritual
Fluchtext

Ursprünglich wurden die Tafeln vermutlich nur mit den Namen der Verfluchten besprochen und unbeschrieben an Orten deponiert, welche als zu diesem Zweck wirkungsvoll galten. Eine große Anzahl von frühen Bleilamellen, beinahe drei Viertel aller Funde, trägt lediglich den mit einem Stilus eingeritzten Namen des Opfers, manchmal auch eine Liste mehrerer Personen; andere Tafeln sind mit stilisierten Zeichnungen als Vertreter der verfluchten Person versehen.[31] Diese Tafeln dürften ebenso zugleich beschrieben und besprochen worden sein. Ab der Klassik gehen solche Namenslisten zurück und sind ab dem 1. Jahrhundert nicht mehr nachzuweisen.[32] Daraus entwickelten sich längere Fluchtexte, die häufig wiederkehrende rituelle Formeln und äußere Charakteristika aufweisen und einen gewissen Wunsch oder Auftrag an die angerufenen Gottheiten übermitteln sollen.
In erweiterter Form des Fluchtextes lassen sich drei häufig verwendete formelhafte Bestandteile erkennen, die sowohl getrennt voneinander als auch in unterschiedlichen Kombinationen auftreten:[33]
Gebetsformel
Mit Gebetsformeln, die ab der Kaiserzeit zu finden sind, appelliert der Verfluchende (defigens) an eine, bisweilen auch mehrere Unterweltsgottheiten oder Totendämonen (nekydaimon). Diese werden entweder ohne nähere Nennung als dominus („Herr“) oder deus („Gott“), bisweilen auch als tyrannus („König“) bezeichnet oder namentlich wie beispielsweise Hermes, Gaia, Hekate, Persephone, seltener die Erinyen oder Erdgottheiten angerufen und mittels verschiedener Beinamen gerühmt.[34] Römische Defixionen appellieren meist ebenso an die Unterweltsgottheiten (di inferni), die Manen, Dis Pater, Pluto, Jupiter, Proserpina oder Nemesis. Besondere römische Fluchtafeln nennen zudem häufig auch fremde Gottheiten wie Osiris oder rühmen bekannte Götter mit ungewöhnlichen Beinamen, um die Macht der Verfluchung zu steigern.[35] Die Täfelchen sind in der Regel einseitig beschrieben; in Einzelfällen nehmen die Lamellen die Form eines Briefes an: So trägt eine Bleitafel neben einer Liste Verfluchter auf der Innenseite auf der Außenseite gewissermaßen Angaben zum Empfänger: „die Namen der Feinde an […] die Unterweltsgottheiten“.[36] Andere Exemplare wurden zu diesem Zweck rückseitig mit sinnlos erscheinende Kritzeleien versehen.[37]
Der so hergestellte Kontakt zwischen der angerufenen Instanz und dem Verfluchenden kann unterschiedliche Ausprägungen annehmen: In vielen Fällen bezeichnet sich der Fluch selbst dabei demütig als Geschenk oder Gebet an die betreffende Gottheit, deren Gewalt das Opfer übergeben wird. Der Verfluchende wendet sich bittend an einen Gott oder Dämon und ersucht diesen um Hilfe, wie das meist in den so genannten „Gebeten um Gerechtigkeit“ geschieht. Häufig beauftragt der Verfluchende die Gottheiten aber auch oder befiehlt diesen, seinen Wunsch zu vollziehen, und verstärkt dies vereinzelt durch Drohungen und andere rituelle Formulierungen.[38] Vor allem auf frühen Tafeln, die nur aus Namenslisten oder einer einfachen Binde-Formel bestehen, kann der Verfasser hingegen auch völlig außer Acht lassen, die Götter anzurufen, weil er die magische Handlung – beispielsweise verstärkt durch das Vernageln der Tafel – als direkt wirksam erachtet.
Binde-Formel
Häufig folgt die Bitte, sich gegen die genannte Person zu wenden, ein Anruf zur Mitwirkung oder eine konkrete Fluchformel wie „ich binde“ (Vorlage:Polytonisch katadō), „ich verfluche“ (execro) oder „ich durchbohre“ oder „ich hefte hinab“ (defigo). Diese Formel erweitert der Sender bisweilen um die Adressierung einer Gottheit; in diesen Fällen beansprucht er nicht, selbst dem Opfer Schaden zuzufügen, auch wenn er sich explizit erwähnt, sondern stellt einen Kontakt zwischen dem Verfluchten und der Gottheit her. Sprachlich überantwortet er damit die Person dem Gott als dem Vollzugsorgan seiner Verfluchung.[39] Gerade die ältesten griechischen Fluchtafeln reduzieren jedoch die Formel, sodass die Götteranrufung gänzlich fehlen kann. Die Forschung erklärt diese Exemplare aus religionswissenschaftlicher Sicht unterschiedlich: Einerseits fassen manche Forscher diese verknappten Texte als Kurzform eines vollständigen Fluches auf, der ebenso die Züge eines Gebets tragen würde und daher Götter oder Dämonen mit der Durchführung des Bindezaubers betraut.[40] Andererseits kann die direkte Binde-Formel auch so verstanden werden, dass sich der Fluch durch den rituellen Akt des Schreibens oder Vernagelns nicht als bloßer Auftrag an eine höhere Instanz richtet, sondern vielmehr direkt, zur selben Zeit und ohne die Unterstützung durch Gottheiten auf das Opfer magisch wirkt.[41]
Ist der Täter oder das Opfer namentlich nicht bekannt wie beispielsweise bei einem Fluch gegen einen Dieb, richtet sich die Verwünschung gegen die unbekannte Person, „gleich, ob Mann oder Frau, ob Junge oder Mädchen“ (si baro si mulier si puer si puella).[42] Der Verfluchende selbst bleibt hingegen meist anonym und der Vorgang geheim, was unter anderem die Angst begründen könnte, der Fluch könne irrtümlich den Verfluchenden selbst treffen[43] oder durch einen Gegenzauber des Opfers unwirksam gemacht werden.[44] Lediglich bei Verwünschungen von Dieben, so genannten „Gebeten um Gerechtigkeit“, oder Flüchen in Liebesangelegenheiten wird der Name des Verfassers häufig erwähnt, in letzterem Fall, damit die angerufene Gottheit nicht irrtümlich in die Liebe zu einer anderen Person errege.[45]
Typisch für diese Form des Bindezaubers ist ein Fund von der Halbinsel Euböa aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.:[46]
Originaltext 1 Übersetzung Ich schreibe Isias, die Tochter der Autoklea, nieder
vor Hermes Katochos.
