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U-Bahn-Linie U2 (Wien)

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Die Station Schottentor

Die U-Bahnlinie U2 gehört zum Netz der Wiener U-Bahn und hat derzeit auf einer Länge von 7,5 Kilometern 11 Stationen. Damit ist sie die kürzeste U-Bahn-Strecke in Wien. Sie verbindet vom Karlsplatz aus das Stadtzentrum in einer spiralartigen Schleife mit dem Ernst-Happel-Stadion. Die durchschnittliche Reisezeit zwischen den beiden Endstationen beträgt 14 Minuten[1].

Kennfarbe und Benennung

Die Kennfarbe der U2 ist rotlila. Die Signalzuweisung erfolgte während der generellen U-Bahn-Planungen in den 1960er und 1970er Jahren und nimmt auf die sogenannte „Zweierlinie“ Bezug, die im 19. Jahrhundert parallel zum Bau der Ringstraße geschaffen wurde, um die vornehme Flaniermeile und Prachtstraße frei vom störenden Güter- und Lastenverkehr zu halten. Auf dieser Straße waren im vorigen Jahrhundert Straßenbahnlinien mit den Signalnummern „2“ unterwegs.

Verlauf

Nr. Station Umsteigmöglichkeiten
(S-Bahn, U-Bahn)
1 Karlsplatz U1, U4,
2 Museumsquartier
3 Volkstheater U3
4 Rathaus
5 Schottentor
6 Schottenring U4
7 Taborstraße
8 Praterstern S-Bahn, U1
9 Messe-Prater
10 Krieau
11 Stadion
Station Museumsquartier: Aufgang Mariahilfer Straße
Die Bahnsteigbereiche der Station Museumsquartier

Die U2 beginnt in zweifacher Tieflage in der Station Karlsplatz, unterquert die Kärntner Straße, verläuft entlang der Friedrichstraße und dem Getreidemarkt bis zur Station Museumsquartier, unterfährt den Museumsplatz bis zur Station Volkstheater. Unter der Museumstraße und der Auerspergstraße führt der Tunnel bis zur Station Rathaus und von dort entlang des gesamten Verlaufs der Landesgerichtsstraße. Danach nimmt die Trasse eine scharfe Linkskurve und führt unterhalb der Universitätsstraße bis zur Station Schottentor. Danach senkt sich der Tunnel in Richtung Donaukanal. Die U2-Bereiche der Station Schottenring befinden sich direkt unter dem Donaukanal. Am Leopoldstädter Ufer unterquert die U2 die stark befahrene Obere Donaustraße und unterfährt in dreifacher Tieflage zahlreiche Häuser und Straßenzüge im zweiten Bezirk: darunter die Große Schiffgasse und die Große Pfarrgasse. Die Station Taborstraße liegt quer unter der Kreuzung Taborstraße/Obere Augartenstraße. Zwischen den Stationen Taborstraße und Praterstern unterquert die U2 wiederum dichtverbautes Gebiet und zahlreiche Straßenzüge, so etwa die Große Stadtgutgasse und die Heinestraße. Nach der Station Praterstern hebt sich der Tunnel entlang der Ausstellungstraße in Richtung Stadion und taucht nach der Station Messe-Prater aus dem Untergrund auf. Von dort verläuft die U2 bis zu ihrer derzeitigen Endstation Stadion zwischen dem Messegelände und der Vorgartenstraße als Hochbahnstrecke.

Geschichte

In den 1950er jahren wurden Straßenbahnen in europäischen Städten mit dem Aufkommen der Massenmotorisierung als Hindernis für den PKW-Verkehr betrachtet. Abhilfe sollte die Umstellung auf Omnibusbetrieb oder, in größeren Städten, der Bau- bzw. Ausbau von Untergrundbahnstrecken schaffen. Die SPÖ-dominierte Wiener Stadtregierung sperrte sich in den ersten Nachkriegsjahrzenten gegen den Bau einer Untergrundbahn. Zunächst sollte dem sozialen Wohnbau der Vorzug gegeben werden. Dennoch wurde ab Mitte der 1950er Jahre ernsthaft über die Verlegung von Straßenbahnen „unter das Pflaster“ nachgedacht. Dabei wurde der Begriff „U-Bahn“, der politisch nicht erwünscht war, peinlichst vermieden und von „Unterpflasterbahnen“, abgekürzt „USTRABA“ gesprochen. In der Fachliteratur werden solcherlei Mischung aus U-Bahn und Straßenbahn als „Premetros“ bezeichnet. In westdeutschen Städten setzte sich ungefähr zur gleichen zeit der Begriff „Stadtbahn“ oder U-Stadtbahn durch. In Wien wurden zwischen 1963 und 1979 insgesamt drei solcher Premetro-Systeme gebaut: die Zweierlinie, aus der später die U2 hervorging, das Tunnelsystem entlang des Margaretner und des Wiedener Gürtels und der unteren Wiedener Hauptstraße, das heute noch im ursprünglichen Zustand existiert und die die Schnellstraßenbahn 64, ein Vorläufer und Vorleistung für den U6-Südast.

