Herbert Amry
Herbert Amry († 12. Juli 1985 in Athen) war ein österreichischer Diplomat und anerkannter und Nahost-Experte.
Leben und Tod
Diplomatische Karriere
Herbert Amry war enger Mitarbeiter von Bruno Kreisky. Zwischen 1963 und 1966 war er Sekretär des damaligen Außenministers Kreisky. In der Folge war Amry in den österreichischen Botschaften in New Delhi (1966-1969) bzw. Bangkok (1969-1972) tätig. Anschließend war er Leiter der Dienstrechtsabteilung des Außenministeriums, Generalkonsul in Istanbul und österreichischer Botschafter in Beirut (1978-1981).
Als Nahost-Experte hat Amry zwischen 1983 und 1985 erfolgreich beim arabisch-israelischen Gefangenenaustausch vermittelt, der drei "israelischen Kriegsgefangenen und Tausenden Palästinensern die Freiheit brachte." [1] [2]
Anfang der 1980er Jahre leitete Amry zunächst die sicherheitspolitische Abteilung des Außenministeriums und wurde dann Kabinettchef von Bundeskanzler Kreisky. Zuletzt war Amry österreichischer Botschafter in Athen.
Noricum-Iran-Gate
Am 12. Juli 1985 gab Amry, der in Wien die neue Entwicklungshilfesektion des Außenministeriums übernehmen sollte, in Athen seinen Abschiedsempfang, den der 46-Jährige aber nur wenige Stunden überlebt hat. Kurz zuvor, Anfang Juli 1985, hatte Amry durch Fernschreiben und Telegramme das österreichische Außenministerium wiederholt über Hinweise auf illegale österreichische Waffenexporte in den Iran informiert. Amrys plötzlicher Tod verhinderte sein für 13. Juli geplantes Treffen mit jenem Waffenhändler, der ihn über die illegalen Geschäfte informiert hatte. [3]
Amrys Fernschreiben wurden ignoriert. Erst Jahrzehnte später brachten ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss und journalistische Recherchen Licht in die Noricum-Affäre, bei der über fingierte Kunden Waffen verbotenerweise an kriegführende Staaten verkauft wurden:
„Zunächst starb ein österreichischer Botschafter auf mysteriöse Weise, der Wind von dem Schwindel bekam und das Außenamt in Wien verständigt hatte: Herbert Amry, vormals Kreiskys Kabinettschef, jetzt Missionschef in Athen. "Ferry, pass auf, sie wollen uns beide umbringen": So Amry zu seinem Freund, Presseattaché Ferdinand Hennerbichler. "Schau in den nächsten Tagen unter dein Auto, bevor du einsteigst", riet der Diplomat seinem Mitarbeiter. Die beiden hatten bei einer internationalen Waffenmesse in Griechenland Noricum-Manager bei Verhandlungen mit wichtigen Kunden beobachtet.
Offizielle Todesursache in der Causa Amry: Herzversagen. Rasch wurde die Leiche eingeäschert, bis heute ist der wahre Hergang nicht aufgeklärt. Amry hatte mehrmals das Außenamt in Wien über seinen Verdacht informiert, aber bis heute ist ungeklärt, ob die Fernschreiben überhaupt je bis zum damaligen Außenminister Leopold Gratz gelangt waren. Das vierte - und entscheidende - Amry-Telegramm verschwand irgendwo im Innenministerium. Die Buchautoren Kurt Tozzer und Günther Kallinger fanden erst 1999 im Zuge von Recherchen für ihr Buch "Todesfalle Politik" einen Amry-Verschlussakt im Außenamt.“
Die Frage, ob Amry ermordet wurde, weil er illegale österreichische Waffenexporte aufgedeckt hat, konnte nicht restlos geklärt werden, wird aber von politischen Kennern und seiner Witwe eher bejaht: "Ich glaube, mein Mann war auch ein Opfer des Iran-Irak-Krieges." sagte Amrys Ehefrau im Noricum-Politikerprozeß. [5]
Auszeichnungen
- Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte (1986, posthum) [6]
Weblinks
- Bruno Kreisky: "Herbert Amry war ein Held im echtesten Sinn des Wortes". Nachruf. Arbeiter-Zeitung vom 13. Juli 1985. S.3.
- Amry-Witwe ist nicht sicher, ob ihr Mann eines natürlichen Todes starb. Oberösterreichische Nachrichten vom 23. April 1993. S.2.
- Die Presse: Die Super-Kanone aus Liezen.
- Die Presse: Noricums Kanone brachte den Tod. Super-Haubitze (2. Teil). Mitwisser erlagen reihenweise mysteriösen Herzattacken.
- Fast Hochverrat. Trotz Ausfuhrverbots exportierte die Staatsfirma Voest Kanonen in den Iran. "Der Spiegel". Nr. 39/1987 vom 21.9.1987, Seite 149-150.
- Schweres Geschütz. Das neutrale Österreich verkaufte Kanonen an beide Kriegsparteien am Golf - jetzt müssen 18 Firmenmanager vor Gericht. "Der Spiegel". Nr. 11/1989 vom 13.3.1989, Seite 187-190.
Quellen
- Botschafter Amry in Athen plötzlich verstorben. Die Presse vom 13./14. Juli 1985.
Einzelnachweise
- ↑ Bruno Kreisky: "Herbert Amry war ein Held im echtesten Sinn des Wortes". Nachruf. Arbeiter Zeitung vom 13. Juli 1985. S.3.
- ↑ War Exchange between Israel and the PLO. May 1985
- ↑ Amry-Witwe ist nicht sicher, ob ihr Mann eines natürlichen Todes starb. Oberösterreichische Nachrichten vom 23. April 1993. S.2.
- ↑ Die Presse: Die Super-Kanone aus Liezen (Artikel vom 29.12.2005).
- ↑ Amry-Witwe ist nicht sicher, ob ihr Mann eines natürlichen Todes starb. [[Oberösterreichische Nachrichten]9 vom 23. April 1993. S.2.
- ↑ 4. Verleihung, 22. Januar 1986
Personendaten | |
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NAME | Amry, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Diplomat |