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Rhein

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Der Artikel beschreibt den Fluss Rhein. Die gleichnamige Stadt in Ostpreußen siehe unter Ryn.


Karte des Rheins

Der Rhein - bündnerromanisch: Rein, französisch: Rhin und niederländisch: Rijn – ist eine der am stärksten befahrenen und bedeutendsten Wasserstraßen Europas. Er hat eine Gesamtlänge von ungefähr 1.320 km von der Quelle bis zur Mündung, davon 833 km schiffbar. Sein Einzugsgebiet beträgt 252.000 km².

Name

Der Name Rhein (beziehungsweise Rhen) ist keltischen Ursprungs und bedeutet in etwa fließen (beachte altgriechisch 'rheīn'=fließen – vgl. Heraklit "panta rhei" = alles fließt). Gemeinsam mit der Donau bildete der Rhein den größten Teil der nördlichen Grenze des Römischen Reichs, die Römer nannten den Fluss Rhenus.

Schifffahrt

Seit jener Zeit ist der Rhein bereits eine bedeutende Wasser- und Handelsstraße in Europa und heute für Schwergütertransporte, zum Beispiel Containerschiffe, der bevorzugte Transportweg. Mit der Rheinschiffahrtsakte von 1832 (Mainzer Akte) wurden die Rhein-Zölle abgeschafft und mit der Mannheimer Akte von 1868 wurde der Rhein internationale Wasserstraße. Es wurde festgelegt, dass alle Signaturstaaten – und dazu zählen alle Rheinanrainer – dieselben Gesetze und dieselben Zulassungskriterien für Transportmittel anwenden, und dass die Befahrbarkeit des Rheins von Basel flussabwärts sichergestellt werden muss. Wer beispielsweise ein neues Kraftwerk plant, muss eine kostenlose Umfahrungsmöglichkeit bereitstellen. Der Rhein ist heute auf Grund der baulichen Maßnahmen von Rheinfelden bis Rotterdam durchgängig schiffbar.

Rheinstrom-Kilometrierung

Die Rheinstrom-Kilometrierung, nach der sich die Schifffahrt sowie alle Behörden richten, beginnt mit einem Nullpunkt auf der Mitte der Rheinbrücke in Konstanz, an der der Rhein den Bodensee verlässt. Bis zu seiner Mündung in die Nordsee bei Hoek van Holland (NL) beträgt die Länge des Rheins 1.032,8 km. An beiden Rheinufern stehen große Tafeln, auf denen die Rheinstrom-Kilometer angeschlagen sind.

Auch in den nachfolgenden Abschnittsüberschriften sind die Rheinstrom-km angegeben.

Flusslauf

Zwischen Ilanz/Glion und Chur

Seine beiden Hauptquellflüsse, der Vorderrhein und der Hinterrhein entspringen im Westen des Kantons Graubünden in den zentralen Schweizer Alpen, der Vorderrhein beim Oberalppass (Surselva), der Hinterrhein am Rheinwaldhorn. Insgesamt tragen 13 Quellflüsse den Namen Rhein im ihren Namen. Nach der Vereinigung bei Reichenau fließt er nordwärts als Alpenrhein und mündet westlich von Hard in den Bodensee. Vom Ausgang des Bodensees bei Konstanz bis Basel trägt er die Bezeichnung Hochrhein, weiter bis Bingen Oberrhein. Danach geht er in den Mittelrhein und ab Bonn in den Niederrhein über. Kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze beginnt das große Rheindelta. Hier gabelt sich der Rhein in zwei Hauptflussarme, die sich vor Rotterdam wieder vereinigen, um nach Durchfließen des Hafens bei Hoek van Holland in die Nordsee zu münden.

Bis zum Tertiär floss der Rhein ab Basel im Bett der Saône und Rhône ins Mittelmeer, da ihm durch den Isteiner Klotz der Weg in Richtung Norden versperrt war.

Vorder-, Hinter- und Alpenrhein

Von der Quelle bis zum Bodensee

Der Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Reichenau in der Schweiz

Der erste größere Ort am Vorderrhein, der im St. Gotthard-Massiv seine Quelle hat, ist Ilanz. Der Hinterrhein entspringt in der Nähe des St. Bernhard-Passes. Bei Reichenau vereinigen sie sich zum Alpenrhein. Dieser beschreibt bei Chur einen markanten Knick nach Norden und bildet dort streckenweise die Grenze zu Liechtenstein. Seit der Kanalisierung und Begradigung seines Wasserlaufs mündet er als "Neuer Rhein" bei Hard in Österreich in den Bodensee. Der ursprüngliche "Alte Rhein" mündet auch heute noch an der schweiz-österreichischen Grenze bei Altenrhein. Dieser alte Rhein ist aus Richtung Bodensee etwa zwei Kilometer schiffbar bis etwa in Höhe des Schweizer Ortes Rheineck. Die Rheinregulierung mit dem oberen Rheindurchstich bei Diepoldsau und dem unteren Rheindurchstich bei Fussach wurde durchgeführt, um die fortwährenden Überschwemmungen in Kombination mit starken Sedimentierungen im westlichen Rhein-Delta zu verringern. Inzwischen steht fest, dass der Rhein trotzdem sehr große Mengen an Ablagerungen in den Bodensee hineinträgt und in Folge dessen ein permanenter Kiesabbau mit Schwimmbaggern nötig ist.