Halte sie fest an deiner Seite!Originaltext 2 Übersetzung Ich binde Isias vor Hermes
Katochos; die Hände,
die Füße von Isias, den gesamten Körper.
Wunsch- und similia similibus-Formel
Defixionen dieser Form enthalten meist das zu bestrafende Verbrechen wie auch die Strafe, welcher die Gottheit die Person zuführen möge. Dabei reichen die Verfluchungen von momentanem oder dauerhaftem Schaden, Beeinträchtigung von Körperfunktionen und Krankheit bis hin zu Androhungen des Todes, was jedoch vor allem bei griechischen Flüchen eher selten vorkommt und gegenüber dem reinen Bindezauber deutlich zurücktritt.[47] Bisweilen stellt der Verfluchende auch einen Bezug zwischen einem Opfer und einem Gegenstand wie beispielsweise einem Opfertier oder dem Ablageort her, dessen Eigenschaften dieses annehmen solle (similia similibus-Formel).[48] Das beschriebene Material wie die Kälte oder Wertlosigkeit von Blei wird dabei ebenso wie eine gegenläufige Schreibweise herangezogen, welche die Worte oder Gedanken der Zielperson nutzlos machen soll.[49] Häufig richtet sich der Fluch konkret gegen die Körperteile und Organe oder die geistigen Fähigkeiten des Opfers, besonders häufig gegen dessen Gliedmaßen, Zunge, Magen und Gedärme oder Verstand und Gedächtnis. So ersucht eine Fluchtafel aus Uley die Gottheit, einen Dieb zur Rache weder essen und trinken noch sitzen oder liegen zu lassen, bis das Verbrechen gesühnt wäre.[50] Manche Defixionen begrenzen die genannte Strafe auf solche Weise zeitlich, andere wiederum werden als unlösbar verstanden, so ist eine gegen einen Athener gerichtete Fluchtafel aus dem 4. Jahrhundert formuliert: „Ich binde und löse nicht.“ (Vorlage:Polytonisch).[51]
Ebenfalls ohne die Möglichkeit einer Aufhebung verflucht eine im Mainzer Isis- und Mater Magna-Heiligtum gefundene und für den Gott Attis bestimmte Tafel[52] in älterer römischer Kursive einen gewissen Liberalis, bei vollem Bewusstsein zu sterben:[53]
Originaltext Innenseite Übersetzung Innenseite Bone sancte Atthis Tyran-
ne adsi(s)[54], advenias Libera-
li iratus. Per omnia te rogo,
domine, per tuum Castorem,
Pollucem, per cistas penetra-
les, des ei malam mentem,
malum exitum, quandius
vita vixerit, ut omni cor-
pore videat se emori prae-
ter oculos[55]Guter, heiliger Att(h)is, Herr,
hilf, komme zu Liberalis
erzürnt. Bei allem bitte ich dich,
Herr, bei deinem Castor (und)
Pollux, bei den Kästchen des Heilig-
tums, gib ihm bösen Sinn,
bösen Tod, solange er
das Leben gelebt hat, damit er mit dem ganzen Leib
sehen soll, dass er stirbt, außer
den AugenOriginaltext Außenseite Übersetzung Außenseite neque se possit redimere
nulla pecunia nullaque re
neque abs te neque ab ullo deo
nisi ut exitum malum.
Hoc praesta, rogo te per ma-
iestatem tuam.und dass er sich nicht befreien (freikaufen) kann
mit keinem Geld und keiner Sache
weder von dir noch von irgendeinem Gott,
außer ein böses Ende.
Dies gewähre, bitte ich dich bei
deiner Majestät.
Weitere Behandlung

So wie der auf Defixionen notierte Name oder Zeichnungen als Repräsentanten der Person selbst galten, wurde das eigentliche Täfelchen nach dessen Abfassung zusätzlich eingerollt, gefaltet oder mit Nägeln durchbohrt, um einerseits den geheimen Charakter der Defixion zu erstärken. Andererseits sollte der Verfluchte – symbolisch mittels des Täfelchens vertreten – durch diese Behandlung und deren so genannte sympathetische Wirkung „gebunden“[56] oder verletzt werden. Andere Exemplare wie ein Täfelchen aus dem Mainzer Magna Mater-Heiligtum sind zur Verstärkung ihrer Wirkung um Hühnerknochen gewickelt oder sollten durch spezielle Verschlüsselung der Schrift geistige Verwirrung der Person bewirken.
