Hip-Hop (Subkultur)
HipHop ist eine Jugendkultur, die sich aus Tänzen, wie z.B. Breakdance ("B-Boying"), Locking, Boogaloo; Rap, Graffiti ("Writing"), DJing und Philosophie zusammensetzt. Der Begriff Hip Hop wird heute auch für die Musikrichtung gebraucht, die aus Rap (Sprechgesang) MCing und dem DJing zusammensetzt, siehe dazu den Artikel Hip Hop (Musik).
HipHop entstand fast ausnahmslos in der Subkultur schwarzer US-Amerikaner. Für den grössten Teil der Schwarzen Nordamerikas bleiben die üblichen etablierten Kunstrichtungen unzugänglich, aber im HipHop finden viele Kunstbestandteile ein Gegenstück, z.B.:
- Rap - Lyrik und Prosa
- Breakdance - Tanz
- Graffiti - Malerei
Rap-Musik wird immer wieder fälschlicherweise mit HipHop gleichgesetzt. Rap ist jedoch lediglich ein Teil der HipHop-Kultur. Diese setzt sich vor Allem ein für Toleranz, Frieden, Kreativität sowie Persönlichkeitsentfaltung und kämpft insbesondere gegen Drogen und Gewalt. HipHop hilft Menschen immer wieder dabei, einem kriminellen Alltag zu entfliehen. Durch den globalen Einfluss der (konservativen) Massenmedien auf die so genannte öffentliche Meinung ist das Bild, das die meisten Wohlstandsbürger von HipHop haben, extrem verzerrt. Schuld daran sind jedoch nicht zuletzt auch die zahlreichen „Kommerz-Rapper“, die in ihren Texten und Musikvideos all das präsentieren, was HipHop gerade nicht repräsentiert.
Geschichte
HipHop beeinflusst seit einiger Zeit wieder die Musikkultur und auch das Musikgeschäft maßgeblich. Die Ursprünge seiner Musik sind aber älter als das Interesse der Medien daran. Keinesfalls waren Writing (Graffiti), B-Boying (Breakdance), MCing (Rap) und Scratchmixing eine Erfindung der Medien oder Musikkonzerne, sondern Ausdruck jener, denen nur am unteren Ende der Gesellschaft ein Platz zugewiesen wurde. Als in den 60er Jahren Straßenbanden begannen, untereinander Kriege zu führen, grenzten sie ihre Ganggebiete durch schriftliche Markierungen ab.
"The Savage Skulls", "Savage Nomads" oder "Blackspades" - einige bekannte Gangs aus dieser Zeit - reagierten auf Revierverletzungen mit Waffengewalt. In Los Angeles, also an der Westküste der USA, sind heute noch Bandenaktivitäten an der Tagesordnung.
Writing
Ende der 60er-Jahre brachten einzelne Jugendliche ihren Namen in verschiedenen Gang-Gebieten an. Sie erhielten dafür von allen Respekt, ohne dabei Bandenkriege zu provozieren. Viele Namen wie "JULIO 204", "TAKI 183, "CAT 161", "JUNIOR 161", "RALPH 611", "STITCH 1", "BARBARA 62", "EVA 62" und "FRANK 207" waren die meist gesehenen Tags (Namenszeichen) dieser Zeit. Auch die Wände in den Straßen und U-Bahnwaggons, zeugten von der Existenz der Graffiti-Writer. Ebenfalls wurden die Wände in den Straßen und U-Bahnstationen mit Tags verziert. Das Ziel war: "GETTING UP - FAME", das heißt aus der Anonymität auszubrechen.
Als im Juni 1971 die New York Times "Taki 183" aufspürte, interviewte und seinen Bericht über ihn veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Ein anonymer Writer – nur seinen Writerkollegen und den U-Bahnbenutzern bekannt - erhielt die notwendige Öffentlichkeit und wurde in ganz New York bekannt. Dies veranlasste wiederum andere Writer, in die Yards zu gehen, und sich dort ungestört an den stillgelegten Waggons zu verewigen. Die Styles wurden in der Folge ständig weiterentwickelt.
Eines der ersten Masterpieces (= Meisterstücke), gesprüht von "Supercool" in Pink und Gelb, entstand im 22nd Street Yrd in New York im Jahr 1972. Als 1972 das erste "Top to Bottom" von "SIR" alias "DICE 198" entstand, erließ der New Yorker Bürgermeister das erste Anti-Graffiti-Gesetz.
