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Umm el-Qaab

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Horus-Name von Wadji aus Umm el-Qaab

Umm el-Qaab, auch Umm el Gaab, (arabisch: wörtlich: Mutter der Töpfe, auch Mutter der Opfergefäße[1]) ist die moderne Bezeichnung der altägyptischen Königsnekropole nahe Abydos. Der zeitgenössische Name konnte bis heute nicht ermittelt werden, im Mittleren Reich wurde der Bezirk pqr (Peqer) genannt. Die sich dort befindenden Gräber gehören den späten Königen der Dynastie 0 sowie den Pharaonen der 1. und 2. Dynastie (ca. 3000 - 2700 v. Chr.). Umm el-Qaab gilt unter anderem neben Dedu, Philae und Mendes als einer der Orte, die mit dem Beinamen Grab des Osiris bezeichnet werden.

Die hier entdeckten Nekropolen U und B sind die bedeutendsten. Trotz ihrer getrennten Bezeichnungen handelt es sich jedoch um einen Bestattungsplatz. Umm el-Qaab hat sich von einem einfachen Friedhofsgelände in der frühen prädynastischen Naqada-Zeit zu einem Bestattungsplatz einer höheren Bevölkerungsschicht in der Naqada II-Zeit entwickelt. Höhepunkt der Naqada III-Zeit war das Begräbnis von König Skorpion I. (Grab U-j).[2] Dies war der Beginn der frühdynastischen Königsbestattungen die zu Anfang der 3. Dynastie endeten.

Im Alten Reich stand der Friedhof unter dem Schutz der abydenischen Nekropolengottheit Chontamenti, der jedoch unter der in der 5. Dynastie aufgekommenen Osiris-Verehrung an Bedeutung verlor. Osiris führte in späterer Zeit Chontamenti als Beinamen. In einigen Privatstelen aus dem Mittleren Reich werden Handlungen beschrieben, die Osiris zu Ehren begangen wurden. Die Nekropole konnte von Pilgern in der Spätzeit direkt besucht werden.

Der Königsfriedhof wurde 1885 von Emile Amelineau entdeckt und bis 1899 ausgegraben. In den Jahren 1899-1901 grub Flinders Petrie dort und erforschte systematisch die Gräber. Auch die Archäologen Edouard Naville und E. Peet haben hier von 1919-1912 gegraben. Seit 1977 werden weitere Ausgrabungen vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI), Abteilung Kairo, unter der Leitung von W. Kaiser und später Günter Dreyer durchgeführt.

Grabstätten

Die heute als Umm el-Qaab bezeichnete Königsnekropole besteht ursprünglich aus zwei getrennten Nekropolen. Umm el-Qaab als Friedhof mit der größeren Bedeutung und Schunet al-Zebib (arabisch: Rosinenscheune[3]) liegt etwa 2 km nördlich von Umm el-Qaab und enthält zwei Grabanlagen. Hier befindet sich das Grab des Königs Chasechemui. Die andere Grabanlage ist unbekannt und heute in ein koptisches Kloster integriert.

Wie die neuesten Grabungen gezeigt haben, wurde der Friedhof schon in der Naqada-Periode (ca. 3500 - 3000 v. Chr.) angelegt. Er trägt die Bezeichnung Friedhof U. Es fanden sich zahlreiche kleine, aber auch größere Grabanlagen aus dieser Zeit. Einige Gräber können auf Grund ihrer Ausmaße vordynastischen Königen zugeschrieben werden (siehe: Skorpion I.). Vor allem in der 1. Dynastie war der Ort die Begräbnisstätte der ägyptischen Könige. In der 2. Dynastie sind dagegen hier nur zwei Herrscher bestattet worden.

Die meisten Gräber hatten eine Stele, auf der sich der Name des Herrschers oder Beamten (im Falle der Nebenbestattungen) befand. Von den Grabanlagen sind meist nur noch die unterirdischen Gruben erhalten. Die einst sicherlich vorhandenen Oberbauten sind vollkommen verschwunden. Bei jedem der seit König Hor Aha angelegten Gräber hat man eine große Anzahl von Nebengräbern gefunden, in denen Bedienstete und vielleicht Beamte des Pharaos ihre letzte Ruhestätte fanden. Diese Sitte der Nebenbestattungen ist in der 2. Dynastie nicht mehr belegt.

