Shirin Ebadi
Shirin Ebadi (* 1947) (auch Ibadi, Chirine Ebadi) ist eine iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin. Sie erhielt 2003 als erste moslemische Frau den Friedensnobelpreis.
1969 schloss Ebadi ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Universität von Teheran ab. 1975 bis 1979 war sie Vorsitzende des Teheraner Gerichts und damit eine der ersten weiblichen Richter im Iran. Nach der Islamischen Revolution 1979 war sie gezwungen, ihr Amt aufzugeben und arbeitete fortan als Anwältin und Dozentin an der Teheraner Universität. 1994 war sie Mitbegründerin der "Society for Protecting the Child's Rights".
Ebadi gilt als Sprachrohr der iranischen Frauen, die bei dem erdrutschartigen Wahlsieg des Reformers Mohammad Khatami bei den Präsidentschaftswahlen 1997 eine Schlüsselrolle spielten und sich seitdem für eine aktivere Rolle von Frauen im öffentlichen Leben einsetzen.
Ebadi ist als Anwältin bekannt, die Fälle von liberalen Personen und Dissidenten zu übernehmen, die mit der Justiz - einer der Bastionen konservativer Macht im Iran - in Konflikt geraten sind.
Im Jahr 2000 wurde Ebadi der "Störung der öffentlichen Ordnung" angeklagt, weil sie ein Video verbreitet hatte, auf dem ein fanatischer Randalierer prominente konservative Führer der Anstiftung gewaltsamer Angriffe gegen reformorientierte Versammlungen und Personen bezichtigte. Sie wurde zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt und mit einem Berufsverbot belegt. Dieser Fall lenkte die Aufmerksamkeit internationaler Menschenrechtsgruppen auf die Situation im Iran.
Bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises setzte Ebadi ein Zeichen, indem sie ohne Kopftuch auftrat. Dies begründete sie damit, dass es im westlichen Kulturkreis jeder Frau selbst überlassen sei, wie sie sich kleide. In Iran dagegen trage sie die gesetzlich vorgeschriebene Kleidung für Frauen, da sie sich als Juristin selbstverständlich an die zur Zeit geltenden Gesetze halte.
Im Herbst 2003 vertrat sie die Familie von Dariush Forouhar, eines Intellektuellen, der im November 1998 in seinem Haus erstochen aufgefunden wurde. Seine Frau Parveneh wurde zur gleichen Zeit ermordet. Die Eheleute waren zwei Opfer einer grausamen Mordserie, die Irans Intellektuelle erschütterte. Der Verdacht fiel auf extremistische konservative Kreise, die es sich zum Ziel gemacht haben, das von Präsident Khatami geförderte freiheitliche Klima - das vor allem die Redefreiheit stützt - zu sabotieren. Ein Jahr später wurde sie als Anwältin im Fall einer kanadischen Journalistin iranischer Abstammung tätig, die während ihrer Haft im Gefängnis eines gewaltsamen Todes gestorben ist.
Anfang 2005 wurde sie, nach Angaben ihrer Anwältin, ohne Angabe von Gründen vom iranischen Revolutionsgericht vorgeladen. Ebadi lehnte es ab, dieser Aufforderung nach zu kommen und verlangte, sich wegen einer privaten Anzeige vor einem normalen Gericht verantworten zu können. Damit besteitet sie indirekt die Legitimität der, neben der normalen Justiz, existierenden Revolutionsgerichte. Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verurteilt entschieden den Umgang mit der Friedensnobelpreisträgerin. Hingegen bestreitet die iranische Regierung, dass es sich um einen bedeutsamen Vorfall handelt, da nur eine geringe Strafe zu erwarten sei.
Veröffentlichungen
- The Rights of the Child. A Study of Legal Aspects of Children's Rights in Iran (1994)
- History and Documentation of Human Rights in Iran (2000)
- Rede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises. in: Frauen leben für den Frieden, (siehe Literatur)
Auszeichnungen
- 1996 Human Rights Watch Award
- 2001 Rafto Prize (norwegischer Menschenrechtspreis)
- 2003 Friedensnobelpreis Diese Auszeichnung gilt allen Iranern, die für die Demokratie kämpfen.
Literatur
- Angelika U. Reutter, Anne Rüffer: Frauen leben für den Frieden. Die Friedensnobelpreisträgerinnen von Bertha von Suttner bis Schirin Ebadi. Piper-Verlag, München 2004, ISBN 349224209X
- Katagun Amirpur: Gott ist mit den Furchtlosen. Schirin Ebadi. Die Friedensnobelpreisträgerin und der Kampf um die Zukunft Irans Herder-Verlag, Freiburg 2004, ISBN 3-451-05469-8
Weblinks
- http://www.nobel.se/peace/laureates/2003/index.html
- http://www.nobelpreis.org/frieden/ebadi.html
- http://www.afghanmania.de/aw/news/0,news,3251,00.jsp
siehe auch: Geschichte_des_Iran
Personendaten | |
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NAME | Ebadi, Shirin |
ALTERNATIVNAMEN | Chirine Ebadi Ibadi |
KURZBESCHREIBUNG | iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin, Friedensnobelpreisträgerin (2003) |
GEBURTSDATUM | 1947 |
GEBURTSORT | Hamedan, Iran |