Doch die Writer ließen sich nicht beirren, und die Untergrundkultur wuchs unaufhaltsam weiter. Es entstanden die verschiedensten Styles. Wie die "Cloud" von "Supercool" und "Phase 2". Diese veränderten ebenso ihre Formen, und so wurde 1973 der 3D-Style eingeführt. Der Soziologiestudent Hugo Martinez erkannte die Bedeutung dieser Subkultur, und gründete die United Graffiti Artists (UGA). Diese Gründung wurde zu einem bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Graffiti-Writing. Werke der Writer wurden von nun an in Galerien ausgestellt und so als Kunst akzeptiert. Die weiteren Neuerungen in Technik, Style und den Werkzeugen, wie Sprühaufsätze, die verschieden starke Sprühstrahlen ermöglichten, führten dazu, dass alle U-Bahnwaggons einer Linie besprüht waren.
B-Boying (Breakdance)
Zur Zeit der Streetparties, als DJs Plattensequenzen, so genannte Breaks zu neuen Klangkollagen abmixten, entstand B-Boying (auch Breakdance genannt). B-Boying ist ein Element der HipHop-Kultur. In den frühern 80er Jahren entdeckte die Ostküste den Boogaloo sowie das Poppin' und Locking. Entwickelt wurde dieser Tanzstil an der Westküste und gelangte über den Süden der USA nach New York. Dort taufte man ihn in Electric Boogie um. Breakdance und Electric Boogie erreichten 1983 auch Europa. Der Kleidungsstil dieser Zeit (Adidas, Puma) wurde später von Ravern kopiert, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst waren.
Rap
Der Rap war anfangs u. a. Wortspielerei der MCs (Master of Ceremony). In kurzen Reimen machten sie sich über sich selbst lustig, stellten den DJ vor, oder erzählten einfach nur kurze Geschichten über ihr Viertel.
Rap steht im Einklang mit der Tradition der afrikanischen mündlichen Überlieferung. Die Sugarhill Gang (deren Texte Grandmaster Caz schrieb), Kurtis Blow und Grandmaster Flash And The Furious Five wurden zu den ersten Hitparadenstürmern zu einer Zeit, als HipHop nur dem Underground gehörte. MCs wie Chief Rocker Busy Bee und die Cold Crush Brothers mit Grandmaster Caz beherrschten die Szene.
Nachfolgende Rap-Formationen wandten sich mehr und mehr vom Party-Rap ab und schrieben sozialkritische Texte. Die eigentliche Philosophie "Peace, unity, love, and have some fun" wurde geprägt von der Zulu Nation und ihrem Gründer Africa Bambaataa.
Ende der 80er Jahre entwickelte sich an der Westküste der Gangster-Rap als eine Form des Rap, von der gesagt wird, dass sie im Widerspruch zur eigentlichen HipHop-Kultur stehe. Aus Berichten über das Ghettoleben in der diskriminierenden Sprache des Ghettos wurden später die von Industrie gepushten "Schimpfmeisterschaften". Wer am häufigsten die Wörter "Nigger", "bitch", "fuck", "dick", "gat" usw. in seinen Texten unterbrachte, gemischt mit Erzählungen von Raubüberfällen, Drive by shootings und gegenseitigem Abschlachten, verkaufte die meisten Platten.
Die Szene in Europa entwickelte sich nach Filmen wie Wild Style, Style Wars (U-Bahnbilder und crazy legs), oder Beat Street und dem Einsetzen der Breakdancewelle die HipHop-Szene. Auch hier entstand in den 1980ern ein harter Kern von B-Boys, Writern, DJs und MCs.
Rap wird oft durch eine Beatbox begleitet.
Bedeutende Veranstaltungen
- splash! Festival (Größtes Hiphop u.Dancehall Festival in Europa)
- ITF Championships (DJ / Turntablism, international)
- Battle Of The Year (B-Boying / Breakdance, international) - Beim „Battle Of The Year International“ treten viele verschiedene Breakdancer aus aller Welt auf und tanzen in einer Art Wettstreit gegeneinander. Im Backstage dieses friedlichen Wettbewerbs werden Kontakte geknüpft und man trainiert auch gemeinsam. Überall im Publikumsbereich gibt es markierte Kreise, in denen nahezu ununterbrochen getanzt wird. Auch zahlreiche MCs und DJs sind dort jedes Jahr anzutreffen. 2004 war das erste Mal eine Gruppe aus Israel mit dabei. Sie hatten eine klare politische Aussage, und zwar für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.