Zudem empfehlen die griechischen Zauberpapyri aus Ägypten, Objekte mit Bezug zum Verfluchen der eigentlichen Defixion beizufügen – hauptsächlich mit erotischem Hintergrund. So enthielt beispielsweise ein auf einer Begräbnisstätte in Mautern an der Donau gefundener Krug neben der eigentlichen Defixion Überreste von Kohle und menschlichem Haar.[57] Dabei lassen sich lokale Besonderheiten erkennen: So wurden kaum vernagelte oder gefaltete Fluchtafeln im britannischen Raum gefunden, die vielmehr aufgrund der speziellen Deponierung ihre Wirkung zu erlangen scheinen. Daher vermuten einige Forscher, dass die Defixionen zunächst öffentlich ausgestellt wurden, bevor sie in Quellen versenkt oder vergraben wurden.[58]
Um die beschriebenen Fluchtafeln an die dafür bestimmten Unterweltsgottheiten zu übergeben, wurden diese im mediterranen Raum meist unterirdisch wie beispielsweise in Gräbern, Särgen oder Urnen verborgen, wobei insbesondere die Grabstätten früh oder gewaltsam Verstorbener als besonders wirksam galten.[59] Oftmals setzen die Verwünschungen das Opfer explizit mit dem Ort der Ablage in Verbindung; so wird beispielsweise auf einem römischen Exemplar des 1. Jahrhunderts aus einem Grabfund eine gewisse Rhodine verflucht, „wie der Tote, der hier begraben liegt, weder reden noch sprechen kann“, für einen Marcus Licinius Faustus tot zu sein und nicht sprechen zu können.[60]

Auch Flüsse, Quellen oder Heiligtümer galten – insbesondere in Britannien – als für die Ablage der Täfelchen geeignet. Vor allem in Nordafrika, Rom und den östlichen Provinzen pflegte man Flüche, die Bezüge zu Wagenrennen aufwiesen, im Circus oder Amphitheatern zu platzieren, wobei besonders gefährliche Stellen wie beispielsweise die Wendepunkte bevorzugt wurden.[61] Nur wenige Defixionen treten direkt in den Häusern ihrer Opfer zutage, wie den Berichten bei Platon und Tacitus zu entnehmen ist. Gegebenenfalls liegen solche Täfelchen als so genannter „Mauerfund“ vor oder wurden lose im Inneren eines Gebäudes verborgen. In dieser Form wurde beispielsweise in Groß-Gerau eine Bleitafel gegen eine gewisse Priscilla gefunden, die eine Heirat mit dem Verfluchenden angeblich verschmähte.[43]
Anwendungsgebiete
Die bekannten Fluchlamellen lassen wiederkehrende Motive für Verfluchungen erkennen, welche einen groben Überblick über den archäologischen Befund verschaffen:[62]
Prozess-Defixion
Die Gruppe der mit juristischem Hintergrund verfassten Fluchtafeln beinhaltet einige der ältesten Exemplare und ist mit 67 griechischen Funden ebenso die deutlich umfangreichste, die sich aus Funde aus Sizilien, Spanien und dem heutigen Süd-Russland zusammensetzt.[63] Die Anzahl der gefundenen Täfelchen dürfte jedoch nur einen geringen Teil der ursprünglich verfassten Defixionen darstellen.[64] Ab dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. stellten vor allem in Attika Rechtsstreitigkeiten ein gängiges Motiv dar, um den Prozessgegner mit magischen Mitteln zu binden. Die aus dieser Region bekannten Fluchtafeln zeigen, dass sich dabei der Fluch nicht nur gegen die namentlich genannten Ankläger und die gegnerischen Anwälte, sondern auch gegen mögliche Zeugen und die Richter sowie Zuhörer und Beobachter wandte, die negativen Einfluss auf den Prozessverlauf hätten nehmen können.[65] Daher nimmt die Prozess-Defixion in einigen Fällen die Form umfangreicher Listen an. Häufig zielte die Verwünschung darauf, die Zunge des Anklägers sowie seines Anwalts und damit seine sprachlichen Fähigkeiten zu verfluchen;[66] andere Exemplare sollten deren Denkvermögen irritieren, sodass der Grund der Anklage in Vergessenheit geriete. Obwohl die lateinische Prozess-Defixion gegenüber der griechischen an Beliebtheit offensichtlich abnahm, sind auch im römischen Einflussgebiet und hier speziell in den Provinzen wie Nordafrika – seltener jedoch in Rom selbst – Fluchtafeln dieser Gruppe zu finden.[67]
Die typische Form einer Prozess-Defixion nimmt ein attisches Exemplar aus dem späten 5. oder frühen 4. Jahrhundert an, welches Zunge und Denkvermögen eines juristischen Gegners und seiner Anwälte verflucht:[68]
Originaltext Übersetzung […] Es sollen gebunden sein Thersilochos, Oino[philos], Philotios und wer sonst
