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Umayyaden

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Die Umayyaden(arabisch:الأمويون / بنو أمية) - auch Omaijaden, Omajjaden, Omajaden - sind eine Dynastie von Kalifen, die von 660 bis 750 Oberhäupter des sunnitischen Islam waren (siehe auch: Liste der Kalifen). Nach ihrer Vertreibung aus dem Orient gründeten sie 756 das Emirat von Cordoba. Sie waren die erste Dynastie von Kalifen des Propheten, die nicht eng mit Mohammed verwandt waren. Wie dieser stammten sie jedoch vom selben Stamm, den Quraisch aus Mekka.

Datei:350px-Omayyad mosque.jpg
Die umayyadische Moschee von Damaskus

Gründung der Dynastie durch Muawiya

Die Wahl Alis zum Kalifen wurde von den Muslimen nicht allgemein anerkannt. Als Anhänger des ermordeten Uthman errichtete der Statthalter der syrischen Provinz, Muawiya, im Jahr 660 in Damaskus ein Gegen-Kalifat. Damit war die moslemische Gemeinschaft (Umma) erstmalig gespalten.

Zwar konnte Muawiya I. nach der Ermordung von Ali durch die Charidschiten (661) seine Herrschaft als Kalif der Muslime durchsetzen und die Dynastie der Umayyaden begründen, doch wurde er von den Anhängern Alis weiterhin nicht als rechtmäßiger Herrscher anerkannt. Es kam somit zum Schisma zwischen Sunniten und Schiiten den Anhängern Ali ibn Abi Talibs. Letztere hatten ihren Schwerpunkt zunächst im Süden des heutigen Irak.

Zunächst verlegte Muawiya die Hauptstadt von Medina nach Damaskus. Dadurch begann Arabien schnell sein politisches Gewicht zu verlieren. Die Bedeutung für den Islam konnte es nur noch durch die Heiligen Stätten Mekka und Medina behaupten. Muawiya schaffte auch die Wahl des Kalifen ab und ersetzte sie durch die Erbfolge, nachdem er seinen Sohn Yazid I. öffentlich zum Nachfolger erklärt hatte. Der Ältestenrat musste nur noch formal dem neuen Kalifen seine Zustimmung erteilen. Unter den Umayyaden begann sich endgültig eine arabische Aristokratie herauszubilden.

Das kulturelle Zentrum des Kalifats befand sich aber nicht in Syrien, sondern im Irak. Durch das Zusammenleben von Beduinen und Persern in den irakischen Städten, besonders den Neugründungen Basra und Kufa entwickelte sich eine rege geistige Auseinandersetzung mit den jeweiligen kulturellen Traditionen. So entwickelten sich im Irak und nicht in Syrien maßgebliche muslimische Rechtstraditionen. Außerdem war das Land zwischen Euphrat und Tigris Zentrum mehrerer muslimische Sekten und religiöser Bewegungen (u.a. Charidschiten).

Weitere Geschichte

Yazid I. (680-683) musste sich nach seiner Übernahme gleich mit Aufständischen befassen. Husain, der zweite Sohn Alis und Enkel Mohammeds, nutzte die Situation und zog gegen Yazid I. zu Felde. Er wurde jedoch in der Schlacht von Kerbela (680) gestoppt und getötet. Dieser Akt besiegelte die endgültige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten und wurde Anlass für das schiitische Trauerfest Aschura.

Nach dem Tod von Yazid I. kam es zum Bürgerkrieg zwischen den Muslimen (683-692) als unter den Umayyaden die Thronfolge umstritten war und deren Gegner mit Abdallah ibn az-Zubair einen Kalifen ausriefen, der zeitweise von der Mehrheit der Muslime anerkannt wurde. Erst Abd al-Malik (685-705) konnte seine Gegner besiegen, das Kalifat wieder vereinigen und die Dynastie der Umayyaden festigen.

Nach der Beendigung des Bürgerkriegs begann erneut eine Zeit großer Eroberungen. So wurden im Osten das Indusgebiet (711) und Mittelasien (712) besetzt. Im Westen wurde 700 der Widerstand der Berber gebrochen und der Maghreb unterworfen. Schon 711 wurde das Westgotenreich in Spanien erobert und erfolgten Vorstöße in das Frankenreich bos an die Loire und nach Burgund.

Die Vorstöße ins Frankenreich wurden aber 732 von Karl Martell, dem karolingischen Herrscher aufgehalten. In den nächsten Jahrzehnten wurden die Muslime über die Pyrenäen nach Süden abgedrängt. Auch Byzanz konnte trotz mehrerer Feldzüge und den Belagerungen von Konstantinopel (668 - 669; 674 - 678; 715 - 718) nicht entscheidend besiegt werden. Auch mehrere Feldzüge gegen die Chasaren nördlich des Kaukasus blieben weitgehend erfolglos.

Ende der Dynastie

Seit 718 hatten sich unterdessen schiitische, persische und andere muslimische Gruppen um die Abbasiden geschart, den Nachfahren von Muhammads Onkel Abbas. Diese vertraten die These, dass nur Nachkommen des Propheten Muhammad das Amt des Kalifen ausüben konnten. Da die Umayyaden diese verwandtschaftliche Legitimation nicht besaßen, versuchten sie die abbasidische Propaganda zu unterbinden. Dennoch gelang die Unterwanderung des Kalifats durch die Anhänger der Abbasiden in den vierziger Jahren des 8. Jahrhunderts, als unter den Umayyaden heftige Machtkämpfe ausbrachen. Außerdem wurde die herrschende Dynastie zunehmend durch heftige Rivalitäten zwischen den arabischen Stammesfraktionen geschwächt. Der 747 im Ostiran ausbrechenden Aufstand des Abu Muslim konnte von den Umayyaden deshalb nicht mehr erfolgreich bekämpft werden. 750 wurden diese unter Marwan II. von den Abbasiden im Nordirak am Großen Zab vernichtend geschlagen.

Nach dem Sturz der Umayyaden wurde das Geschlecht von den Abbasiden unter Abu l-Abbas as-Saffah (749-754) ausgerottet.

Einem Umayyaden gelang die Flucht in den Maghreb und nach Andalusien wo er 756 als Abd ar-Rahman I. das Emirat von Cordoba errichtet. 929 erhob sich Abd ar-Rahman III. gegen den Einspruch der Fatimiden zum Kalifen. Das Kalifat von Cordoba hatte bis zum Jahr 1031 Bestand. Mit dessen Ende erlosch die Dynastie der Umayyaden endgültig.

Herrscher der Umayyaden

=== Die umayyadischen Kalifen von Damaskus === 661-750


Mu'awiya I., 661-680
Yazid I., 680-683
Mu'awiya II., 683-684
Marwan I., 684-685
Abd al-Malik, 685-705
al-Walid I., 705-715
Sulayman, 715-717
Umar Ibn Abd al-Aziz, 717-720
Yazid II., 720-724
Hischam, 724-743
al-Walid II., 743-744
Yazid III., 744
Ibrahim, 744
Marwan II., 744-750

=== Die umayyadischen Emire von Cordoba === 756-929

===Das Kalifat von Cordoba=== 912-1031

Literatur

  • Ulrich, Haarmann; Geschichte der Arabischen Welt, C.H. Beck München, 2001
  • Stephan und Nandy Ronart; Lexikon der Arabischen Welt, Artemis Verlag, 1972
  • Saunders, John Joseph; A history of Medieval Islam (engl. Ausgabe),ISBN 0-415-05914-3, Barnes & Noble London, 1965, 1990
  • Wellhausen, Julius; Das Arabische Reich und sein Sturz, Berlin, 1960