Filme
- Wild Style, dessen deutsche Erstaufführung (1983) heute als "Tag 0" für Hip Hop in Deutschland gehandelt wird
- Style Wars, ein einzigartiger Dokumentarfilm über die HipHop-Kultur
- Beat Street (1984) Regie: Stan Lathan, ein ebenso wichtiger Initialfilm
- 8 Mile, ein besonders für Jugendlicher interessanter Film über Eminem und die HipHop-Szene in Detroit. Mit Eminem und Kim Basinger. Oscar für die beste Filmmusik.
- Street Style, ein Tanz- und Hip Hop Film. Muss man gesehen haben!
- Status Yo (2004) Regie: Till Hastreiter , deutscher Hip Hop Film über die Hip Hop Szene und das Leben. Vielseitiger und mitreissender Film! In etwa die deutsche Antwort auf 8 Mile. Muss man ebenfalls gesehen haben
- Honey, (2003) Regie: Bille Woodruff, ASIN: B000219KIK, auch ein Tanz- und Hip Hop Film. Unter anderem mit Jessica Alba und Mekhi Phifer. Hier geht es mehr um das Tanzen, vorallem aber um die Choreografie der Hip Hop Videos. Nebenrollen spielen auch große Nummern aus der Hip Hop Szene wie z.b. Missy Elliot und Ginuwine.
- Save the Last Dance (2001), Regie: Thomas Carter, ASIN: B00005N96G, Ein weiterer Tanz- und Hip Hop Film. Mit Julia Stiles, Sean Patrick Thomas uva.
Literatur
- Martha Cooper: Hip Hop Files - die neue "HipHop Bibel"
- B-Boy Storm: Vom Swipe to Storm; Autobiographie eines der bedeutendsten Breaker weltweit. Er beschreibt seine Erlebnisse und die deutsche/europäische Hiphop Szene.
- David Toop: Rap Attack - African Jive bis Global HipHop, Hannibal Verlag, ISBN 3-85445-076-1-627-00079
- 20 Jahre HipHop in Deutschland, Hannibal Verlag, ISBN 3854451849
- Hannes Loh, Murat Güngör: Fear Of A Kanak Planet – HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap, Hannibal Verlag, ISBN 3854452101
- Das neue HipHop Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896024671
- Hiphop, Transcript, ISBN 3899421140; Beiträge aus Cultural Studies, Ethnologie, Soziolinguistik, Pädagogik und anderen Disziplinen werden mit Essays von Szene-Autoren zusammengeführt.
- Bei uns geht einiges, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896023292; Sammlung von Interviews und Texten von und mit Hiphoppern aus allen Teilen Deutschlands.
- Nelson George: 3 Jahrzehnte Hip Hop ISBN 3936086036
- Odem - On The Run, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.-Autobiografie von einem Berliner Writer
- David Toop: Rap Attack #3 - African Jive bis Global HipHop, Hannibal, 1999/2000, ISBN 3-85445-076-1
- Sascha Verlan (Hrsg.): Arbeitstexte für den Unterricht: Rap-Texte, Reclam Universal-Bibliothek, ISBN 3-15-015050-7
Weblinks
- WorldOfHipHop.de (Deutschlands größtes HipHop Kultur Portal)
- Aightgenossen (Schweizer Hip Hop Community)
- All Hip Hop (Tagesaktuelle Hip Hop News, englisch)
- Hiphoplinks.de (Links zu Rap, Graffiti, Breakdance und DJing)
- Mzee.com (deutsche Internetseite mit Schwerpunkt Musik)
- Rap.de (deutsche Internetseite mit Schwerpunkt Musik)
- Temple of Hip Hop (US Hip Hop Community von KRS One, englisch)
- Zulunation (International Hip Hop Awareness Movement, englisch)
- HipHop.ch
Links zu Aktivisten, Crews und Shops
- Rock Steady Crew (Seite der New Yorker Hiphop Crew, englisch)
- Brooklyn Hip Hop Shop (Europäischer Hiphop Shop)
- Los Enatschos (Deutsche HipHop Crew)
- StopHipHop.de (Anti-Hip Hop Bewegung)