Krebs (Medizin)
Unter Krebs versteht man in der Medizin die Gruppe von bösartigen Tumorerkrankungen.
Krebs ist keine einheitliche Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für mehr als 100 verschiedene Arten von bösartigen Organtumoren und malignen Krankheiten der Blutbildung und des Immunsystems. Jedes Organ des menschlichen Körpers kann von Krebs befallen werden. Krebs ist nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland.
Es erkranken in Deutschland jährlich rund 173.000 Frauen an Krebs. Mit 45.000 Neuerkrankungen bleibt der Brustkrebs das häufigste Tumorleiden bei Frauen - bei weiter zunehmender Tendenz. Die Verbreitung von Brustkrebs wird von Frauen stark überschätzt (Black 1999) und zudem noch oft mit einer Brustkrebsterblichkeit gleichgesetzt. Das häufigste Tumorleiden beim Mann ist das Prostatakarzinom.
Statistisch betrachtet ist Krebs eine Krankheit des älteren und alten Menschen. Krebs bei jungen Menschen gibt es zwar, aber er kommt vergleichsweise selten vor.
In Deutschland erkranken etwa 340 000 Menschen jährlich an Krebs. Die meisten Fälle treten im Alter von über 60 Jahren auf. Die unter 60-jährigen machen mit etwa 90.400 Fällen nur rund ein Viertel der Krebs-Neuerkrankungen aus.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 1750 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. Am häufigsten werden in dieser Altersgruppe Leukämien, Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks sowie Lymphknotenkrebs diagnostiziert.
Unbehandelt führen die meisten Tumorerkrankungen zum Tode des betroffenden Menschen.
Im Durchschnitt werden derzeit ca 30 % aller Krebspatienten von ihrer Krankheit geheilt. Von allen Krebsheilungen werden ca 90% ausschließlich durch die lokoregionäre Behandlung, also durch Operation und Strahlentherapie ("Stahl und Strahl") erreicht.
Ganz selten gibt es auch Spontanremissionen : "Als Spontanremission bezeichnet man ein komplettes oder teilweises Verschwinden eines bösartigen Tumors in Abwesenheit aller Behandlungen oder mit Behandlungen, für die bisher kein Wirksamkeitsnachweis geführt werden konnte."
Wortfeld Krebs
- Tumor
- Carcinom
- Sarkom
- Neoplasma = Neubildung, anderes Wort für Krebs oder Tumor
- Metastase = Filia = Absiedlung
- Onkologie
- Zytostase = Chemotherapie
- Bestrahlung = Radiatio
- Tumorchirurgie
- Krebs bei Kindern
- TNM-System
- Tumormarker
- mutaqen,karzinogen
- Onkogene
- Palliativmedizin
- Dysplasie
Krebsauslöser:
- bestimmte Strahlung, darunter
- mutagene Chemikalien, darunter
- Viren
- AIDS-Viren
- Epstein Barr Viren
- Hepatitis B und C Viren
Krebsentstehung
Bei einem biologisch hoch komplexen Organismus wie dem menschlichen Körper, der aus Milliarden von lebenden Zellen besteht, ist eine gegenseitige Abstimmung der Zellen untereinander notwendig, um das Gesamtziel, nämlich das Überleben des Körpers bzw die Fortpflanzung der Gene zu erreichen. Insbesondere bei Wachstums-, Differenzierungs- und Reparaturvorgängen müssen die einzelnen Zellverbände untereinander kommunizieren, um einen geordneten Ablauf dieser Prozesse zu garantieren. Bei der Wundheilung beispielsweise soll das Wachstum möglichst schnell ablaufen, um die Wunde zu schließen. Ist der Wundverschluß erreicht muss die Vermehrungsrate der Reparaturzellen wieder stark gebremst werden, da ein weiteres Wachstum nicht mehr notwendig ist.
Bei Krebszellen ist diese gegenseitige Abstimmung und Beeinflußung im Zellverband außer Kraft gesetzt. Krebszellen teilen sich unkontrolliert immer weiter, obwohl keine Notwendigkeit mehr dazu besteht. Die Bremssignale des Gesamtsystem an die Tumorzellen werden nicht mehr erkannt und befolgt, da sie den genetischen Code für den Informationsempfang verloren oder abgeschaltet haben.
Auch das Immunsystem des Gesamtorganismus versucht diese unkontrolliert wachsenden Zellen zu attackieren. Da sie in vieler Hinsicht aber noch normalen Körperzellen ähneln, fallen die Abwehrmechanismen zu schwach aus um den sinnlosen Wachstumsprozess zu stoppen. Aus einem örtlich begrenzten Tumor, entsteht ein Tumorherd der Gewebsgrenzen durchdringt in andere Organe einwuchert und sich selbst sogar neue Blutgefäße bildet. Schließlich werden kleine Zellverbände der Ausgangsherdes z.B. über das Blut auch in entfernt liegende Organe verschleppt, wo sie Tumorabsiedlungen (Metastasen) bilden, die oft noch schneller als der ursprüngliche Ausgangsherd wachsen.
Die Entstehung von Krebs ist also oft ein Mehrstufenprozess, der durch evolutionäre Mechanismen der zunehmenden genetischen Entartung an Fahrt gewinnt.
MALIGNITÄTSKRITERIEN Kriterien um einen Tumor als bösartig d.h. als Krebs zu bezeichnen
- Einbrechen und Zerstörung des umgebenden Gewebes mit oder ohne Gefäßinvasion
- Anaplasie des Tumorgewebes = mehr oder weniger deutliche Abweichung von bekanntem Normalgewebe
- Anaplasie der Tumorzellen und –zellkerne, unnötig häufige Zellteilungen
- Metastasierung = Absiedlung in andere Organe
Die häufigsten Krebserkrankungen
- Krebs der Atmungsorgane (Lungenkrebs, Stimmbandkrebs)
- Mund- und Rachenkrebs
- Krebs des Verdauungsorgane (Speiseröhrenkrebs, Magenkrebs, Darmkrebs)
- Brustkrebs
- Hautkrebs
- Malignes Melanom der Haut
- Vorsteherdrüsenkrebs (Prostatakrebs)
- Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskrebs)
- Gebärmutterhalskrebs (Cervixkarzinom)
- Gebärmutterkörperkrebs (Corpuskarzinom)
- Gebärmutterschleimhautkrebs
- Eierstockkrebs (Ovarialcarcinom)
- Hodenkrebs
- Nierenkrebs (Hypernephrom)
- Harnblasenkrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Morbus Hodgkin
- Non-Hodgkin-Lymphome = NHL
- Blutkrebs (Leukämien)
- Prostatakrebs
Organe die häufig von Metastasen = Tumorabsiedlungen betroffen sind
- Leber
- Lunge
- Knochen
- Gehirn
- Lymphknoten
Organe die selten von Krebs betroffen sind
- Dünndarm
- Leber als primäres Tumororgan
- Muskeln
- Sehnen, Bänder, Gelenke
- Knochen als primäres Tumororgan
- Lunge bei Nichtrauchern
Behandlungsmöglichkeiten bei Krebs
- Operation: operative Entfernung des Tumors und benachbarter Lymphknoten.
- Bestrahlung
- mit radioaktiven Strahlen
- durch radioaktives Jod
- mit Röntgen-Strahlen
- mit Mikrowellen (Aufheizung des betroffenen Gewebes)
- mit radioaktiven Strahlen
- Medikamentenbehandlung
- Zytostase ("Chemotherapie")
- Hormontherapie, z.B. Testosteronentzug beim Prostatakarzinom
- Hemmung des Blutgefäßwachstums (Krebsgewebe lockt Blutgefäße an, in Richtung des Krebsgewebes zu wachsen, um es zu versorgen.)
- Immuntherapie = Steigerung der Immunantwort auf die Tumorzellen
- Palliative und Unterstützende Behandlung
- Besserung des Allgmeinbefindens durch Schmerzbehandlung
- Ausreichende Ernährung
- Hemmung des Knochenabbaues
- Steigerung der Blutbildung im Knochenmark
Die derzeitige Heilungsrate bei Krebs liegt bei ca 30 - 40 %, wenn man alle verschiedenen Krebserkrankungen zusammenfasst. Solange eine Krebskrankheit örtlich begrenzt bleibt, sind die Heilungschancen besser als wenn der Tumor sich bereits in mehreren Organen des Körpers ausgebreitet hat.
Krebsvorbeugung
- Zigarettenrauchen einstellen
- Rauchen Sie nicht! Raucher sollten so schnell wie möglich aufhören und schon gar nicht in Anwesenheit anderer rauchen. Nichtraucher sollten das Rauchen nicht probieren.
- Alkohol kann auch Krebs erzeugen
- Verringern Sie Ihren Alkoholkonsum! Dies gilt für Bier, Wein und Spirituosen.
- Überernährung und falsche Ernährung
- Erhöhen Sie Ihren täglichen Verzehr an frischem Obst und Gemüse sowie an ballaststoffreichen Getreideprodukten.
- Vermeiden Sie Übergewicht; sorgen Sie für mehr körperliche Bewegung und begrenzen Sie die Aufnahme fettreicher Nahrungsmittel
- Vermeidung von zuviel Sonnenlicht
- Vermeiden Sie übermäßige Sonnenbestrahlung und Sonnenbrände; dies gilt insbesondere für Kinder.
- Halten Sie genauestens Vorschriften ein, durch die Sie vor einem Kontakt mit krebserregenden Stoffen geschützt werden sollen. Folgen Sie genau den Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften über Substanzen, die Krebs verursachen können.
- Vermeidung von radioaktiven Belastungen
Früherkennung
Je eher ein Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. Regelmäßige Untersuchungen des Arztes auf
und für Frauen
- Abstrich vom Gebärmutterhals (systematischen Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs),
- Mammographie-Vorsorgeuntersuchung (über 50 Jahren)
sind sehr wichtig.
Viele Krebserkrankungen werden vom Patienten selbst aufgrund von Veränderungen erkannt. Ein Arztbesuch ist empfehlenswert, wenn
- Sie eine ungewöhnliche Schwellung bemerken, eine Wunde (auch im Mund), die nicht abheilt, eine Veränderung der Form, Größe oder Farbe an einem Hautmal oder eine abnorme Blutung,
- Sie andauernde Beschwerden haben wie chronischen Husten oder anhaltende Heiserkeit, eine Veränderung beim Stuhlgang oder beim Urinieren feststellen oder wenn Sie einen unerklärlichen Gewichtsverlust bemerken.
- Sie (als Frau) Veränderungen bei der regelmäßigen Untersuchen Ihre Brüste feststellen.
Glücklicherweise sind viele solcher Veränderungen erst Vorstufen zum Krebs, und als solche leichter zu behandeln.
- siehe auch http://telescan.nki.nl/code/index.html
Es ließen sich mehr Krebskrankheiten heilen, wenn sie früher erkannt würden. Nicht jede Früherkennung hat nur Vorteile.
s.a.: /Quellen, Missverständnisse beim Brustkrebsscreening, Krebsfragen
Quellen
- W.C. Black, R.F. Nease, Jr, and AN Tosteson: Perceptions of breast cancer risk and screening effectiveness in women younger than 50 years of age J Natl Cancer Inst 1995; 87: 720-731