Im Bodensee selbst vermischt sich das kalte, meist graue Gebirgswasser des Neuen Rheins nur wenig mit dem eher warmen, grünlichen Wasser des Sees. Der Strom fließt also ein gewisses Stück oberflächlich im freien Wasser, bevor er abrupt in die Tiefen des Sees abtaucht, um dann vor der Insel Lindau entlang des nördlichen Seeufers bis etwa Hagnau am Bodensee und weiter nach Konstanz abzubiegen.

Hochrhein

Vom Bodensee bis Basel, km 0–150

Rheinfall bei Schaffhausen

Nach dem Verlassen des Bodensee-Obersees an der Engstelle der Rheinbrücke in Konstanz fließt er zunächst mit 30 cm Höhenunterschied in den Untersee, bis er bei Stein am Rhein wieder zu einem Fluss wird und einige Kilometer weiter westlich bei Schaffhausen den Rheinfall hinabstürzt.

Der Überlinger See wird vom Rhein nicht durchflossen.

Von Schaffhausen fließt er als Hochrhein zuerst noch Richtung Süden, mit einer malerischen Schlinge am Städtchen und Kloster Rheinau vorbei, bis er am Tösseck (Einmündung der Töss) in Richtung Westen dreht und bald darauf zum Grenzfluss zwischen der Schweiz und Deutschland wird. Bei Koblenz, nahe Waldshut mündet von Süden her die Aare als erster größerer Nebenfluss in den Rhein. Erwähnenswert ist dabei, dass die Aare mit einem durchschnittlichen Abfluss von 557 m³/s der wasserreichere Fluss von beiden ist (Rhein: 439 m³/s).

Oberrhein

Von Basel bis Bingen, km 150–530

Im sogenannten Rheinknie in Basel ändert der Rhein seine Richtung von Ost-West nach Norden. Als Oberrhein wird er Grenzfluss zwischen Deutschland und Frankreich. Seit dem Tertiär fließt der Rhein von hier aus den Oberrheingraben entlang. Zwischen Basel und Iffezheim ist der Rhein kanalisiert und mit 10 Schleusen aufgestaut. Speziell zwischen Basel und Breisach führt das alte Flussbett des Rheins kaum Wasser. Die Wassermassen werden parallel dazu im Rheinseitenkanal (Grand Canal d'Alsace) geführt und dort zur Energiegewinnung in Wasserkraftwerken und für den Schiffsverkehr verwendet.

Für die nächsten 200 bis 300 Kilometer erstreckt sich das Rheinbett in der oberrheinischen Tiefebene, einem rund 40 Kilometer breiten Tal zwischen Schwarzwald und Vogesen beziehungsweise Pfälzerwald und Kraichgau/Odenwald. Dieser Teil wurde ab 1817 durch Johann Gottfried Tulla im Zuge der Rheinbegradigung von einem immer wieder in der Rheinniederung mäandrierenden Schlingenfluss in ein gerades, von Dämmen flankiertes Flussbett gezwungen. Bei Straßburg münden der Rhein-Marne-Kanal und der Rhein-Rhône-Kanal in den Rhein. Von Lauterburg bis Mannheim bildet der Rhein die Grenze zwischen Baden-Württemberg (rechtsrheinisch) und Rheinland-Pfalz (linksrheinisch). Bei Mannheim mündet der von Südosten kommende Neckar als zweiter großer Nebenfluss und Hessen folgt Baden-Württemberg auf der rechten Rheinseite.

Gegenüber von Mainz mündet der Main in den Rhein, der von dort für einen kurzen Abschnitt, ebenfalls Rheinknie genannt, seine Richtung nach Westen ändert und anschließend bei Bingen an der Nahemündung nach Nordwesten dreht.

Mittelrhein

Von Bingen bis Bonn, km 530–660

Von dort durchfließt der Mittelrhein in einem steilen, engen Tal den südlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Linksrheinisch erstreckt sich der Hunsrück, rechtsrheinisch der Taunus. Dieser Abschnitt ist der touristisch bekannteste Teil des Rheins, der von Bingen / Rüdesheim bis Koblenz Weltkulturerbe ist.

