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Selbstmordattentat

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Ein Selbstmordattentat ist ein Anschlag auf eine oder mehrere Personen oder Objekte, wobei der Verlust des eigenen Lebens planmäßig in Kauf genommen wird. Wobei in der aktuellen Diskussion um Selbstmordattentate zu beachten ist, dass man zwischen mehreren Arten von Attentat unterscheiden sollte.

  1. Einem Attentat, bei welchem sich der Attentäter im gleichen Moment mit den Opfern tötet. Meist erfolgt dies durch Sprengstoff, der am Körper oder in einem Fahrzeug gelagert ist und vom Attentäter gezündet wird.
  2. Einem Attentat, bei welchem er sich nach selbigem tötet
  3. Einem Attentat, bei welchem er von anderen getötet wird (umgangssprachlich Himmelfahrtskommando)


Ziele

  • eine starke Wirkung in der öffentlichen Meinung zu erzeugen.
  • im Rahmen der dafür interpretierten Religion, ein Märtyrertum zu erlangen, das ein "Leben im Paradies" schaffen soll.
  • Darüber hinaus entfällt bei einem Selbstmordattentat der hohe logistische Aufwand, sein Leben während und nach dem Attentat zu schützen und sich selbst unverletzt vom Anschlagsort zu entfernen. Gleichzeitig erzielt dies eine höhere Wirkung des Attentats. Manche Anschläge wären anders gar nicht durchführbar gewesen, wie z.B. die Anschläge auf das World Trade Center in New York 2001.

Selbstmordattentäter folgen häufig einem vermeintlich höheren Ziel und sehen sich selbst als Widerstands- oder Glaubenskämpfer.

Geschichte und Wurzeln

Selbstmordattentate haben historische Wurzeln im Tokkōtai (Japan), bei den Circumcellionen (Nordafrika, Antike) und den Assassinen (Arabien).

Im Alten Testament im Buch der Richtet, Kapitel 16 begeht wird ein Selbstmord-Attentat beschrieben:
27 Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da, und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb. 28 Simson aber rief den HERRN an und sprach: Herr HERR, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern. 29 Und er umfaßte die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen sie. 30 und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, so daß es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.

Im 20. Jahrhundert haben zunächst während des 2. Weltkrieges die Angriffe der japanischen Tokkōtaiflieger wie auch das nazideutsche Projekt Selbstopfer von sich reden gemacht.

Die Zahl der Selbstmordattentate ist seit den 90er Jahren in einigen Brennpunkten signifikant angestiegen. Bekannt geworden sind Selbstmordattentate u.a. durch Aktionen der Hisbollah im Libanon. Heute führen insbesondere Attentate von Palästinensern in Israel, von tamilischen Rebellen in Sri Lanka, sowie von Tschetschenen in Russland bzw. in Tschetschenien selbst immer wieder zu Opfern (meist in der Zivilbevölkerung). Traurigerweise werden aus dem Irak immer mehr Anschläge mit immer mehr Opfern bekannt.

Selbstmordattentate mit einer relativ großen Zahl von Opfern und großem Einfluss auf die Politik waren die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA.

Literatur

  • Christoph Reuter: Mein Leben ist eine Waffe: Selbstmordattentäter, Psychogramm eines Phänomens. Bertelsmann, 2002. ISBN 3-570-00646-8
  • Christoph Reuter: Selbstmordattentäter: warum Menschen zu lebenden Bomben werden. Goldmann, 2003. ISBN 3-442-15240-2
  • Joseph Croitoru: Der Märtyrer als Waffe: die historischen Wurzeln des Selbstmordattentats. Hanser, 2003. ISBN 3-446-20371-0

Siehe auch