ein Anwalt auf der Seite von Pherenikos ist, bei Hermes, dem Unterirdischen,
und Hekate, der Unterirdischen. Seele,
Verstand, Zunge und Pläne des Pherenikos und das, was er in Bezug auf
mich tut und plant,
alles möge ihm widerstrebend sein und denen, die mit jenem planen und
handeln. […]
Häufig sind in den attischen Namenslisten der Verfluchten bekannte Persönlichkeiten wie Redner oder Politiker enthalten, weshalb manche Forscher darauf schlossen, dass auch aus politischen Gründen Fluchtafeln verfasst wurden.[69] Da jedoch das politische Leben des klassischen Athen eng mit dem attischen Prozesswesen verbunden war, lässt sich eine solche Gruppe nur schwer von den Prozess-Flüchen unterscheiden.[70]
Defixion gegen Konkurrenten

Fluchtafeln aus ökonomischen Gründen gegen Konkurrenten in Handel und Gewerbe stammen meist aus klassischer oder hellenistischer Zeit.[71] Sie richten sich dabei oftmals gegen einfache Werk- sowie Gaststätten und die Arbeitskraft oder die Gliedmaßen und Körperteile ihrer Besitzer, seltener jedoch gegen spezialisierte Gewerbezweige. In vielen Fällen ist die Festlegung des Motives auf wirtschaftliche Zwecke jedoch nicht eindeutig: So sind einige Verwünschungen der wirtschaftlichen Lebensgrundlage lediglich Teil des gesamten Inhalts, der die generelle Zerstörung des Lebens des betreffenden Opfers anstrebt. Bei manchen Exemplaren dient die Angabe des Berufes des Opfers auch rein dessen genaueren Identifikation, ohne vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Konkurrenz entstanden zu sein.[72]
Im gesamten späten Römischen Reich, vor allem in Nordafrika wie Karthago oder Hadrumetum wurden zahlreiche Fluchtafeln gefunden, die Gegner bei Wagenrennen oder Circusspielen zu binden versuchten. Die Verfluchung gilt den Teilnehmern, Athleten, Lenkern oder Mitgliedern konkurrierender Mannschaften bei Rennen gleichermaßen, um deren Kraft, Geschwindigkeit und Siegeswillen zu hemmen; bisweilen richtet sich der Fluch auch lediglich gegen die Pferde wie eine Lamelle aus Karthago, welche einen Totendämon anruft, 28 Pferde bewegungsunfähig zu machen, oder ein Exemplar aus Hadrumetum, das 60 Pferde mit ihren sieben Wagenlenkern verflucht.[73] Ein anderer lateinischsprachiger Fund aus dieser Region verwünscht einen Lenker und weiht sein Viergespann dreimal den Unterweltsdämonen, das ein gewaltsam zu Tod gekommene Grabdämon während der Fahrt stürzen solle.[74] Sechs weitere auf Griechisch verfasste Lamellen gegen venatores zielen darauf, dass die wilden Tiere, gegen welche diese kämpfen, unverwundbar und die Gladiatoren selbst gebunden würden, um so eine leichte Beute darzustellen.[75] Auch in Griechenland wurden aus der Zeit als römische Provinz insgesamt 26 Bindezauber mit sportlichem Hintergrund unter anderem gegen Ringer und Läufer gefunden.[76]
Mit vier Exemplaren[77] bilden Fluchtafeln, welche aus Konkurrenz bei Theateraufführungen entstanden, die kleinste Gruppe; diese reichen vom 5. bis in das 2. Jahrhundert v. Chr. Die erhaltenen Funde wenden sich jeweils gegen den Choregos, den für die Proben zuständigen Chorodidaskolos oder die Schauspieler selbst.[78]
Liebes-Defixion
Liebes-Defixionen existieren ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr., sind jedoch meist aus späterer Zeit als die Funde anderer Kategorien. Innerhalb der Gruppe unterscheidet man einerseits zwischen Trennungszaubern, die einen Konkurrenten bannen sollen und vor allem aus klassischer oder hellenistischer Zeit stammen. 13 griechische Exemplare – hauptsächlich vom Festland – wurden bisher veröffentlicht;[79] diese Form findet sich jedoch ebenso in lateinischer wie auch etruskischer Sprache.[80] So ersucht eine Frau auf einer Bleilamelle aus dem makedonischen Pella, die auf einem Friedhof direkt neben einem Skelett gefunden wurde und aus der Zeit zwischen 380 und 250 v. Chr. stammt,[81] darum, dass ein Mann namens Dionysophon von seiner geplanten Heirat ablassen und in Zukunft keine andere Frau heiraten möge.[82]

Auf einen ähnlichen Zweck deutet eine attische Tafel aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. hin:[83]
Originaltext Übersetzung [Ich binde (?)] Aristokydes und die Frauen,
die man mit ihm sehen wird.
Lass ihn keine andere Frau oder Mädchen heiraten!