Bei Kaub liegt malerisch mitten im Rhein die Pfalz. Einige Kilometer weiter flussabwärts umfließt der Rhein den sagenumwobenen Loreley-Felsen, bis er sich bei Boppard durch den Bopparder Hamm, eine imposante Rheinschleife windet. Von Osten mündet nun die Lahn, und in Koblenz von Südwesten die Mosel in den Rhein. Rechtsrheinisch erstreckt sich der Westerwald, linksrheinisch die Eifel. Unterhalb von Neuwied mündet die Wied in den Rhein und bei Sinzig die Ahr.

Niederrhein

Von Bonn bis Hoek van Holland, km 660–1.033

Rheinhochwasser Düsseldorf Bilk

An der südlichen Stadtgrenze von Bonn, zugleich der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/Nordrhein-Westfalen weitet sich das enge Mittelrheintal zur Kölner oder Niederrheinischen Bucht, die bereits zur norddeutschen Tiefebene zählt. Nördlich von Bonn mündet die Sieg in den Rhein, der von hier ab die Bezeichnung Niederrhein trägt. Im Unterlauf wird auch die angrenzende Landschaft Niederrhein genannt. Wichtigste Hafenstädte in diesem Stromabschnitt sind Köln, Düsseldorf und Duisburg mit Duisport, Europas größtem Binnenhafen und international bedeutendem Logistikstandort an der Mündung der Ruhr und des Rhein-Herne-Kanals. 30 km flussabwärts mündet in Wesel die zweite Ost-West-Schifffahrtsverbindung, der parallel zur Lippe verlaufende Wesel-Datteln-Kanal in den Rhein und nach 40 km spannt sich in Emmerich die längste Hängebrücke Deutschlands über den an dieser Stelle mehr als 700 Meter breiten Strom.

Rheindelta

Weitere 15 Kilometer flussabwärts bzw. drei Kilometer hinter der deutsch-niederländischen Grenze bei Millingen aan de Rijn beginnt das große Delta des Rheins. Hier teilt sich der Rhein in zwei Hauptarme, die sich vor Rotterdam wieder vereinigen.

Der nördliche Rheinarm ist der Pannerdens Kanaal (dt. Pannerdenscher Kanal), von dem kurz vor Arnheim die IJssel abzweigt. Sie fließt über Deventer und Zwolle nach Norden und mündet bei Kampen ins IJsselmeer. Von der Abzweigung der IJssel an heißt der nördliche Rheinarm Nederrijn und im weiteren Verlauf Lek.

Bis etwa 900 n. Chr., als der Lek zum Hauptstrom wurde, bildeten der Kromme Rijn und der Oude Rijn den eigentlichen Flusslauf.

Der südliche Rheinarm ist der Bijlands Kanaal, der in die Waal übergeht, die im Unterlauf die Namen Boven Merwede, Beneden Merwede und Noord trägt, bis er sich wenige Kilometer vor Rotterdam in Krimpen aan de Lek mit dem nördlichen Arm vereinigt.

Gemeinsam durchfließen sie als Nieuwe Maas den Hafen Rotterdam und münden über den Nieuwe Waterweg bei Hoek van Holland in die Nordsee.

Dort strömen 2.330 m³ Wasser pro Sekunde ins Meer.

Nebenflüsse

Linksrheinische Nebenflüsse

Rechtsrheinische Nebenflüsse

Ökologie

Schadstoffbelastung des Rheins 1985 und 1992 (Angaben in t)
Schadstoff 1985 1992
Ammonium-N2    37.000 16.800
AOX    4.675 890
Blei    550 330
Cadmium    9 5,9
Chrom    500 220
Phosphor (total)    32.000 13.000
Quecksilber    6 3,2
Zink    3.600 1.900

Nach den Angaben des Umweltbundesamts nimmt die Schadstoffbelastung des Rheins seit 1960 kontinuierlich ab. Dies ist einerseits auf die systematische Abwasserreinigung durch den Bau von Kläranlagen zurückzuführen und andererseits auf die Tatsache, dass die Industrie immer weniger mit Chemikalien und Schwermetallen belastete Abwässer in den Rhein einleitet. Heute leben wieder etwa 40 Fischarten im Rhein. Trotz der deutlichen Reduzierung der Gewässerbelastung durch Haushalts- und Industrieabwässer transportiert der Rhein jährlich noch immer beträchtliche Mengen an Schwermetallen und Chemikalien wie Pestizide in Richtung Nordsee.

So brannte am 1. November 1986 eine Lagerhalle der Firma Sandoz an der Schweizerhalle bei Basel am Rhein. Die mit dem Löschwasser in den Rhein gelangten Chemikalien vernichteten praktisch das gesamte tierische und pflanzliche Leben im Rhein. Es benötigte eines jahrelangen Prozesses, bis der Rhein sich wieder erholt hatte.

Viele andere, den Rhein belastende Giftstoffe, zum Beispiel Pestizide und Rückstände von Medikamenten, sind in der Tabelle noch nicht berücksichtigt.

Hochwasser

Siehe auch

Commons: Rhine – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien