Polynesische Sprachen
Die polynesischen Sprachen sind ein Zweig der malayo-polynesischen Sprachen innerhalb der austronesischen Sprachfamilie.
Einführung
Die großen Inselgruppen des Pazifischen Ozeans, die geographisch unter dem Begriff Polynesien zusammengefasst wird, bilden eine sprachliche Einheit. Diese Einheit des Polynesischen drückt sich nicht durch eine einheitliche Sprache, sondern vielmehr durch einen einheitlichen Sprachtypus aus. Dieser ist gekennzeichnet durch eine weitgehende Vereinfachung des Lautbildes und der Syntax, gegenüber den anderen Zweigen des austronesischen.
Gliederung
- die Tongaische Gruppe, zu der folgende Sprachen gehören:
- die Nuklearpolynesische Gruppe
- Fakauvea oder Wallisianisch (gesprochen auf Uvéa)
- Fagauvea (gesprochen auf Ouvéa)
- Tokelauisch
- Vaitupu (Lagunen und Ellice Inseln)
- Samoanisch (Samoa und Schifferinseln)
- Futunische Sprache (nördlich der Fidschiinseln)
- Wallisianische Sprache (Wallis-Inseln)
- Māori
- Rarotonga
- Mangaia (Cookinseln)
- Mangareva (Tubuai-Inseln) Tahitianisch (auf Tahiti),
- Paumotu (Paumotu-Inseln)
- Matesanisch
- Hawaiisch
- Rapanui (Osterinsel).
Charakteristika
Typisch sind Lautsysteme mit nur wenigen, jedoch "klaren" Vokalen und relativ wenigen Konsonanten, die Silben vom Typ Konsonant - Vokal bilden. Das Hawaiische ist mit 13 Phonemen unter den bisher bekannten Sprachen die mit den wenigsten Lauten.
Innerhalb dieses Sprachtypus finden sich mannigfache Unterschiede zwischen den Idiomen der einzelnen Inselgruppen, die schon wiederholt zu dem Versuch einer Gruppierung der polynesischen Sprachen geführt haben.
Die Beziehungen des Polynesischen zu den übrigen austronesischen Sprachgruppen haben gezeigt, dass sich einige Idiome der indonesischen Sprachen auch in den polynesischen wiederfinden.
Die im Tonganischen sehr lebendige Abschwächung des a > e vor i z.B. in "fefine" "Frau", Futuna "fafine", hat eine Parallele in vielen Sprachen der Welt. Auch im Muna wird a häufig zu e unter dem Einfluss eines folgenden i, z.B. "tehi" "Meer", im Māori "tai".
Lautentsprechungen
Die einzelnen polynesischen Sprachen haben nach bestimmten Lautgesetzen vor allen einzelne Konsonanten verändert. Das Māori ist lautlich am ursprünglichsten geblieben. Φ bezeichnet einen bilabialen, stimmlosen F-Laut, der von den Māori WH geschrieben wird. Das Auslassungszeichen (Okina) bezeichnet den Glottalverschlusslaut. NG ist wie in "Hunger" zu sprechen, nicht wie in "Ungarn". W bezeichnet englisches W, V bezeichnet deutsches W.
Sprache | K | T | R | H | Φ | W | NG |
Māori | K | T | R | H | WH, H | W | NG |
Marquesas | K | T | R | H | F | V | N, K |
Tahiti | Vorlage:Okina | T | R | H | H, F | V | Vorlage:Okina |
Hawaii | Vorlage:Okina | K | L | H | H | W | N |
Cookinseln | K | T | R | Vorlage:Okina | Vorlage:Okina | V | NG |
Tonga | K | T(s) | L | H | F | V | NG |
Samoa | Vorlage:Okina | T | L | S, F | F | V | NG |
Tuamotu | K | T | R | H | F, H | V | NG |
Mangareva | K | T | R | H | H | V | NG |
Tabelle nach Nevermann 1947[1]
Sprachvergleich (Beispiele)
Die folgende Tabelle soll die grundsätzlichen Ähnlichkeiten und Unterschiede verschiedener polynesischer Sprachen aufzeigen. Pauschal kann man sagen, dass diese in ihrem Grad in etwa den Unterschieden zwischen Deutsch und Holländisch oder Spanisch und Portugiesisch entsprechen.
Deutsch | Tongaisch | Samoanisch | Rapanui | Tahitianisch | Māori | Hawaiisch |
---|---|---|---|---|---|---|
Himmel | ||||||
Nordwind | ||||||
Frau | ||||||
Haus | ||||||
Verwandter | ||||||
Mutter | ||||||
Vater |
Schlussbetrachtung
Mit der Besiedlung des Pazifiks von Asien ausgehend eroberten die Polynesier einen ganz eigenen Raum für sich. Hier entwickelte sich die Sprache der Siedler weiter, doch bewahrte sie durch zahlreiche Kontakte der Polynesier untereinander trotz der Widrigkeiten der ungeheuren Entfernungen zueinander ihre Einheit.
Siehe auch
Literatur
- Zeitschrift für Eingeborenensprache: Jahrgänge 1933 - 1945, Barmen, Rheinische Mission
- Kultur und Sprache Bd. 7: Die Sprachstämme der Erde, Dr. E. Kieckers, Carl Winter, Heidelberg, 1931
- Bild der Völker: Polynesien und Mikronesien, Brockhaus, Wiesbaden, 1972
- Web Seite von Britannica.com, Bereich "Polynesia"
Quellen
- ↑ Hans Nevermann: Götter der Südsee. Die Religion der Polynesier. Stuttgart 1947.