Rudolf Steiner
Rudolf Steiner (* 27. Februar 1861 in Donji Kraljevec, Österreich-Ungarn, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach, Schweiz) war Künstler und Esoteriker. Er ist Begründer der Anthroposophie, Reformpädagoge, Sozialreformer und Erbauer des Goetheanum.
Rudolf Steiner wurde aus vielen Lebensbereichen um Hilfe gebeten und so entstanden durch seinen Rat:
in Pädagogik und Heilpädagogik | die Waldorfschulen und Institute für Seelenpflege-bedürftige Menschen |
in der Medizin | die Anthroposophisch erweiterte (Schul-)Medizin |
in der Landwirtschaft | der Biologisch-dynamische Landbau |
in der Politik | die Dreigliederung des sozialen Organismus |
in der Religion | der Freie christliche Impuls und die Christengemeinschaft (die nicht zur Anthroposophie gehört) |
Als Zentrum der Anthroposophischen Gesellschaft wurde das Goetheanum erbaut.
Leben
Steiner studierte ab 1879 Biologie, Chemie und Physik an der Technischen Hochschule Wien. Ab 1883 übernahm er die fünfbändige, mit Einleitungen und Erläuterungen von seiner Hand versehene Edition der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes für Kürschners "Deutsche National-Litteratur". Von 1884 bis 1890 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer bei einer prominenten jüdischen Familie Wiens, deren als unbeschulbar geltendes hydrocephaluskrankes Kind später, nach Überzeugung der Mutter dank der pädagogischen Leistung Steiners, Medizin studierte und Arzt wurde. 1890 bis 1897 arbeitete er am Goethe-Archiv in Weimar an der Herausgabe naturwissenschaftlicher Schriften für die große Weimarer oder "Sophien-Ausgabe" von Goethes Werken. Zwischen 1898 und 1900 war er Herausgeber des "Magazin für Literatur" in Berlin und Lehrer an der Arbeiterbildungsschule.
Er promovierte [1891] in Rostock mit "Die Grundfrage der Erkenntnistheorie" (später leicht erweitert als Buch unter dem Titel "Wahrheit und Wissenschaft" erschienen) zum Doktor der Philosophie. 1894 veröffentlichte Steiner sein nach Ansicht seiner Anhänger epochales erkenntnismethodologisches Grundlagenwerk "Die Philosophie der Freiheit - Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode", dessen Rezeption in der philosophischen Fachwelt abbrach, als Steiner 1902 in Berlin die Leitung der deutschen Sektion der "Theosophischen Gesellschaft" übernahm.
Im gleichen Jahr publizierte er seinen spirituellen Zugang zu dem, was seiner Ansicht nach die Grundelemente des Christentums sind, in "Das Christentum als mystische Tatsache", unabhängig von und teilweise im Widerspruch zu den bestehenden konfessionellen und dogmatischen Traditionen der etablierten Theologie.
In dem Werk "Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten" brach er 1904 mit der bislang gültigen okkulten Tradition, dass spirituelle Schulung Geheimhaltung und eines persönlichen Lehrers bedürfe, und stellte Wege zur spirituellen Selbsterkenntnis und Selbstverwandlung auf einer in seinen Worten zeitgemäßen rationalen Grundlage dar.
1904 legte er in seinem Werk "Theosophie" und später in der "Geheimwissenschaft im Umriß" 1909 den Ideengehalt der Anthroposophie dar.
1913 trennte sich die deutsche Sektion von der "Theosophischen Gesellschaft", und die "Anthroposophischen Gesellschaft" wurde gegründet, der sich viele theosophische Gruppen in anderen Ländern anschlossen. Im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für das von ihm entworfene "Goetheanum" in Dornach bei Basel, ein "Haus der Sprache" oder ein "Haus des Wortes", später die "Freie Hochschule für Geisteswissenschaft".
1914 heiratete Steiner seine Mitarbeiterin Marie von Sievers.
1919 vertrat Rudolf Steiner den Gedanken einer "Dreigliederung des sozialen Organismus". Ferner begann die Entwicklung der Waldorf-Pädagogik, und die erste "Freie Waldorfschule" wurde in Stuttgart gegründet.
In der Silvesternacht 1922 brannte das Goetheanum in Dornach völlig nieder, die Grundsteinlegung für das zweite, größere Goetheanum erfolgte 1924, nachdem 1923 die "Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft" neu gegründet worden war. Ebenfalls in den 1920er Jahren gab Steiner den Impuls zur Entwicklung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft.
Rudolf Steiner und seine Frau haben von 1903-1923 in Berlin-Schöneberg, Motzstraße 30 gewohnt, wo eine Gedenktafel an sie erinnert.
Werke
Rudolf Steiners Werk gliedert sich in 28 Schriften, viele Aufsätze und Zeitschriftenartikel, 5900 Vorträge sowie die architektonischen und künstlerischen Arbeiten. Ein Großteil der Vorträge ist in Mitschriften von Berufsstenographen und Vortragszuhörern erhalten geblieben. Sie erschienen zunächst im Privatdruck und in Zeitschriften. Später begannen verschiedene Verlage (u.a. Philosophisch-anthroposophischer Verlag, Rudolf-Steiner Verlag), die Vorträge, Schriften im engeren Sinne wie auch die dazu gehörigen Wandtafelbilder zu edieren und publizieren. Die Rechte an der Gesamtausgabe der Werke, die derzeit (2004) über 340 Bände umfasst, liegen bei der Rudolf-Steiner-Nachlaßverwaltung in Dornach/Schweiz.
- Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften
- Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, 1886
- Wahrheit und Wissenschaft, 1892
- Philosophie der Freiheit, 1894
- Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit, 1895
- Goethes Weltanschauung, 1897
- Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung, 1901
- Das Christentum als mystische Tatsache, 1902
- Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung, 1904
- Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten, 1904
- Aus der Akasha-Chronik, 1904 – 1908
- Die Stufen der höheren Erkenntnis, 1905 – 1908
- Die Geheimwissenschaft, 1909
- Vier Mysteriendramen, 1910-1913
- Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit, 1911
- Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen, 1912
- Die Schwelle der geistigen Welt, 1913
- Die Rätsel der Philosophie, 1914
- Vom Menschenrätsel, 1916
- Von Seelenrätseln, 1917
- Goethes Geistesart, 1918
- Die Kernpunkte der sozialen Frage, 1919
- Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus, 1919
- Drei Schritte der Anthroposophie, 1922
- Mein Lebensgang, 1924
- Anthroposophische Leitsätze, 1924/1925
- Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, 1925
Zitate
"Der größere Teil der Menschheit wird seinen Einfluß von Amerika, von dem Westen herüber haben, und der geht ... jener Entwickelung entgegen, die heute sich erst in den idealistischen Spuren, gegenüber dem, was da kommt, in sympathischen Anfängen zeigt. Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt. Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken." Rudolf Steiner (Vortrag, Berlin, 4. April 1916)
"Dasjenige, was ein ewiges Friedensideal ist, das wird niemals durch ein Tröpfchen Blut erreicht, das hervorgerufen worden ist durch ein Kriegsinstrument. Das muß auf ganz andere Weise in die Welt gesetzt werden! Und sei es wer immer, der da sagt, er kämpfe für den Frieden und müsse deshalb Krieg führen, Krieg bis zur Vernichtung des Gegners, um Frieden zu haben, der lügt, wenn er sich dessen auch nicht bewußt ist, wer er auch immer sein möge." Rudolf Steiner (Vortrag, Dornach, 18. Dezember 1916):
"Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: ein Negerroman, wie überhaupt jetzt Neger allmählich in die Zivilisation von Europa hereinkommen! Es werden überall Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben ja sogar schon diesen Negerroman. Er ist urlangweilig, greulich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Ja, ich bin meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl Negerromane kriegen und geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwangerschaft namentlich, wo sie heute ja gerade solche Gelüste manchmal entwickeln können - wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt zu werden, dass Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich aussehen werden." (Rudolf Steiner in: "Über Gesundheit und Krankheit", Gesamtausgabe Bd. Nr. 348, Rudolf Steiner Verlag, Dornach / Schweiz, 1976, Seite 185.)
Literatur
befürwortend
- Christoph Lindenberg: Rudolf Steiner - eine Biographie, Verlag Urachhaus, 1999
- Taja Gut: "Aller Geistesprozess ist ein Befreiungsprozess" - Der Mensch Rudolf Steiner, Pforte Verlag, 2000
kritisch hinterfragend
- Peter Bierl: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister, Konkret Literatur Verlag, 1999 ISBN 3894581719
Weblinks
- http://www.rudolf-steiner.com - Website des Rudolf Steiner Archivs mit Volltextrecherchemöglichkeit.
- http://www.goetheanum.org/ - Website des Goetheanum in Dornach.
- http://www.anthromedia.net/ - Übersicht über die anthroposophischen Tätigkeitsfelder.
- http://www.datenbank-anthroposophie.de/ - Datenbank Anthroposophie [Privates Projekt].
- http://www.rudolf-steiner.de/ - Weiterführende Information, Literaturdatenbank.
Zur Anthroposophie
- Die anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
- Das Goetheanum - Die Wochenzeitung der Anthroposopischen Gesellschaft
- Was Anthroposophie nicht ist als anthroposophische Antwort auf Hansson
Kritik
- Ist die Anthroposophie eine Wissenschaft? Untersuchung von Sven Ove Hansson, Philosoph am königlichen Institut für Technologie in Stockholm, übersetzt von Marcus Hammerschmitt
- Kritische Anmerkungen zur Anthroposophie Rudolf Steiners
Judentum und Anthroposophie
pro:
- Anthroposophische Stellungnahmen u.A. zum Antisemitismusvorwurf
- Wie gehen Anthroposophen in Holland offiziell mit Antisemitismusvorwürfen um...
- Rudolf Steiner als aktiver Gegner des Antisemitismus und Rassismus
contra:
Personendaten | |
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NAME | Steiner, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | Esoteriker, Künstler, Schriftsteller und Begründer der Anthroposophie |
GEBURTSDATUM | 27. Februar 1861 |
GEBURTSORT | Donji Kraljevec |
STERBEDATUM | 30. März 1925 |
STERBEORT | Dornach |