Andererseits dienten Fluchtafeln auch der Anziehung des gewünschten Partners (philtrokatádesmos „Liebesfluch“), der zudem oftmals die genannte Person an sexuellem Kontakt mit anderen hindern oder ihre Körperteile oder -funktionen bis zur Erfüllung des Wunsches verfluchen sollte. Diese Form entwickelte sich vermutlich ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. in Syrien und Nordafrika;[84] in griechischer Sprache existieren 23 publizierte Täfelchen. Die meisten erhaltenen Fluchtafeln weisen auf einen Mann als Verfasser hin. Faraone vermutete, dass die von Männern gefertigten Tafeln primär erotischen Zwecken dienten oder eine finanziell profitable Heirat sichern sollten, während die wenigen von Frauen veranlassten Flüche eher Anziehung und Liebe anstrebten.[85] Andere Forscher nehmen an, die Mehrzahl der tatsächlich geschriebenen Flüche sei von weiblichen Prostituierten aus wirtschaftlichen Interessen geschrieben worden.[86]
Einen vergleichbaren Inhalt weist die in Form eines Mauerfundes entdeckte Fluchtafel aus Groß-Gerau auf, die bei Attis einer gewissen Priscilla den Tod wünscht, da diese einen anderen Mann geheiratet habe. Formal nimmt die Tafel die Form eines „Gebetes um Gerechtigkeit“ an:[87]
Originaltext Innenseite Übersetzung Innenseite Deum maxsime Atthis Tyranne
totumque duodeca theum, comme-
ndo deabus iniurium fas ut me vindic-
(e)tis a Priscil(l)a caranti (filia) quae nuberi er(r)a-
vit. Pe[r] matrem deum vestrae,
[v]indicate sacra pater[na oder -ni].
P[ri]scil(l)[a]
pere[at]Größter aller Götter, Atthis, Herr,
Gesamtheit der zwölf Götter (des Pantheons)! Ich über-
antworte den Göttinnen mein ungerechtes Schicksal, auf dass ihr mich
an Priscilla, Tochter des Carantus, rächt, die den großen Fehler beging
zu heiraten. Bei Eurer Großen Göttermutter,
rächt die altererbten Geheimnisse (oder: die Geheimnisse des Paternus).
Priscilla
soll zugrunde gehen!Originaltext Außenseite Übersetzung Außenseite per matrem deum intra dies c(?) cito,
vindicate numen vestrum magnum
a Priscilla quae detegit sacra, Pris-
cillam (n)usqu(a)m, nullam numero, nu(p)-
sit gentem tremente Priscilla
quam
er(r)anteBei der Großen Göttermutter, rächt Eure große Göttlichkeit bald,
innerhalb von hundert (?) Tagen,
an Priscilla, die meine Geheimnisse verrät! Pris-
cilla erachte ich als absolut null und nichtig. Sie hat einen
Nichtsnutz (?) geheiratet, weil Priscilla (ebenso) lüstern
wie
irre ist.
Gebete um Gerechtigkeit
Abseits der traditionellen Formen wurden auch, beispielsweise in Kleinasien und vor allem dem römischen Britannien, Inschriften gefunden, die sich von den herkömmlichen Formulierungen von Fluchtafeln abheben und – stärker als das bei Defixionen der Fall ist – die Gestalt eines Gebets annehmen. Im Gegensatz zu Fluchtafeln wurden manche Exemplare der Gebete um Gerechtigkeit öffentlich in Tempeln ausgestellt, um das Verbrechen bekannt zu machen und den Täter von der angedrohten Strafe in Kenntnis zu setzen; andere wiederum dürften ebenso wie andere Fluchtafeln behandelt und verborgen deponiert worden sein.[88]
Von den 250 bekannten britannischen Täfelchen etwa suchen beinahe alle die Bestrafung eines Diebes zu bewirken, welche in der Forschung daher als „Gebete um Gerechtigkeit“ und „Rachegebete“ bezeichnet werden.[89] Während Fluchtafeln meist in ihrer Funktion als Auftrag an Unterweltsmächte einem Gegner schaden sollen und selten auf einem konkreten Anlass fußen, bringen Gebete um Gerechtigkeit erlittenes Unrecht vor Gottheiten, die durchwegs als überlegene Instanz dargestellt sind. Dabei überantwortet der Verfasser den Streit- oder Anlassfall, den Schuldigen oder das gestohlene Gut den Göttern, um diese dazu zu bewegen, das gegenständliche Verbrechen zu untersuchen, den Täter zu verfolgen und zu bestrafen oder den gestohlenen Besitz zurückzubringen. Die göttliche Strafe in Form von Krankheit, Unglücksfällen oder Tod gilt entweder als unwiderruflich oder als zeitweilige Maßnahme, wodurch der Täter zu einem öffentlichen Geständnis oder der Rückgabe des Gegenstandes bzw. dessen Rückzahlung gezwungen werden sollte. In manchen Fällen weiht der Verfasser das Diebesgut der angerufenen Gottheit als Lohn oder gelobt, einen Teil seines Wertes dieser zu spenden,[90] so eine aus dem 3. oder 4. Jahrhundert stammende Tafel aus Kelvedon in Essex:[91]
Originaltext Übersetzung quicumque res Vareni in-
volaverit si mulier si mascel
sangu(i)no suo solvat –
erit et pecunie quam exesuerit
Mercurio dona et Virtuti s[emis].Wer immer den Besitz des Varenus ge-
stohlen hat, ob Mann oder Frau,
laßt ihn mit seinem eigenen Blut bezahlen.
Von dem Geld, das er zurückzahlen wird,
wird eine Hälfte an Mercurius und Virtus gestiftet.
