Westjordanland
Das Westjordanland (arabisch الضفة الغربية ad-daffa al-gharbiyya, hebräisch: הגדה המערבית haGada haMa'arawit, auch Cisjordanien, Westjordanien, Bezirk Judäa und Samarien oder englisch West Bank) ist eine Region im Nahen Osten. Sie hat eine Fläche von 5.800 km².[1] Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches gehörte es zum britischen Völkerbundsmandat für Palästina, wurde von der UN-Vollversammlung im Teilungsplan von 1947 dem zu gründenden arabischen Staat zugesprochen und im 1. Nahostkrieg 1948/49 von Jordanien völkerrechtswidrig besetzt. Seit dem Sieg über die jordanischen Angreifer im Sechstagekrieg 1967 wird es von Israel verwaltet und Ost-Jerusalem wurde annektiert und zur Hauptstadt gemacht, doch wird dies international kontrovers betrachtet. Zusammen mit dem von der Hamas regierten Gazastreifen bildet das teils israelisch, teils von den der Fatah verwaltete Westjordanland die palästinensischen Autonomiegebiete.



Pink: Palästinensisches Selbstverwaltungsgebiet unter Kontrolle des israelischen Militärs (Gebiet B)
Weiss: Vom israelischen Militär gesperrt (Gebiet C)
Magenta: Israelische Siedlung
Weiss-magenta: Gross Kommunalen Gebiet der Siedlung
Strassen
Scharf Grau: Zugang verboten oder eingeschränkt für palästinensische Fahrzeuge.
Grenzen
Begrenzt wird das Westjordanland gegen Jordanien durch den Jordan, gegen Israel existiert keine natürliche Begrenzung – die Grenze verläuft südlich vom See Genezareth bogenförmig in Richtung Jerusalem, das es durchschneidet, und erreicht in einem weiteren Bogen südöstlich von Hebron das Tote Meer.
Für Unruhe sorgt in der letzten Zeit der von der israelischen Regierung betriebene Bau einer provisorischen[2] israelischen Sperranlage entlang der Grenze zu Israel, die nur an wenigen Stellen entlang der Grünen Linie führt und sich bei den größeren israelischen Siedlungsblöcken tief ins Westjordanland einschneidet. Israel begründet die an einigen Stellen als Schutzmauer ausgebildete in weiten Teilen zaunartige Sperranlage mit dem Schutz des israelischen Staatsgebiets vor radikal-islamischen arabischen Terroristen und Selbstmordattentätern. Die Palästinenser vermuten jedoch eine geplante Annexion der auch nach Ansicht eines Gutachtens des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag illegal durch die Sperranlage vom Kernland abgetrennten Gebiete.[3] Diese Anlage umfasst teilweise im Westjordanland gelegene israelische Siedlungen, die weiter ausgebaut werden, was den Eindruck einer zukünftig entlang der Sperranlage vorgesehenen Grenze verstärkt - wie bereits bei der bei Ost-Jerusalem realisierten, einseitig von Israel gezogenen Grenze mit Annexion der großen Siedlungsblöcke. Durch diesen Zaun- beziehungsweise Mauerbau werden Verkehrswege zerschnitten und Anwohner enteignet.[4] Am deutlichsten zeigt sich dies im Gebiet östlich von Jerusalem und bei Qalqiliya, wo deren Einwohner trotz großer arabischer Bevölkerungsballungen zum Schutz jüdischer Siedlungen weitgehend erschwerten Zugang zum arabischen Kernland bekommen, während die radikalislamischen und arabischen Bombenattacken, Selbstmordattentate und Raketenangriffe gegen israelisches Staatsgebiet und zivile Bürger weitergehen. Die Regierung der palästinensischen Autonomiegebiete, sowohl die Hamas als auch die Fatah, sind in diese Attentate und Raketenangriffe verstrickt.
Bevölkerung
Die Bevölkerung des Westjordanland wird je nach Quelle mit ca. 1,5[5] bis 2,3[6] Millionen Arabern und mehr als 400.000 Juden (inklusive Ost-Jerusalem) angegeben. Die arabischen Bewohner leben in Siedlungen, neben den jüdischen Bewohnern. Der arabische Bevölkerungsteil wächst vor allem durch seine hohe Geburtenrate. Nur noch ein kleiner Teil der arabischen Bevölkerung sind ehemalige Kriegsflüchtlinge, die 1947/48 aus dem heutigen Staatsgebiet Israels in dieses Gebiet flohen. Aufgrund des Alters nimmt die Zahl dieser ehemaligen Flüchtlinge stetig ab. Auch die Zahl der jüdischen Bewohner nimmt derzeit im Vergleich viel langsamer aber stetig zu[7].
Wirtschaft
- Zur Wirtschaft in den palästinensischen Autonomiegebieten: siehe unter Palästinensische Autonomiegebiete
- Zur Wirtschaft in den israelischen Siedlungen: siehe unter Israel
Verkehr
Da keine Eisenbahnen mehr existieren, findet der Gesamtverkehr auf der Straße statt. Das Westjordanland besitzt ein Straßennetz von 4.500 km, von denen 2.700 km asphaltiert sind. Es existieren zwei getrennte Straßennetze zwischen den israelischen Siedlungen einerseits und den palästinensischen Städten und Dörfern andererseits. Es gibt drei asphaltierte Flughäfen, die jedoch nicht zivil genutzt werden.
Städte
Zu Städten im Westjordanland siehe Liste der Städte in den palästinensischen Autonomiegebieten oder Orte in Palästina
Siehe auch
- Palästinensische Autonomiegebiete
- Israel
- Nahostkonflikt
- Gazastreifen
- Golanhöhen
- Sechstagekrieg
- Schovrim Schtika
- Portal:Israel und Palästina
Quellen
- ↑ Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu den Palästinensischen Gebieten
- ↑ Notwendig, legitim und provisorisch - Shimon Stein, israelischer Botschafter in Berlin zur Israelischen Sperranlage Deutschlandfunk-Interview von Hans-Joachim Wiese, 23.02.2004
- ↑ Internationaler Gerichtshof: Legal Consequences of the construction of a wall in the occupied Palestinian territory, 9. Juli 2004
- ↑ Moshe Zuckermann: Eine Mauer wird errichtet − Israel ist an einem Scheideweg angelangt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte Nr. 35-36, 9. September 2002
- ↑ Israelischer Zensus 2006 + internationale Quellen: The Million Person Gap - The Arab Population in the West Bank and Gaza 2006 [1] [2]
- ↑ Palästinensischer Census 2007: [3] p.14
- ↑ der Standard: Jüdische Siedlungen im Westjordanland wachsen weiter, 27. Oktober 2006