Vom Straßenbahntunnel zur U2

Mit dem Bau des Tunnels auf der Zweierlinie, des Kernstücks der späteren U2, wurde 1963 begonnen. Dieser Tunnel wies bei seiner Fertigstellung 1966 eine Länge von 1,8 Kilometern auf und verlief zwischen dem Gebäude der Sezession und dem Friedrich-Schmidt-Platz hinter dem Rathaus. Dieser Tunnel hatte vier unterirdische Stationen: Mariahilfer Straße (heute Museumsquartier, 1991- 2000: Babenbergerstraße), Burggasse (heute: Volkstheater), Lerchenfelder Straße (aufgelassen: 27. 9. 2003) und Friedrich-Schmidt-Platz (heute: Rathaus). Auf dieser Strecke waren die Straßenbahnlinien E2 (Praterstern-Herbeckstraße), G2 (Radetzkystraße-Hohe Warte) und H2 (Prater Hauptallee-Hernals) unterwegs[2] . Am 26. Jänner 1968 fasste der Wiener Gemeinderat den Beschluss, das Grundnetz einer Voll-U-Bahn zu bauen. Dabei war die Verlängerung des bestehenden unterirdischen Straßenbahntunnels an beiden Enden und seine Einbeziehung in das künftige U-Bahn-Netz vorgesehen. Dabei sollte der Tunnel einerseits bis zur neuen Station Karlsplatz und andererseits vom Friedrich-Schmidt-Platz unter der Landesgerichtsstraße und der Universitätsstraße und dem Schottentor bis zum Donaukanal auf Höhe des Ringturmes verlängert werden, wo die U2 auf gleichem Niveau mit der zur U4 umgebauten ehemaligen Stadtbahn zusammentreffen sollte. Im Zuge dieser Umbau- und Erweiterungsarbeiten erhielt die U2 insgesamt drei neue Stationen: Karlsplatz - Schottentor und Schottenring. In den Netzentwürfen der 1960er und 1970er Jahre[3] wurde entweder an eine Erweiterung der U2 mittels Liniengabelung in Richtung Hernals oder der (gemeinsame) Betrieb einer (nie gebauten) U5 auf dieser Strecke vorgesehen. Jedenfalls wurde beim Bau des U2-Tunnels zwischen den Stationen Rathaus und Schottentor dieser Eventualität Rechnung getragen und auf Höhe Garnisonsgasse entsprechende Vorleistungen für eine Abzweigung in Richtung Nordwesten durchgeführt.

Am 30. August 1980 wurde die U2 zwischen Karlsplatz und Schottenring schließlich eröffnet. Etwa ein Jahr später versuchten die Wiener Verkehrsbetriebe mit den fertiggestellten Linien U2 und U4 einen U-Bahn-Ring um die Innenstadt zu legen. Züge mit der Linienbezeichnung U2/4 sollten von der Station Karlsplatz über den Schottenring hinaus bis zur Endstation der U4, nach Hütteldorf, geführt werden[4]. Aufgrund des heillosen Durcheinanders während des Testbetriebes wurde dieser schon nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Die Reisezeit zwischen der U2 und der Station Schwedenplatz wurde durch diese „Umsteigelücke“ empfindlich erhöht. Zwischen 1980 und 2008 blieb die U2 die mit Abstand am schwächsten ausgelastete Linie im Wiener Netz. Eine gewisse Aufwertung erfolgte nach der Eröffnung des ersten Teilstücks der Linie U3 im Jahr 1991 zwischen Erdberg und Volkstheater, bzw. nach der Eröffnung des Teilstücks bis zum Westbahnhof, besonders im Streckenabschnitt zwischen Schottentor und Volkstheater.

Verlängerung zum Praterstadion

In den diversen Netzentwürfen für die U-Bahn in den 1960er und 1970er Jahren, etwa „Enwurf M“[5], waren immer wieder umfangreiche U-Bahnanschlüsse für den 2. Bezirk vorgesehen, bzw. die U2 sollte in verschiedenen Varianten das Praterstadion erreichen. Im Süden war eine Verlängerung über den Karlsplatz hinaus zu dem schon in den 1970er Jahren projektierten Zentralbahnhof vorgesehen. Bis in die späten 1990er Jahre hatte aber der Bau der Linie U3 und der Nord- bzw. Südast der U6 vorrangige Bedeutung.