Rezeption
Den griechischen Begriff katadesmós erwähnt in der griechischen Literatur zuerst Platon,[92] welcher in der Politeia „Bettelpriester und Wahrsager“ beschreibt, die behaupten, dass „sie im Besitze einer Kraft seien, die von den Göttern durch Opfer und Zaubersprüche erlangt werde“. Diese können beauftragt werden, einem Feind zu schaden, „indem sie mit gewissen Zaubermitteln und Bannsprüchen die Götter, wie sie sagen, bewegen, ihnen dienstbar zu sein.“[93] In den Nomoi werden zudem „aus Wachs geformte Bilder“ erwähnt, die zur Verfluchung von Personen an Türen, Gräbern oder Wegkreuzungen angebracht werden.[94][95]
In der lateinischen Prosa-Literatur erwähnt Plinius der Ältere in seiner Naturalis historia, dass die Furcht vor Verwünschungen allgemein verbreitet sei.[96] Auch Tacitus schreibt in seinen Annales bleiernen mit dem Namen des Opfers beschriebenen Fluchtäfelchen und anderen magischen Gegenständen in den Wänden einer Unterkunft des Germanicus die Wirkung zu, dessen plötzliche Erkrankung und späteren ungeklärten Tod auf einer Reise in den Osten des Reichs verursacht zu haben.[97] Ferner schildert Apuleius in seinem Roman Der goldene Esel Tafeln im Besitz der Hexe Pamphile, die mit magischen Zeichen versehen seien.[98]
Vor allem zu Flüchen zu juristischen Zwecken finden sich zahlreiche literarische Quellen:[84] So fällt in Aristophanes' Die Wespen ein berühmter Redner namens Thukydides während eines Prozesses einem Bindezauber zum Opfer.[99] In ähnlicher Weise erwähnt auch Cicero einen Anwalt, der plötzlich seinen Fall vergaß und daraufhin den Prozess verlor, wofür dieser später Zauberei verantwortlich gemacht habe.[100] Seinen Orationes zufolge habe auch der Redner Libanios zeitweilig seine Fähigkeit zu sprechen, schreiben oder lesen eingebüßt, bis ein verstümmeltes Chamäleon in seinen Räumlichkeiten gefunden und entfernt wurde, dem mit einem der Vorderbeine das Maul verschlossen worden war.[101]
Obwohl die archäologisch nachweisbare Anwendung von Fluchtäfelchen im 7. oder 8. Jahrhundert ihr Ende findet, gehen manche Bestandteile und Vorstellungen vor allem über die Sammlungen der griechischen Zauberpapyri in die Zauberhandschriften des Mittelalters ein. Wie in der antiken Tradition dienen diese Anleitungen dazu, persönlichen Feinden, häufig auch Prozessgegnern zu schaden, sie in ihrer Sprech- und Denkfähigkeit zu lähmen oder ihre Zunge zu binden. Zudem fungieren christliche Bleilamellen zunehmend als Schutz des Hauses gegen alle Übel, wobei die Anrufung Christi, der Dreifaltigkeit oder von Geistern den in der Antike üblichen Appell an die Unterweltsgottheiten ersetzt oder sich mit heidnischen Formeln synkretistisch vermischt.[102]
Zudem lebt der antike Bindezauber in christlichen Heiligenlegenden als Inbegriff heidnischen Aberglaubens weiter:[103] So wird dem heiligen Euthymius von Melitene zugeschrieben, einen erkrankten Mönch geheilt zu haben, indem er eine mit Schriftzeichen versehene Zinntafel – ein Werk eines heidnischen Magiers – aus dessen Körper zog. Ebenso schildert Sophronius von Jerusalem in seinen Schriften über die Märtyrer Cyrus und Johannes von Alexandria, dass die Heiligen unter der Schwelle eines Gelähmten die Ursache eines Fluches, vermutlich ein Täfelchen, entfernen ließen und damit dessen Wirkung aufhoben, worauf der hebräische Verfasser augenblicklich umkam.[104] Sophronius zufolge wären die beiden Heiligen ebenso einem anderen Gelähmten namens Theophilos im Traum erschienen und hätten ihn aufgefordert, den nächsten Fang der Fischer im Hafen von Alexandria zu kaufen. Das darunter gefundene Kästchen hätte Theophilos auf Geheiß der Heiligen aufbrechen lassen, worin sich eine Zauberpuppe in Form einer Bronzestatuette befunden hätte, deren Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt waren. Nach der Entfernung der Nägel wäre der Gelähmte geheilt gewesen.[105]
Literatur
Editionen und Ausgaben
Die Editionen sind in Klammer mit den in der Forschung verwendeten Abkürzungen versehen.
- Auguste Audollent: Defixionum tabellae. Quotquot innotuerunt tam in Graecis orientis quam in totius occidentis partibus praeter Atticas in corpore inscriptionum Atticarum editas, Paris 1904 [DT].
- D. Jordan: New Greek Curse Tablets (1985–2000), GRBS 41, 2000 [NGCT], Onlineversion.
- D. Jordan: A Survey of Greek Katadesmoi Not Included in the Special Corpora, GRBS 26, 1985 [SGD].
- Richard Wünsch: Defixionum tabellae, Berlin 1897 (= Inscriptiones Atticae II Appendix) [DTA].
Sekundärliteratur
- Kai Brodersen, Amina Kropp (Hrsg.): Fluchtafeln. Neue Funde und neue Deutungen zum antiken Schadenzauber, Verlag Antike, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-938032-04-9.
- Kai Brodersen: Briefe in die Unterwelt. Religiöse Kommunikation auf griechischen Fluchtafeln, in: Ders. (Hrsg.), Gebet und Fluch, Zeichen und Traum. Aspekte religiöser Kommunikation in der Antike (= Antike Kultur und Geschichte 1), Münster 2001, S. 57–68.
