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Johanna Kinkel

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Johanna Kinkel (* 8. Juli 1810 in Bonn, † 15. November 1858 in London) war eine deutsche Komponistin und Schriftstellerin. In ihrer zweiten Ehe war sie auch als Ehefrau des Bonner Hochschullehrers Gottfried Kinkel politisch, vor allem publizistisch auf Seiten der demokratisch motivierten Märzrevolution von 1848/49 engagiert.

Leben

Johanna Kinkel war die Tochter des Bonner Gymnasiallehrers Peter Mockel und wurde von diesem schon früh musikalisch gefördert. Bereits in der Schulzeit stand ihr Berufswunsch Musikerin fest. Durch Vermittlung ihres Vaters bekam sie Kontakt zu Franz Anton Ries und dessen Kreis. Ries unterrichtete sie nicht nur, sondern förderte auch den Beginn ihres beruflichen Aufstiegs. Kinkel leitete kurze Zeit später einen Gesangsverein, der aus dem Riesschen Zirkel entstanden war. Da Chorleitung und Dirigieren damals nur Männern vorbehalten war, belegte diese Funktion nicht nur das Können, sondern vor allem das Durchsetzungvermögen Kinkels.

Schon mit 17 Jahren gründete sie 1827 ein literarisches Kränzchen, welches mit Unterbrechungen bis zum Verbot 1848 bestand.

Mit 22 Jahren heiratete Kinkel 1832 den Kölner Musikalienhändler Johann Mathieux. Doch schon nach 6 Monaten war die Ehe derart zerrüttet, dass Kinkel ihren Ehemann verließ und in ihr Elternhaus zurück kehrte. Ein ärztliches Gutachten, das ihrem Scheidungs-Gesuch beilag, spricht von Nervenzerrüttung mit Auszehrungsfieber, veranlaßt durch Mißhandlungen vermittelst ausgesuchter Quälereien.

Zu Hause wartete und hoffte Sie vergeblich auf einen Heiratsantrag von Clemens Brentano; dem Bruder ihrer Freundin Bettina von Arnim.

Kinkels Freundin Dorothea Schlegel vermittelte ein Treffen mit Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auf seinen Rat ging Kinkel nach Berlin und studierte bei Karl Böhmer Generalbass; Wilhelm Taubert bildete sie zur Konzertpianistin aus. Diesen Studienaufenthalt in Berlin finanzierte Kinkel durch private Klavierstunden; u.a. unterrichtete sie die Töchter von Bettina von Arnim. In Berlin lernt sie nach einiger Zeit auch die Schwestern ihres Mentors Fanny Mendelssohn-Bartholdy und Rebecca Mendelssohn-Bartholdy kennen. Diesem Kreis schloss sich bald auch Clara Schumann und Adalbert von Chamisso an. Auch das Ehepaar Karl August Varnhagen von Ense und Rahel Varnhagen von Ense war hier oft zu sehen. Gemeinsam mit Emanuel Geibel besuchte man auch öfters die Familie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel.

In dieser Zeit veröffentlichte sie auch ihre ersten eigenen Kompositionen, die von der Kritik enthusiastisch gefeiert wurden; namentlich von Ludwig Rellstab und Robert Schumann.

1839 kehrte sie - immer noch ungeschieden - nach Bonn zurück. Dort organisierte sie Morgenkonzerte und gründete einen Gesangsverein. Erst 1840 willigte J. Mathieux in die Scheidung ein.

1843 heiratete die inzwischen geschiedene und zum evangelischen Glauben konvertierte Kinkel den Theologen und Schriftsteller Gottfried Kinkel. Mit ihm zusammen hatte sie zwei Jahre zuvor, im Juni 1840, den Maikäferbund gegründet.

Ihr Ehemann Gottfried wurde in der Märzrevolution 1848 zu einer der Symbolfiguren, die die Gründung einer gesamtdeutschen Republik in den zersplitterten Fürstentümern des Deutschen Bundes forderten. Dabei unterstützte Johanna ihn mit allen Kräften. Karl Marx, der während der Revolution in Köln die Neue Rheinische Zeitung herausgab, wollte sie als Übersetzerin englischer Texte engagieren. Da sie bereits die Chefredaktion der Neuen Bonner Zeitung übernommen hatte, zerschlug sich dieses Vorhaben.

Bei der Niederschlagung des letzten Badischen Aufstands, der auch das endgültige Scheitern der Märzrevolution von 1848/49 in den Staaten des Deutschen Bundes markierte, wurde Gottfried Kinkel mit seinem Freund Carl Schurz von den Preussen verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Schurz konnte entkommen und befreite Gottfried Kinkel in der Nacht vom 6. auf den 7. November 1850 aus dem Gefängnis in Spandau. Beide flüchteten nach Großbritannien, später in die USA, wo sie zu den so genannten Forty-Eighters gehörten, wie die oft auch im Exil politisch engagierten Revolutionsflüchtlinge der Märzrevolution dort genannt werden.

Im Januar 1851 war Johanna Kinkel mit ihren vier Kindern ihrem Ehemann nach London gefolgt. Während er in den USA weilte, gründete Sie eine Kindergesangsschule. In London fand sie auch wieder Zeit und Muse zum Komponieren. Auch sah man sie oft im Lesesaal des British Museum, wo sie sich auf Vorträge vorbereitete, mit denen sie sich hier einen Namen machen konnte.

Im Alter von 46 Jahren bekam Johanna Kinkel einen Herzinfarkt, von dem sie sich aber zunächst erholte. Zwei Jahre später, am 15. November 1858 erlitt sie weitere Herzanfälle. Am Nachmittag desselben Tags, gegen 14.30 Uhr trat sie an das geöffnete Fenster ihres Schlafzimmers, verlor das Gleichgewicht und stürzte aus dem 3. Stock. Die Umstände deuteten auf einen Suizid hin, aber waren durch nichts zu belegen.

Auf ihrem Grabstein ist zu lesen:

Freiheit
Liebe
und Dichtung.

Werke

  • Acht Briefe an eine Freundin über Clavier-Unterricht (1989, Repr. d. Ausg. 1852)
  • Don Ramiro (1840)
  • Erzählungen (1849)
  • Hans Ibeles in London (1991, Repr. d. Ausg. 1860)


Literatur

  • Kaufmann, Paul: Johanna Kinkel. - Berlin : Stilke, 1931
  • Ostleitner, Elsa: Fenny Hensel, Josephine Lang, Johanna Kinkel. - in: Vergessene Komponistinnen des Biedermeier - S. 53-60
  • Schmidt, Klaus: Gerechtigkeit, das Brot des Volkes. - Stuttgart : Radius-Verl., 1996
  • Schulte, J. F.: Johanna Kinkel. - Münster : Schöningh, 1908

siehe auch: Liste deutscher Komponisten