Im Grab des Djer wurde im letzten Jahrhundert eine Basaltplastik entdeckt (unter dem Namen "Osirisbett" wurde sie Weltbekannt). Die Plastik wurde zunächst in die 25./26., später in die 13. Dynastie datiert[4], also ca. tausend Jahre nach dem Tod des Königs Djer. Sie ist heute in Kairo im Ägyptischen Museum zu sehen. Die Forschung sieht das Grab des Djer seitdem als Ausgangspunkt für den eigentlichen Osiris-Kult.[5] Deshalb wird das Grab auch als eines der "Osirisgräber" bezeichnet. Neuesten Grabungsergebnissen zufolge stand die ganze Königsnekropole in Verbindung zum Gott Osiris . Dem Mythos nach fand Isis in Abydos den Kopf ihres Gemahls.

Zu den Grabanlagen gehörten auch große, befestigte Talbezirke, nahe bei Abydos gelegen, in denen wohl Bestattungsfeierlichkeiten und der Totenkult für jeden Herrscher stattfand.

Liste der größten Grabanlagen

Grabbesitzer Grabnummer Anmerkungen
Skorpion I. U-j ca. 8 x 10 m mit 12 Kammern
Iri Hor B 1/2 B 1: ca. 2,5 x 7 m, B 2: ca. 4,5 x 2,5 m
Ka B 7/9 B 7: ca. 6 x 3,3 m, B 9: ca. 6 x 3 m
Narmer B 16/17 ca. 10 x 3 m
Hor Aha B 10/13/14/15/16/19 36 Nebenbestattungen
Athothis I. Atoti B 40/50 B 40: ca. 10 x 8 m, B 50: ca. 6 x 7,5 m
Djer O 318 Nebenbestattungen, ca. 18,4 x 17 m
Wadji (Djed) Z 178 Nebenbestattungen, ca. 13,5 x 11,4 m
Meritneit Y 41 Nebenbestattungen, ca. 16,5 x 14 m
Hor Den (Dewen) T Erstes Grab mit Treppe, die in die Grabkammer führt, 121 Nebenbestattungen, ca 23,5 x 14 m
Anedjib (Hor Adj-ib) X 63 Nebenbestattungen, 6,8 x 4,5 m
Semerchet U 68 Nebenbestattungen, ca 16,5 x 7,5 m
Hor Qaa Q 26 Nebenbestattungen, ca. 10 x 5 m
Seth Peribsen P ca. 21 x 18,5 m
Chasechemui V 54 Magazinkammern, ca. 69 x 10/17 m

Vorlage:Koordinate Artikel

Literatur

  • Arkell, A.J.: The Prehistory for the Nile Valley (1975)
  • Günter Dreyer: Umm El-Quaab I-Das prädynastische Königsgrab U-j and seine frühen Schriftzeugnisse, Mainz 1998, ISBN 3805324863
  • Helck/Otto: Lexikon der Ägyptologie 7 Bd. (1975-1992) ISBN 3-447-04468-3
  • Hoffman, Michael A.: Egypt Before the Pharaos. The Prehistoric Foundations of Egypt Civilization (1979) ISBN 978-0880294577
  • Amèlineau, E.: Nouvelles Fouilles d'Abydos 1 und 2 (1895-1904)
  • Naville, E.: The Cementeries of Abydos 1 (1914)
  • W. M. Flinders Petrie: The Royal Tombs of the First Dynasty, Part I, London 1900
  • Deutsches Archäologisches Institut in Kairo: Grabungsberichte Umm el-Qaab - Nachuntersuchungen im Frühzeitlichen Königsfriedhof - (1979-1990)

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Vgl. Michael Müller: Umm el-Qaab In: Kemet, Heft 2, Berlin 2000, S. 15-19.
  2. Dreyer: Umm El-Quaab I-Das prädynastische Königsgrab U-j
  3. Vgl. Gabriele Höber-Kamel: Abydos - Religiöses Zentrum der Auferstehung In: Kemet, Heft 2, Berlin 2000, S. 4-9.
  4. Kairo, JdE 32090; A. Leahy: The Osiris 'Bed' Reconsidered, In: Orientalia 46 (1977), S. 424-434
  5. so schon W. M. Flinders Petrie: The Royal Tombs I, S. 7