- Esther Eidinow: Oracles, Curses, and Risk Among the Ancient Greeks, Oxford University Press, New York 2007, ISBN 978-0-19-927778-0.
- Christopher A. Faraone, Dirk Obbink (Hrsg.): Magika Hiera. Ancient Greek Magic and Religion, Oxford University Press, New York 1991, ISBN 0-19-504450-9.
- J. G. Gager: Curse Tablets and Binding Spells from the Ancient World, Oxford 1992
- Karl Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. 8, S. 1–29, 1972, ISBN 3-7772-7218-3.
Weblinks
- Commons: Fluchtafeln – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Curse Tablets of Roman Britain, Centre for the Study of Ancient Documents, Oxford (Englisch)
- Christopher A. Faraone, Ancient Greek Curse Tablets (Englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Die Verwendung des Substantives defixio ist erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar, Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 1.
- ↑ a b Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 141
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 3
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 26
- ↑ Kiernan, Britische Fluchtafeln und „Gebete um Gerechtigkeit“ als öffentliche Magie und Votivrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 101
- ↑ Tomlin, Anleitung zum Lesen von Fluchtafeln, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 17 f.
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 13 ff.
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 2, 8 f.
- ↑ Lambert, Defining magical spells and particularly defixiones of Roman Antiquity: a personal opinion, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 76
- ↑ Faraone, Ancient Greek Curse Tablets
- ↑ Zwölftafelgesetz, Frg. VIII 1a (Plinius, Naturalis Historia, XXVIII, 18)
- ↑ a b Lambert, Defining magical spells and particularly defixiones of Roman Antiquity: a personal opinion, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 75
- ↑ Iulius Paulus, sententiae receptae, 5, 23, 15, zitiert nach: Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, 11
- ↑ Ammianus Marcellinus, Res gestae, XXVI, 3, 3
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 18 f.
- ↑ L’Année épigraphique, 1929, 228; Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 86, vgl. auch Egger, Eine Fluchtafel aus Carnuntum, in: Der römische Limes in Österreich, Nr. 16, 1926, S. 117–156; s. auch similia similibus-Formel
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 3; zur Verwendung von Wachs s. Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 7
- ↑ Tomlin, Anleitung zum Lesen von Fluchtafeln, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 16
- ↑ Curse Tablets from Roman Britain
- ↑ Witteyer, Verborgene Wünsche. Befunde antiken Schadenzaubers aus Mogotiacum-Mainz, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 41–50
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 4 f.
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 286
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 18 f.
- ↑ s. Abschnitt Wunsch- und similia similibus-Formel
- ↑ Tomlin, Anleitung zum Lesen von Fluchtafeln, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 23 ff.
- ↑ s. Abschnitt Rezeption
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 4
- ↑ Tomlin, Anleitung zum Lesen von Fluchtafeln, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 24
- ↑ Betz, Magic an Mystery in the Greek Magical Papyri, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 246
- ↑ Lesung und Übersetzung modifiziert nach Preisendanz, Papyri Graecae Magicae, V, 305 ff., zitiert nach: Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 82
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 5
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 4 f.
- ↑ Faraone unterscheidet vier verschiedene Formeln, nämlich prayer formula, direct binding formula, wish formula und similia similibus formula, Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 5; die beiden letzten Typen werden jedoch häufig auch als Einheit behandelt.
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 90 ff., Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 6 ff.
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 6
- ↑ „inimicorum nomina ad […] infernos“, Audollent, Defixionum tabellae, 96a, zitiert nach: Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 7 f.
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 92
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 91; Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 61; Kropp erwähnt für eine solche rituelle Formulierung zur Ausübung von Zwang die so genannte Vorlage:Polytonisch-Formel, wodurch sich der Verfluchende in einer Art Rollenspiel mit einer bedeutenden Gottheit identifiziert, um Macht über die angerufenen numinosen Mächte zu gewinnen.
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 93 ff.
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 5
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 94 ff.
- ↑ Tomlin, The inscribed lead tablets: an interim report, in: Woodward, Leach, The Uley Shrines. Excavation of a ritual complex on West Hill, Uley, Gloucestershire, Oxford 1993, S. 130, Nr. 75, zitiert nach: Tomlin, Anleitung zum Lesen von Fluchtafeln, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 28
- ↑ a b Scholz, Kropp, „Priscilla, die Verräterin“. Eine Fluchtafel mit Rachegebet aus Groß-Gerau, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 38
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 88
- ↑ Audollent, Defixionum tabellae, 92, zitiert nach: Lambert, Defining magical spells and particularly defixiones of Roman Antiquity: a personal opinion, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 77
- ↑ L. Robert, Collection Froehner, Bd. 1, Paris 1936, Nr. 13, deutsch leicht variiert nach der englischen Übersetzung und Übertragung bei Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 3
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 8
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 92 f.
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 7
- ↑ Tomlin, The inscribed lead tablets: an interim report, in: Woodward, Leach, The Uley Shrines. Excavation of a ritual complex on West Hill, Uley, Gloucestershire, Nr. 72, vgl. Curse Tablets from Roman Britain
- ↑ Wilhelm 121, Deissmann, LO4 259, zitiert nach: Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 6
- ↑ Inv.-Nr. 201 B 36
- ↑ Lesung und Übersetzung leicht variiert nach Blänsdorf, „Guter, heiliger Atthis“. Eine Fluchtafel aus dem Mainzer Isis- und Mater-Magna-Heiligtum (Inv.-Nr. 201 B 36), in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 53 f.