Baustelle der U2 im 22. Bezirk

1998 erfolgte der Beschluss der Verlängerung der U2 über den damaligen Endbahnhof Schottentor hinaus bis nach Aspern. Die MA18, die Magistratsabteilung für die Stadterweiterung begann mit umfangreichen Variantenuntersuchungen[6]. Bevor mit dem eigentlichen Projekt begonnen werden konnte, waren aufwändige Vorarbeiten an der bestehenden Strecke notwendig. Weil beschlossen wurde, den U2-Betrieb künftig nicht mehr mit Kurzzügen, sondern mit Langzügen zu bestreiten, musste die Wendeanlage im Anschluss an die Station Karlsplatz in Richtung Schwarzenbergplatz vergrößert und sämtliche Bahnsteige für die Erfordernisse des Langzugbetriebes entsprechend adaptiert werden. Dabei fiel die Entscheidung, die Station Lerchenfelder Straße aufgrund des zu geringen Abstandes zur Station Volkstheater nach dem Ende der Adaptierungsarbeiten aufzugeben.

Die vorläufige U2-Endstadtion Stadion

Der Spatenstich zur eigentlichen U2-Verlängerung fiel dann aber verspätet am 12. Juni 2003[7]. Ursprünglich war ein Termin Ende 2002 angepeilt worden. Nach der Station Schottentor musste in Hinblick auf die Unterfahrung des Donaukanals unter der Maria-Theresien-Straße ab Höhe Liechtensteinstraße ein völlig neuer, tieferer Tunnel gegraben werden. Der Zuschlag für die EM 2008 am 12. Dezember 2002 strapazierte den Zeitplan, der durch Ungemach wie juristische Streitereien mit Hausbesitzern und Wassereinbrüchen in die Baustelle schon sehr arg angespannt war, noch zusätzlich. Dennoch konnte das Teilstück zwischen Schottenring und Stadion etwa einen Monat vor Beginn der EM rechtzeitig eröffnet werden. Am 28. September 2006 wurde das Teilstück Stadion–Aspern in Angriff genommen, das Ende 2010 eröffnet werden soll.

Zukunft

Die Planungen für den Südast der U2 haben eine bereits länger zurückliegende Vorgeschichte: den 1933 fertiggestellten Wildganshof soll eine U-Bahn unterqueren

Nach der Eröffnung des zweiten Teilstücks der Verlängerung nach Aspern, das für Ende 2010 geplant ist, wird die U2 insgesamt 17 Bahnhöfe umfassen und eine Streckenlänge von rund 12,5 Kilometern aufweisen. In der für die Zeit nach 2010 anberaumten 4. Ausbaustufe der Wiener U-Bahn soll die U2 über beide Endbahnhöfe hinaus erneut verlängert werden. Im Norden ist bis 2013 eine Erweiterung um vier weitere Stationen in Richtung Flugfeld Süd geplant. Von der Station Karlsplatz soll der südliche Ast der U2 seinen Ausgang nehmen, der ebenfalls im Rahmen der 4. Ausbaustufe bis 2019 gebaut werden soll. Dieser Südast, der über den Rennweg, den ehemaligen Aspangbahnhof und das Arsenal nach Favoriten führen soll, wird die Stationen Schwarzenbergplatz, Rennweg, St. Marx, Arsenal und Gudrunstraße aufweisen[8]. Im Bereich Rennweg und St. Marx war bereits in den generellen U-Bahn-Planungen der 1960er eine Trasse vorgesehen. In der alten, 1971 eröffneten S-Bahnstation Rennweg waren sogar bauliche Vorkehrungen für eine künftige Unterfahrung mit der U-Bahn wie entsprechende Abgänge vorbereitet. Planungen für einen U-Bahn-Anschluss in diesem Bereich des dritten Bezirks lassen sich sogar bis in die Zwischenkriegszeit zurückverfolgen: im 1933 fertiggestellten Wildganshof, der an der Trasse liegt, findet sich eine Orientierungstafel, die auf eine U-Bahn hinweist, die die Wohnanlage unterqueren soll. Im Südast der U2 ist allerdings kein Anschluss für den künftigen Zentralbahnhof vorgesehen. Auch über ein Zusammentreffen mit der U1 gibt es keine klare Aussagen. Damit wird die U2 ab 2019 insgesamt über 26 Bahnhöfe verfügen.

Einzelnachweise

  1. 24 Stunden für Wien. Nr 191, Mai 2008, Seite 13.
  2. U2 Schottenring - Karlsplatz
  3. Netzentwürfe
  4. Netzplan U2/4
  5. Netzvariante M
  6. Information der U2-Verlängerung Schottentor- Aspern. Hg: Stadtplanung Wien, September 1999
  7. Spatenstich für die U2-Verlängerung
  8. Hauptvorschlag U2 Süd