Hyperkaliämie
Klassifikation nach ICD-10 | |
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E87.5 | Hyperkaliämie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Als Hyperkaliämie bezeichnet man einen mitunter lebensbedrohlichen Zustand, der durch einen erhöhten Kaliumspiegel gezeichnet ist.
Diagnose
Als Hyperkaliämie wird ein Serumkaliumwert über 5,0 mmol/l (bei Kindern > 5,4) bezeichnet.
Ein einzelner erhöhter Wert sollte immer kontrolliert werden, da durch Hämolyse bei unsachgemäßer Blutabnahme zu hohe Kaliumwerte gemessen werden.
Fehlerquellen bei falsch erhöhten Werten (Pseudohyperkaliämie) können sein:
- Bei der Blutprobe ist zu lange gestaut bzw. zu lange mit der Hand gepumpt worden. Dadurch ist es zur Hämolyse gekommen.
- Schnelle Aspiration durch zu kleinlumige Kanüle
- Das Blut wurde vor der Zentrifugation zu lange stehen gelassen und hat sich bereits zu stark zersetzt.
- Kaliumfreisetzung in der Blutprobe bei exzessiver Thrombozytose oder Leukozytose (z.B. bei CML)
Ein typisches Symptom der Hyperkaliämie ist die Verlangsamung des Herzschlages (Bradykardie). Im EKG fallen eine spitze hohe T-Welle, der Verlust der P-Welle und eine Verbreiterung des gesamten QRS-Komplexes (insbesondere Rechtsschenkelblock) auf. Die EKG-Veränderungen weisen aber eine nur geringe Sensitivität und Spezifität auf. EKG-Kontrollen ersetzen daher bei der Überwachung einer kaliumsenkenden Therapie nicht regelmäßige Kalium-Kontrollen.[1]
Ursachen
Zu erhöhten Kaliumspiegeln kommt es, wenn über die Niere nicht genug Kalium ausgeschieden werden kann. Das geschieht bei akutem Nierenversagen, chronischer Niereninsuffizienz und Nebennierenrinden-Insuffizienz (M. Addison).
Weiterhin können verschiedene Medikamente den Blutkaliumspiegel erhöhen. Dazu gehören ACE-Hemmer, Aldosteronantagonisten, Triamteren, Zytostatika, kalte Erythrozytenkonzentrate und bestimmte hormonelle Kontrazeptiva (mit Gestagen Drospirenon (Yasmin/Petibelle)- Drospirenon ähnelt strukturell Spironolacton)
Der Serumkaliumspiegel wird akut durch pH-Wert-Änderungen beeinflusst. Ein Änderung des pH-Werts um 0,1 führt zu einer gegensinnigen Änderung des Kaliumspiegels von ca. 0,4 mmol/l. Sinkt der pH-Wert, kommt es zur Azidose (metabolisch, respiratorisch). Dadurch kommt es zur Verteilungshyperkaliämie, der Verlagerung von intrazellulärem Kalium in den Extrazellularraum.
Traumata wie z.B. große Weichteilverletzungen mit Myolyse, Rhabdomyolyse, aber auch Verbrennungen führen ebenfalls zu einer Verlagerung des intrazellulären Kaliums in den Extrazellularraum.
Besonders in Kombination mit verminderter Ausscheidung kann auch eine erhöhte Zufuhr zur Hyperkaliämie führen. Kaliumreiche Infusionen, sowie bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz auch schon größere Mengen Trockenobst oder kaliumreiche Früchte (Bananen) können dazu beitragen.
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zulässig.Therapie kaliumumverteilende und kaliumsenkende Maßnahmen
- akut: 20 ml 10 %ige Kalziumlösung i.v. über 2 Min., Wirkungsdauer ca. 30 Min.
- in der Kinderheilkunde: Inhalation mit ß2-Mimetika z.B. Salbutamol (Dosierung: 0,5 ml (< 25kgKG) - 1,0 ml (> 25kgKG) auf 3 ml NaCl 0.9%) über 30 Minuten
- Insulin und Glukose als Infusion
- 500 ml 10 %ige Glukoselösung + 10 I. E. Alt-Insulin (1 I. E. Insulin/5 g Glukose),
- Wirkungsbeginn nach 30 Min., Wirkungsdauer 4–6 Stunden
- 40 ml 8,4%iges Natriumbikarbonat über 5 Min. i. v., Wirkungseintritt nach ca. 10 Min., Wirkungsdauer 2 Stunden
- Furosemid i. v.
- Einschränkung der enteralen Kaliumzufuhr
- orale Einnahme von Kationenaustauscherharzen, Wirkungsdauer 4-6 Stunden
- Absetzen von Eplerenon, Spironolacton, Triamteren, ACE-Hemmer