- ↑ Der im Vulgärlatein ausgefallene Schlusskonsonant wird in Blänsdorfs Lesung ergänzt.
- ↑ An anderer Stelle (S. 58) liest Blänsdorf für die Zeilen 7–10: […] qui [i]ndicis | vita vixerit, et omni corpore | videat se emori cra[s] | per oculos […].
- ↑ Kuhnert, Art. Defixio, 2374, zitiert nach: Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 1
- ↑ Curse Tablets from Roman Britain
- ↑ Kiernan, Britische Fluchtafeln und „Gebete um Gerechtigkeit“ als öffentliche Magie und Votivrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 101 f.; anders Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 90
- ↑ Kropp, „Defigo Eudemum: necetis eum“: Kommunikationsmuster in den Texten antiker Schadenzauberrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 101 f.
- ↑ Audollent, Defixionum tabellae, 139: „Quomodo mortuus qui istic sepultus est nec loqui nec sermonari potest, sic Rhodine apud Marcum Licinium Faustum mortua sit nec loqui nec sermonare possit.“
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 5 f., Curse Tablets from Roman Britain
- ↑ Einteilung nach Audollent, Defixionum tabellae, in iudicariae et in inimicos conscriptae, in fures, calumniatores et maledicos conversae, amatoriae, in agitatores et venatores immissae und causa defixionis obscura; Einteilung nach Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 10, in commercial curses, curses against athletes or similar kinds of public performers, amatory curses und judicial curses
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 166
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 9 f.
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 173 ff., Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 9 f.
- ↑ Die Verfluchung der Zunge deutet jedoch nicht zwangsläufig auf eine Zugehörigkeit zu dieser Gruppe an, Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 170 f.
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 22
- ↑ Wünsch, Defixionum tabellae, 107, deutsch nach der englischen Übersetzung und Lesung bei Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 15
- ↑ z. B. Preisendanz in Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 9
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 16 f.
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 192
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 203 f.
- ↑ Audollent, Defixionum tabellae, 233 bzw. 284
- ↑ Audollent, Defixionum tabellae, 295, Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 23 f.
- ↑ Audollent, Defixionum tabellae, 246–247, 249–250
- ↑ Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 12 f.
- ↑ Jordan, A Survey of Greek Katadesmoi Not Included in the Special Corpora, 91, Wünsch, Defixionum tabellae, 33, 34 und 45
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 156 ff.
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 206 f.
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 21 f.
- ↑ Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 452 f.
- ↑ Jordan, A Survey of Greek Katadesmoi Not Included in the Special Corpora, 31
- ↑ Wünsch, Defixionum tabellae, 78, deutsch leicht variiert nach der englischen Übersetzung und Lesung bei Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 14
- ↑ a b Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 15 f.
- ↑ Faraone, Obbink,Ancient Greek Love Magic, Harvard 1999, S. 27, 83, 132
- ↑ Dickie, Who Practised Love-Magic in Classical Antiquity and in the Late Roman World?, in: The Classical Quarterly, 50 (2), S. 563–583, zitiert nach: Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 208 f.
- ↑ Lesung und Übersetzung leicht variiert nach Scholz/Kropp, „Priscilla, die Verräterin“. Eine Fluchtafel mit Rachegebet aus Groß-Gerau, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 34 f.; zur Einordnung als „Gebet um Gerechtigkeit“ s. S. 40
- ↑ zu dieser Diskussion s. Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 80 f.
- ↑ Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 60–106
- ↑ Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 79 ff.
- ↑ Journal of Roman Studies 48, 1958, 150, Nr. 3; Lesung und Übersetzung nach Kiernan, Britische Fluchtafeln und „Gebete um Gerechtigkeit“ als öffentliche Magie und Votivrituale, in: Brodersen, Kropp, Fluchtafeln, S. 10d, s. auch Versnel, Beyond Cursing: The Appeal to Justice in Judical Prayers, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 84
- ↑ Weitere Erwähnungen sind in den Papyri Graecae magicae und indirekt bei einer dem Redner Dinarchos zugeschriebenen Passage im Lexikon des Valerius Harpokration zu finden, Eidinow, Oracles, Curses, and Risk among the Ancient Greeks, S. 141
- ↑ Platon, Politeia, 364 c
- ↑ Platon, Nomoi, 933 a-b
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 3
- ↑ Plinius d. Ä., Naturalis historia, 28, 4, 19
- ↑ Tacitus, Annales, 2, 69
- ↑ Apuleius, Der goldene Esel, 3, 17
- ↑ Aristophanes, Die Wespen, 946–48
- ↑ Cicero, Brutus, 217 und Der Redner, 128–129
- ↑ Libanios, Orationes, I 245–249
- ↑ Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 26 ff.
- ↑ Stellen mit Nachweisen in Preisendanz, Fluchtafel (Defixion), in: Reallexikon für Antike und Christentum, Bd. VIII, Sp. 25
- ↑ Sophronius, Narratio Miraculorum Sanctorum Cyri et Joannis, (= PG 87, 3, 3625)
- ↑ Sophronius, Narratio Miraculorum Sanctorum Cyri et Joannis, (= PG 87, 3, 3541), vgl. auch Faraone, The Agonistic Context of Early Greek Binding Spells, in: Faraone, Obbink, Magika Hiera, S. 9