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Joseph Beuys’ Badewanne

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Joseph Beuys’ Badewanne, eigentlich „unbetitelt (Badewanne)“, ist ein Kunstobjekt von Joseph Beuys.

Joseph Beuys verwendete oft objets trouvés in seinen Kunstobjekten und Installationen. Im Schlossmuseum Morsbroich in Leverkusen stand eine kleine alte Kinderbadewanne mit den Maßen 100 × 100 × 45 cm, die er mit Pflastern, Mullbinden und Fett als Kunstwerk gestaltet hatte. Diese Badewanne, mit dem Titel „unbetitelt (Badewanne)“ (1960), war Teil einer Wanderausstellung des Wuppertaler Von der Heydt-Museums und stand in einem Hinterraum, nicht in den Ausstellungsräumen.

Die Leverkusener SPD feierte am 3. November 1973 in diesem Museum ein Fest. Zwei SPD-Mitglieder, Hilde Müller und Marianne Klein, suchten eine Schüssel zum Gläserspülen und entdeckten die scheinbar verschmutzte Badewanne. „Wir dachten, das alte Ding könnten wir schön sauber machen und benutzen, um darin unsere Gläser zu spülen“, erinnern sie sich, „so wie die aussah, konnten wir sie nicht gebrauchen. Deshalb haben wir die Wanne geschrubbt.“ (Zitat siehe Weblink WDR) Dadurch wurde ein Skandal ausgelöst; Beuys war nicht begeistert. Die Stadt Wuppertal als Leihnehmer wurde 1976 vom Wuppertaler Landgericht und vom Oberlandesgericht Düsseldorf in zweiter Instanz zu 40.000 DM Schadensersatz an den Eigentümer des Kunstwerks, den Sammler Lothar Schirmer, verurteilt. Schirmer fiel in Bezug zu dem verunstalteten Objekt zunächst nur der Vergleich mit einem „rasierten Kaktus“ ein.[1] Beuys selbst hielt den entstandenen Schaden allerdings für nicht so groß.

Ein ähnliches Schicksal hat 1986 seine Fettecke in der Düsseldorfer Kunstakademie erfahren, als sie von einer Reinigungskraft der Akademie entfernt worden ist.

Rezeption

Beide Ereignisse sind in den zeitgenössischen Anekdotenschatz eingegangen, wurden medienwirksam kolportiert und in verschiedenen Varianten erzählt. So habe in einem Museum ein Werk von Beuys gestanden, das aus einer Badewanne mit Müll bestanden habe. Putzfrauen hätten vor einer Vernissage beim Reinemachen diese Wanne gesäubert, ohne zu erkennen, dass es sich um ein Kunstwerk handelte.

Als Variante wird erzählt, dass die Badewanne zweckentfremdet von SPD-Mitgliedern zum Bierkühlen verwendet worden sei. Hierbei sind die verschiedensten Jahreszahlen im Umlauf.

Die Geschichte dient in der Medienberichterstattung gelegentlich als Beispiel dafür, dass die zeitgenössische Kunst nicht immer auf den ersten Blick als Kunst zu erkennen und von Müll manchmal nicht zu unterscheiden sei. Sie ist 1983 in einem Werbespot für Reinigungsmittel aufgegriffen und nachgespielt worden. [2]

Einzelnachweise

  1. Heiner Stachelhaus: Joseph Beuys. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-03399-X, S. 187.
  2. Quelle: Lürzer's Archiv, 1/1984, S. 54