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Zahra Kazemi

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Zahra Kazemi (* 1949 in Schiraz; † 11. Juli 2003) war eine iranischstämmige Fotojournalistin aus Kanada. Sie studierte in Frankreich. Seit 1997 war sie kanadische Staatsbürgerin.

Am 23. Juni 2003 wurde sie verhaftet, als sie das Evin-Gefängnis fotografierte. In ihm sitzt unter anderem die iranische Intelligenzija ein.[1]

Nach schwerer Folter wurde sie in das Baghiyyatollah al-Azam Militärhospital eingeliefert. Sie war unter anderem vergewaltigt worden, Fingernägel waren ausgerissen, Finger der Hand gebrochen, das Nasenbein gebrochen und ein Trommelfell geplatzt. Wegen ihrer Schädelverletzungen befand sie sich im Koma. Nach etwa 2 Wochen am 11. Juli 2003 wurden die lebensverlängernden Maßnahmen beendet.[2] Der Leichnam wurde gegen den Willen des ebenfalls in Kanada lebenden Sohnes in der iranischen Stadt Schiras beerdigt. Auf Veranlassung der im Iran lebenden Mutter von Kazemi wurde eine parlamentarische Untersuchung in Teheran eingeleitet. Aufgrund des internationalen Drucks setzte der damalige Präsident Mohammed Chatami daneben eine fünfköpfige Kommission ein.

Widersprüche in den veröffentlichten Berichten

Der parlamentarische Untersuchungsbericht erklärt die Rechtswidrigkeit der Verhaftung und Inhaftierung von Kazemi und stellte fest, dass Said Mortasawi versucht habe, die Todesursachen zu verschleiern. Ein vor die parlamentarische Kommission vorgeladener Beamter des Informationsministeriums erklärte, dass er als Todesursache Hirnschlag angegeben habe, weil Said Mortasawi ihm mit Verhaftung gedroht habe. Der Bericht hält weiter Aussagen von Gefängniswärtern fest, dass Kazemi kurz nach der Verhaftung bewußtlos geschlagen worden sei, als der Sicherheitschef der Haftanstallt, Mohammed Bachschi, versucht habe, ihr die Kameratasche wegzunehmen. Der zweite Bericht des ministeriellen Ausschusses erwähnt diese Punkte nicht. Nach diesem Bericht sei Kazemi festgenommen worden, weil sie sich geweigert habe, ihre Fotoausrüstung in die Obhut der Behörden zu geben und in ihr Hotel zurückzukehren. Der Bericht ging nicht auf die Ursachen der Kopfverletzungen ein, sondern bezeichnete Kazemis Tod als Zufall.[2]

Prozess

In einem Prozess 2003, in dem die Nobelpreisträgerin Schirin Ebadi die Familie Kazim rechtsanwaltlich vertrat, wurde Mohammed Resa Aghdam Ahmadi zwar als Mörder benannt, aber freigesprochen. Im gleichen Prozess wurde in Aussagen der Mutter der iranische Generalstaatsanwalt Said Mortasawi als möglicher Mörder bezeichnet.[2] Mortasawi soll bei Verhören von Kazemi persönlich anwesend gewesen sein. Ein Vertreter Mortasawis soll Kazemi vergewaltigt haben.

Folgen

2006 hat die kanadische Regierung Deutschland aufgefordert, den Generalstaatsanwalt Said Mortasawi auf seinem Rückflug von Genf beim Umsteigen in Frankfurt festnehmen zu lassen.[3] Mortasawi hatte an der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf teilgenommen. Der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper begründete das Ersuchen mit Verwicklungen Mortasawis in den Mordfall.[4]

Quellen

  1. Haideh Daragahi und Arne Ruth: Tod in der Folterzelle, Die Zeit, 31. März 2005
  2. a b c Haideh Daragahi und Arne Ruth: Tod in der Folterzelle, Die Zeit, 31. Mai 2005
  3. Tageszeitung Der Tagesspiegel: Kanada: Berlin soll Iraner festnehmen
  4. Internet-Zeitung 123recht.net: Deutschland zur Festnahme von Irans Generalstaatsanwalt aufgefordert - Kanada stellt Antrag wegen Tod einer Journalistin