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Martin Behaim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Martin Behaim (* 6. Oktober 1459 in Nürnberg; † 29. Juli 1506 in Lissabon), auch Martin Bohemus und lat. Martinus de Boemia, war Kosmograph.

Leben

Martin Behaim stammte aus einem angesehenen Nürnberger Patriziergeschlecht; er erlernte seit 1477 zu Mecheln in Flandern den Tuchhandel, ging 1479 nach Antwerpen und im folgenden Jahr nach Lissabon, wo er mit Kolumbus bekannt wurde.

König Johann II. von Portugal wählte ihn um 1483 mit in die Kommission zur Anfertigung eines Astrolabiums. Ein Grund für seine Aufnahme in die oberste nautische Behörde Portugals war, dass er sich bei Hofe als Schüler des berühmten Mathematikers und Astronomen Regiomontanus ausgegeben haben soll. Ob er es tatsächlich war, ist unbewiesen. In diesem Zusammenhang wurde vielfach auch behauptet, er habe die Epheremiden (Sterntafeln) und den Jakobsstab des Regiomontanus nach Portugal gebracht und damit den Seefahrern die Entdeckungsfahrten über die offene See ermöglicht. 1484 ward er als Kosmograph dem Admiral Diego Cão beigegeben, welcher mit einer Flotte eine Entdeckungsreise der Westküste Afrikas entlang machte. Nach 19 Monaten zurückgekehrt, wurde er am 18. Februar 1485 von König Johann II. zum Ritter geschlagen und ging 1486 nach der azorischen Insel Fayal, wo eine flämische Kolonie bestand, deren Statthalter Jobst von Hurter Behaims Schwiegervater wurde. Hier wohnte Behaim bis 1490, dann verweilte er, mit Ehren und Reichtümern überhäuft, von 1491 bis 1493 in Nürnberg. Dort schuf er gemeinsam mit dem Maler Georg Albrecht Glockenthon anhand einer vorhandenen Weltkarte seinen berühmten Globus, der heute noch zu besichtigen ist und schon oft abgebildet und beschrieben wurde, so z.B. in Doppelmayrs Historischen Nachrichten von nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (Nürnb. 1730), aber selbst für die damalige Zeit starke Fehler enthält.

Behaim kehrte 1493 über Flandern und Frankreich nach Portugal zurück, hielt sich nochmals bis 1506 auf Fayal auf und ging dann wieder nach Lissabon, wo er 29. Juli 1506 starb. Behaim war mit Kolumbus und Magalhaes befreundet; sein Einfluss auf ihre Entdeckungen kann jedoch nur sehr gering gewesen sein, und die Behauptung, Behaim sei seiner nautischen Verdienste der eigentliche Entdecker der Neuen Welt, gehört ohne Zweifel in den Bereich der Fabel.

[Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel aus Meyers Lexikon von 1888.]

Leben

Martin Behaim stammte aus einem angesehenen Nürnberger Patriziergeschlecht; er erlernte seit 1477 zu Mecheln in Flandern den Tuchhandel, ging 1479 nach Antwerpen und im folgenden Jahr nach Lissabon, wo er mit Kolumbus bekannt wurde.

König Johann II. von Portugal wählte ihn um 1483 mit in die Kommission zur Anfertigung eines Astrolabiums. Ein Grund für seine Aufnahme in die oberste nautische Behörde Portugals war, dass er sich bei Hofe als Schüler des berühmten Mathematikers und Astronomen Regiomontanus ausgegeben haben soll. Ob er es tatsächlich war, ist unbewiesen. In diesem Zusammenhang wurde vielfach auch behauptet, er habe die Epheremiden (Sterntafeln) und den Jakobsstab des Regiomontanus nach Portugal gebracht und damit den Seefahrern die Entdeckungsfahrten über die offene See ermöglicht. 1484 ward er als Kosmograph dem Admiral Diego Cão beigegeben, welcher mit einer Flotte eine Entdeckungsreise der Westküste Afrikas entlang machte. Nach 19 Monaten zurückgekehrt, wurde er am 18. Februar 1485 von König Johann II. zum Ritter geschlagen und ging 1486 nach der azorischen Insel Fayal, wo eine flämische Kolonie bestand, deren Statthalter Jobst von Hurter Behaims Schwiegervater wurde. Hier wohnte Behaim bis 1490, dann verweilte er, mit Ehren und Reichtümern überhäuft, von 1491 bis 1493 in Nürnberg. Dort schuf er gemeinsam mit dem Maler Georg Albrecht Glockenthon anhand einer vorhandenen Weltkarte seinen berühmten Globus, der heute noch zu besichtigen ist und schon oft abgebildet und beschrieben wurde, so z.B. in Doppelmayrs Historischen Nachrichten von nürnbergischen Mathematicis und Künstlern (Nürnb. 1730), aber selbst für die damalige Zeit starke Fehler enthält.

Behaim kehrte 1493 über Flandern und Frankreich nach Portugal zurück, hielt sich nochmals bis 1506 auf Fayal auf und ging dann wieder nach Lissabon, wo er 29. Juli 1506 starb. Behaim war mit Kolumbus und Magalhaes befreundet; sein Einfluss auf ihre Entdeckungen kann jedoch nur sehr gering gewesen sein, und die Behauptung, Behaim sei seiner nautischen Verdienste der eigentliche Entdecker der Neuen Welt, gehört ohne Zweifel in den Bereich der Fabel.

[Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel aus Meyers Lexikon von 1888.]

Literatur

  • Murr, Diplomatische Geschichte des berühmten Ritters v. Behaim (2. Aufl., Gotha 1801)
  • A. v. Humboldt, Kritische Untersuchungen etc., Bd. 1 (Berl. 1852);
  • Ghillany, Geschichte des Seefahrers Ritter Behaim (Nürnb. 1853).
  • Behaim, 1) (Bohemus) Martin, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 2, S. 620